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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend DI« .Ott.ndorirr Zeitung' erichrini Die«»» tag, Donnerrtag und Somabend. Dn B«»ug»-ds«i» wird mit Beginn « jeden Monat« bekannt gegeben. " stalle b^dere, Gewalt lKrieg od. sonst. « " Irgend weicher Störungen de« Betriebe« der » A Ze-.tnng, d. Lieferanten od. d. Beförderung»- " Einrichtungenj da! der Beziehtr keinen Än« -» sprnch auf Lieferung oder Nachlieferung der " L Zeitung »d. Rückzahlung d. Bezug-prets». « Postscheck-Ko uw Leipzig Nr. 29148. WÜ dsn Beilagen „Neue Illustrierte", »Msdr und Heim* und »Der Aobuld*. SchriftleituNg, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. GemsiAd««Gks»M. IW» Nummer Freitag, den 28 November ^930 29» Jahrgang Amtlicher Teil. Ausruf, NotvUfe i-ro. Nach dem Nothilse-Auscuf dec Staatsrrgierung ist ein Zehntel der erwerbsfähige» Bevölkerung Sachsens arbeitslos, ein Drittel deS Volkes ist auf öffentliche Hilse angewiesen, Staat, Bezirksverbände und Gemeinden mit ihren beschränkten Mitteln können dieser Massennot nur im äußersten Bedarie abhelfen. In unserer Jndustriegemcinde liegen die Verhältnisse besonders schwierig. Seit vielen Monaten, ja seit Jahren sind Familieueruährer arbeitslos und ohne auskömmlichen Verdienst. 131 Personen (130 °/g über dem Landesdurchschnitt) haben keinen Anspruch mehr aut Arbeitslosen- bezw. Krisen unterstützung und müssen aus Mitteln des Bezirksverbandes und der Gemeinde unterstützt werden. In vielen, besonders auch kinderreichen Familie» sehlt cs^au wärmenden Kleidungs stücken. Es gilt, dieser Not zu steuern. Wir richten an di« Einwohnerschaft die dringende Bitte, freiwillige Beträge zu leisten >md sie an die demnächst vor sprechenden Sammler abzulühren. Die Sammlungslisten sind amtlich abgestempelt. Die Verteilung des Ertrages erfolgt durch deu Wohlfahrtsaus schuß, dem die schlimmsten Notfälle genau bekannt sind. Gebt reichlich und schnell. Httendorf-Hkrilka, am 24. November 1930. Der Gemeinderat. Richter, Bürgermeister. Oertliches und Sächsisches. Vttcndorf-Vkrilla, am 27. November Mo. — Heute Donnerstag früh kam auf der Dresdnerstraße ein hier wohnender junger Mann dadurch schwer zu Schaden, daß er mit seinem Rade gegen ein Auto fuhr, wobei er erhebliche Verletzungen erlitt und ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. Das Fahrrad wurde stark beschädigt. — An gleicher Stelle in der hiesigen Hirschkurve, an der vor einiger Zeit ein Lastzug der Berliner Nordmark A.-G. wegen Getliebeschadens liegen bleiben mußte, blieb am Diens tag abend ein Lastzug gleicher Firma wegen Bruchs einer Antriebswelle stecken und konnte erst am nächsten Morgen nachdem die Welle ausgewechselt worden war, seine Fahrt sortsetzeu. Der Hirschberg mit seiner berüchtigten Kurve dürfte sich für die Nordmark-VerkehrS-A.-G. als ein besonders kostspieliges Stück Straße entwickeln. — Am gestrigen Mittwoch sand im Gasthof zum Hirsch eine Sitzung des Verkehrsausschusses der Eisenbahnlinie Dresden-Schwepnitz statt. Der Vorsitzende, Herr Kantor Beger, begrüßte die Erschienenen und teilte mit, daß er wegen der Einziehung des sogen. Theaterzuges mit dem Reichsbahu- dicektor Flachs Rücksprache genommen habe, leider seien setne Bemühungen erfolglos gewesen. Es soll nun nochmals ver sucht werden durch eine gewählte Abordnung mit der Reichs bahn eine Aussprache herbeizuführen und zwar in derart, daß der Zug bis nach Schwepnitz fahren soll, Schwepnitz dagegen aus einen jetzt schon