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maßgebenden Gewerbesteuergesetzen bei der Ermittelung des steuerpflichtigen Gswerbeertrages hätten abgesetzt werden können. Es soll dann, wenn ein Grundstück, für das die Hauszinssteuer abgelöst ist, bis zum 31. März 1935 ver äußert und dabei Wertzuwachssteuer fällig wird, bei der Berechnung des steuerpflichtigen Wertzuwachses der Ab- lösungsbetrag dem Erwerbspreis hinzugerechnet werden. Endlich ist bereits geltendes Recht, daß Grundstücke, für dre Hauszinssteuer abgclöst ist, zu keinen höheren Grundsteuer sätzen herangezogen werden dürfen, als nicht abgelöftc Grundstücke. Darüber hinaus kann nunmehr der Reichs- Minister der Finanzen mit Zustimmung des Reichsrats vor der nächsten Einheitsbewertung Bestimmungen darüber treffen, daß den Hauseigentümern aus der Ablösung gegen über solchen, die nicht abgelöst haben, keine steuerlichen Nachteile entstehen. Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß die Ab lösung der Hauszinssteuer in der Form, wie sie jetzt ge regelt ist, für den Hauseigentümer durchweg vorteilhaft ist. Es sind nun aber in letzter Zeit in manchen Kreisen Be fürchtungen aufgetaucht, daß die Hauszinssteuer, die soweit sie nicht abgelöst wird, nach der Verordnung vom 8. Dezem ber 1931 bis zum 31. März 1940 abgebaut werden soll, b e - reits früher ab geb aut werden könne, und daß an deren Stelle eine Mietraumsteuer trete, wodurch dann diejenigen Eigentümer, die ihre Haus zinssteuer abgelöst hätten, benachteiligt seien. Demgegen über stellt di« Reichsregierung mit allem Nachdruck fest, daß solche Befürchtungen unbegründet sind. Der ablösende Haus eigentümer braucht nicht zu befürchten, daß er später schlech ter dastehen wird, als der, der nicht abgelöst hat. MW WlWM W MmlW. Berlin, 11. Febr. Wie der Hindenburg-Ausschuß mit teilt, belaufen sich die Eintragungen für die Wahl Hinden burgs nunmehr auf 1450000. v Um die Reichspräsidentenwahl. Reichskanzler Dr. Brüning wurde am Donnerstagvor mittag 11.30 Uhr vom Reichspräsidenten zur Berichterstat tung über die Genfer Reise und die sonstigen Genfer Be sprechungen des Reichskanzlers empfangen. An den außen politischen Bericht schloß sich, wie man in Berliner politi- . scheu Kreisen als selbstverständlich annimmt, eine eingehende Aussprache zwischen Hindenburg und Brüning über-die Frage der R e i ch s p r ä s i d e n t e n w a h l und die übri gen schwebenden innerpolitischen Probleme. Dr. Brüning weilte Uber eine Stunde im Hause des Reichspräsidenten, woraus zu schließen ist, daß die Besprechungen zwischen dem Reichspräsidenten und dem Reichskanzler sehr eingehend waren. - Nähere Mitteilungen wurden über den Inhalt der Unterredung selbstverständlich nicht gemacht, doch glaubt Mqn, daß zwischen Hindenburg und Brüning völliges Ein vernehmen über die Notwendigkeit einer bal digen inne rpoli tischen Klärung besteht, Das gilt vor allem von der Frage, ob Reichspräsident von Hindenburg bereit i st, zu kandidieren. Aus dem Bescheid, den der Reichspräsident am Tage zuvor den beiden Stahlhelmführern erteilt hat, glaubt man in Berlin allgemein auf die grundsätzliche Bereitwilligkeit Hindenburgs schließen zu können. Als ihm Seldte und D u e ft e r - berg nahelegten, auf den ersten Wahlgang zu ver zichten, um dann für den zweiten Wahlgang präsentiert zu werden, hat der Reichspräsident diesen Vorschlag als indiskutabel bezeichnet. Wenn er überhaupt kandi diere, dann müsse das nach Lage der Dinge auch gleich im ersten Wahlgang geschehen. Allerdings wird der Reichs präsident seine endgültigeEntscheid ung nicht zu letzt davon abhängig machen, ob derKyffhäujerbund mit seinem verschiedentlich angekündigten Aufruf für die Hindenburg-Kandidatur heraustritt, wie es sein Vorsitzen der, General von Horn, am Mittwoch in der Unter redung mit dem Reichspräsidenten angekündigt hatte. Innerhalb des Kyffhüuserbundes sind aber gewisse Schwie rigkeiten eingetreten. Auch von deutschnationaler Seite ist auf den Kyffhäuserbund eingewirkt worden, so daß offen kundig General van Lorn-innerhalb seiner Organisation ' Das Familienküken. Roman von Irmgard Spangenberg. 