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zwei Lager gespalten, von denen das eine für und das andere gegen die Regierung stimmte. Es ist jedoch möglich, daß im vorliegenden Ausnahmefall die Abstimmungs disziplin verlangt wird. Die Fraktion wird heute darüber beschließen. Einem Linkskabinett stehen zur Zeit großeSchwierigkeiten in der Kammer gegenüber, in der immer noch eine Rechtsmehrheit besteht. Die gemäßigten Elemente der beiden Häuser sprechen daher viel von einer llebergangsregierung, der lediglich die Aufgabe zufallen wird, für eine beschleunigte Ausschrei bung der Wahlen zu sorgen, damit das Land selbst entscheiden kann. Fest steht, daß der Dienstag ein Eroßka mpf tag sein wird. Außer dem Jnterpellations- antrag Peyronnets, sind bisher keine weiteren Anträge ge stellt worden. Japanischer Sturmangriff auf Wusung abgeschlagen. 1380 Japaner gefangen genommen. Moskau, 15. Februar. Die Telegraphenagentur der Sowjetunion meldet, daß der japanische Angriff gegen Wu sung heute abgeschlagen wurde. Die japanischen Truppen, die nach schwerer Artillerievorbereitung und Vernebelung versuchten, die Forts zu stürmen, wurden von den Chinesen mit starkem Artillerie- und Maschinengewehrfeuer empfan gen. Es gelang den Chinesen, 1300 japanische Soldaten und Offiziere abzuschneiden und gefangen zu nehmen. Der Füh rer der japanischen Sturmkolonne erschoß sich bei der Ent waffnung selbst. Die Japaner setzten ihre Sturmangriffe fort. 17 japanische Schiffe nahmen an der Beschießung teil. Amerikanischer Konsul von Japanern mißhandelt. Schanghai, 15. Februar. Der amerikanische Vizekon - s u l Ri n g w a l l, der in der internationalen Niederlassung eine Amerikanerin sicherheitshalber begleitete, wurde von Japanern angegriffen, schwer mißhandelt und mehrfach verletzt. Auch seine Begleiterin wurde angegriffen. Der amerikanische Generalkonsul hat bei den japanischen Be hörden einen scharfen Protest eingelegt und ist vom ameri kanischen Staatsdepartement aufgefordert worden, ausführ lich nach Washington zu berichten. Grubenbrand in Oftoberfchlesien. Kattowitz, 14. Februar. Seit Sonnabend wütet im Pochhammer-Flöz des Gotthardschachtes in Orcegow, un weit der neuen Grenze, ein Grubcnbrand. Obwohl das Vorhandensein von Brandgasen bereits vor etwa vier zehn Tagen festgestellt wurde und deshalb alle Vorsichts maßnahmen ergriffen worden sind, kam es auf noch un geklärte Weise zur Entzündung der Gase. Im Augenblick schlugen hohe Flammen aus der Schachtöffnung heraus und zerstörten einen Teil des Fördergerüstes. Es gelang dann aber bald, die Schachtöffnung zu schließen. Da auch die Wetterführung eingestellt und damit dem Feuer die Luftzufuhr abgeschnitten ist, hofft man, daß ein wei teres Umsichgreifen des Brandes vermieden werde» kann. Immerhin dürfte es noch viele Tage dauern, bis das Feuer vollständig erstickt ist. Die Wasserhaltung der Grube ist durch rechtzeitige Maßnahmen gesichert, so daß ein Er saufen der Stollen nicht zu befürchten ist. Auch die Spreng stofflager sind so gesichert, daß die Gefahr einer Explosion nicht bestehen dürfte. Die Belegschaft war bei Ausbruch des Brandes bereits ausgefahren, so daß Menschenleben nicht in Gefahr gerieten. Bei den Löscharbeiten haben zwei Mann Brandwunden erlitten. Der Sachschaden über Tage wird aus 50000 bis 60000 Zloth geschätzt; in welchem Umfange unter Tage Schaden entstanden ist, läßt sich noch nicht übersehen. Die