bestehenden Zug verzichtet. Ein Gesuch der hiesigen Schi-Abteilung im Tv. Jahn betreffs des Früh- zuges soll weitgehendste Unterstützung finden. Bei allen anderen Zügen soll besonders mehr Rücksicht auf die Anschlüsse in Dresden genommen werden, sodaß sich Verlegungen der Ab fahrtszeiten notwendig machen. — Am Totensonntag - Nachmittag gab der „Freiwillige gemischte Kirchenchor« in hiesigen Kirche ein Konzert unter Mitwirkung der Konzertsängerin Frl. Doris Rost, des Herrn StudienrateS Mehlhose (Orgel) und einiger Mitglieder des Löhnert-Orchesters — eine Aufführung die in allen ihren; Teilen hoch befriedigte. Klangschön und klangrein (nur ans einer Stelle nicht) sang der Chor die Begräbnisszene aus? dem Liede von der Glocke, eine Totenfestkantate sür gemischten s Chor, Sopransolo und Orgel und zwei Lieder: „Ueber allen s Gipfeln ist Ruh" und „Es ist so still geworden". Der Chor, der unter seines Dirigenten Kantor Beger feilender Leitung steht, war in erfreulicher Verfassung und zeugte in vorzüglicher Weise von dem Fleiß und dem Streben seiner Mitglieder und seines zielbewußten Führers. Sehr begrüßt wurde die Mitwirkung der hier recht beliebten Konzertsängerin Frl. Dori« Rost. Sie sang tief empfunden „Sei still" v. Raff, und auch die anderen Solodarbietuugen gaben ihr' Gelegenheit zur Entfaltung ihrer schönen, durchgebildeten Stimme, die glockenklar, in hohen wie tiefen Lage» weich und wohlklingend ist. Herr Sludieural Mehlhose besorgte die Ormlbegleilung zu den Chören feinfühlig und stilsicher, und anch aus der würdigen, kunsterfnllien Ausführung des l. Satzes einer Orgelsonate von Mendelssohn-Bartholdy und eines Requiems von Müllmg ersah man sein leises Können und seine Gewaudheil in der Beherrschung seines Instrumentes. Zwei Sätze sür Streichmusik brachten willkommene Abwechslung in die Vvuragssoige: ein Largo und Grave für zwei Violinen und Orgel, sauber gespielt von den Herren Hofmann, Albert und Kantor Beger, und das Schubertsche Streichquartett „Der Tod und das Mädchen", das hier schon früher einmal von Künstlern der Staatskapelle zu Gehör gebracht wurde. Die Ausführenden Mitglieder des Löhnert-Orchesters, eiterten iüren hohen Vorbildern in anerkennenswerter Weise nach. Die gesamte Aufführung war der Würde des Tages an- gemessen, betonte neben der Beugung unter die unerbittliche Majestät des Todes vor allem auch Todesüberwindung und Himmelströstung, erweckte iu den zahlreich erschienenen, an dächtig lauschenden Zuhörern weihevolle Stimmung (die durch Schriitverlcsung und gemeinsamen Gesang noch erhöht wurde) und hinterließ sichtlich starke Eindrücke. Wirklich eine musi- kalische Feierstunde l Schauöurg-^ichtspiele. Ab Freitag rollt iu der Schau burg ein deutscher Ton- und Sprcchfilm nach dem gleich namigen Lied des dekanuten rheinischen Liederdichters und Komponisten Willi Ostermann „Das Rheinland-Mädel". Der lustigste, liebenswürdigste und unterhaltsamste aller Tou- filmel - Ein Ton- und Bildwerk, umwoben vom Zauber deutscher Poesie, der Romanlik des Studentenlebens, dem weltberühmten Original Kölnischen Karneval, so recht nach dem Herzen des großen Publikums. In beschwingtem Tempo fließt die prächtige Liebeshandlung dahin. Sie sehen den Rhein und hören seine altbekannten und dennoch ewig neuen Lieder, alle Herzen zu größter Begeisterung hinreißend. (Alles Nähere siehe dem heute beiliegenden Flugblatt.) Dresden. Die Elbe steigt. Der Fichtelberg mel dete Dienstagmorgen null Grad. Bei fallendem Barometer stand ist auch weiterhin mit Niederschlägen zu reämen. Die Elbe ist weiter gestiegen und hat Dienstag einen Pegeistand von plus 1.90 Zentimeter erreicht. Bautzen. Ueberschwemmungen. Durch die an haltenden Regengüsse der letzten Zeit stehen die Wälder am Bieleboh und Czürneboh zum Teil unter Wasser. Die Wege sind kaum passierbar und Bäche und Flüsse noch immer stark angeschwollen. Infolge des Sturmes riß zwischen Oberoderwitz und Spitzkunnersdorf ein Draht der Hochspan nungsleitung. Mehrere der benachbarten Gemeinden lagen im Dunkel. Pirna. 