2V) (Nachdruck verboten.i Wenn auch jetzt wirklich der Sommer gekommen mar und die Kirschen an. den Bäumen unter seiner Glut schnell reisten — mit Dorli wurde es nicht besser Sie wurde im Gegenteil immer blasser und trauriger. Es war ein Jammer mit dem Kind. Zwar fuhr der Baier sie an: Nimm dich zusammen, aber was half da zusammennehmen, wenn die Backen blaß wie Kohlweiß linge ftMM und hie Augen müde und trostlos? Die Mutter luchte alles Erdenkbare aus, ihrem Kinde Freude zu machen. Sie kaufte ihr ein neues Kleid nach dem apdern, ließ die neuesten Bücher ins Haus schicken, Machte schöne Wagenfahrten vor die Stadt, schleppte Schokolade und Bananen herbei und lieh lauter Leib gerichte kochen. 7 Aber was kann ein hübsches Kleid nützen, wenn man am. Morgen mit gedrücktem Gemüt aufwacht? Wenn aicht einmal die Helle Sommersonne hilft? Ach, das Kleid nimmt man mit müden Handelt und weih gar nicht einmal, öb es hübsch oder häßlich ist. Und das Buch?, Ach, schweigt doch von einem Buch. Ta mögen noch so schöne. Worts stehen — die Augen huschen darüber hinweg und die Gedanken gehen aus den Zwrschcnzeilen desto ver stimmter auf und nieder. Nein, ein neues Buch kann auch nicht helfen. Und die Bananen und die Schokolade? Dy liebe Zeit! Man würgt sie hinunter, um die Mutter nicht zu kränken, aber wenn man gefragt wird: wie schmecken., sie? fährt man zusammen: habe ich sie denn schön gegessen? Dorl<i war nur noch ein Schatten ihrer selbst Sie lächelte, wenn man sie ansprach, aber sie lachte nicht mehr. Keiner sah das so sehr wie Konrad, oer Schwager. Und um ihn war es. Jetzt mußte Dorli, daß sic ihn liebte. Wie über Nacht war es ihr zum Bewußtsein ge kommen. . Neben ihm hatte sie gestanden. Beim Gewitter neben ihm auf der Veranda. Die anderen waren im Zimmer, weil es so blitzte. Aber sie beide hatten mit Freude in die Hellen Blitze geschaut. „Wie schön das ist, Dorli," hatte der Schwager gesagt. „Wie schön," hatte sie geantwortet. Und dann war der furchtbare Blitz gekommen. Ganz nah und ganz grell Ach, sie war ja so erschrocken, daß keinen ganz leichten Stand hat, wenn er seinen Aufruf durchsetzen will. Für die Haltung der Nationalsozialisten Hin denburg gegenüber ist ein Artikel des Reichstagsabaeord- neten Goebbels sehr aufschlußreich, in dem es unter anderem heißt: „Hindenburg hat den Poungplan unterschrieben, er hat Brünings Notverordnungen verantwortet, er hat die Zwangsgesetze gegen Presse und Meinungsfreiheit mitge macht und die Üniformverbote erlassen. Die in diesen Be griffen eingeschlossene Politik muß nach dem Willen der nationalen Opposition beseitigt werden. Und geht das nicht mit Hindenburg, dann muß es eben gegenihngehen, - es sei denn, der Generalfeldmarschall entschließt sich dazu, s daß es ohne ihn gehen soll. Wir lassen uns auf keine Kom promisse mehr ein. — Nach diesen Auslastungen kann wohl ! nirgends mehr daran gezweifelt werden, daß die Natio nalsozialisten die Hindenburg-Kandidatur j unter keinen Umständen unter st ützen werden. Reichstag am 23. Februar. Die Vorlage über die Reichspräsidentenwahl. Berlin, 11. Febr. Die nächste Sitzung des Reichs tages wird am Dienstag, dem 23. Februar, um 15 