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Grokes Erdbeben bei Neapel. Rom, 23! Juli. Zn der vergangenen Nacht ereig nete sich in der Nähe von Neapel ein großes Erdbeben, das viele Tote und eine große Anzahl von Verletzten forderte. Von dem Erdbeben wurden die ganze Provinz Neapel und die Stadt heimgesucht. Von 18 Uhr ab er folgten im Laufe weniger Minuten drei starke wellen förmige Stötze, die fast eine Minute dauerten. Bei der Casanova-Brücke stürzte sofort ein Flügel eines Hauses ein. Dabei fand ein neunjähriges Kind den Tod. Drei Frauen würden verletzt. ^Jn der Siratze der Fünf Heiligen ist ebenfalls e i n E ech ä.ude eingestürzt, doch sollen dort nur Ver- wußdeL. zu. beklagen sein. Eine größere Anzahl von Häusern wurde außerdem beschädigt. In der Stadt versagte nach dem Beben das Licht, wodurch die Bestürzung der Bevölkerung gesteigert wurde. Alt und jung verließen fluchtartig die Häuser und sam melten sich aus den großen Plätzen und in den öffent lichen Gärten. Das Hin und Her von Autos und Feuer wehrwagen erhöhte das allgemeine Durchein ander. wobei es etwa 20 Verletzte gegeben hat. In der Provinz hat besonders Soccavo gelitten, wo fa st alle Häuser beschädigi sind und der Elockenturm der Kirche eingestürzt ist. In Striano wurde ein Igjähriger Jüngling von einem einstürzenden Tor erschlagen und sein Bruder verletzt. Zwei Tote wer den auch aus Mercato San Severino gemeldet. Zn Salerno ist ein Teil des Domes eingestürzt. In Avellino und Ariano Zrpino sind k Tote und Verwundete und zahlreiche eingestürzte Häuser fest- gestellt. Der Leiter des Vesuvs-Observatoriums nimmt an, daß d a-s-Ze n l r u-m d e s B e b e n s sehr nahe bei Neapel Liegen ist. kann aber keine gezzauen Berechnungen an- ftellen, da der Seismograph des Observatoriums zu stark angeschlagen habe-. -, .. - Das'iErdbeben wurde a u ch i n d e n M a r k e n und inden Abruzzen sowie in Rom und in der Um- Nbung verspürt. Aus den Marken und den Abruzzen liegen nacis.keine genauen Meldungen vor, doch scheint das Erdbeben, kwrl keme. Todesopfer gefordert zu haben, ^n Romlsind jedenfalls keine Opfer zu beklagen, da die stoße hier nur schwach, zu spüren waren. Die Behörden dm ihr MöMMtesJuni die Bevölkerung zu beruhigen. Der Regferungsbürgermeister von Neapel Hal sich sofort an die betroffenen Stelten begeben, um die notwendigen Aiaßnahhren zu veranlassen und um die Bevölkerung Mr Ordrsung zu mahnen, eine Aufgabe, die nicht leicht ist, da jeder'-sich Mn imbökechenbären Naturgewalten gegenüber völlig machtlos fühlte In den städtischen Gefängnissen von Neapel haben Gefangene so- 'ort nach den elften Stößen ihre Freilassung verlangt. Die Orkmui^i konnte jedoch wiederhergestellt werden. Weitere Todesopfer. Nom, 22. Juli. Nach den letzten Meldungen hat das Erdbeben in Neapel selbst 3 Tote und 5 Verletzte gefordert, abgesehen von den Opfern, die infolge der Bestürzung heroorgerufen wurden. Die Zahl der Toten in den kleinen umliegenden Ortschaften steht noch nicht fest. In Benevento sind drei Personen w m - gekommen, darunter ein italienischer Professor und sein Sohn. In Sorren sind zwei Tote zu be klagen. Aus Apice werden bisher vierTote und zwanzig Verwundete gemeldet. Man nimmt aber an, daß die Zahl der Opfer höher ist. Besonders ernst aber klingen die Meldun gen aus der Umgebung von Bari. So sind in Melfi ganze Häuserviertel zerstört wor den. Die Zahl der Toten und Verwundeten soll sehr hoch sein. Aehnliche Meldungen liegen aus Venesa und Calitri vor. Aus Bari sind Feuerwehr, Militär und Miliz in die Ortschaften abgegangen, die schleunigste Hilfe angefor dert haben. Die Nachricht von dem verheerenden Erd beben hat sich im Laufe des Vormittags über ganz Ita lien verbreitet. Sämtliche