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Aus aller Well. * Schwere Zusammenstöße Mischen Polizei und Demonstranten in Berlin. Zu schweren Zusammen stößen kam es am Donnerstan abend zwischen Erwerbs losen, die von einer Versammlung im Lustgarten unter Absingen kommunistischer Lieder nach dem Friedrichs hain zogen, und der Polizei. Die Menge bewarf die Polizei mit Steinen und schlug mit Stöcken auf sie ein. Die Polizei machte zunächst von dem Gummiknüppel Gebrauch. Aus der Menge fielen darauf Schüsse, die von der Polizei mit Schreckschüssen erwidert wurden. Von der Polizei wurden elf Zwangsgestellungen von Demon stranten vorgenommen. Vier Polizeibeamte wurden durch Steinwürfe leicht verletzt. Ob auch auf Seiten der Demonstranten Verletzte zu verzeichnen sind, konnte nicht festgestellt werden. Sollte es der Fall gewesen sein, so sind sie auf jeden Fall von den Demonstranten mit genommen worden. * Ein neuer Millionenverlust der Stadt Berlin. Das „Tempo" beschäftigt sich mit einem neuen Mil lionenverlust der Stadt Berlin, der aus der Verpach tung eines Grundstücks am Alexauderplatz an eine amerikanische Gesellschaft entstanden sein soll. Das Blatt errechnet die Höhe des erlittenen Schadens auf wenig stens 60 bis 70 Millionen Mark, da die jährliche Pacht summe, die die Stadt erhält, nur 850 000 Mark betrügt, wahrend die Stadt Berlin selbst als ursprüngliche Kauf summe vor der Umwandlung des Alexanderplatzes 35 Millionen Mark bezahlt habe und diese mit jährlich 2,1 Millionen Mark verzinsen müsse. Die von der Stadt für die gleichen Grundstücke zu zahlenden Zinsen würden also bei weitem die Pachtsumme überschreiten. Die günstige Lage des Grundstücks Hütte einen höheren Pachtpreis bedingt. Wenn auch nach dem Erbpachtver trag die Stadt Berlin nach 50 Jahren Eigentümerin der Bauten würde, so sei zu beachten, daß die Lebens dauer solcher Bauten nur 70 Jahre betrage, also nach 50 Jahren der Bauwert auf 15 Prozent, d. h. auf 750 000 Mark, herabgemindert wäre. Eine amtliche Stellungnahme zu dieser Veröffentlichung liegt noch nicht vor. * Darmstadts katastrophale Finanznot. Die Ab lehnung des Etats der Stadt Darmstadt in der letzten Stadtratssitzung hat den Oberbürgermeister veranlaßt, die offizielle Feier des 600jährigen Stadtjubilüums am 15. Juni abzusagen. Da alle anderen Veranstaltungen der Vereine usw. stattfinden, hat diese Maßnahme keine wesentliche Auswirkung. Nun aber hat der Oberbürger meister weiter verfügt, daß sämtliche städtischen Unter haltungsarbeiten einzustellen sind, an Handwerker keine Rechnungsbeträge oder Bevorschussungen zu zahlen und die freiwilligen Leistungen in der Wohlfahrtspflege so fort einzustellen sind, und daß Vankkostenvorschüsse nicht zur Auszahlung kommen sollen. Die Wirtschaftsver bände haben gegen die Verfügung des Oberbürger meisters sofort Protest eingelegt und versuchen gegen wärtig, den Oberbürgermeister zur Zurücknahme seiner Verfügung zu veranlassen. * Eine von Bauern verhinderte Zwangsvollstreckung. Wie aus Niendorf bei Lamstedt (Kreis Neuhaus-Oste) ge meldet wird, sollte von dort gepfändetes Vieh und land wirtschaftliches Inventar abgeholt und nach Stade ge bracht werden. Als die Vollstreckungsbeamten am Don nerstag in Begleitung zweier Landjäger mit einem Kraft wagen die gepfändeten Objekte abholen wollten, fanden fie die Straße nach Niendorf ausgerissen und durch Hin dernisse gesperrt. Ein anderer nach Niendorf führender Weg war gleichfalls gesperrt. Hinter den Hindernissen standen Niendorfer Bauern mit