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1 642 000, in der Krisenfürsorge rund 1506 000. Von der Eesamtzunahme um rund 214 000 entfielen rund 154 000 auf die Arbeitslosenversicherung, rund 60 000 auf die Kri senfürsorge. Neue Postgebühren ab 15. Januar. Wie das Reichspostministerium mitteilt, tritt die kürz lich von uns schon angekundigte Gebührensenkung der Reichspost für Fernbriefe, Fernpostkarten und Pakete am 15. Januar in Kraft. Es werden künftig erhoben: 1. für Briese im Fernverkehr bis 20 Gramm 12 Pf., über 20 bis 250 Gramm 25 Pf., über 250 bis 500 Gramm 40 Pf.; 2. für Postkarten im Fernverkehr 6 Pf.; 3. für Pakete, die in der nachfolgenden Uebersicht zusammengestellten Gebührensätze, zu denen bei Nicht abholung eine Zustellgebühr von 15 Pf. für jedes Paket hinzutritt, die auch vom Absender vorausgezahlt werden kann. Der Freimachungszwang für Postpakete wird gleich zeitig aufgehoben, für nichtfreigemachte Pakete bis 5 Kilo gramm einschließlich wird neben dem Fehlbetrag ein Ge bührenzuschlag von 10 Pf. nacherhoben. Die neuen Paket gebühren betragen im einzelnen: bis 5 Kilogramm 1. M. 0,30 y M. 0,40 3. M. 0,60 4. M. 0,60 5. M. 0,60 über 5 „ 6 „ 0,35 0,50 0,80 0,90 1,00 ,, 6 „ 7 „ 0,40 0,60 1,00 1,20 1,40 ,, r „ 8 » 0,45 0,70 1,20 1,50 1,80 ,, 8 „ 9 0,50 0,80 1,40 1,80 2,20 9 „ 10 0,55 0,90 1,60 2,10 2,60 10 „ 11 0,65 1,05 1,80 2,35 2,90 11 „ 12 0,75 1,20 2,00 2,60 3,20 12 „ 13 0,85 1,35 2,20 2,85 3,50 ,, 13 „ 14 0,95 1,50 2,40 3,10 3,80 14 »15 1,05 1,65 2,60 3,35 4,10 15 „ 16 „ 1,15 1,80 2,80 3,60 4,40 16 „ 17 1,25 1,95 3,00 3,85 4,70 17 „ 18 1,35 2,10 3,20 4,10 5,00 18 „19 1,45 2,25 3,40 4,35 5,30 19 „ 20 1,55 2,40 3,60 4,60 5,60 1. --- 1. Zone, bis 75 Kilometer. 2. ----' 2. Zone, über 75 bis 150 Kilometer. 3. ---- 3. Zone, über 150 bis 375 Kilometer. 4. --- 4. Zone, über 375 bis 750 Kilometer. 5. ----- 5. Zone, über 750 Kilometer. LmbemMg M dm KW om Mm. Der Kaiser unverletzt. Tokio, 8. Jan. Auf den Kaiser von Japan ist heute früh ein Bombenanschlag verübt worden. Der Tä ter, ein koreanischer Kommunist, wurde verhaftet. Der Kaiser blieb unverletzt, obgleich die Bombe «„mittelbar hinter seinem Wagen explodierte. Der Koreaner führte eine zweite Bombe mit sich, die er jedoch nicht mehr wer fen konnte. Die Polizei hatte Mühe, den Täter vor der erregten Menschenmenge zu schützen. Der Täter von der kommunistischen Partei Koreas angestistet. Tokio, 8. Jan. Zu dem Anschlag auf den Kaiser von Japan teilt die Polizei mit, daß der Täter ein korea nischer Kommunist sei, der von der kommn- nistischen Partei Koreas zu dem Anschlag angestiftet worden war. Die Polizei habe eine um fangreiche Untersuchung eingeleitet, die bereits greif bare Ergebnisse gezeitigt haste. — In Japan hat der Anschlag großes Aufsehen erregt. Die diplomatischen Vertretungen haben sofort der Regierung ihre Glückwünsche zu dem glücklichen Ausgang ausgesprochen. Auch von der Bevölkerung laufen bei der Regierung und im Schloß des Kaisers fortwährend Glückwünsche und Anfragen nach dem Befinden des Kaisers ein. Der Bombenwurf geschah, als der Kaiser nach Rück kehr von