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Aus aller Welt. * Der Feuerüberfall auf Nationalsozialisten in Berlin- Reinickendorf. Zu dem kommunistischen Feuerüberfall auf Nationalsozialisten werden noch folgende Einzelheiten be kannt: Die Nationalsozialisten kehrten am Montagabend von einer Versammlung heim, als sie in der Nähe der Laubenkolonie Felseneck in Berlin-Reinickendorf plötzlich beschossen wurden Es entspann sich ein regelrechter Kampf, in dessen Verlaus der der NSDAP, angehörige Professor Schwarz erstochen wurde. Ein kommunistischer Arbeiter erhielt tödliche Schüsse in Kops und Brust. Mehrere Personen, darunter auch zwei Polizeibeamte, wurden schwer verletzt. Die politische Polizei hat festgestellt, daß es sich um einen planmäßig vorbereiteten kommunistischen An griff handelte. * Blutiger Rotsrontüberfall in Essen. — Ein Natio nalsozialist tot, vier verwundet. In Essen überfielen meh rere Kommunisten eine Gruppe von Nationalsozialisten. Der 21 Jahre alte Nationalsozialist Arnold Guse wurde durch einen Schutz in die Lunge getötet. Vier Personen wurden verletzt, darunter eine ältere Frau und ihr Sohn, der der NSDAP, angehört Eine Anzahl Personen ist fest- genommen worden. * Neue Störung eines Dehnkollegs. Während Profes sor Dehn am Dienstag sein Kolleg über Homiletik hielt, wurden vor dem Hörsaal Knallfrösche zur Explosion ge bracht. Professor Dehn ließ sich jedoch dadurch nicht stören und setzte seine Vorlesung fort. Es gelang, als den Ur heber einen jungen Theologen zu ermitteln. Im Hörsaal selbst war versucht worden, die Vorlesung durch Streuen von Nießpnlver zu stören. * Riesige Heringsschwärme vor der Elbmündung. Aus Cuxhaven wird gemeldet: Hiesige Fischer, die mit großen Heringsfängen eintrafen, berichten über riesige Herings schwärme, die seit Ende vergangener Woche vor der Elbe stehen. Nach der Schilderung der Fischer sind die Schwärme teilweise so stark gewesen, daß es unmöglich war, mit den Netzen hindurchzukommen . * Das Rätsel im Falle Cromm gelöst. — Einem Ver brechen zum Opfer gefallen. Aus Düsseldorf wird berichtet: In der Nacht zum 24. November wurde — wie seinerzeit berichtet — der Kraftwagen des in Burscheid wohnenden Kaufmannes Fritz Cromm kurz vor Benrath brennend aufgefunden. Von Cromm, der kurz vorher seine Braut besucht hatte, fehlte jede Spur. Die Annahme, daß er einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist, hat sich jetzt bestätigt. Seine Leiche wurde vom Rhein in Düsseldorf angetrieben. Nach den polizeilichen Feststellungen befan den sich an der Leiche noch Strickreste, so daß angenommen wird, daß sie, mit Gegenständen beschwert, in den Rhein geworfen worden ist. Offenbar sind die Stricke im Wasser gerissen. Die Leichenöffnung hat ergeben, daß Cromm er drosselt worden ist, und daß die Kopfverletzungen, die die Leiche aufweist, dem Opfer noch zu Lebzeiten'beigebracht worden sind. * Tragischer Ausgang einer Verbrecherjagd. Einen tragischen Ausgang nahm am Dienstagabend in Schwerin eine Verbrecherjagd. Ein von auswärts stammender Mann in mittleren Jahren wurde von der Kriminalpolizei wegen eines Fahrraddiebstahls verfolgt. In der Elisabethstratze gelang es einem Schutzmann, den Flüchtigen zu halten. Im selben Augenblick zog der Fahrraddieb einen Revolver, ritz sich von seinem Verfolger los und lief davon. Durch meh rere Straßen bis zum Kreuzgang am Dom ging die wilde Jagd. Plötzlich hörte man vom Kreuzgang her zwei Schüsse. Der Flüchtige hatte dort den Arbeiter Franz Swientkowiak aus Hamborn, der sich ihm entgegengestellt hatte, durch einen Revolverschutz niedergestreckt. Unmittelbar darauf