Ackergeräten in den Hän den und nahmen eine drohende Haltung ein, so daß die Beamten unverrichteter Dinge umkehren mußten. Bei der Staatsanwaltschaft in Stade ist bereits eine Anzeige über die Vorkommnisse eingelaufen. * Drei Kinder verbrannt. Bei Krakau ist ein Bauerngehöft einer Feuersbrunst zum Opfer gefallen. Drei kleine Kinder sind in den Flammen umgekommen. In dem Dorfe Wiecki bei Czenstochau wurden durch einen Brand 49 Wohnhäuser und 38 Wirtschaftsgebäude ein- geäschert. * Dreister Raubüberfall auf eine Sparkasse. Auf die Nebenstelle der Oppelner Spar- und Eirokasse in Peppe lau wurde am Donnerstag vormittag ein äußerst dreister Raubüberfall verübt. Zwei Männer, die mit einem Auto vor das Sparkassengebäude vorgefahren waren, dran gen mit vorgehaltenem Revolver in den Kassenraum ein und bemächtigten sich sofort der Kassenschlüssel. Während der eine der Räuber die Kassenbeamten und zwei im Raum befindliche Kunden in Schach hielt, öffnete der andere den Kassenschrank und raubte daraus 7400 RM in bar. Noch ehe die Ueberfallenen Alarm schlagen konn ten, waren die Täter im Automobil wieder entkommen. Polizei und Landjäger nahmen sofort die Ermittlungen auf. Das Auto, das aus einer Oppelner Garage in der vorhergehenden Nacht gestohlen worden ist, wurde gegen Mittag völlig zertrümmert auf der Landstraße ausgefun den. In dem Auto fand man noch einige von dem Kas senraub herrührende Eeldrollen. Die Täter selbst konnten noch nicht ermittelt werden. ? Der angebliche Zwischenfall im Korridor. — Eine polnische Erfindung. Auch an amtlicher Stelle in Berlin wird nunmehr bestätigt, daß die Nachricht des „Expreß Poranny" über einen Zwischenfall im Korri dor, wonach angeblich ein deutscher Transitwagen mit Giftgas angehalten worden sein sollte, auf reiner Erfin dung beruhen muß, da die sofortige Untersuchung nicht das geringste ergeben habe. In Berlin wird vermutet, daß die Polen angesichts des Neuhöfer Zwischenfalles versuchen, durch derartige Nachrichten Deutschland im übrigen Ausland ins Unrecht zu setzen. * Ein amerikanisches Verkehrsflugzeug ins Meer gestürzt. Kurz nach dem Aufstieg von Boston ist am Donnerstag ein Verkehrsflugzeug aus etwa 30 Meter Höhe in der Nähe der Küste ins Meer gestllrzi. 12 Reisende und die beiden Flugzeugführer wurden ver letzt, während ein Reisender tödlich verunglückt ist. Da das Flugzeug nicht für die Landung auf dem Wasser . ausgerüstet war, wurde die Kabine schnell überflutet, ' so daß die Reisenden gezwungen waren, auf den Trag flächen des Flugzeuges Zuflucht zu suchen, von wo sie gerettet wurden. Der glimpfliche Verlauf des Unfalls ist nur dem Umstand zuzuschreiben, daß der Wasserstand um diese Zeit niedrig war und der Unfall sich in un mittelbarer Nähe der Küste ereignete. * Zahlreiche Todesfälle der Hitzewelle in Amerika. Die Hitzewelle in Amerika hat in den letzten 48 Stunden in Neuyork 7 Todesopfer gefordert. Im Schatten werden 32 Grad Celsius gemessen. In Philadelphia haben sich drei Todesfälle ereignet, während Boston und andere Städte den Zusammenbruch einer Reihe von Personen infolge der Hitze melden. Neueste Nachrichten« Endgültige Sperrung der Polizeikosteu- zuschüsse an Thüringen. Berlin, 6. Juni. Da in der am Freitag vormittag im Reichsmnemninisterium cingegangenen Antwort der thüringischen Staatsregierung der schon bekannte Stand punkt über die Einstellung von Nationalsozialisten in die thüringische Polizei vertreten wird, hat Reichsinnenmini- ster Dr. Wirth die endgültige Sperrung der Polizeikosten zuschüsse