einer Parade gerade in das berühmte Kirchentor Sekuragemon seines Palastes einfahren wollte. Durch die Explosion der Bombe wurde nur ein Pferd der Ulanenab- teilung, die der Staatskarosse folgte, getötet. Der Täter ist ein junger Koreaner namens Tihoseho. Die Polizei fand in seinen Taschen eine zweite Bombe. Er hatte in Japan unter einem japanischen Namen gelebt. Man glaubt, daß er Mitglied einer koreanischen Ge heimorganisation ist. Der Kaiser hat während des Attentates seine Ruhe nicht verloren. Dieses ist der vierte Angriff auf das Leben des Kaisers, der noch ein junger Mann von etwa 30 Jahren ist. Aus aller Well. - Entlassung der wegen Störung des Rundfunkvortrags des Reichspräsidenten Verhafteten. Die beiden Telegraphen bauarbeiter, die unter dem Verdacht, die Radiorede des Reichspräsidenten am Silvesterabend unterbrochen zu haben, in Berlin festgenommen worden waren, sind gestern nachmittag entlassen worden, da sie ihr Alibi für die in Frage kommende Zeit einwandfrei Nachweisen konnten. " Die Notlage der Stadt Dortmund. — Eine Eingabe an die Reichs- und Staatsbehörden. Die Stadt Dortmund hat an den preußischen Minister des Innern und an eine Reihe weiterer Staats- und Reichsbehörden eine Eingabe gerichtet, in der nach einem Rückblick auf die Entwickelung seit 1925 und besonders auf die Auswirkungen der Ein gemeindungen dargelegt wird, daß die Aufwendungen für die Wohlfahrtspflege von 5,41 Mark je Kopf der Bevölke rung im Jahre 1927 auf 38,42 Mark je Kopf der Bevölke rung gestiegen sind. Das Rechnungsjahr 1931 werde trotz weiterer Einschränkungen der Ausgaben, trotz Ausschöpfung aller Einnahmemöglichkeiten, und trotz der Reichs- und Staatszuschüsse einen Haushaltfehlbetrag von rund 18 Mil lionen Mark bringen. Wenn die Stadt nicht bald aus reichende Hilfe erhalte, werde sie demnächst nicht mehr in der Lage sein, die Unterstützungen, Löhne usw. voll auszu zahlen. Im Januar werde das gesamte Steueraufkommen allein von den Wohlfahrtslasten aufgezehrt werden. * Das Hochwasser in Holland. Der Frachtdampfer „Stanvries IV", der am Dienstag abend Amsterdam in Richtung Harlingen verlassen hatte, ist auf der Zuider-See gesunken. Am Donnerstag früh würde das Wrack gefunden. Die vierköpfige Besatzung dürfte ertrunken sein. — Nach den Regenfällen der letzten Tage sind verschiedene hollän dische Flüsse weiter stark gestiegen. So erhöhte sich der Was serstand der Waal dei Nymwegen innerhalb einer Woche um über drei Meter. Die innerhalb der Deiche des Flusses gelegenen Ländereien sind fast ganz überschwemmt. Auch niedrig gelegene Straßen in und bei Nymwegen stehen zum Teil unter Wasser. Für die nächsten Tage ist mit einem weiteren Steigen des Wassers zu rechnen. Bei weiterem Steigen der Maas wird eine Ueberschwemmung der Ufer straßen in Nordbrabant und Limburg befürchtet. Die Schiffsbrücke bei Hedel mußte eingefahren werden, so daß nur noch Fährverkehr besteht. Abflauen des Sturmes im Küstengebiet. Am Mitt woch, um 15 Uhr, wurde in Hamburg noch Windstärke 6 gemessen, während von der See Stärke 7 gemeldet wird. Es scheint, daß der Sturm weiter abflauen