beging er Selbstmord. Der Zustand des Swientkowiak ist hoff nungslos. * Festnahme einer internationalen Einbrecher- und Hehlerbande. Die Berliner Kriminalpolizei verhaftete drei internationale Einbrecher, die mit österreichischen, russi schen und luxemburgischen Pässen versehen waren, in dem Augenblick, als sie einen Betrag von 25 000 Pengö unter einander aufteilten. Zur endgültigen Feststellung der Per sonalien der Verhafteten, die sich Moritz Grünstein, Mau rice Hoffmann und Gerschmann nennen, hat sich der Ber liner Erkennungsdienst mit sämtlichen ausländischen Po lizeibehörden in Verbindung gesetzt. Weiter wurden zwei Personen namens Bohrmer und Eichberg festgenommen, die mit dem Einbruch beim Finanzamt Wen am 15. Oktober 1981 in Verbindung stehen, bei dem für 350000 Mark Wertmarken erbeutet wurden. Bei einem gleichzeitig Fest- genommcnen, als internationalen Kassendieb und Hehler bekannten Kaufmann Pfeifenkopf aus Warschau wurden für 100 000 Mark Wertmarken gefunden. * Ei» Unglück kommt selten allein. Aus Amsterdam wird gedrahtet: Eine seltene Verkettung von Unglücksfällen war am letzten Sonntag in der Gemeinde Noorden zu ver zeichnen. Ein Betrunkener war in einen Kanal gestürzt, konnte jedoch bald aufgefischt werden. Da er bewußtlos war, sollten der Arzt und ein Geistlicher herbeigerufen werden. Der Ortsarzt war aber krank, so daß man den Arzt eines Nachbarortes verständigte.. Anstelle des Orts geistlichen, der abwesend war, wurde ein in Noorden aus Britisch-Jndien zu Besuch weilender Missionar verständigt. Arzt und Geistlicher begaben sich im Kraftwagen an die Unfallstätte. In Noorden begegneten sich die beiden Wa gen, wobei der Kraftwagen des Missionars erst gegen einen Telefonmnst und dann gegen den Wagen des Arztes fuhr, in dem dieser mit drei Söhnen saß. Infolge des Zusammenstoßes fuhr das Arztauto in einen Kanals der Arzt und seine drei Söhne konnten sich jedoch retten. Schlimmer erging es dem Missionar, oer Schnittwunden an Gesicht und Händen sowie innere Verletzungen erlitt, so daß er seine für Dienstag angesetzte Rückreise nach Britisch-Jndien aufschieben mußte. Inzwischen war her Betrunkene wieder ^zum Bewußtsein gekommen, ohne die Hilfe eines Arztes in Anspruch nehmen zu müssen. * Furchtbares Autobusunglück Lei Batavia. — Siebe» Tote, zwölf Verletzte. Nach Meldungen aus Batavia wurde in der Nähe der Stadt ein Autobus, der Hch auf der Fahrt von Bantam nach Batavia befand, an einem Eisenbahn übergang von einem Zuge erfaßt und etwa 500 Meter weit mitgeschleift. Auf einer Brücke stürzte der vordere Teil des Autobusses über das Brückengeländer in einen Fluß, während der Hintere Teil zwischen Zug und Gelän der eingeklemmt wurde. Von den Insassen des Auto busses wurden sieben getötet und zwölf verletzt. * Die Fensterscheiben der Britischen Botschaft in Tokio von Indern eingeworfen. Die Fensterscheiben der Britischen Botschaft in Tokio wurden am Dienstag von vierzehn In dern eingeworfen, die auch in die Kanzlei eindrangen und dort schweren Sachschaden anrichteten. Sie protestierten gegen die Festnahme Gandhis und wollten den Botschafter sprechen. Der Botschafter, der den Empfang ablehnte, be nachrichtigte die Polizei, die jedoch nur vier Inder festneh men konnte, während die anderen spurlos verschwanden. * Jugendfeindliche Ausschreitungen in Moskau. Am Dienstag kam es in der Fabrik „Rote Fackel" in Moskau zu Zusammenstößen zwischen jüdischen Arbeitern und einer Gruppe Kommunisten, die die Entfernung der jüdischen Ar beiter verlangten. Ein jüdischer Arbeiter wurde mißhan delt und mußte ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die OGPU. hat zahlreiche Verhaftungen vorgenommen. gemacht. Krupp mutz 4ÜVV Hüttenarbeiter entlassen, den Auftragsmangels vorläufig stillgelegt Die Friedrich-Alfred-Hütte in Rheinhausen worden ist. Ueber 4000 Hüttenarbeiter wer- gegenüber von Duisburg, die von der ven durch diese Betriebseinstelluug brotlos Friedrich-Klupp-A.