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Unterhaltung^ NicrtrljLbrlich ,,2n Mars frei in» Haar. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jHrlich i Mk. Einzeln« Nummer >o Hfg. Erscheint am Dienstag, vonnerrtag >u»L Sonnabend Nachmittag. 0- - AM wSchenÜich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungrblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Hemde! Md Wemdel* „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". unll Unzeigevlatt Nnieigenonnntzete bi»;» Uhr nM Dnock mit Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Vkrillu. verantwortlich M »1, Le»a«ten h. Rshie in Sro-.OßMa. Nunimer (23 Loimtag, den sy. Oktober MZ (2. Jahrgang Var Marineluflschitt „1,11" verbrannt. Der Lustkreuzer war nach 10 Uhr morgens in gewohnter Weise zu einer Versuchsfahrt aufgestiegen, an der auch die Abnahmekommission des Reichsmarineamts teilnahm, im ganzen etwa 26 bis 27 Personen. In einer H9he von etwa 200 Meter fuhr das Luftschiff über den Flug platz und dann auf den Kanal zu. Den Untenstehenden fiel es auf, daß die Motoren sehr viel Rauch entwickelten, aber niemand hat dem wohl besondere Be deutung beigelegt, als plötzlich aus der vorderen Maschinengondel eine Stich flamme helvorschoß, die sich mit wahn- witziger Geschwindigkeit verbreitete. Im Bruchteil einer Sekunde war der ganze Koloß nur noch eine Feuergarbe. Ein dump'er Knall, der kilometerweit zu hören gewesen sein muß, und der „I, II" war verschwunden. Sekundenlang hielt das Aluminiumgerüst noch in der Luft, zunächst langsam sinkend, dann aber plötzlich von der Wucht der Motoren kopfüber in die Tiefe gerissen. Schnell ist Hilfe zur Stelle aber es ist nicht viel zu irtten. Was von den Passagieren den Flammen entging, fiel dem rasenden Sturz zum Opfer; ihnen allen hat der Tod <ür immer den Mund geschlossen. Die Ueberreste des Schiffes lassen deutlich erkennen, daß es nach dem Brande senkrecht in die Tiefe gestürzt ist. Das Bild, daß sich an der Unglücksstätte dem Auge des Beschauers darbietet, ist ein schreckliches. Die Gondeln -mitsamt den schweren» viele Zentner wiegenden Motoren haben sich tief in die Erde eingewühlt. Ein penetranter Geruch von verbranter Leinwand, von Gummi und von Leichen durchdringt die Luft, so Mb es in der un- Mittelbarer Umgebung der Stätte kaum auszuhalten ist. Die Propeller der vordersten Maschinengondel sind noch fast Unversehrt» ebenso die Kardanwellen, die die Schrauben mit dem Motor verbunden haben. Die beiden mächtigen Motore waren nach einer Stunde noch glühend heiß. Den furchbarsten Anblick aber bieten die Leichen. Fast alle sind bis zur Un- kenntlichlelt verbrannt und lasseu sich nur schwer rekognoszieren. Herzzereißende Szenen spielen sich an den glühenden und rauchen den Eisenteilen ab. Die wackeren Mechaniker und Offiziere sind so.gestorben, wie sie auf ihr n Posten standen. In der vorderen Führergondel sand man die Leiche des KapitänleutnantS Freyer, des Korvetten kapitäns Behnisch und der beiden anderen Offiziere, sowie des KapilänS Glund, der vom „Luftschiffbau Zeppelin- an der Fahrt teilnahm. Kapilänleutnant Freyer hatte sich an einen Draht angeklammert und die Leder;acke über den Kops gezogen, offenbar, um sich bis zuletzt vor den Flammen zu schützen. Glund war am Körper 'völlig verkohlt. Auch,die Leiche.deS Korvetten kapitäns Behnisch ist entsetzlich verstümmelt Die Mechaniker «and man meist neben den Motoren hingestreckt auf ihren Posten, die sie in dem Augenblick innehatten, als der Tod sie ereilte. Ueber die Ursache der Katastrophe