wird. Das Hoch wasser verzeichnet einen Stand von 1,25 Meter über nor mal. 2m Hamburger Hafen sind einige Kohlenschuten ge sunken. MIU' HM MIW 1, IM !» " rm MW - Ul' MIHI" > Japans Delegierte für die Genfer Abrüstungskonferenz. Von links nach rechts: Botschafter Sato, Ge neralleutnant Matsai und Vizeadmiral Nagano. Die japanische Negierung hat jetzt ihre Dele gierten für die im Februar beginnende Ab rüstungskonferenz ernannt. Der Botschafter Japans in Brüssel, Sato, soll dort zusammen mit Generalleutnant Matsai und Vizeadmi ral Nagano die Interessen seines Landes vertreten. Japans Gefallene werden von der Mandschurei in die Heimat überführt. Ankunft der Ascheurnen gefallener japani scher Soldaten in Tokio. Gemäß der religiösen Anschauungen der Ja paner müssen alle Gefallenen in japanischer Erde bestattet werden. Infolgedessen wird die .Asche aller japanischen Opfer des Krieges in der Mandschurei in das Heimatland über führt, wo die Urnen den Angehörigen feier lich übergeben werden. Das Kamitienküken. Roman von Irmgard Spangenberg. l) (Nachdruck verboten.! „Latz doch endlich das Knipsen mit dem Gummi- band, Dorli." Dorli sah langsam auf. Prüfte die Schwester einen Augenblick mit zusammengezogenen Brauen und ließ oen kleinen Paketgummi nachlässig am Handgelenk zurückschnellen. „Johanna ist nervös," stellte sie ruhig fest und nickte dem Vater zu. Aber der zuverlässigste Beschützer hatte heute weliig Lust, seiner Jüngsten beizustehen. Mit einem Ruck warf er die Zigarre in den Aschbecher. ' „Da soll einer nicht nervös werden! Bitte, Johanna, willst du wenigstens nicht so gut sein, dich einmal klar ausznsprechen?" Johanna saß blaß und steil wie immer aus dem hochlehnigen Stuhl und machte ihr entschlossenes Gesicht. „Ich sachte, ich hätte mich klar genug ausgedrückt, Vater. Was ist denn dabei unverständlich, wenn ich sage: ich will heiraten, Doktor Fromm heiraten?" fügte sie mit Nachdruck hinzu. „Ist das etwa nicht zu ver» stehen? — Also kurz heraus: „ich habe mit Doktor Kon- "rad Fromm gesprochen." Nun fuhr aber die Mutter hoch. „Du hast? Was hast du? — Du hast doch nicht —" Johanna lachte kurz auf. „Warum soll ich denn nicht? Wir sind uns einig. Im Herbst wollen wir heiraten." Justizrat Hollunder sprang auf. „So, so. Also Fräulein Tochter hat sozusagen hinter meinem Rücken die Sache perfekt gemacht! So, so. Ganz modern. Ein Fräulein Doktor braucht natürlich Vater und Mutter nicht mehr zu achten! Das ist also sozusagen eine abgetane Sache! Sehr nett, wirklich äußerst nett. Mich wundert es nur, daß du nicht kommst: wir sind schon verheiratet." Die Mutter wollte gern etwas sagen. Sie machte den Mund auf, schwieg aber verlegen. Alberta, die so lange schweigend am Fenster gesessen hatte, sah ihre Hilflosigkeit und wollte ihr beispringen. „Vater — du mußt nicht immer gleich alles so schwer nehmen! Natürlich war das damals anders, als du um Mutter freitest! Ich kann mir das denken. Weißt du, so mit rosa Briefchen und getrockneten Kotillonsträußchen und Lavendelduft und Herzklopfen und solchem Brim borium." Sie lachte ihr weiches, lustiges Lachen. „Ruhig