-E. infolge des zunehmen- Aus dieser Moschee verschwand eine öüttjährige Koran-Handschrift. Die berühmte Omar-Moschee in Jerusalem, die sich an der Stelle des alten salomonischen Tempels befindet. In der Omar-Moschee in Jerusalem entdeckte man jetzt das Fehlen eines Bandes der ältesten und kostbarsten Koranhandschrift. Die verschwundene Hand schrift, die einer Reihe von 35 Bänden an gehört, ist auf Gazellenhaut geschrieben und weist das stattliche Alter von mehr als 800 Jahren auf. Das FamilienMen. Roman von Irmgard Spangenberg. 10) (Nachdruck verboten.) Dorli sprang aus dem Bett und lies ans Fenster Unten aus dem Tulpenbeel, genau wie gestern, ragte der steile, borstige Schwanz hervor Unbeweglich, heraus fordernd, gekränkt. Dorli neigte sich weit hinaus und sah hinunter. Da sah sie, daß aus dem Fenster unter ihrem Zimmer Jo- Hannas Kopf herausfuhr. „Das ist euer Kater, Johanna," ries Dorli leise, um die Eltern nicht zu wecken. „Man müßte euch anzeigen für diesen ruhestörenden Lärm!" Johanna wandte das blasse Gesicht nach oben. „Sei du lieber bescheiden," sagte sie ärgerlich, „oder geh' hinunter und greif' ihn!" Dorli lachte. „Warum? Dem ist ganz wohl so. Siehst du, wie er den Schwanz hochhält?" „Du solltest dich schämen," ries Johanna empört „Du weißt wohl gar nicht, was du Konrad damit angetan hast. Anstatt dich zu entschuldigen -" „Das soll ich auch noch? Euer Kater stört mich in meiner Nachtruhe und ich soll mich entschuldigen?" „Dorli! Pfui!" Dorli sah sorgenvoll in den Garten. „Ich glaube, er amüsiert sich schon über uns — im Nachthemd hat er dich wohl auch noch nicht gesehen — oder warst du gestern schon da?" Das Fenster unten schlug zu. Man hörte dem ener gischen Ruck an, wie verstimmt Johanna war. Am nächsten Morgen sah Johanna über Dorli hin- weg. Als ob sie überhaupt nicht im Zimmer wäre. Sie sah blaß aus und hatte wieder ihre bittere Falte um den Mund. Fast fühlte Dorli etwas Reue. Sie reichte Jo- Hanna unaufgefordert die Butter hinüber, schenkte ihr Kaffee ein, was sie sonst nicht getan hatte. Johanna sah sie staunend an und schwieg. Sie lief für Johanna zum Briefkasten und sprang für sie zum Telephon, aber Johanna sagte nur kurz „danke" und nichts weiter. Der Vater wollte sich wieder totlachen über ven Kater. „Ich glaube übrigens nicht, daß eure berühmten Kon serven schädlich sind," sagte er schmunzelnd. „Warum nicht?" fragte Johanna schärfer als nötig. „Er ist noch zu gut bei Kräften!" lachte der Vater. „Oder habt ihr ihn nicht gehört über Nacht?" Johanna erhob sich endlich müde und ging wortlos fort. Das tat Dorli leid. Die ganze Geschichte tat ihr leid. Sie hätte wer weiß was dafür gegeben, wenn sie es ungeschehen hätte machen können. Sie ging in den Garten hinunter. Vielleicht wollte sie nach dem Kater ausschauen. Aber als sie die leuchtenden Tulpen auf dem Beet sah, pflückte sie einen Strauß davon. Für wen nur? dachte sie und lächelte still für sich hin. Für mich? Ach, Unsinn! Für mich pflücke ich diese Blumen ganz gewiß nicht! Für die Mutier? Nein, auch nicht für die Mutter. Und für den Vater auch nicht. Aber für wen denn? Man pflückt doch nicht einfach einen Tulpenstrauß zusammen, ohne daß man weiß, für wen? Vielleicht für Johanna? Wenn sie ihr die Blumen nun ohne viel Worte auf den Tisch legte? Ob Johanna sich