Telephonleitungen sind über lastet, da die Angehörigen der Betroffenen sich um Aus künfte bemühen. In den Erdbebengebieten hat die Be stürzung erst gegen Morgen abgenommen, nachdem die Erdstöße sich nicht wiederholten. Langsam kehrt die Be völkerung, nachdem sie Hals über Kopf ihre Wohnungen verlassen hatte, in ihre Behausungen zurück, soweit diese nicht zerstört sind oder wegen Einsturzgefahr geräumt werden mußten. Die Plätze und öffentlichen Gürten, wo die verängstigten Menschenmassen in der Nacht kam piert hatten, beherbergen jetzt nur noch die Obdach losen. Über 150 Tote in Italien. R o m, 23. Züli. Der Präfekt von pokenza meldet, daß die Umgebung des Vulture, eines Berges von 330 Meter Höhe, besonders hart von dem Erdbeben betroffen worden fei. In Melfi sind danach über 100 Tote und einige hundert Verwundete zu beklagen; in Ra polla 20 Tote, 30 Verwundete; in Rionera 11 Tote, 50 Ver wundete, Die Gesamtzahl der Todesopfer und Verwunde ten läßt sich bisher noch nicht übersehen; sie scheint aber bedeutend höher zu sein, als anfangs angenommen wurde. Aus den Berichten des Präfekten ist zu entnehmen, daß fast alle Ortschaften ein bis zwei Tote und bedeutenden Sachschaden erlitten h a b e n. Auf Grund der ersten Meldungen der Provinzpräfek ten, die im Innenministerium eingegangen sind, wird dar auf geschlossen, baß der Mittelpunkt des Erdbebens sich zwischen den Provinzen Benevento, Avellino und Foggia befunden hat. In Avellino sind alle Uhren Punkt 1.12 Uhr stehengeblieben. Grotzfeuer bei der Deschima. .Hamburg, 22. Juli. Bei der Deutschen Schiffs? und Maschinenbau-AG. Vulkanwerk brach am Dienskagnach- Mtag Feuer aus. Auf Eroßfeueralarm rückten sofort Heben Züge der Hamburger Feuerwehr an, um gemein- !ain mit der. Werksfeuerwehr den Brand zu bekämpfen. Das Großfeuer auf der Vultanwerft gelöscht Hamburg, 22. Juli. Zu dem Brand aus der Vul kanwerft wiAd ergänzend gemeldet: Am DMstagnachmitt um 5.25 Uhr kam auf der höheren Vulkänwerft in einem Lagerschuppen ein Feuer Ausbruch, das sich rasch zum Großfeuer entwickelte und große Werte vernichtete. Sofort nach Ausbruch des Brandes trat die Werftfeuerwehr in Tätigkeit, mußte aber die Hamburger Wehr zur Hilfs rufen. Die Feuer löschboote nahmen die Bekämpfung des Brandes von der Wasserseite her auf. Aus etwa 30 Rohren wurden die Wassermassen in das Fcuerelement geschleudert. Die Hauptgefahr bestand darin, daß das daneben liegende vierstöckige Feilwerk und die Gießerei von den Flammen ergriffen würden. Nachdem die Gefahr beseitigt und der bereits in Brand geratene Dachstuhl gelöscht werden konnte, konnte man an die Eindämmung des Schuppen brandes Herangehen. An ein Ablöschen des brennenden Schuppens, in dem Fertigwaren, Eisen- und Stahlwaren lagerten, war nicht zu denken. Gegen 18 Uhr stürzte die gesamte Dachkonstruktion zusammen. Kurz nach 19 Uhr war die Gefahr beseitigt. Ueber die Ursache des Brandes ist nichts bekannt. Kurz vor dem Brande war ein Kontrolkbeamter durch die Räume geschritten, ohne etwas Verdächtiges bemerkt zu haben. Aus aller Well. * Zusammenstöße im Wahlkampf. Im Berliner Vorort Mariendorf kam es in der Dienstagnacht zwischen einer kommunistischen Klebekolonne, die Plakate an den Häusermauern anbrachte, und Nat.