2000 Zander fürdieElbe. Die Fischer innung Pirna hat im Prossener Elbhafen 2000 Zandersetz linge zur Hebung des Fischbestandes der Elbe ausgesetzt. Zum Konkurs der Stadt Glashütte Glashütte. Im Konkurs der Stadtgemsinde Glashütte hat der Gläubigerausschuß dem Vorschläge des Konkursver walters auf Ausschüttung einer Abichlagsverteilung von zwölf Prozent zugestimmt. Die Ausschüttung soll am 4. Fe bruar 1931 vorgenommen werden. Radebeul. Eisenbahnfrevel. Auf den Schienen der Kleinbahn nach Moritzburg—Radeburg wurde ein schwe rer Schleufendeckel gefunden, durch den ein Personenzug ge fährdet war. Die Lokomotive schob das Hindernis zur Seite. Die Reichsbahndirektion Dresden Hat zur Ermittlung des Bahnfrevlers eine Belohnung von 200 RM ausgesetzt. Bautzen. Zahlungseinstellung Die Firma Otto Büttner, Inhaber Sigismund Laskowski. Ledergroßhand lung und technische Bedarfsartikel, ist in Zahlungsschwierig keiten geraten. Es wird ein Vergleich angestrebt: man rech net mit einer Quote von 30 bis ist Prozent. Oschatz. SkelettfUNd. Hinter einer in der Nähe des Ortes Noppen stehenden Scheune sanden Arbeiter, die mit der Herrichtung von Kartoffstfeimön beschäftigt waren, beim Auswerfen der Erde das Skelett einer erwachsenen männ lichen Person. Die Leiche muß eine ganze Reibe von Jahren dort verscharrst gelegen haben. Die Knochen, dis an Ort und Stelle von einer Kommission untersucht wurden, brachte man -uk weiteren Untersuchung nach Leipzig. Freiberg. Zn der Reitbahngafse fand man das Ehe paar Thielemann mit dem achtjährigen Pflegekind in der Wohnung durch Gas vergiftet tot auf. Aus hinterlas senen Briefen geht hervor, daß die Eheleute in gegenseiti gem Einverständnis Selbstmord begangen haben. Uw das Wexekrnd nicht allein zurückzulasseu nahmen sie es mit in den Tod. Wirtschaftliche Schwierigkeiten sollen der Grund zur Tak sstn. Thielemann betrieb ein Gummiwarengejchäsi. M TMsmM in Freiberg Seit dem 26. Januar ds. Js. wurde die 18 Jahre alte Haustochter Trappe vermißt. Sie unterhielt mit dem gleichaltrigen Mrtschaftsgehilfen Ulbricht aus Reukers- dors ein Liebesverhältnis, dessen Folgen zu erwarten waren. Ulbricht kam in den Verdacht, seine Geliebte beseitigt zu ha ben. Im Juni wurde ihre Leiche im Walde vergraben auf gefunden. Ulbricht halte sich nunmehr unter der Anklage des Totschlags vor dem Schwurgericht Freiberg zu verantworten. Der Staatsanwalt beantragte die Todesstrafe wegen Mordest Das Gericht schloß sich dem an und verur- teilte Ulbricht wegen Mordes zum Tode und dauernden Ver lust der bürgerlichen Ehrenrechte. Leipzig. Attentat aus Rache. Am Fenster eines Verkaufslagers von Tabakwaren in einem Grundstück der Rabener Straße in Lindenau wurde morgens ein Explo sionskörper durch eine Zündschnur zur Explosion gebracht. Vier Scheiben wurden eingedrückt, Personen kamen nicht zu Schaden. Vermutet wird, daß es sich um einen Racheakt handelt. Rötha. Schadenfeuer. In dem Grundstück des Kohlenhändlers Wönicker, das im Zemcum der Stadt liegt, brach