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WWW «WO Sonnabend, den 27. Juni 1931. Nr. 147 dal v« «»MI««»»» «m« -ex »m »»««»«« W r«» »« -» 8»^»«» v« Pr»!« «r «, »4 om» —U« «»»«.«l-OckmrM, » «»»«««»«»Ick V »» <8—Utm«,«,--«» »»Oste» is), er Nr »u w mm »rrti« V-O» ««UmmrUi, «o, ««»in» loo.sir «-Mm» »n«, «»n. LilmiIisU» st, «m»en ss Ntlchspivml». V,sr»«a-O»m», 0««'« Nr. Iw«. Oimilxti-Olrs-Ooal»! Sachs» «r. M. Die Sächsische Jn-uslrie fordert völligen Kurswechsel. Ste hat kein Vertrauen mehr zum Retchskabinett. Der Leiter -es VSF. zur Lage. Aus dem Verlauf Ler am gestrigen Donnerstag nach Chemnitz einberufenen außerordentlichen Hauptversammlung des Verbandes Sächsischer Industrieller sei folgendes mitgeteilt: Der Vorsitzende des Verbandes, Direktor. Wittke (Dres. den) erstattete ein Referat zu dem Thema „Tributlast — Staats- und Wirtschaftsführung sächsische Not". Er führte u. a. aus: . . Seit der Chemnitzer Tagung vom 23. Januar. „Sachsen braucht Arbeit" sind fünf volle Monate verflossen. Wenig hat sich gebessert, viel hat sich verschlechtert. Alles in allem ist die Lage schlimmer und die Hoffnung kleiner geworden. Sachsen braucht Arbeit und bekömmt sie nicht. L» ist zum Verzweifeln. Cs ist ein Fluch, heute Unternehmer und Arbeitgeber zu sein, da man doch weder etwas Rechte» unternehmen noch wirklich Arbeit geben kann. Wir haben am 23. Januar d. I. einen Fehler «macht. Wir haben Vertrauen bekundet, nachdem Don dem Derkehrswert von 63 000 RM. entfallen 4000 RM. auf den Grundwert, 17100 RM. auf den Gebäudewert, 24000 RM. aus die Wasserkraft und 17 900 RM. auf die Maschinen mit Zubehör. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts und der übrigen dos Grundstück betreffenden Nachweisungen, ins- besonders der Schätzungen, ist jedem gestattet (Zimmer 2). Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke sind, so weit sie zur Zeit der Eintragung des am 13. August 1930 verlautbarten Dersteigerungsvermerks aus dem Grundbuch« nicht ersichtlich waren, spätestens im Dersteigerungstermin« vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden d) Trockenkanalgebäude, bis 192V erbaut; e) Dampfschornstein; f) Heuschuppen, 1894 erbaut in Holz ausgeführt; g) Dämpfereigebäude mit TurbineNhauseinbau, 1917 erbaut, bestehend aus Erdgeschoß mit flachem Pappdach; h) Kellergebäude, gewölbt mit flachem Pappdach; t) Stallgebäude, eingeschossiges niedriges Gebäude mit flachem Dach. e) Kesselhaus, bestehend aus Erdgeschoß mit flachem Papp-«und, wenn der Gläubiger widerspricht,'glaubhaft zu machen, ach; Die Rechte sind sonst bet der Feststellung des geringsten Ge« bot» nicht zu berücksichtigen ynd bei der Verteilung des Der« steigerungserlSses dem Ansprüche des Gläubigers und den Notverordnung, die nur die Fortsetzung des neudeut- schen Parlamentarismus mit anderen Mitteln ist. . Aller, was Plan, System und Reform heißt, fehlt diesem pseudodiktatorischeu Gesetz. Wir hören hier genau den alten Leierkasten, der in dem letzten Iahrzwölft immer wieder ahgehaspelt wurde: Man nimmt, wo noch etwas ist und macht das eine Loch auf, um ein anderes zu schließen.. Die Steuern abzubauen, war ge wollt, wir haben neue Steuern. Den Verbrauch zu steigern, war bezweckt, er wird gedrosselt. Das Defizit soll gedeckt wer den und es wird erweitert durch Schrumpfung des Aufkom mens, und die Folgen aller dieser Maßnahmen, die Schlim meres abwenden wollen, sind, daß nur das Schlimmste um so sicherer kommt. Der Redner kritisierte dann die Einzelheiten der Notver ordnung und fuhr fort: Wir können oie Kapazität unserer Betriebsstätten nicht ««»»«-«», die Arbeitskräfte nicht beschäftigen und den vorhandenen großen Bedarf nicht decken, weil die Laste« zu groß sind. Mr kommen aus dem Zirkel, den