Uhr, beginnen. Nach den vorläufigen Plänen steht auf der Tagesordnung die Festsetzung des Zeitpunktes der Reichs präsidentenwahl. Die Vorlage der Regierung darüber wird voraussichtlich vom Reichsinnenminister Groener begrün det werden. Daran dürste sich eine größere politische Aussprache schließen. Keine Mehrheit für die sofortige Einberufung des Auswärtigen Ausschusses. Berlin, 11. Febr. Der stellvertretende Vorsitzende des' Reichstagsausschusses für auswärtige Angelegenheiten, Scheidemann (Soz.), hat auf Grund des vor längerer Zeit von den Kommunisten gestellten Antrages auf so fortige Einberufung des Ausschusses zwecks Stellungnahme zu den Vergängen im fernen Osten die Fraktionen über ihre Haltung zu dem Antrag befragt. Nach den jetzt voll zählig vorliegenden Antworten haben außer den Antrag stellern nur die Sozialdemokraten den sofortigen Zusam mentritt des Ausschusses gewünscht. Worüber der Preiskommissar verhandelt. Der Reichskommissar für Preisüberwachung führt zur Zeit Verhandlungen über die Mineralwasser- preise, die Zündholzpreise, die Kohlenpreise in gewissen Teilen des Reiches, die Preise für einzelne Arten von Dün gemitteln, Schokoladen, Sllßwaren, Speditionspreise und Kaigebühren, Mietverträge für Reklamen und für private Telephone, Fischpreise, Milchpreise, Petroleumpreise und Versicherungsentgelte. Für die nicht mehr preisgebundenen Arznei spezialitäten hat der Reichskommissar für Preisüber wachung folgendes angeordnet: 1. Die Spanne des Groß handels ist gegenüber der vom 30. Juni 1931 um minde stens 10 Prozent zu senken, wobei ein Satz von 16 Prozent nicht unterschritten zu werden braucht. 2. Für Insulin, Sal- varjan, Sera beträgt die Eroßhandelsspanne höchstens 14 Prozent. 3. Für Klinikpackungsn beträgt die Eroßhan delsspanne höchstens 14 Prozent. Dem Deutschen Apothekerverein e. V. wird aufgegeben, eine Spezialitätentaxe herauszugeben. Bei der Errechnung ist von den Fabrikpreisen auszugehen und keine höhere als die oben angegebene Handelsspanne zu berück sichtigen. Hierauf dürfen höchstens diejenigen Sätze auf- geschlagen werden, die sich aus der neuen Fassung der amt lichen Ärzneitaxe ergeben. Die Spezialitätentaxe des Deut schen Apothekervereins muß in jeder Apotheke ausliegen. Das Reichsbanner beschwert sich bei Groener. Berlin, 11. Febr. Der Reichsbannerführer Hölter mann und der staatsparteiliche Reichstagsabgeordnete Lem mer hatten am Donnerstag eine Unterredung mit dem Reichswehrminister, in der sie über den kürzlich ergange nen Befehl Groeners Beschwerde führten. Eine weitere Unterredung in dieser Angelegenheit mit dem Reichskanz ler ist vorgesehen. Die Sozialdemokraten gegen Groener. Berlin, 11. Febr. Die sozialdemokratische Reichstags fraktion nahm am Donnerstag Berichte Dr. Breit- fcheids über die politische Lage sowie Dr. Hilfer dings über Arbeitsbeschaffungspläne entgegen. In der Aussprache spielte der bekannte Erlaß des Reichs wehrministers eine große Rolle. Die parteiamtliche Mit teilung sagt darüber: „Allgemein wurde die Zulassung der Nationalsozialisten zur Reichswehr und die beleidigende Gleichstellung des Reichsbanners mit den Urhebern der Boxheimer Dokumente auf das schärfste verurteilt." Nach längerer Aussprache über wirtschaftspolitische Fragen hat die Fraktion zwei Gesetzentwürfen zugestimmt, die sich auf die Umgestaltung der Hauszinssteuer, auf die Arbeitsbeschaffung und die Förderung des Kleinwohnungs- baues beziehen. Weitere Beschlüsse insonderheit zur Reichs präsidentenwahl sind nicht gefaßt worden, da hier der Parteivorstand zuständig ist. Aus aller Well. * Politische Schlägereien. Im Zentrum Berlins kam es am Donnerstag gegen 23 Uhr in einer von der NSDAP, veranstalteten Erwerbslosenversammlung, die in den Re- sidenz-Festsälen in der Landsberger Straße abgehalten wurde, zu schweren Zusammenstößen. Zwischen kommu nistischen Versammlungsteilnehmern und SA.