aus noch nicht bekannter Ursache ein Brand aus, der sich durch den starken Wind begünstigt, rasch ausdehnte und die Scheunengebäude vollständig einäscherte. Die Feuer wehren mußten sich auf die Rettung der angrenzenden aus Fachwerk bestehenden Gebäude beschränken. Penig. Wegen Arbeitslosigkeit irrsinnig geworden. Der seit zwei Jahren erwerbslose Geschirr führer Lindner, Vater von acht Kindern, der seit längerer Zeit über heftige Kopfschmerzen klagte, erlitt plötzlich nachts einen Tabfuchtsanfall und mußte als geisteskrank in eine Heilanstalt gebracht werden. Schneeberg. Großer Strumpfdieb st ah l. Ein hiesiges Strumvfwarengeschäft wurde nachts von Einbre chern beimgesucht, die Herren-, Damen- und Kinderstrümpf« im Gesamtwerte von etwa 4000 RM stahlen. Aus den NachbargMekn Das Unglück bei Lauchhammer Lauchhammer. Zu dem schweren Einsturzunglück in Klein-Leipisch erfahren wir noch folgendes: Abgestürzt ist eine etwa zwanzig Meter lange Zubringerbrücke, di- -eben der baggerseitigen Stütze der großen Abraumforl -ucke von einem anderen Bagger ausgebaut worden war und die auf der unteren Bandstraße der großen Brücke auflagerte. Diefe Zuführerbrücke, die eine Länge von etwa zwanzig Me ter besaß, stürzte 15 bis 20 Meter in die Tiste, anscheinend infolge Bruchs eines Trägers, der wiederum durch das Rei ßen eines Rollenträgers an der baggerseiligen Stütze der großen Brücke hervorgerufen zu sein scheint. Die große Brücke hatte sich infolgedessen ruckartig um etwa 25 Zentime, ter versetzt. — Die genaue Untersuchung des Unglücks war Gegenstand eingehender Ermittlungen. Die Belegschaft, die während des Unglücks in der Grube beschäftigt war, wurde eingehend vernommen, ebenso die Sachverständigen gehört. Am Mittwochnachmittag gaben die untersuchenden Stel len eine amtliche Erklärung heraus, in der mOgeleist wird, daß bisher trotz genauer Prüfung die Ursache des Unglücks noch nicht festgestellt werden konnte. Eine einwandfreie Klärung der Frage, auf welche Umstünde das Unglück zurück zuführen ist, könne erst nach eingehender Untersuchung der Sachverständigen erfolgen. Nachdem die Staatsanwaltschaft die Leichen der sieben Verunglückten sreigegeben hat. findet am Donnerstagvormittag im Mondgasthof in Lauchhammer eine Trausrfeier statt: anschließend erfolg! die Ueberführung in die Heimatorte. — Das Unglücksgelände ist abgesperrt. Eine Masse Neugieriger besichtigt das Gelände. Eingesandt. Für diese Veröffentlichung übernehmen wir nur die prrßgesrtzliche aber nicht die ideelle Verantwortung. Dem Einsender io Nr. 140 der „Ottendorfer Zeitung" möchte ich erwidern, daß seine Wünsche und Verbesserungen im Zugverkehr unserer Strecke am besten berücksichtigt werden, wenn dieser einmal eine solche Versammlung, bei welcher Interessenten zugelassen werden, besucht. Bald würde der Herr Einsender aber herausfinden, daß die Mißerfolge nicht am Verkehrsausschuß, welcher sich tatsächlich viel Mühe gibt die Verkehrsverhältuisse zu verbessern, lieg', sondern au den hartgesottenen Vertreter der Reichsbahn, welcher meistens zu gegen ist und alles rundweg ablehnt. Meine Erfahrungen Haden aber gelehrt, daß Verbesserungen, welche immer wieder verlangt werden, sei es durch Eingaben an die Direktion der Reichsbahn oder an den Verkehrsausschuß, doch einmal Erfolg haben. Deshalb ist es von großer Wichtigkeit wenn alle Interessenten sich fortgesetzt bemühen, mehr als bisher, den Verkehrsausschuß in seinem Bestreben bessere Verkehrsverhält- uissc zu schaffen, unterstützen. PF.