Volltext Seite (XML)
Die große Finanzresorm. Die Reichsregierung hat gestern den ganzen Tag über die Resormpläne des Reichsfinanzministers be raten. Eine Meldung von sozialdemokratischer Seite, das; zum Zweck der Senkung der Vesitzsteuer an eine Er höhung der Lohnsteuer und an die Beseitigung der Lohnsteuererstattungen gedacht werde, wird von zustän diger Stelle energisch dementiert. Andererseits dürfte gewiß sein, daß Dietrich die Senkung der Realsteuer da durch zu erreichen hofft, daß ein erheblicher Teil der aus der Haus zins st euer gewonnenen Mittel für diesen Zweck flüssig gemacht wird. Es wird auch an eine Senkung der Hauszinssteuer gedacht. Damit aber durch die weitere Abzweigung von Beträgen aus der Haus zinssteuer — größere Teile werden bekanntlich schon längst für den allgemeinen Finanzbcdarf verwendet — der Wohnungsbau keine weitere Einschränkung erleidet, plant man in Regierungskreisen, eine große Vauanleihe aufzunehmen, Ferner ist es richtig, daß der Reichsfinanzministcr einen Rundcrlaß an die Ressorts gerichtet hat, in dem er auf weitere Ersparnisse drängt und darauf hinweist, daß die Abstriche vom nächsten Etat über die jetzigen Ersparnisse hinaus eine Höhe von annähernd 200 Millionen erreichen müßten. Diese Summe hat soeben auch der Reichsarbeitsminister Stegerwald genannt: in den einzelnen Ressorts finden zur Zeit Besprechungen statt, wie das erreicht werden könnte. Die heutige Kabinettsitzung. Berlin, 27. August. Das Reichskabinett ist heute vormittag um 11 Uhr wieder zusammcngetreten, um die am Dienstag abend abgebrochene Beratung über die finanzresorm und den Haushaltplan 1931 fortzusetzen. Wie verlautet, wird in der heutigen Sitzung auch ein Gesetzentwurf betr. Pensionskiirzung zur Sprache kommen. Nachdem in der vorigen Woche Rcichssinanz- minister Dr. Dietrich dem Kabinett die Erundzüge seiner finanziellen Reformaufgaben dargelegt hat, handelt es sich nunmehr darum, die Einzelplüne zu einem Reformprogramm zusammenzu schweißen, das geeignet ist, die finalrzielle Unsicherheit zu beseitigen und stabile Verhältnisse in die Haushalt politik des Reiches zu bringen. Leicht ist Dr. Dietrichs Aufgabe nicht. Denn nach seinen eigenen Angaben, die er dieser Tage machte, ist mit einem Stenerausfall von rund 300 Millionen Mark zu rechnen, ZOtzUMbeit kl KmimW in der Mim. Wogen Vorbereitung zum Hochverrat haben sich vor dem vierten Strafsenat des Reichsgerichts die Arbeiter Hermann Walter, Georg Arntjen und der Seeheizer Erich Wende zu verantworten. Die Angeklag ten stammen aus Wilhelmshaven. Es wird ihnen zur Last gelegt, daß sie sich im Januar dieses Jahres mit Flugblättern vor allem an die Besatzung des Kreuzers „Emden", der im Hafen lag, gewendet haben, um die: Besatzung zum Ungehorsam aufzufordern. In der "Nähe des Hafens wurden am A. Januar Flugblätter an La- ternenpsähle angeklebt, die folgenden Wortlaut halten: Telegramm. An die Mannschaft des Kreuzers „Emden", Wilhelmshaven. Werte Kameraden! Eure revolutionäre Tat zeigt wachsenden Kampfeswillen gegen faschistische Ofsizierskaste und Imperialismus. Ein Bravo den revo lutionären Matrosen! Hissen der roten Flagge demon striert Kampfgeist des „Potemkin" und der Schwarz- Meer-Flotte. Weiter aus diesem Wege bis zur Vernich- die jetzt wieder irgendwie aufgebracht werden müssen. Der Reichsfinanzminister hat indessen die Hoffnung, daß es mit Hilfe der durch die Notverordnungen neu e r - schlossenen Steuern gelingen wird, ohne Schwierig keiten über die nächsten Monate hin weg z u k o m m en. Um aber in Zukunft gegen finan zielle Ueberraschungen so, wie sie sich in diesem Haus haltsjahr ereignet haben, gesichert zu sein, hat der Reichsfinanzminister ein umfassendes Pro gramm ausgearbeitet, das sich fast auf alle Gebiete der Finanzpolitik bezieht. An der Spitze dieser Maßnahmen, über die jetzt das Kabinett zu beraten hat, steht ein umfassendes Sparprogramm für das Etatsjahr 1931 Dieses Sparprogramm greift