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Dr. Wirths Antwort an Thüringen. Im Haushaltausschutz des Reichstages verlas Reichs- innenminister Dr. Wirth bei der Beratung seines Etats den Brief, den er in der Angele g en- beit Frick an den thüringischen Minister- präs identen Baum gerichtet hat. Der Bries lautet.' „Sehr verehrter Herr Staatsminister! Von Ihrer Mitteilung, datz sich das thüringische Gesamt- Ministerium mit der Frage der Errichtung von Polizei direktorenstellen noch nicht befatzt, habe ich mit Dank Kenntnis genommen. Ich hoffe und Wünsche, datz es Ihnen möglich sein wird, die bevorstehende Bcschlutz- fassung dahin zu beeinflussen, datz eine Wiederauf rollung der Meinungsverschiedenhei ten, die ich durch unsere Aussprache als erledigt an sehen durfte, vermieden werden kann. Es ist Ihnen aus unserer Besprechung bekannt, welche Bedeu tung für meinen Entschluß, die von meinem Herrn Amtsvorgünger verfügteSperrederPolizei- Zuschüsse aufzuheben, Ihre Erklärung gehabt hat, datz seit der Ernennung des Herrn Ministers Dr. Frick nur solche Veränderungen in der thüringischen Landespoli zei vorgenommen worden sind, die bereits vor seinem Amtsantritt in Aussicht genommen waren, datz beson ders keinNationalsozialistin diethllrin- I gische Landespolizei ausgenommen wor den ist. Diese Tatsache ist für mich der entscheidende Erund meiner Stellungnahme gewesen, und ich habe dabei, wenngleich Ihre Erklärung sich im Wortlaut nur auf die Bemerkung bezog, die Erwartung gehegt, datz sie auch für die Zukunft gelten solle. Die Erinnerung eines als Angehöriger der Nationalsozialistischen Par tei bekannten Beamten zum Polizeidirektor und damit zum Leiter einer grötzeren Behörde der staatlichen Poli zei würde zweifellos grosses Aufsehen erregen und mit Rücksicht auf die erzielte Einigung die Reichsregierung und auch die thüringische Regierung in eine peinliche Lage versetzen. § Für die Aufhebung der Sperre war. wie erwähnt, die Zusicherung der thüringischen Regierung matzgebend, datz Nationalsozialisten nicht in die thüringische Staats polizei eingestellt worden sind. Wenn nun kurz nach Aufhebung der Sperre die thüringische Negierung einen Angehörigen der Nationalsozialistischen Partei in eine leitende Stellung der Thüringer Polizei einberiese. so würde dadurch eine völlig neue Situation geschaffen, die mich pflichtgemäss veranlassen mützte. nachzuprüfen, ob ich bei meiner Stellungnahme hinsichtlich der Aushebung der Sperre der Polizeikosten noch weiter verbleiben kann. Was die grundsätzliche Frage anbetrifft, ob ein Rationalsozialist Beamter sein kann, so hat mein Ml- uistcrkum unter meinen Amtsvorgängern stündig den Standpunkt vertreten, datz ein Beamter sich zu einer staatsfeindlichen Partei „bekennen könne", aber nicht in diesem Sinne sich „betätigen" dürfe. Die Frage, o b dienationalsozialistischeParteistaats- feindlichist, möchte ich hier unerörtert lassen: selbst wenn man die Frage verneinen und zu der Ansicht kom men sollte, datz die Nationalsozialistische Partei die Aenderung der heutigen Staatsform lediglich auf lega lem Wege betriebe, würde die Einstellung eines in der Nationalsozialistischen Partei tätigen Beamten in eine leitende Stelle der Staatspolizei schweren Bedenken be gegnen können. Ich könnte mir denken, datz dieser Ge sichtspunkt bei der Prüfung der Frage, ob eine solche Einstellung mit den Grundsätzen über die Gewäh r' u n g v o n P o l i z e i k o st e n