an Thüringen mit sofortiger Wirkung ange- ordnet. Großfeuer in der „Germaniawerft" in Kiel. Kiel, 6. Juni. Auf der „Eermaniawerft" in Kiel ist heute vormittag aus noch nicht bekannter Ursache ein Brand ausgebrochen, der sich bald zum Großfeuer ent ¬ wickelte. Die Kieler Feuerwehr ist mit allen verfüg baren Kräften mit den Löscharbeiten beschäftigt. Dichte schwarze Rauchschwaden breiten sich über der ganzen Eermaniawerft aus. Das Feuer konnte in verhältnis mäßig kurzer Zeit gelöscht werden. Der Sachschaden ist nicht bedeutend. Es sind in der Hauptsache nur Holz verschalungen verbrannt. Die Voruntersuchung gegen Kürten eröffnet. Düsseldorf, 6. Juni. In der Strafsache gegen den Arbeiter Peter Kürten aus Düsseldorf ist auf Antrag der Staatsanwaltschaft die Voruntersuchung wegen Mordes eröffnet worden. Zum Untersuchungsrichter ist Landgerichtsdirektor Dr. Hertel ernannt. Ganz Ungarn protestiert beim Völker bund gegen Trianon. Genf, 6. Juni. Aus Anlaß des zehnten Jahres tages der Unterzeichnung des Vertrages von Trianon, haben sich sämtliche Städte und Gemeinden Ungarns sowie die ungarischen Vereine in Europa und Amerika an den Völkerbund mit dem Ersuchen gewandt, im Interesse des europäischen Friedens nunmehr unverzüg lich die Revision des Vertrages von Trianon auf die Tagesordnung zu setzen. Insgesamt sind 2V 000 unga rische Gesuche im Völkerbund eingegangen. Die Vollversammlung der Bankierkonferenz einberufen. Paris, 6. Juni. Der Unterausschuß der Bankier konferenz hat am Donnerstag bis in die späten Abend stunden getagt. Nach der Sitzung wurde eine Verlaut barung herausgegeben, die folgenden Wortlaut hat: „Der Unterausschuß hat seine Arbeiten beendet und ist zu einem Uebereinkommen über den Wortlaut ge kommen, der der Vollversammlung der Bankiers unter breitet werden soll, die von der BIZ. für Dienstag, den 10. Juni in Paris einberufcn worden ist. Ehrengabe der ägyptischen Regierung an die Erben Lord Carnavons. London, 6. Juni. Ein von dem ägyptischen Finanz minister eingesetzter "Ausschuß hat die Zahlung von 700 000 Mark an die Erben von Lord Larnavon in An erkennung der Verdienste, die sich dieser durch die Aus grabungen am Grabe Tutanchamons erworben hat, emp fohlen. Lord Carnavon hatte die Ausgrabungen, die 1922 begannen, sieben Jahre auf eigene Kosten durch geführt. Verschärfung der Lage bei Peschawar. London, 6. Juni. Der Sonderberichterstatter der „Times" in Peschawar stellt eine wesentliche Verschär fung der Lage an der Nordwestgrenze infolge des Vor marsches der Afrides fest, die über 7000 bis 15 000 Mann verfügen sollen. Am Donnerstag morgen drang eine Abteilung der Afrides sogar in eine Vorstadt Peschawars ein. Am Abend wurde das Lager der As- rides von den britischen Luftstreitkräften mit Bomben belegt. Zur Verstärkung der britischen Truppen wurde eine Kavalleriebrigade herangezogen. Rings um Pescha war sind alle strategischen Punkten von sehr starken Truppenabteilungen besetzt. Panikstimmung in Tsinanfu. London, 6. Juni. In Tsinanfu, der Hauptstadt der Provinz Schantung, herrscht nach Pekinger Meldungen Panikstimmung. Die Zustände gleichen genau denen, die der Ermordung zahlreicher Japaner im Jahre 1928 vorangingen. Die Nankingtruppen bereiten sich auf einen Rückzug vor. Die ausländischen diplomatischen Vertretungen in Peking haben sowohl bei der Nord- armee wie bei der Nankingregierung Vorstellungen er- hoben, um eine Wiederholung der schweren Ausschrei tungen von 1928 unter allen Umständen zu verhindern. Aufdeckung einer