bleiben, Papp — ich weiß, Brimborium ist kein nettes Wort — also streichen wir es! Aber weißt du, ko ist das doch nicht mehr wie damals, als der junge Herr Rechtsanwalt Hollunder zuerst artig und sittsam bei den Ellern warb. Das weißt du. Aber du weißt ebensogut, daß du immer und immer der erste im Hause bist, auch wenn es manchmal aussieht, als ob wir nach allen Seiten ausbrechen wollten. So. Jetzt hat Johanna wieder das Wort." ,So, so. Also Fräulein Tochter Hai sozusagen hinter meinem Rücken die Sache perfekt gemacht!" Johanna legte die schmalen Hände fest ineinander. „Es ist auch gar nichts mehr zu ändern. Ich hab« mich entschieden. Konrad und ich haben alles besprochen, was zu besprechen ist." Ein wenig müde klang ihre Stimme, viel zu flau jedenfalls. „Selbstverständlich wird Konrad Fromm noch in aller Form mit dir reden, Vater. Dorli — ich bitt' dich — leg' doch das Gummi band fort! Oder geh' raus." Dorli verzog keine Miene. „Was geht dich eigentlich mein Gummiband an? Ich hab' mir Briefpapier gekauft." „Mein Gott — so geh doch." „Warum? Ich will mir das auch anhören! So was gibt es nicht alle Tage! Ein neuer Schwager! Und überhaupt für mich — später." „Dorothea!" Ganz scharf klang die Stimme des Vaters, unwahrscheinlich scharf und zornig. Dorli zuckte die Achseln. „Mam — sag du doch mal was —' Aber die kleine, schüchterne Frau Justizra: Hollunder, geborene Priester, zuckte erschrocken zusammen. „Ich? Warum ich?" Johanna fuhr fort. Sachlich und klar setzte sie alles auseinander. „Daß Doktor Fromm und ich jetzt ein Jahr zu sammen im Krankenhaus arbeiten, wißt ihr. Somit ist also von vornherein aller Zweifel ausgeschlossen, daß wir uns etwa nicht genügend kennen. Fromm ist solide. Ein Arbeitsmensch. Nicht gerade leidenschaftlich streb sam, aber wissenschaftlich durchaus auf der Hohe und praktisch nicht ohne Erfahrung. Er beschäftigt sich neben her mit Nahrungsmittelanalyse und insbesondere mit den Fortpflanzungsmöglichkeiten —" „Johanna — ich bitt' dich! Das Kind —" Johanna sah die Mutter verständnislos an. Fuhr mit einer müden Handbewegung über das hellblonde Haar und lächelte. Ein wenig wesenlos. „Ach so. Dorli. Natürlich wieder Dorli. Geh doch, Kind — hast eigentlich nichts zu tun?" Dorli reckte sich lässig. „Nichts, was nicht Zeit hätte. Mich wirst du nicht los. Ich gehöre genau so gut zum Familienrat wie Alberta." Johanna zuckte nervös zusammen. „Familienrat! Was du immer für Ausdrücke hast! Leg' das Gummiband weg!" „Warum?" „Himmel! Weil es kindisch ist, wie du damit spielst! Weil es außerdem ungesund ist, wenn du dir die Puls adern damit abschnürst — weil es . . ." „— andere so nervös macht. Natürlich," ergänzte Dorli vergnügt. „Erzähl' weiter von deinem Doktor Fromm!" Johanna sah ratlos von einem zum andern. Daß es ihr so schwer gemacht wurde, hätte sie nicht gedacht. „Konrad Fromm ist ebenso alt wie ich. Halt — nein: er ist jünger. Ein Jahr jünger. Aber das macht nichts. Ihm nicht und mir nicht. Wir wollen zusammen eine Praxis gründen. Klein anfangen. Später vielleicht eine Klinik oder ein Sanatorium oder so." (Fortsetzung folgt.)