besonders tief in das viel zu umfängliche und kostspielige Verwaltungs- system ein. Der Reichsfinanzminister geht von der Ansicht aus, daß auf diesem Gebiete noch gewaltige Summen eingespart werden können. Auf der anderen Seite will er unter allen Umstünden verhüten, daß ste-uerlicheNeubelastungen eintreten, die die Wirtschaftskrise noch mehr verschärfen und den Lebens standard der Bevölkerung noch weiter herunterdrücken müßten. Seine Pläne laufen vielmehr darauf hinaus, zu sparen, wo nur irgend was zu sparen ist. In diesem Sinne hat er bereits einen Runderlaß an die ver schiedenen Ressorts ergehen lassen, in dem auf die Not wendigkeit äußerster Sparsamkeit hingewiesen wird. Auch die Etatanschläge sollen in Zukunft so vorsichtig angesetzt werden, daß nicht wieder derart hohe Ausfälle eintreten können, wie jetzt. Neben dieser bis zum Aeußersten getriebenen Spar aktion wird die Regierung das Finanzprogramm mit demFi nanzausgleich und all den vielen anderen finanzpolitischen Fragen, die damit Zusammen hängen, im Auge behalten. Es ist selbstverständlich, daß ein derart schwieriger Fragenkomplex nicht von heute auf morgen gelöst werden kann. Ob es der Regierung möglich sein wird, alle diese Probleme vor der Wahl noch soweit zu klären, daß es möglich ist, sie gewisser maßen als Wahlprogramm der Regie rungsparteien der Oeffentlichkeit zur Kenntnis zu bringen, steht noch dahin. Die Einzelheiten lassen sich bestimmt nicht mehr erörtern. Möglich ist nur noch, daß die Regierung Brüning als Ergebnis der Kabinetts beratungen dieser Tage eine Entschließung ver öffentlicht, aus der hervorgeht, was die Regierung als ihre nächste Aufgabe betrachtet, und in welcher Form sie diese Aufgabe lösen will. tung des Kapitalismus. Hoche lebe die siegreiche pro letarische Revolution. Rote Marine und revolutionäre Seeleute Hamburgs. Dieses Flugblatt wurde in verschiedenen Exemplaren auch auf den Kreuzer „Emden" geworfen. Walter und Arntjen sind geständig, das Flugblatt angeklebt zu haben. Als Mitglieder der Kommunistischen Parker wollen sie es von dem Bremer Bürg ersch aftsabgeord- neten Becker erhalten haben. Ein ähnliches Flugblatt wurde in verschiedenen Gastwirtschaften ausgelegt. In diesem Flugblatt wurde der Matrosen gedacht, dis auf der „Emden" die Internationale angestimmt hatten und dis Angehörigen der Reichsmarine wurden zum Ungehor sam gegen ihre Vorgesetzten und zum Eintritt in die Rote Marine aufgefordert. Dieses Flugblatt soll Wende verteilt haben. Das Urteil. Leipzig. 27. August. In dem Hochverratsprozeß wegen der Zersetzungsversuche in der Besatzung des Kreuzers „Emden" verkündete der Vorsitzende des vier ¬ ten Strafsenats des Reichsgerichtes heute mittag das Urteil. Vor der Verkündung wurde ein junger Mann aus dem Saal gewiesen, weil er eine rote Armbinde mit der Aufschrift: „Wählt Liste 4" trug. Verurteilt wurden die Arbeiter Herm. Walter und Arntjen aus Wil helmshaven wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu je einem Jahr Festungshaft. Bei Walter wurden vier Tage, bei Arntjen sieben Monate eine Woche für erlit tene Untersuchungshaft angerechnet. Der Seeheizer Erich Wende aus Wilhelmshaven wurde ebenfalls wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu einem Jahr und sechs Monaten Festungshaft verurteilt. Auch bei ihm wurden sieben Monate eine Woche als durch die Untersuchungs haft verbüßt betrachtet. Die beschlagnahmten Flugblät ter sowie die zu ihrer Herstellung gebrauchten Platten und Formen sollen eingezogen und unbrauchbar gemacht werden. In der Begründung wurde u. a. ausgeführt, daß die verteilten Flugblätter Zersetzungsschriften ersten Ranges seien. Englische Einladung an Stegerwald Deutsch-englische Bergbauverhandlungen. London, 26. August. Arbeitsminister Fräulein Bondfield hat den Reichsarbeitsminister Dr. Steger wald für nächsten Monat nach London zu Erörterungen über die Frage der Arbeitszeit im Bergbau eingeladcn. Diese Einladung verfolgt den