Gesamtbelegschaft von etwa 1360 Mann wird voraussichtlich mindestens vier zehn Tage feiern müssen. Ein zweiter Erubenbrand. — Ein Toter, sechs Verletzte. Kattowitz, 15. Februar. Wie am Sonnabend auf dem Eotthardschaft in Oregor, so entstand gestern auf dem Nickischschacht in der Eieschegrube in Janow ein großer Grubenbrand. Seit etwa vierzehn Tagen war man mit der Abdämmung eines örtlichen Brandfeldes beschäf tigt. Plötzlich entstand infolge der entwickelten Gase eine Explosion, die den Branddamm vollkommen zerstörte. Die dort beschäftigten vierzehn Arbeiter wurden fortgeschleu dert. Hierbei wurde ein Bergmann auf der Stelle getötet. Der Steiger wurde schwer und fünf weitere Bergleute leichter verletzt. Es wurde in aller Eile ein neuer Damm er richtet, um den Brand zu lokalisieren. Bombenanschlag auf den Schnellzug Rom—Paris. Paris, 15. Februar. Auf den internationalen Schnell zug Rom—Paris wurde am Sonntag abend in der Nähe von Marseille ein Bombenanschlag verübt, bei dem jedoch wie durch ein Wunder nur drei Reisende unwesentliche Ver letzungen davontrugen. — Der Zug, der nur aus Wagen erster Klasse zusammengesetzt war, befand sich gerade auf einer kurzen Ueberführung, als plötzlich eine weithin hörbare Explosion erfolgte. Die Lokomotive mit Tender löste sich vom Zug, und die drei ersten Wagen stürzten eine etwa acht Meter hohe Böschung hinunter. Die Dunkelheit trug noch zu der allgemeinen Panik unter den Reisenden bei und man glaubte an eine schwere Katastrophe. Zur allgemeinen Ueberraschung konnte man jedoch recht bald feststellen, daß nur drei Reisende unwesentliche Quetschungen davon getragen hatten. Die Untersuchung hat einwandfrei ergeben, daß es sich um einen Bombenanschlag handelt. Die Schienen sind an der Unfallstelle stark verbogen. Stücke von ihnen wurden mehrere hundert Meter weit fortgeschleudert und sogar die Plattform der Lokomotive hat sich stark gewölbt. Man erinnert daran, daß erst vor wenigen Tagen fast a n der gleichen Stelle ein Anschlag auf den selben Zug verübt wurde, bei dem der Zugführer im Postwagen überfallen und beraubt wurde. Man nimmt an, daß es sich entweder um einen.Raubanschlag oder um die Tat extremer Elemente handelt. Aus aller Well. * 70 ehemalige englische Militärflieger wolle» ans chinesischer Seite mitkämpfc». In großer Aufmachung weiß Sundah-Cronicle zu berichten, daß zur Zeit von privater Seite eine Gruppe von etwa 70 früheren eng lischen Militärfliegern zusammengestellt werde, die sich mit drei Flugzeuggeschwadern den chinesischen Luftstreit kräften anzuschließen beabsichtigt. Dieses Vorhaben wurde von einer englischen Flugzeugfinna unterstützt, die die nötigen Bomben- und Kampfflugzeuge, die mit zwei Ma schinengewehren ausgerüstet würden, zur Verfügung stelle. Ein gewisser Mr. Harding habe die Leitung des Unter nehmens in die Hand genommen und dem Blatt in einer Unterredung mitgeteilt, daß er in der nächsten Woche zu den nötigen Vorverhandlungen, die bereits mit den chine sischen Stellen in London eingeleitet worden seien, nach China absahren werde. Anschließend bringt das Blatt eine Unterredung mit dem Kriegsminister, der sich dahin gehend äußert, daß ein solches Unternehmen das Kriegs- miuisterium nicht berühre, und die Angelegenheit vom Staatsanwalt aufgegriffen werden müsse. * Starker Sturm im Schwarzen Meer. — Neun Fischerboote vermißt. Nach einer Meldung aus Seba- stobol herrscht dort seit zwei Tagen starker Sturm. Die Schiffahrtsverbindungen zwischen Sebastopol und den an deren Häfen sind unterbrochen. Das Familienküken. Roman von Irmgard Spangenberg. 