-Leuten kam es zu Tätlichkeiten, die sich im Nu zu einer Saalschlacht auswuchsen. Es gab zwei Schwer- und zehn Leichtver letzte. Die Polizei nahm Verhaftungen vor. Auch auf ayderen NOTtl^.-E-werbslosenverfammlungen kam es am Don nerstagabend zu schweren Schlägereien zwischen National sozialisten und Mitgliedern der KPD. Die Polizei nahm 20 Zwangsgestellungen vor. Im ganzen wurden 30 Ver letzte in den Krankenhäusern eingeliefert. In der Haupt straße in Schöneberg wurden allein zehn Leute durch Mes serstiche verletzt. * Bankier Marcus zu sechs Monaten Gefängnis ver urteilt. In dem Prozeß gegen die Inhaber des mit einer Schuldenlast von 4 Millionen RM. zusammengebrochenen Berliner Bankhauses Marcus und Co. beantragte der Staatsanwalt gegen Bankier Max Marcus wegen Ver brechens und Vergehens gegen das Bankdepotgesetz und wegen Konkursverbrechens, sowie wegen übermäßigen Auf wandes unter Versagung mildernder Umstände drei Jahre Zucythaus. Gegen den Mitinhaber Prokurist Berthold Schreiber wurde unter Zubilligung mildernder Umstände zwei Jahre sechs Monate Gefängnis beantragt. Das Schöf fengericht Berlin-Mitte verurteilte den Bankier Max Mar cus wegen Verbrechens gegen das Bankdepotgesetz in Tateinheit mit einfachem Konkurs zu zwei Jahren sechs Monaten Gefängnis. Der Mitinhaber Prokurist Berthold Schreiber wurde zu einem Jahr sechs Monaten Gefängnis verurteilt. * Jugendliche Räuber zu Zuchthaus verurteilt. Das Schwurgericht III verurteilte wegen gemeinschaftlichen ver suchten schweren Raubes mit Todeserfolg den Arbeiter Bau mann und den Fleischer Hollmann zu je 12 Jahren Zucht haus, den Transportarbeiter Herforth zu 10 Jahren Zucht haus und den Arbeiter Voß zu 8 Jahren Zuchthaus. Die vier im Alter von 20 bis 21 Jahren stehenden Angeklagten hatten in der Portierloge eines Hauses in der Kösliner Straße einen Raubüberfall ausgeführt und dabei den 19- jährigen Willy Kirchert, die einzige Stütze seiner Mutter, getötet." * 1U5 Jahre alt — das älteste Mitglied der Deutschen Turnerschaft. In dem Westerwalddörfchen Baumbach kann heute der Landwirt Peter Schupp seinen 105. Geburtstag feiern. Schupp ist das älteste Mitglied der Deutschen Tur nerschaft. Schon als er seinen 100. Geburtstag feierte, wur den ihm vom Reichspräsidenten, der Reichsregierung und zahlreichen Vereinen und Verbänden Glückwünsche darge bracht. Schupp erfreut sich guter Gesundheit * Deutscher Dampfer mit einem Kohlcüdampfer zu sammengestoßen. In Cherbourg stieß am Donnerstag der deutsche Dampfer Orinoko mit einem Kohlendampfer zu sammen. Die Orinoko ist dabei schwer beschädigt worden, und wird voraussichtlich in das Trockendock in Cherbourg eingeschleppt und dort repariert. sie nicht wußte, was sie tat. Seinen Arm hatte sie um- klammert, ihr Gesicht an ihn gehuschelt. Da hatte er ein ganz klein wenig ihren Kopf an sich gedrückt, ein ganz klein wenig nur, nicht so, daß er es wußte. „Kleine Dorli," hatte er gesagt und sie nicht einmal dabei an gesehen. Aber ihr ging es in dieser Sekunde klar auf, daß sie ihn lieble. Als ob der Blitz so grell war, daß er ihr die Augen aufriß. Von dem Augenblick an verstand sie sich erst selber. Darum war sie so unruhig gewesen in letzter Zeit. Darum hatte sie oft geweint über die Trostlosigkeit seiner Verlobung. Darum hatte sie Johanna gehaßt! Richt, weil er ihr gehörte — ach nein, sie gönnte Johanna alles Glück — nur, weil Johanna dies Glück nicht auskostete, daß sie so