Zweck, wenn irgendmög- lich ein englisch-deutsches Uebereinkommen in der Frage der Ueberstunden zu erreichen. Die diesbezüglichen Ver handlungen wurden bereits in Genf begonnen. Durch die innerdeutsche Krise ist jedoch eine Unterbrechung der Verhandlungen notwendig geworden. Von einer führenden Persönlichkeit des britischen Arbeitsministeriums wurde darauf hingewiesen, daß eins Englandreise Stegerwalds vor den Reichstags wahlen nicht in Frage komme und der Reichsarbeits minister eines etwa aus den Reichstagswahlen heroor- gehenden neuen Kabinetts vielleicht gar nicht den Wunsch haben werde, die früheren Verhandlungen wieder aufzunehmen. Die Lage in Peru. Neuqork. 27. August. In Washingtoner Regie rungskreisen wird erklärt, daß die Frage einer Anerken nung der neuen Regierung in Lima noch nicht akut sei. Die amerikanische Botschaft in Lima ist angewiesen wor den, alle Maßnahmen zu ergreifen, um die Freilassung des amerikanischen Kapitäns Grau zu erwirken, der von den Aufständischen gefangengenommen worden ist. — Wie aus Lima gemeldet wird, sollen am heutigen Mittwoch Verhandlungen zwischen Vertretern der beiden revolutionären Gruppen stattfinden, um den Ausbruch eines Bürgerkrieges zu verhindern. Zwei revolutionäre Gruppen. — Nene Unruhen in Lima. London, 27. August. Nach Meldungen aus Buenos Aires hat Oberstleutnant Sanchez Cerro, der Führer der Aufständischen in Asequipa die Anerkennung der neuen Regierung in Lima abgelehnt. Infolgedessen be stehen zwei revolutionäre Gruppen in Peru. Man er wartet weitere Unruhen. — Nach weiteren Meldungen ist es in Lima am Dienstag zu neuen Straßenkämpfcn gekommen, in deren Verlauf acht Personen getötet und fünfzig bis hundert verwundet sein sollen. Der neue Ministerpräsident Ponce habe scharfe Maßnahmen zur Wiederherstellung der Ruhe und Sicherheit getroffen. Das Eeschäftsleben liege infolge des Umsturzes fast völlig still. Präsident Leguia gestorben? Neuqork, 27. August. Nach einer noch unbestätigten Meldung aus Lima soll der gestürzte peruanische Prä sident Leguia an Bord des Kreuzers „Almirante Grau" gestorben sein. Kaspar von Treydens SMalsjahr. Roman von Eugen von Saß. (Nachdruck verboten.) Der Denninghoffsche Diener öffnet vor Kaspar von Treyden die breite Flügeltür des Wintergartens und läßt ihn aus die Terrasse, die zum Park hinabführi, hinaus treten. Er will ihn weiter durch den Park znm See führen, aber Treyden lehnt seine Begleitung ab. Un zählige Male ist er diesen Weg gegangen, aber nie zuvor Hai ihm dabei das Herz so unruhig geschlagen wie eben, wo er ihn nimmt, um sich von Ulla Denninghoff zu ver abschieden. Er hat den Entschluß gefaßt, Berlin zu ver lassen, nm irgendwo in anderer Umgebung, die er nicht mit Huszardczewski zu teilen braucht, das Jahr bis zur Entscheidung zu verbringen. Lange hatte er gezögert, bis er sich zu diesem Gang entschloß, um dann doch dem Wunsche nachzugeben, Ulla Denninghoff noch einmal zu sehen Ein leises Hoffen hat sich mit ihm auf den Weg gemacht, vielleicht brachte diese letzte Stunde eine Wen dung, die Gewißheit, daß er nicht alles umsonst gewagt hatte. Als er sich dem Platze, den Ulla zu ihrem Lieblings aufenthalt im Park wählte, nähert, springt ihm ihr stäu- Viger Begleiter „Faust", eine hellgelbe deutsche Dogge, in großen Sätzen entgegen, ihrer Freude über sein Kommen laut bellend Ausdruck gebend. Er hat Mühe, sie abzuwehren — war die Freude des Hundes ein gutes Omen? Nach einigen Schritten lichtet sich der Baumbestand und gibt die Aussicht auf deu See frei, und dann noch ein paar Schritte und.Treyden steht vor Ulla Denning hoff. Sie ruht bequem aus einem Licgestuhl. Tas durch einen roten Gartenschirm auf sie fallende Licht überhaucht sie mit rosigem Schimmer, der die Zartheit ihrer Haut und das Goldblond ihres Haares wirkungsvoll betont. Sie richtet sich ein wenig auf und steckt Treyden die Hand entgegen. „Also sind Sie mir doch nicht ganz untreu geworden. Eigentlich sollte ich