eine Parlamentsmehrheit proletarischer Kapitalisten und kapitalistischer Sozialisten in jahrelanger Mißpolitik gezogen hat, nicht heraus, indem wir von Zeit zu Zeit die Löhne und die Staatsausgaben etwas senken. Hier hilft uns zunächst auch kein Hoover, kein Genf, kein Paneuropa, keine Weltkonjunktur, sondern nur deutschv Politik. Diese aber wird darin bestehen müssen, endgültig mit der bisherigen Politik zu brechen, die man auch Marxismus nennt, wobei man übrigens Karl Marx unrecht tut, da er immerhin ein Denker war. Ich sehe die Politik nicht, die mit diesem Marxismus bricht, ich sehe nur die Regierung, die ihn aus Geldmangel veredelt. Wenn wir aus dem fürchterlichen Zirkel herauswollen, so können wir einen raschen und tiefen Schnitt nicht vermeiden. Heute wird er noch freiwillig sein, morgen können uns die Verhältnisse dazu zwingen, übermorgen werden uns chaotische Zustände daran hindern. Dieser Schnitt besteht nach. meinem Ermessen darin, die Bezahlung der Arbeits losigkeit- von einer Arbeitslosenversicherung kann scharr lange nicht mehr die Rede sein — befristet abzuschaf- fen und zugleich die Zwangswirtschaft öffentlicher und privater Natur, vor allem den"Zwangslohn mit sofortiger' Gesetzeskraft aufzu heben. Sie können einwenden: Das ist Revolution! Gestatten Sie mir die Gegenfrage: Wohin führt di« heutige Politik der Notverordnung und der Arbeits losigkeit? Ich denke zu Elend, Verfall und Anarchie. So gewiß wie die Kapitalentwertung, die wir fürchten, unser Betriebskapital bereits in einem viel stärkeren Maße ange- griffen hat als es die fiktiven Ziffern der steuerlichem Bewer tung abnen lassen, so gewiß ist di« Revolution schön W Gange Sounabend, den 27. Juni 1931, vorm. 10 Uhr soll im M richtlichen Bersteigerungsraum 1 Schrankfprechapparat meist« bietend gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Der Gerichtsvollzieher de» Amtsgericht« Schneeberg. Sonnabend, den 27. Avni 1931, vorm. 9 Uhr soll in Mitt weida-Markersbach 1 Radioapparat (»Röhren, Seibt) öffent lich meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Sammelort der Bieter: Bahnhofsrest. Mittweida. 01073/31 Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Schwarzenberg. Kampfansage. Zum zweiten Male innerhalb fünf Monaten, hatte die 'Spitzenorganisation der Sächsischen Wirtschaft zu einer außer- ordentlichen Mitgliederversammlung nach Chemnitz eingeladen. Während im Januar der Kanzler und hohe sächsische Regie rungsbeamte anwesend war^««? man am ^gestrigen-Donners tag unter sich. Dieser Umstand und vor allem die Erkenntnis der Ergebnislosigkeit aller Bemühungen bei den Reichsstellen ' führte dazu, daß diesmal nicht nur der Mund gespitzt, son dern feste gepfiffen wurde. Besonders gab der Vorsitzende des Verbandes der Enttäuschung in einer Form Ausdruck, wie dies bisher öffentlich von einer solchen Stelle wohl noch nicht der Fall gewesen ist. Man kann Hrn. Direktor Wittke seine bittere und scharfe Polemik persönlich nicht verdenken, denn er mußte sich der sächsischen Industrie gegenüber als Garant für die Der- sprechungen der Neichsregierung fühlen, welche nickt gehalten worden sind. Man-atsnie-erlegung. Reichstagsabgeordneter Dr. Bellman«, de, Vertreter der Deutsche« Volkspartei für den Wahlkreis Lhem- «iü-gwicka«, hat sein Mandat aus Gesundheitsrücksichten ntedergelegt. Bon anderer Seite wird erklärt, daß ibn politische Gründe zu diese« Schritt veranlaßt haben. Dr. Bell, mann ist Syndikus und Vorstandsmitglied des Verband«» von Arbeitgeber« der Sächsische« Textilindustrie in Chemnitz und hatte sich im Wahlkampf beldnntlich scharf gegen jede» Paktieren der Partei mit der Sozialdemokratie ausge- Nj« uns risch Schluß der Rrdaktjgn yvch mitgeteilt wird, trifft es zu, daß Dr. Bellmann sein Reichstagsmandat wegen der Entwicklung der politischen Verhältnisse niedergelegt hat.