90, (Nachdruck verboten.! Als Konrad Dorli sah, fragte er geradeheraus: „Wo ist dieser Hubbi Kußmaul zu finden?" Sie wurde rot und sah weg. „Nirgends." „Willst du dich nicht näher erklären?" Ganz hart und sachlich klang seine Stimme und doch war er außer sich vor Empörung. „Hubbi ist fort." „Aus der Stadt?" „Wie du es nennen willst. Meinetwegen aus der Stadt. Ja. Sie sind alle fort." „Weggezogen?" „Sie waren nur auf Gastrolle hier." Konrad fühlte, daß seine Geduld zu Ende ging. „Wo ist er jetzt?" „Weiß nicht." Sie kam nahe an ihn heran und sah ihm fest in die Äugen. „Sag' nie mehr ein Wort von dem! Der ist tot Den hat es nie gegeben." Konrad sah sie verständnislos an. Warum betonte sie das so? . ' „Den hat es nie gegeben —wiederholte Dorli lang em, „das ist alles aus." Das klang bestimmt. So bestimmt, daß kein Zweifel uiehr war: dieser Hubbi hatte abgewirtschaftet. Und doch blieb der Stachel zurück. Dorli trauerte ihm nach. Trauerte ihm so nach, daß >>e elend und krank wurde. Er sagte sich mehr als einmal, daß das ihn doch nichts anging. Aber gebiete einer seinen Gedanken. Konras, ?uein Junge, du kannst doch nicht erwarten, daß sie in ihrem Schwager den einzigen Mann auf der Welt steht. He, das wäre dir gar nicht unlieb, wenn sie zu dir auf- blickte wie zu einen« Helden? Das klänge allerliebst aus ihrem Munde: Konrad, du bist der Klügste und Beste! So einen wie du, ja, wenn ich so einen wie dich fände! Ja, mein Bester — wenn es deine Johanna wäre, deine Braut, die einem Hubbi nachjammerte — dann hättest du freilich alle Ursache, das als Stachel zu empfinden. Aber Dorli? Aber es tat doch verflucht weh, wenn das Kind einen immer nur mit „Schwager" anredete. Das klang aus ihrem Munde wie eine Beleidigung. Darin lag etwas wie: bleib" mir vom Leibe, ou Fremdling. O ja, das hatte man ganz genau bemerkt, daß man jetzt nur noch der „Schwager" war und nicht mehr „Konrad". Man merkte überhaupt alles! Wenn man in die Tür kam — wupp — ging die gegenüberliegende zu. Mit Krach und Knall. Wenn man sich in der Veranda traf, war immer Ge fahr, daß die liebe Schwägerin sich über die Brüstung schwang und unten im Garten zerschellte! Und ver Haß in den Augen — der Haß! Himmel und Hölle — es war wie ein Narrenhaus, das liebe Haus Hollunder. Und man hatte doch alles Gute gewollt! Mit Johanna war es nicht viel besser. „Aber Konrad, bitte," hieß es, wenn man nur einen Anflug von Wärme oder Zärtlichkeit zeigte. Und wie das klang! Nicht weit anders als etwa: du gemeiner Lump, du Ekel, du Ver brecher! Wenn Johanna nur ins Zimmer kam, wehte eine Eiseskälte vor ihr her. Wenn sie ihren Verlobten ansah, war sie nicht um einen Schein freundlicher, als wenn sie irgendeinen Raufbold aus der Poliklinik betrachtete. Na, ja: die gemeinsame Klinik. Was wollte man mehr? Zur gemeinsamen Klinik reichte dieses Verhältnis immerhin aus. Aber — potztausend — man war doch nicht nur Mediziner! Man hatte doch nebenher auch noch oas bißchen Recht, ein Mensch zu sein! Konrad war tief verstimmt. Gleich morgens, wenn er das Haus seiner Braut betrat, fing der Verdruß an. Oben auf der Treppe huschte etwas: Dorli. Linksumkehrt in ihr Zimmer. Weg. Futsch. Und dann so weiter. Johanna kaltes: Guten Morgen, Konrad. Und dann gleich medizinische Fachsimpeleien. Was