-Sozialisten zu einem- Zusammenstoß, in dem auch Schüsse fielen. Ein Kom munist erlitt eine Kopfverletzung, während zwei unbe teiligte Vorübergehende durch Streifschüsse verletzt wur den. Vier Kommunisten und drei Nationalsozialisten wurden verhaftet. In der gleichen Nächt wurden zwei Berliner Kirchen, und zwar die Christuskirche und die Melanchthonkirche, beide im Süden Berlins, durch große Aufschriften in weißer Oelfarbe: „Raus aus der Kirche!" beschmutzt. Unterzeichnet waren die Worte „P. F. I." (Proletarische Freidenkerjugendj. Von den Tätern fehlt jede Spur. * 15 Reisende bei einem Zugunfall leicht verletzt. Am Dienstag mittag stieß im Bahnhof Scheer bei Sig maringen der Eilzug Ulm—Freiburg infolge falscher Wei chenstellung auf eine Gruppe beladener Güterwagen auf. Dabei wurden 15 Reisende durch Schürfungen leicht ver letzt. Drei beladene Güterwagen wurden stark beschädigt. Die Lokomotive des Eilzuges entgleiste infolge des Aus stoßes mit der vorderen Laufachse. Einige Bahnärzte, die sofort zur Stelle waren, legten den Leichtverletzten Notverbände an. Sämtliche Reisenden konnten die Fahrt mit dem gleichen Zuge mit einer halben Stunde Ver spätung fortsetzen. * Gastod einer vielköpfigen Familie. Am Dienstag morgen wurde in Boizenburg die Familie des Tischler meisters Lampert in ihrem Schlafzimmer mit Gas ver giftet tot aufgefunden. Es handelt sich um die Eheleute und zwei Kinder im Alter von vier und acht Jahren. Aus hinterlassenen Briefen geht hervor, daß der Tisch lermeister infolge von geschäftlichen Schwierigkeiten mit seiner Familie aus dem Leben geschieden war. * Sieben neue Fälle von Kinderlähmung im Elsaß. In den letzten 48 Stunden sind im Elsaß sieben neue Fälle von Kinderlähmung verzeichnet worden. Der Chef arzt des Straßburger Militärhospitals dementiert die Nachricht, daß sich die Seuche auch aus die Garnison ausgedehnt habe. * Lähmungsseuchet unter französischen Soldaten. Die Lühmungsseuche im Elsaß hat nunmehr auf die Gar nison in Hagenau übergeqriffen und unter den Sol daten des 1. Artillerieregiments ein Todesopfer gefor dert. Der Soldat, bei dem sich die Krankheit erst am Montag bemerkbar machte, wurde sofort ins Lazarett eingeliefert, wo er aber schon nach wenigen Stunden starb. * Ein Kind in Biersuppe verbrüht. Ein tragischer Unfall ereignete sich im Dorfe Gamehl bei Weimar. Die Frau eines Oberschweizers hatte Biersuppe gekocht und den großen Topf auf den Fußboden der Küche gestellt. In einem unbewachten Augenblick fiel das in der Küche spielende zweijährige Töchterchen in die Suppe. Es ver brühte sich stark und erlag später in, Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. * Der gestohlene van Dyck miedergefunden. Das am 4. Juli in dem Hause des Lord Clarendon in Lon don gestohlene wertvolle Gemälde van Dycks ist am Montag in einer Londoner Wohnung von Detektiven gefunden worden. Eine Person wurde verhaftet. Wer ist Ben? Kriminalroman von Franz Roßdorf. H (Nachdruck verboten.) „Und Sie meinen, daß er — aber das ist ja wider- önnig!" rief Leo. „Welches Interesse könnte er wohl an dem Testament haben? Wahrscheinlich hat er es aus Ber- sehen mitgehen heißen." „Das wollen wir eben herausbekommen. Sehr mög- jich, daß hinter ihm der geheimnisvolle Ben steht. Wahr scheinlich wird er allerlei wissenswerte Angaben zu machen haben?" ' .iHaben Sie noch mehr solcher fabelhaften Neuig keiten?!' - „Allerdings," sagte Hanko sehr ruhig. „Es existiert dämlich noch eine Testamentsabschrift." Alle HM schätztest ihn betroffen an und er weidete sich "n ihrer Verblüffung. „Was sagen Sie da?" fragte Leo. „Noch eine . . Z „Sie haben richtig gehört." „Und woher wissen Sie das?" „Darüber möchte ich vorläufig nichts sagen," er- widerte HarM, „aber Sie können sich auf die Wahrheit Zeiner Worte verläsfen." Leo seufzte aus. . „Dann sind alle unsere Sorgen umsonst gewesen," ^gte. er. -„Wo befindet sie sich denn? Ich Hosse, daß Sie Uns darüber Mich Aufklärung gebe» können." , J'„Ja," antwortete der Detektiv langsam, „wo befindet ^Pch? .Das ist eben die große Frage." Sie b z ehntes Kapitel. Harald erhält noch eine Drohung - Das Bureau Harald Strängens lag vollkommen Klassen utzd in tiefster Dunkelheit, als