-> i Nach der Kandidatenliste tritt als Nachfolger Dellmanns^ der'frühere Lehrer und jetzige Handelsvertreter Baum in Brunndöbra in den Reichstag ein. Wie aber verlautet, soll- Baum wieder in den Bolksschuldienst zurücktreten und dürft« wahrscheinlich das Mandat nicht annehmen. An seine Stell« würde dann Studiendirektor Dr. Tröger in Chemnitz treten,, » Mallmddi« «mMch«» ««»»»»lmach»»,«« d«r «mishaupiOannschaft mW de» . d Vttirlvvechand« Schwan«ob«ra. d« «mvawicht« i« «UL Lößnitz, Schn«e-«g md Schwärzend«^ d«r Sladlräi« sti Grünhai«, Löbnitz, N«usiädi«l md echn«w«rg, d« Finanzamt« iu Au« und Schwärzend«,. E» w«rd«u außerd«« »ervssinillchtr »«dovntmachungm d« Sladlräi« zu Au« md vchwarz«nd«ra und dw «mlsg«richl» zu Sohamgwrg«nsiadl> Verlag S. w. Vörlner, Aue, Sachse«. «« »1 »ft »L mq «4» 1» Sch—V»»«« »1« vm»l«,Mlk -WU»««» «IE» , I«n und bei der Verteilung des Der« steigerungserlSses dem Ansprüche des Gläubigers und deck übrigen Rechten nachzusetzen. Wer ein der Derstelgymna entgegenstehende« Recht hah muß vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung odemdi« einstweilige Einstellung de» Verfahrens herbeiführen, widri« grnfasis für das Recht der Dersteigerungserlös an die Stell» des versteigerten Gegenstandes tritt. Za 12/36 Schwakenberg, den 16. Juni 1931. Da» Amtsgericht. Amtliche Anzeigen. Das im Grundbuche für Mittweida Blatt 207 auf den Namen des Fabrikanten Paul Walter Malz in Mittweida i. E. eingetragene Grundstück soll am Freitag, dem 21. August 1981, vor«. 9 Uhr an der Gerichtsstelle im Wege der Zwangsvollstreckung ver steigert werden: Das Grundstück ist nach dem Flurbuche 2 Hektar 72,5 Ar groß und nach dem Derkehrswert auf 63 000 RM. geschätzt. Die Brandversicherungssumme betragt 37 950 RM.; sie ent- spricht dem Friedensbaupreis vom Jahre 1914 (8 1 des Ges. v. 18. 3. 1921, GDBl. S. 72). Das Grundstück liegt in Obermittweida t. E. im Tal der großen Mittweida trägt die Ortsl.-Nr. 93 und besteht aus fol- genden Gebäuden a) Wohn, und Holzschleifereigebäude mit Pappenfabrik und 3 Anbauten, 1892 erbaut, bestehend aus Erd-, Ober- und Dach geschoß; b) Lufttrockenschuvpen für Pappen mit Anbau, 1892 erbaut, bestehend ans Erd-, 2 Obergeschossen und Dachgeschoß mit flachem Pappdach; wir im Frühjahr 1930 in Leipzig mit zureichender Begrün- düng zu Lem Schlüsse kamen: Wir haben kein Vertrauen mehr; wir haben es verloren! So sind wir also heut« wieder da angelangt, wo wir in Leipzig standen. Aus der Chemnitzer Ianuartagung erklärte Ler Reichskanzler, keine Regie rung habe so viel gut zu machen und so viel Versäumnisse -nachzuhvien, ««nentlich im Hinblick auf. sächsische- Wirtfchafts» MckM/ WM die von ihm vertreten« Regirrung. Wir bezwei- siW die' Einsicht und Len guten Willen der Regierung nicht. Was wir bezweifel«, leugnen und bestreite», ist bloß di« Kraft der gegenwärtigen Regie rung, Einsicht und guten Willen in dem erforderlichen Maße zu betätigen. - > Der Redner gab dann einen Ueberblick über die Verhand- lungen mit der Regierung seit der Chemnitzer Januartagung, die außerordentliche Mühe und viel Verdruß gemacht hät ten. Der Redner warf dann die Frag« auf: .Laben wir wenig oder viel erreicht?"; und beantwortete sie wie folgt: „Wir haben genau das erreicht,, was unter den gegebenen Verhält, nissen von der jetzigen Regierung zu erreichen war." Im ein- zelnen schlägt manches zu Buche, heute wenig, später, mehr, im ganzen ist es nicht». Die gegenwärtige Regierung erfüllt di« Kunst de» Mögliche« nicht. Sie wartet «nd nimmt einstweilen das Geld da, wo es sich «och findet. Sie verwaltet und verteilt da» bißchen Elend, bis es einmal wieder besser