weiß man noch nichts Sichers. Nach Ansicht der Fachleute ist im Magnet» äpparat eine Fehlzündung entstanden» die entzündeten Gase drangen durch das AuS- saugrohr in den Vergaser und setzten dort das Benzin in Brand. Von hier aus pflanzte sich wahrscheinlich die Explosion m den über den Maschinengondeln an gebrachten Benzinbehälter fort und setzte die in ihm enthaltenen 2000 Kilogramm Benzin in Braud. Durch diese Explosiion wurden Lie Gaszellen entzündet; Oertliches und Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, ;8. Oktober — Aus Anlaß der Jahrhundertfeier der Schlacht bei Leipzig am 18. und 19. Oktober, sie dem deutschen Volke die Freiheit gebracht, indet auch in unserem Gotteshause heute, Sonntag den 19. d. M. eine kirchliche Fest eier statt, für die von der kirchlichen Ober- >ehörde besondere Vorlesungen, Gebete usw. lestimmt worden sind. Zu dem Tage der Jahrhundertfeier fand Sonnabend mittags, wie auswärts, so auch hier ein Festgeläut tatt und abends Einläuten des Festes. — Die am gestrigen Freitag abend unter Vorsitz des Herrn Gemeindevorstandes Richter geleitete Gemeinderatssitzung nahm unter Dunkt ,1 ^Kenntnis von einem in Leipzig stattgefundenen HochschulkursuS für Semeindebeamte, über eine Sparkassen- Revision durch die Königliche Amtehaupt- Mannschaft' wurde Mitteilung gemacht, )aß die Kasse in Ordnung befunden worden war. Beschluß des Gemeinde verbandes zur Errichtung der allgemeinen Ortskrankenkasse, daß in Ottendorf für die umliegenden Gemeinden eine Zahl- und Meldestelle eingerichtet werden soll. In genieur Seidemann in Liegau bitter um die Genehmigung zur Legung eines Kabels und Freileitungsnetzes auf den Staats straßen. Die Angelegenheit wurde dem GasverbandSauSschuß überwiesen. Nun mehr lagen dem Kollegium eine Anzahl Bausachen vor, es wird zum Teil be dingungsweise befürwortet dem Tischler meister Großmann ein Werkstättenbau, dem Köhlereibesitzer M, Menzel ein Stallbau, dem Gärtnereibesitzer Rauh der Bau von Gewächshäusern» dem Fabrikbesitzer Köckeritz er Bau eines Wohnnebengebäudes mit Autogarage, dem Gutsbesitzer Thieme der Ueberbau einer Durchfahrt, dem Fabrik besitzer Böheim Anlegung eines erhöhten Fußweges» der Firma Walther und Söhne Neubau eines Holzlagerschuppens, das Bauvorhaben derselben Firma hinsichtlich eines Sodaschuppens wird dem Bauaus schuß überwiesen, da eine andere Stellung deS Gebäudes gewünscht wird. Der Orts- veretn will zur Beseitigung der Verkehrs- störenden Ecke Radeburgerstraße einen Teil )eS Tamme'schen Grundstückes erwerben und der Gemeinde überweisen, Der Ge- meinderat nimmt das Anerbiten an und beschließt die Straßenmäßige Herstellung des Platzes. Krack au. DaS Rittergut Krackau ber Königsbrück ist an Herrn Rittergutsbesitzer Löwensohn in Sacka sür 80000 Mk. verkauft worden. Der Vorkäufer hatte dasselbe sür 105000 Mark gelaust. Mügeln. Das 12 Jahre alte Mädchen Löschner war beim Austragen von Frühstück dem Licht in ihrer Laterne zu nahe gekommen wodurch die Kleider Feuer fingen, Obwoh sofort Hilfe zugegen war, erlag das Mädchen kurze Zeit nach der Einlieferung in das Johanniter-Krankenhaus seinen schweren Ver letzungen. Borna. Ein galizischer Arbeiter war in vergangener Nacht gegen 3 Uhr in das in der Bahnhofstraße gelegene Eisenwarengeschäsl von Jjolin Leithold durch ein Parterrefenster eingrstiegen. Der patrouillierende Schutzmann Roscher gewahrte durch das Schausenster Licht und holte den Schutzmann Riedel zur Hilse herbei. Nachdem die beiden Beamten den Geschäftsinhaber geweckt hatten, übergab ihnen