Ihnen böse fein, daß Sie sich so lange nicht haben sehen lassen —" „Ich ahnte nicht, daß Sie so großen Wert auf meine Besuche legen." Er schiebt einen Rohrsessel in ihre Nähe und setzt sich so, daß er ihre ganze Erscheinung betrachten kann. Tie Dogge scheint nur darauf gewartet zu haben, daß er sich setzt; sie nimmt vor ihm Platz, legt ihren Kopf auf seine Knie und sieht groß zu ihm auf. Es fällt Treyden schwer, von Abschied zu sprechen. Er steht Ulla Denninghoff an und möchte nur still immer fort so sitzen und sich ganz in dieses schöne Bild eleganter Frauengrazie vertiefen. Und dann sagt er doch jäh und unvermittelt: „Ich bin gekommen, um mich zu verabschieden—" „Der Abschied wird Ihnen nicht ganz leicht. Herr von Treyden?" Er stockt — wie nimm« sie diese Eröffnung auf? Ein Zug konventionellen Bedauerns tritt auf ihr Gesicht — nicht mehr. Und im gelassenen Planderton fragt sie da gegen: „Wie, Sie wollen jetzt schon Ferien machen?" „Rein, keine Ferien, ich gehe auf lange Zeit fort, möglich auch, auf immer." Sie schüttelt den Kopf, als verstünde sie nicht. „Und wohin wollen Sie gehen?" Er macht eine weitdeutende Handbewegung, die ins Unbestimmbare weist. „Irgendwohin." „Ein Globetrott?" „Man kann es so nennen." „Und Sie sagen aus lange Zeit, vielleicht immer?" Er nickt. „Schade, der Turf wird Ihr Scheiden bedauern und sicher auch der Klub, so kurz vor dem Austrag der Polo- Wettspiele." Alles! Kein Wort, keine Andeutung einer Empfin dung eigenen Bedauerns. Er Hai im stillen aus ein kleines Zeichen wenigstens gehofft und wie nun sein Hoffen zuschanden wird, da löst sich sein Blick von ihr und geht über den See und sein Mund verzieht sich zu einem Lächeln — über sich selbst So, jetzt muß er sich noch eiü paar höfliche Floskeln ab ringen, dann darf er zum letzten Male ihre Hand küssen und gehen. Und morgen kam dann der andere und saß hier neben ihr. Da klingt wieder ihr weiches, melodisches Organ in der Frage: „Ter Abschied wird Ihnen nicht ganz leicht, Herr von Treyden?" Mit jähem Ruck wendet er sich ihr wieder zu. „Nein." Alles, was er zur Stunde empfindet malt sich in seinen Augen. Ein kurzes Schweigen, die beiden sehen einander an und es ist, als Weiche langsam die Distanz zwischen ihnen. In den Blick der Frau kommt ein iri sierendes Leuchten. „Und warum? Es zwingt Sie doch sicher michts da zu? Gibt es hier denn nichts für Sie, was des Bleibens wert wäre?" Sie fragt es leise mit eindringlicher Betonung. Die Frage überfällt Treyden, daß er es laut herausschreien möchte: Doch, dich! Sag ein Wort nur, zeige, daß du es wünschst, und ich bleibe! War ihre Frage nicht eine leise Aufforderung dazu, sich zu erklären? Der Überschwang der auf ihn einstürmenden Empfin dungen macht ihm für den Augenblick das Sprech»n un möglich, er nickt nur, aber die Not, die er in sich hat, spricht laut aus seiuen Augen. Ulla Denninghoff wird unter seinem Blick sichtlich unruhig. Plötzlich steht sie von ihrem Lager auf. „Kommen Sie, Herr von Treyden, lassen Sie uns etwas gehen, mir wird hier die Sonne zuviel." (Fortsetzung folgt.) Wiinstig' Aebrockp Friedrichs Neuer Mo der Masc bayerisch» ding dam Wle Wa nührunq List, 1929 Ägfors. M Südc panischen befischen Lan( verpaßt, ^genheit „ Sie Wien Z vaai Sck „Sie wich dock ss wirkl <Ze glau oangewc W ein >unere G »Un - "M- ^rfüllun Ziel "uf, das nehmens Sie , »Da W Ziel »Ha »Ja „Nr Nan nu der bei Sie Aon ve daß "Ul jede Er nach na: Ärmw' riehen n Uen L 'ch uns wenn C Nnd wii Fried tikiiberque von der auf Dorni einem Bei Der 2 vier-Wal veil es dl der Norda bedeutet e kansozec wird es n Haltung vnd durck diesem Fl gelungene Wettcrdie die Borge wendete F reits sechs des Nords >925 zu se rend ein den mußt, vuhte Wo bergen u Ähren m ) wegischen krkundun werken w Wen R- Papier-Li 'Neger L L . Der Nrikafilr Weitblick ^ren Zie Weditio i vorläufig will, hat 'treuude vsrika vc: Wnen u wttzunück Utasrikc boldküste Gerung °°s Tal d Wr das ^rigebira W wo a Wettete