wird. Bethmann-Hollweg nannte das einst gottgewollte Abhän gigkeiten. Dazu brauchen wir keine Regierung, dazu genügen Geheimräte. Die Politik ist das Schicksal. Heute steht es fest, daß wir die Reparationen nicht zahlen können, da man Zahlungen in Gold von uns verlangt, während wir nur mit Arbeit zahlen können, die keinen Kurs hat. Sin redlicher Schuldner pflegt in solche» Lagen die Zahlungen einzustellen, »nd der Derbandsvorstand hat in der bekannten Resolution beschlossen, die Regierung zu ersuchen, da« zu tun. Inzwischen hat sich «in denkwürdiges Ereignis begeben. Der Präsident der Vereinigten Staaten hat sorge- schlagen, Lie Zahlungen aus Lem Poungplan mit sofortiger Wirkung für Jahresfrist zu stunden. Dieser, Staatsmann hat di« Sache zur rechten Stunde am richtigen Zipfel angepackt. Wir atmen hörbar auf. Es ist noch nicht lange her, da atme- ten wir schon einmal leichter, nämlich, als Deutschland und Oesterreich die Zollunion abschließen wollten. Da kam Genf, und der Atem ging wieder schwächer. Täuschen wir «ns nicht, ein Jahr ist rasch herum, «nd «ao sind 1,5 Milliarde für den gefräßigen Schlnnd des Nimmersatts, der deutscher Fiskus heißt. Das Parlament und die Parlamentchen, di« Bürokraten wit- tern wieder Morgenluft, und der ganze faule Zauber neu- deutscher Herrlichkeit ersteht in äulei judilo, i« dieser Galgen- frist, wenn wir nicht aufpassen. Wie war es doch, als unter vem Jubel der Parlamentsmehrheit der Dawesplan sank und der Poungplan aufstieg? Da war eine saftige Rate aus dem Dawesplan steigeworden. Wo ist sie geblieben? Genau da, wo die 2 Milliarden sind, di« die Steuernotverordnungen von 1923 und 1924 über die Bedarfsdeckung hinaus aus der deut, schen Wirtschaftssubstanz erpreßten. Ich erinnere Sie an die Tatsache, daß die Steueraufbringung, bi« der Dawesplan der deutschen Wirtschaft aufzwang, noch immer erhoben wird. Erst vervulverte man unser Betriebskapital für die Markstabiliflerung, bann für de» Dawesplan «nd dann schließlich für die sogenannte Vsthilfe. Die Namen wechselten, aber die Steuer blieben. Unserer Re- gieruNg fehlt es nicht an Einsicht und am guten Willen, son- dern bloß am Willen schlechthin. Den Beweis liefert di« ne ue Auch sachlich waren die Ausführungen des Vorsitzenden nach jeder Hinsicht berechtigt. Seiner Kritik der Notverord. nung ist ohne Abstrich zuzustimmen, desgleichen seiner War nung vor der Ueberschätzung der Aktion Hoovers. Besonders beachtet wurde die energische Ablehnung, welche jedes Herum- doktern an dem Poungplan bei Herrn Wittke fand. Seine Forderung, di« Tributzahlungen selbst auf die Gefahr der Zah lungsunfähigkeit des Reiches hin restlos einzustellen, dürfte den Verantwortlichen in Berlin ebenso in den Ohren klingen Gl) wie seine Erklärung, die Regierung Brüning habe jeden An- spruch auf das Vertrauen der Wirtschaft verscherzt. Damit etzte sich der Vorsitzende des sächsischen Industriellenverbandes n offenen Gegensatz zum Reichsverband der deutschen Jn- »üstrie, dessen Präsident, der Geheimrat Duisberg von der I. G. Farbenindustrie, erst kürzlich dem Kanzler öffentlich das Vertrauen ausgesprochen hat. Die Opposition der fächsischen Industrie gegen das demo- kratischen Tendenzen huldigende Präsidium des Reichsverban- des ist gewiß erfreulich. Ebenso die Absage an die Silber- streifenpolitiker, die Fraktionen, Parlamente und den „ganzen faulen Zauber neudeutscher Staatsherrlichkeit". Es fragt sich nur, ob sie nicht zu spät kommt. Vielleicht wäre es besser ge wesen, die sächsische Industrie hätte sich schon früher gegen den Stresemannkurs gewendet, dessen Folge die heutigen Zu stande sind. G» »«»» Schrift- »ad »onluim NataM »ich« mmtaba«. öMtft-schsftsft«»« ft,, v» v-ßaltz. Sih««»«, im» Schworz«nd«rg. 84. Jahrg.