dieser die Ladenschlüssel. Als der Einbreche merkte, daß er ertappt war, flüchtete er nac dem Hofe zu, wurde aber von den beiden Schutzleuten und einem hinzugekommenen I Zivilisten verfolgt. Plötzlich seuerte der Ein brecher aus einem Revolver aus seine Verfolger und traf den 45 Jahre alten verheirateten Schutzmann Roscher in die Brust, wodurch dieser, tödlich getroffen, zusammenbrach und >ald darauf eine Leiche war. Der Täter, der ch Karl Korcaca nennt und 18 Jahre alt ist lammt aus Krakau (Russisch-Polen). Er wurde sestgenommen und auf die Polizeiwache edracht. Während des BormitagS war am satort eine große Menschenmenge versammelt Der Täter gestand bei seiner Vernehmung das Verbrechen ohne weiteres ein und behauptet, noch einen Komplizen, namenS Paul, gehabt zu haben Mit diesem will er sich längere Zeit in Hannover aufgehalten haben und erst am Donnerstag mit der Bahn von dort ge kommen sein. Air die Wgsren veaeagats» Malen- Dieser Artikel wutdr uns in freundlicher Weise von einem der Beteiligten, Herrn A. Herrmann, Cunnersdorf, zur Ver fügung gestellt. Wir waren immer noch nicht außer Gefahr. Ein Zug von ungefähr 80 Komitadschis kam in die Mühle, zog aber wieder ab, nicht ohne uns mit dem blanken Säbel bedroht zu haben. Gegen 10 Uhr kamen dann 10 Komitadschis in die Mühl« und brachten zwei Gefangene: den Besitzer der Mühle und den Mütrssaris Gouverneur) von Dedeagatsch. Mit diesem nahm nun der Kommandant, der ziemlich gut türkisch sprach, ein Verhör vor. Wie er sich hätte unterstehen und den Bulgaren Wider- stand entgegensetzen können; und wie er dazu käme, den Militärzug bis Kilometer 62 zu schicken, wodurch der Ort Karabunar und Monastir verbrannt seien! Ganz rnhig erklärte der Mütessarif, daß er von nichts wüßte, da er über das Militär keinen Befehl habe. Dabei saß ich aber in derselben Stube, der ich doch aus seine Anordnung den Zug selbst gefahren hatte. Fortwährend kamen während deS Verhörs Patrouillen inS Zimmer, und obgleich diese bulgarisch sprachen, verstanden wir doch soviel daß die Komitadschis sich in der Stadt nicht sicher fühlten. Sie halten Nachricht erhallen, daß ein türkisches Armeekorps von Gümüld- schlna aus Dedeagalsch marschiere. Nach Mitternacht wurde der Kommandant abgeholt da seine Gegenwart in der Stadt sehr nötsi war. An feiner Stelle nahm nun ein wilder roher Komiladschi im Sessel Platz. Der zof seinen Säbel, hielt ihn dem Mütessarif unter die Augen mit den Worten' „Da, willst du mal Türkenblut sehen?" Dann wischte er das Blut im Samtpolster des Sessels ab und zeigte nicht übel Lust, den Türken zu töten, da er nicht einsähe, wie man so lange Um- stände mit so einem Menschen mache. Gegen 3 Uhr kam der Kommandant zurück mit der Meldung, daß sie weiter müßten; doch würden sie morgen den Mütessarif von uns wieder verlangen. Als es Tag wurde, trieb uns die Neugierde hinaus, um die Verwüstungen anzusehen. Der Anblick war grauenhaft! Verbrannte Häuser, die niedergebrannte Moschee, leere Karren und Wagen, und überall daneben die Leichen der ost haufenweis umgebrachtrn Menschen. Ost gräßlich verstümmelt! Im Vorhof der Moschee zählten wir allein 21 Leichen! Die katholischen Kirchen und die Konsulate waren voll Flücht linge, die als Gefangene betrachtet wurden. Ihre Häuser waren mittlerweile ausgeplündert. Alle christlichen Häuser waren mit einem Kreuz versehen, sodaß die türkischen leicht kenntlich waren. Die einheimischen Griechen und Bulgaren hatten dieses edle Werk über nommen. Sie haben auch die Häuser aus geplündert. Die Komitadschis nahmen