freute? Oder ob sie — Dorli sah ganz erschrocken auf. Das war es! Nun wußte sie es, für wen sie hier Blumen brach. Konrad Fromm. Wie ihr nur der Name so plötzlich kam? Ach, nichts Besonderes! Dachte sie nicht seil gestern unentwegt an ihn? Verdruß hatte sie ihm gemacht. Er haßte sie nun. Sie hatte etwas gutzumachen an ihm. Gedankenvoll band sie den kleinen Frühlingsstrauß zu sammen und stieg die drei Treppen zum Laboratorium hinauf. Johanna saß an ihrem Arbeitstisch und schrieb. Dorli blieb einen Augenblick verlegen an der Tür stehen. „Johanna — was meinst du wohl? Ob ich Konrad diesen Strauß auf seinen Tisch legen kann?" Johanna sah sich nicht einmal um. „Es sind Tulpen," sagte Dorli, „was meinst du wohl?" „Natürlich kannst du ihm deine Tulpen hinlegen," war die kurze Antwort. Johanna tat, als ob sie die Sache überhaupt nichts anginge. Sie kannte ihre Schwester. Wenn sie sie fetzt um ein Bruchteilchen zu sehr beachtete, brachte Dorli es fertig, mitsamt ihrem Blumengruß ebenso schnell zu verschwinden, wie sie gekommen war. Und es freute Johanna um Konrads willen, daß Dorli es auf diese Weise wieder gutmachen wollte. Dorli legte mit einem Seufzer die Blumen auf seinen Platz. Sie wartete auf etwas. Aber Johanna hatte nicht Lust zu langen Unterhaltungen. Da wandte sich Dorli zögernd ab, und als Johanna nach einem Augenblick mit ihr sprach, war sie nicht mehr im Zimmer. Dorli war durchaus unzufrieden. Am liebsten hätte sie ihre Blumen zurückgeholt Wenn Konrad nun nichts davon wissen wollte? Wie peinlich, wenn er sagte: nimm das doch fort, was soll ich damit? Außerdem hatte sie das Gefühl, daß es mit einem Blumenstrauß noch lange nicht getan war. Ihr war recht unbehaglich zumute. — Als sie nachmittags seinen Schritt auf der Treppe hörte, ging sie leise hinter ihm her. Sie wußte selber nicht, was sie wollte. Aber sie mutzte hinterhergehen. An der Tür zum Laboratorium holte sie ihn ein. „Konrad?" fragte sie leise und legte ihre Hand auf seinen Ärmel. Er sah sie fast erschrocken an. „Du mußt mir nicht böse sein," fuhr Dorli mutig fort. Wie er so lang und unsicher vor ihr stand, tat er ihr plötz lich unsagbar leid. Warum, konnte sie sich nicht erklären. Nicht nur, weil sein Experiment durch ihre Schuld miß glückt war, auch nicht, weil sie so unartig zu ihm gewesen war. Vielleicht weit eher, weil Johanna ihn nicht so liebte, wie er es wohl erwartet hatte. „Sei nicht böse," sagte sie noch einmal, weil er nichts geantwortet hatte. „Es tut mir ja so leid. Ich hatte es gewiß nicht gewollt —" Ein wahrer Rausch von Demut und Abbitten war über sie gekommen. Ganz klein wollte sie vor ihm werden, ganz unbedeutend und klein. Aber er sah sie noch immer mit demselben fast erschrockenen Ausdruck an und verstand gar nicht, was in ihr vorging. „Aber ich bin dir doch gar nicht böse gewesen," sagte er erstaunt, „wie kommst du auf solchen Unsinn?" „Doch warst du böse," beharrte Dorli und fuhr noch einmal über seinen Ärmel. Er nahm mit einer verlegenen Bewegung ihre Hand, mehr um sie von seinem Ärmel zu lösen, als um sie zu fassen. „Es ist nett von dir, Dorli," sagte er freundlich. „Aber ich war dir ganz gewiß nicht ein bißchen böse. Du konntest ja nichts dafür. Es war doch keine Absicht." „Doch war es Absicht!" fuhr Dorli auf. „Natürlich war es Absicht." Konrad Fromm sah sie aufmerksam an. Warum lügt sie nun, dachte er befremdet, es ist ja gar nicht nötig, zu lügen! — Dorli stand mit wartenden Augen vor ihn». Irgend etwas mußte er nun sagen. Irgend etwas tun. Wenn er nur wüßte, worauf sie wartete! Sie war ihm so fremd und unwahrscheinlich in diesem Augenblick. (Fortsetzung folgt.)