Spionagezentrale in Lemberg. Warschau, 6. Juni. In Lemberg ist eine_ große Spionagezentrale, wahrscheinlich zugunsten der Sowjet union, aufgedeckt worden. In die Angelegenheit ist eine Reihe höherer polnischer Beamter verwickelt. Zahl reiche Verhaftungen sind vorgenommen worden. Die Herrin vom Mühlenhof Roman von Morten Korch. (Nachdruck verboten.) „Was meinen Sie damit, gnädige Frau?" sagte Sara. Es kam Olga vor, als läge etwas Herausforderndes in Saras Worten; sie war wütend; aber das merkte man nur an ihrem Lächeln, das grimmig und boshaft wurde. „Das wünsche ich nicht zu erörtern," antwortete sie. „Aber ich sage Ihnen, daß eine von uns fori muß. Und ich gelobe Ihnen, daß Sie es sein werden. Ihre Eltern dürfen bleiben, das kann ich jetzt nicht mehr ändern. Sie müssen allein fori und das bald; ich hoffe. Sie haben mich verstanden." „Ich glaube nicht, daß Sie viel Rücksicht auf mich nehmen," antwortete Sara. „Diesmal habe ich recht und Sie tun am besten, sich mir zu fügen. Sie können ja mit Leichtigkeit eine Stellung bekommen. Am besten ist es, Sie reisen so weit fort wie möglich " Olga sprach in dem harten, abweisenden Ton, der , keinen Widerspruch duldete. Sara war jetzt auch zornig geworden; ihre Wangen flammten: sic erhob sich vom Stuhl, als wollte sie gehen. „Ich dachte, daß Sie mich gut kennten, Sara, und wüßn-», vaß es aussichtslos ist, mir zu trotzen " Tara begegnete furchtlos Frau Farmers Blick. Die beiden Gegner sahen sich einen Augenblick in die Augen; es mar. als suchten sie sich mit ihren Blicken tief ins Herz zu dringen. „Wissen Sie, daß lch Macht habe, Ihre Zukunft zu vernichten?" sagte Olga endlich; ihre Worte fielen so lang em, als wünschte sie, daß jedes von ihnen sich in Saras ^ecie einbrannle „Ich weiß, daß Sie Vater und Mutter gedroht haben; aber ich fürchte mich nicht," antwortete Sara. „Wenn es nun auch über andere Unglück bringt?" Liga sagte es so merkwürdig langsam und drohend. Sara hatte ihren Blick Hinausschweifen lassen. Die vandschafl draußen erinnerte sie so merkwürdig an Palle, ^ie fürchtete für ihn; aber es gab ihr doch Kraft; es war, als stände er plötzlich vor ihr. „Was auch komme« wird, so hoffe ich Doch, vaß ich es tragen werde " antwortete Sara stolz und schritt zur Tür „Ja, gehen Sie nur, Fräulein Sara, ich denke nicht, daß Sie in meiner Zeit noch einmal hierherkoinmen Aber ehe wir scheiden noch eines Wollen Sie mir versprechen. über das, was wir heute hier gesprochen haben, zu schweigen?" „Warum sollte ich darüber schweigen?" sagte sie. „Aus Rücksicht auf Sie selber, Fräulein Sara. Wenn Sie schweigen wollen, will ich Ihnen versprechen, daß ich Ihnen binnen vierzehn Tagen sagen werde, was geschehen wird." Sara überlegte einen Augenblick; wenn es sich nur um sie selbst gehandelt hätte, würde sie gleich nein gesagt haben; aber sie dachte an Palle, an Tante Benta und Mutter Karen. „Das verspreche ich Ihnen," sagte sie. „Zwei Wochen lang können Sie ruhig auf mein Schweigen bauen." Sara ging und Olga sah ihr nach. „Jetzt schweigt sie und jetzt heißt es handeln," murmelte sie und verließ die Stube. „Ja, jetzt heißt es handeln, das gelobe ich dir," sagte Jette und steckte den Kopf hinter dem Sosa hervor. „Mit mir hat sie nicht gerechnet, das lange Ende. Aber sie soll nur warten." Jette schwur einen erschütternden Eid und schlich sich dann schnell durch das Eßzimmer hinaus. Fünfundzwanzig st es Kapitel. Das Mühlenrad stöhnte so schwer; man konnte hören, daß es eine schwere Last ziehen mußte; das Wasser stürzte polternd