nützte einem da die herzliche Freundlichkeit des alten Hollunder? Und was die liebevolle Fürsorge der Schwiegermutter? Wütend war er, gleich morgens, nach dem er kaum fünf Minuten im Hause war, schon fuchs- teufelswütend. Da blieb es denn nicht aus, daß er ebenfalls seine Art und Weise um mehrere Grad hinunterschraubte. Er wurde wortkarg, gab nur eben Auskunft, wenn es ver langt wurde, und schwieg im übrigen verzweifelt in sich hinein Dorli war krank. Sie Haie Fieber. Das wußte zuerst das Hausmädchen, die Dorli weckte. „Ich komme nicht zum Frühstück, Minna — mir ist so schlecht." Als zweite erfuhr die Justizrätin diese wenig erfreu- liche Tatsache. Aach der großen Abrüstungsrede des Reichs kanzlers in Eens. Aussprache des Kanzlers Dr. Brüning mit dein englischen Exminister Henderson (links), dein Präsidenten der Genfer Abrüstungs konferenz. Die zwei Tage, die der Reichskanzler in Eens verbrachte, umfaßten ein außerordentlich um fangreiches Programm. Im Mittelpunkt stand die große Rede des Kanzlers vor der Abrüstungskonferenz. Besprechungen mit einer langen Reihe führender ausländischer Politiker schlossen sich an. Zur Brandkatastrophe des rumänischen Klosters Turnu. Das alte rumänische Kloster Turnu (bei Pitesti), das mit zahlreichen wertvollen alten Handschriften und Dokumenten ein Opfer der Flammen wurde. UMMWWW^ Aber, va Vie Justizrätin noch im Bett lag, schickte sie Minna zu Johanna, damit sie nach vein Kinde sähe. So erfuhr Johanna es als dritte. Also Dorli war wirklich krank. Sie lag mit fiebrigen Augen und fühlte sich sehr übel. An Aufstehen konnte sie gar nicht denken. Johanna kam in ihrem weißen Leinenkittel, ganz richtig wie ein Arzt, den man bezahlt. Sie setzte sich auch ebenso richtig ans Bett und sah die kleine Schwester lange an. „Was fehlt dir, Kind?" „Das sollst du mir doch sagen!" tadelte Dorli. „Mir ist übel. Nichts weiter, aber das gründlich." „Ist es denn der Magen?" „Das mußt du doch wissen!" Johanna biß sich auf die Lippen und begann, Dorli umständlich zu untersuchen. Sie horchte und klopfte. Schüttelte den Kopf und be gann noch einmal von vorn mit dem Klopfen. Sie konnte nichts finden. Die Zunge sah allerdings miserabel aus und das Fieber war auch nicht zu übersehen — aber fin den konnte Johanna den Grund nicht. Sie wurde nervös. Sie war überhaupt in den letzten Tagen viel mehr zerstreut, als sie es verantworten konnte als Mensch und Ärztin. Konrad war seit ein paar Tagen nicht mehr gekommen. Warum nicht? Maulte er mit ihr? Nur ganz kurz ain Telephon hatten sie sich unter halten. Er habe keine Zeit und so. Aber Johanna wußte: er war ihr böse. Sie hielt abwesend noch immer Dorlis Handgelenk. Dorli ruckte ein wenig. „Man los," ermunterte sie, „dauert das immer so lange bei dir? Da kriegen deine Patienten ja Angst vor den Kosten, wenn du so viel Zeit vertrödelst!" »Ja, ja," sagte Johanna zerstreut. „Zieh' dich nur wieder an." „Und was fehlt mir?" Johanna mußte zugeben, daß sie das heute noch nicht sagen könne. Morgen aber sicher. Dorli lachte. „Morgen bin ich gesund!" Aber sie war am nächsten Tag auch noch nicht besser. Der Vater runzelte die Stirn über die Ergebnislosigkeit der Untersuchung und Johanna fühlte, daß man ihr Vor würfe machte. Schon vor Konrad war es ihr peinlich. Das war noch ihr einziger Trost, daß der wenigstens nicht gerade kam. Sonst hätten die beunruhigten Eltern ihn am Ende noch mit herangezogen. (Fortsetzung folgt.)