nur die Wertsachen, die sie leicht davontragen önnten; alles andere war Beutendes ein- mimischen Gesindels! Auf unserem Gange sahen wir auch eine Schar von ungefähr 60 Türken, von einigen komitadschis begleitet. Die Hände gefaltet, mit niedergeschlagenem Blick zogen sie aus der Stadt hinaus. Was wurde aus ihnen? Keiner kam znrück! Wir kamen an den Hasen. Gerade war ein österreichischer Lloyddampfer angekommrn und lag auf der Reede. Wir wollten warten, bis die Post ausgeliefert wäre. Da kam eine wild schreiende Menschenmenge znm Hasen gelaufen mit dem Rus: „Die Türken kommen!" Man kann sich die Erregung denken; denn wären nun die Türken wirklich eingerückt, so hätte sie der schändliche Anblick der „Komitadschi- arbeit" allerdings zur grimmen Rachewut entflammen müssen. Alles stürzte sich auf die Boote und ruderte zum Dampfer. Bald standen auch wir aus Deck. Der Kapitän sah ich etwas mißtrauisch dies bunte Gewimmel aus seinem Schiffe an, fuhr ans Land, um sich zu erkundigen, und kam mit der Antwort zurück, wir sollten nur wieder aussteigen, eS lei nicht richtig, daß die türkischen Truppen kämen. Er hatte es aber sehr eilig und wartete nicht, bis sich alle wieder ausgebootet hatten. So befanden wir unS mit einer Schar anderer Flüchtlinge auf dem fahrenden Dampfer und mußten mit nach Kavalla, da» auch schon in bulgarischen Händen war. Fünf Komitadschis hatten diese Stadt von rund 35000 Einwohnern vor einigen Tagen ein genommen! Hier sah ich nun keine besseren Bilder als in Dedeagatsch. Es wurde ungefähr nach den Gesetzen des Faustrechts regiert. Jeder bessere Türke, der einen Feind hatte wurde angeklagt, und nur di« Kläger wurden' verhört. Dann waltete der Scharfrichter seine» Amtes. Dieser war ein Armenier, der bei den Armeniermassakers in Adana im Jahre 1898 nach Bulgarien geflohen war und auf den Tag der Vergeltung gewartet hatte. 600 Türken, sagt man, soll er in dieser Zeit „hingerichtet" haben. Mit den Komitadschis waren 6000 bulgarische Soldaten zum Einziehen in Dedeagatsch bereit gewesen. Die hörten aber, daß Dschafer Pascha mit 12000 Mann sie bedrohte, und da sie keine Kanonen hatten und «ingeschlossen zu werden fürchteten, blieben sie 8 Kilometer vor der Stadt stehen, zogen sich dann aber aus anderem Wege zurück. Dschafer Pascha, der ihnen entgegengerückl war, wurde von den Dorfleuten falsch benachrichtigt, daß ein große- Bulgarrnheer nach Dedeagatsch gezogen wäre. Er bekam aus der Stadt am Abend noch ein Telegramm, daß etwa 600 Komitadschis (in Wirklichieit waren nur 180 — 200 nach Dedeagatsch gekommen) in die Stadt gedrungen feien Der Telegraphenbeamte laS darau» 6000, sodaß der türkische General den Angriff fürchtete. Dazu mag auch noch beigrtragen haben, daß auf Anraten des Metropoliten vir zur Beleuchtung der Stadt dienenden Lux- lampen am Abend abgenommrn und an den Masten der Barken im Hafen befestigt worden waren. Diese waren dann auf die Reede hinauSgrfahrrn und markierten die griechische Flotte. Auch darauf soll Dschafer Pascha yineingesallen sein. Es ist bekannt, daß er sich nachher ergab. Hätte er eS nur versucht, Dedeagalsch zu nehmen, welch wichtige Tat wäre das gewesen! Wie hätten die Bulgaren ihre Heere vor Tschataldscha verproviantieren sollen, wenn ihnen der Seeweg über Dedeagalsch nicht gehört hätte! Russisches Mehl au» Odessa habe ich dort so viel ausladen sehen. An Konstantinopel vorbei, durch die Dardanellen war es gekommen! Wie war es möglich? „Nach Alexandrien bestimmt," stand aus den Schlffspapieren. Aber es kam nur bi» Dedeagatsch!^