und schäumend durch die Schleuse und die tiefen, klingenden Töne der Sägen hallten über das stille Tal. In der Mühle herrschte Geschäftigkeit, nicht eine kurze, atemlose Eile, sondern die stetige Kraftentfaltung, die alle Räder mit einem eigentümlich energischen Ton schnurren und all die vielen Pulse der Tätigkeit mit kräftigem Schlage klopfen läßt. Die Arbeit war glänzend organi siert; es rollte wie eine Kette von Rad zu Rad und von Hand zu Hand, es gab keinen toten Punkt, keinen ver geudeten Sprung Der kleine Mikkel arbeitete in der Dreherei und zu seiner großen Freude hatte er Madame Olsen zu Hilfe be komme» Jeden Augenblick benutzte er, auf das Anliegen zu kommen, das ihm am Herzen lag; aber Madame Olsen wies ihn ab. „Sei still, Mikkel, von so etwas reden wir nicht in der Arbeitszeit. Achte lieber aus deine Hände, damit du nicht zu Schaden kommst," fügte sie besorgt hinzu. Mikkel sah sie verliebt an und begnügte sich damit, ihr den Hof zu machen. Jedesmal wenn sie ihm ein neues Stück Holz gab, benutzte er die Gelegenheit, um ihre Finger zu berühren; dann lachte er. daß all seine zottigen Haare sich sträubten Madame Olsen zog schnell die Hand zurück; aber hin und wieder gab sie ihm einen Klaps und dann war Mikkel glücklich. Sara hatte die Dekorationsarbeit unter sich; ihre Mutter und Juliane halfen ihr; aber alles Schwierige und Feine führte sie selbst aus. Sie ging mit Leib und Seele in der Arbeit auf; aber vom Morgen bis zum Abend dachte sie doch an Frau Farmers Drohung. Sie gelobte sich, nicht nachgeben zu wollen; sie sehnte sich danach, Palle alles zu erzählen, und bereute, daß sie versprochen hatte, zu schweigen. Kalle Madsen stand in dem langen Gang, der das Hauptgebäude mit dem Mühlengang verband. Er lauschte; durch das offene Küchenfenster konnte er die scharfe Stimme Frau Farmers hören; sie schalt mit Fette, aber die Alte ließ sich nichts gefallen. Kalle Madsen hielt wie gewöhnlich eifrig Selbstgespräche. „Gott bewahre, was für eine Hexe," murmelte er. „Ja, damit wird man ja Gott sei Dank verschont. Ra, was wollte ich sagen, man muß Wohl mal nach den Vorräten sehen." Madsen ging ein paar Schritte weiter den Mühlen gang hinab. Er tastete hinter einen Balken und öffnete eine Luke. Dahinter war ein kleiner mit Flaschen gefüllter Naum „Sich, das ist also das Hauptdepoi, und es ist gul daß ich die kleine Oase habe Aber laßt uns sehen, wieviel noch übrig ist." Madsen zählte „Elf Ja, ja, da heißt's heute Schluß." Plötzlich mußte er lachen. „Wie wütend sie wird, wenn sie die Flasche hübsch auf einem Tablett mit einem Glas daneben sieht." Madsen schloß die Luke und ging mit einer halbvollen Flasche ins Kontor. Er stellte sie aus ein hübsches kleines Tablett aus einem Tisch in der Ecke und betrachtete zufrieden sein Arrangement. Gleich daraus hörte er draußen Schritte und machte, daß er auf seinen Platz kam. Es war Olga, sie war zornig; sie hatte Ärger gehabt und jetzt sollte Kalle Madsen ihn entgelten. Zuerst sah es nun nicht gerade zum besten aus. Kalle Madsen nickte fast triumphierend und schielte nach der Ecke, wo die Flasche stand. „Ja, Sie müssen entschuldigen, Frau Farmer, jetzt steht mein Portwein dort," sagte Madsen mit einer ein ladenden Handbewegung. „Ich habe ein Attest vom Medizinalrat. Mir fehlt Blut, sagt er, ich brauche stärkende Mittel, und ein Gläschen Portwein hin und wieder wird mir gut bekommen." Er machte sich wieder an seine Arbeit; dasselbe tat Olga. Sie sührte täglich das Kassa buch und machte Kasse. (Fortsetzung folgt.)