leichtfertig damit umsprang! Dorli Hollunder — wie kannst du deinen Schwager lieben? Den Mann, der deiner Schwester gehört? Den Mann, der so viel älter und klüger ist als du? Den Mann, der über dich wcgsieht, weil du in seinen Augen nichts weiter als ein Kind bist? Diese Liebe grenzt an Wahnsinn! Oder, wenn du so willst: an Verbrechen? Wie hübsch von dir, so hinter deiner Schwester deren Verlobten zu lieben! Wie ehrlich, täglich neben ihr am Tisch zu sitzen und dabei solche Gedanken im Herzen zu haben! Wie vornehm, um Konrads Ächtung zu werben, die doch nur Johanna gelten darf! Wie wundervoll edel ist das alles! Das waren Gedanken, die einem den Schlaf aus den müden Äugen rissen. Das waren Gedanken, die einem das Blut in den Adern erstarren ließen, wenn der Schwager ins Zimmer trat. Die einen weit wegtrieben, um nicht in seiner Nähe zu sein. Dorli wurde scheu und schloß eine Tür nach der an deren in ihrer Seele zu. Nur keinen wissen lassen, wie der Wurm am Herzen nagt. Nur nicht ihn. Und Johanna. Keinen. Wenn sie morgens aufstand, horchte sie erst lange an der Tür, ehe sie hinunterging. Nur nicht Johanna treffen. Erst wenn Paul sagte: Fräulein Doktor ist schon fort, huschte sie schnell an den Frühstückstisch und würgte ohne Liebe und Lust ihr Essen hinunter. Und dann wieder hin aus Oder in den Garten. Im Garten war um diese Zeit niemand Oder Besorgungen machen. Das sah nach Arbeit aus und siel keinem aus. Aber es war nur Flucht. Das konnte Dorli nicht ertragen, daß Johanna ihr etwa wie vor ein paa: Tagen ins Gesicht sah und ihr Kinn hob. Daß Dorli nicht vor ihr in die Knie gefallen war: Johanna — verachte mich nicht! Das war ihr heute noch ein Rätsel. Aber noch schlimmer als Johanna zu treffen, wai es, wenn sie Konrad sah. Wie ein Schwindel fuhr es ihr in die Knie, oft wurde sie traurig, wenn sie nur seine Stimme hörte. Konrad sah sie in letzter Zeit so forschend an. Mit seinem ruhigen, unpersönlichen Medizinerblick. Er dachte an Krankheit dabei. Aber, was es in Wirklichkeit war, ahnte er nicht. Einmal stellte er sie auf der Treppe und hielt sie fest „Dorli — was ist vir nur?" fragte er freundlich. So etwa mochte er zu seinen Kranken sprechen Und nach ihrem Puls griff er dabei. Aber sie schüttelte seine Hand ab. „Mir fehlt nichts.' Er neigte sich etwas zu ihr und sah ihr lange prüfend ins Gesicht. Schüttelte dann den Kops „Du mußt fort." Ja — fort wollte sie am liebsten Gleich morgen! Heute! Sofort! So weit und so lange wie möglich! Nur aus diesem entsetzliche« Leben fort Aus dem Haus aus der Stadt! „Ach ja, hilf mir fort!" flehte sie Konrad an Da wurde er wieder unsicher. Öfter als bisher ruhte von jetzt an sein fragende: Blick auf ihr. Er war vielleicht der einzige im Hause, de: dem Kern ihres Leidens am nächsten kam. Aber er dachte an Hubbi Kußmaul. Ein bißchen verbitterte iyn das gegen sie. Er war weniger freundlich, als er es wollte Aber er beobachtete sie, spürte ihr ein wenig nach Wenn sie im Zimmer war, konnte sie gewiß sein, daß seine grauen Augen aus sie gerichtet waren Wenn sie schweigend dabeisaß, während die anderen sich unterhielten, fühlte sie. daß er sie mit den Blicken zwingen wollte, mit den anderen zu sprechen Stand sie aus, wußte sie, daß er sie ansah, und wenn sie das Zimmer verließ, folgten ihr seine Augen bis zur Tür. Als er einmal die Rede daraus brachte, Dorli aufs Land zu geben, erschrak er vor der Heftigkeit ihrer Ab wehr „Nicht aufs Land! O nein, um s Himmels willen, nur nicht anfs Land!" Sie rang die Hände verzweifelt, die noch recht Kinder hände Ovaren, wie Konrad ruhig feststellte. Dann brach sie in Schluchzen aus und lief hinaus. iForNeyunp roi^r: >