sich gegen zehn "hr abends plötzlich leise die Tür öffnete und ein Mann ^reintrat. Er lauschte noch einmal aus den Korridor Zurück und schloß dann das Zimmer ab. Das Licht einer Taschenlampe glitt suchend an der Wand entlang, vis am Schalter haftenblieb. Ein Griff und das Zimmer ^strahlte in blendender Helle. , Der angebliche Dichter — denn niemand anders war Eindringling — sah sich prüfend in dem Raume, der uum wie das Bureau eines Rechtsanwaltes ausgestattet "kr, um. Er legte seinen Hui auf den Tisch, und da das Zimmer vom Geruch unzähliger Zigaretten erfüllt war, fand er nichts dabei, sich selbst auch eine auzuzünden. Er benahm sich ganz so, als sei dieser Raum sein eigen; nichts hätte darauf schließen lassen, daß er mit zweifel haften Absichten hergekommen war Eine halbe Stunde lang wär er eifrig damit be schäftig!, Papiere zu durchstöbern und Aktenichränke zu durchwühlen. Er durchsuchte den Schreibtisch, dessen Schlösser ihm keine Schwierigkeiten boten, und endlich „Habe ich dir nicht schon einmal gesagt, du sollst die Finger von der Geschichte lassen?" wandte er sich der einzigen Schreibmaschine zu, die sich im Burean befand Er öffnete den Deckel, schaltete ein Blau Papier ein und begann eifrig zu schreiben. Den Bogen steckle ei dann in die Tasche. Er ergriff einen anderen, rasselte ein paar Zeilen herunter und legie dieses Bla» Papier auf den Schreibtisch. Er warf noch einen kurzen Blick um sich, dann wandte er sich zum Gehen Als er den Schalter zwischen den Fingern batte, kam ihm ein spitzbübischer Gedanke, der ein schadenfrohes Lächeln auf sein gebräuntes Gesicht zauberte. Das Telephon stand in der Nähe, er ging dar auf zu, navm den Hörer ab und nannte eine Nummer. Nach einer Weile hörte er die Stimme Leo Strangerts. „Ich spreche vorn Bureau Ihres Sohnes aus," sagte Carstens mii verstelllem Tone in den Apparat „Jawohl, Sie haben rech, verstanden Hiei ist I R Erinnern Sie ihn bitte an meine Warnung Ich lasse nichi mit mii spaßen Schluß " Er legie den Hörei niedei, nabm seinen Hui vom Tisch und entsernle sich ohne jegliche Eile Leo kam bleich und verstör« vom Telephon zurück „Das ist die Höbe!" stöhnte er „Ist so ettvas die Möglichkeit? Wei mag der Kerl nur sein?" „Bon wem sprechen Sie denn?" wolUe Hanko wissen. „Bon dem verpesteten I R!" schnauzte Leo grob «War er es, der anrief?" „Ja Er war in deinem BnreauJ erklärte er zu Harald gewandt. „Habe ich dir nicht schon einmal gesagt, du sollst die Finger von der Geschichte lassen?" Er ging drohend aus ihn zu. „Er warnt dich schon wieder. Ich verbiete dir alle weiteren Nachforschungen! Das ist Sache ber Polizei!" Harald war sehr bleich geworden, seine Augen glänzten wie im Fieber. „Ja, aber . . ." stammelte er hilflos, „was wollte er denn?" „Ich sagte doch schon, daß er dich warnt," rief Leo erregt und seine Aufregung teilte sich auch Betti mit „Vom Bureau Ihres Sohnes aus rief er an?" fragte Hanko. „Was mag er dort nur zu suchen haben?" „Ich kann es Ihnen wirklich nicht sagen. Geld oder wichtige Papiere pflege ich dort nicht aufzubewahren." „Dann wird es das vernünftigste sein, wenn wir einmal einen Blick in den Raum werfen," meinte Hanko. „Kommen Sie." Betti und ihr Onkel blieben zurück, während sich die beiden anderen Männer in ein Auto warfen. Man sah auf den ersten Blick, daß im Bureau ein Unbefugter ge haust hatte Die Papiere und die Schriftstücke lagen un ordentlich nmher, die Schubladen des Schreibtisches standen offen. „Was ist das?" fragte Hanko und nahm ein Blatt vom Tisch. „Das geht Sie an, Herr Strangert." „Wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist, dann tasten Sie die Finger aus der Sache. I. N " las Harald und drohte vor Schreck umzufallen. (Fortsetzung folgt !