durch das Reich an die Länder vereinbart sei, eine ausschlaggebende Rolle spielen wird. Wenn ich im Vorstehenden, ohne meine eigene Auffassung zum Ausdruck zu brin gen, Ihnen die schweren Bedenken nur angedeutet habe, so wollen Sie daraus meine große Besorgnis ersehen, datz die kürzlich beigelegte Meinungsverschiedenheit zwi schen dem Reich und Thüringen neu aufleben könnte. Aus dieser Sorge heraus möchte ich auch auf einen anderen Vorgang Hinweisen, der in der Oeffentlichkeit und besonders in ihr nahestehenden Kreisen unlieb sames Aufsehen erregt hat. Nach unwidersprochenen Zeitungsmeldungen hat Minister Frick durch einen Erlatz den thüringi schen Schulen mehrere Schulgebete empfohlen. In diesen Gebeten istnichtohneErundeinebe- tont parteipolitische Tendenz erblickt worden, die um so peinlicher empfunden wird, als Herr Minister Frick in der Sitzung des Haushaltausschusses des Thüringischen Landtages erklärt haben soll, datz die Gebete sich gegen „rassenfremde Elemente, nämlich die Juden", richten sollten. Ich darf gestehen, datz dieser Vorgang den Reichsminister des Innern, der über Sinn und Geist der Weimarer Verfassung pflichtmätzig zu wachen hat. schmerzlich berühren mutz. Die Betonung politischer Dinge in einem Teil der empfohlenen Gebete und die von Herrn Minister Dr. Frick ihnen im Aus schutz beigelegte Tendenz werfen von selbst die Frage nach der Verfassungsmäßigkeit auf. Erlauben Sie mir noch, mit allem Freimut als Mensch und Christ die Bemerkung hinzuzufügen, datz politische Hin weise in solchen Gebeten nach meiner persön lichen Auffassung dem Sinn des Religiösen widersprechen. Mit dem Ausdruck meiner aus gezeichneten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein Ihr ergebener gez. Dr. Wirt h." Reichsminister Dr. Wirth erklärte, datz er ab- schlietzend zu der Angelegenheit solange keine Stellung nehmen könne, als eine Antwort von Minister Baum noch nicht eingetroffen sei. Weil aus MusteulWug gegen W. Berlin, 20. Mai. Das Disziplinarverfahren gegen den Berliner Oberbürgermeister Bötz, das heute vormittag begann, hat damit geendet, datz der Bezirksausschutz bereits am Nachmittag folgendes Urteil fällte: „Der Angeklagte hat seine Pflichten verletzt, die ihm das Amt auferlegt hat. Er hat sich durch sein Ver halten im Amte und autzerhalb des Amtes der Ach tung, des Ansehens und des Vertrauens, das sein Berus erforderte, unwürdig gezeigt. Der Angeschul- digte wird deshalb mit Dienstentlassung bestraft. Dem Angeklagten werden auf Lebenszeit zwei Dritte« des ihm gesetzlich zustchenden Pensionsbetrages ge währt. Die Barauslagen des Verfahrens fallen dem Angeklagten zur Last." Oberbürgermeister Bötz hat gegen dieses Urteil durch seine Anwälte sofort Berufung einlegen lassen. Der Fall wird also noch einmal das Oberverwaltungsgericht beschäftigen. Erfahrungsgemäss dauern die Vorbereitun gen für dieses Verfahren sehr lange, so datz kaum damit zu rechnen ist, datz vor dem Frühjahr nächsten Jahres die Berufungsverhandlung stattfinden kann. Der Bezirksausschutz hatte sich mit Vorwürfen zu befassen, die im Laufe des Disziplinarverfahrens zu- sammengesteM worden waren und die sich im wesentlichen darauf konzentrieren, datz Oberbürgermeister Bötz seiner Aufsichtspflicht als Oberbürgermeister nicht genügt hat. Es wurde ihm dabei besonders vorgeworfen, datz er die Geschäfte der Stadtbank, einer der wichtigsten Zweige der Berliner Verwaltung, nicht genügend kontrolliert habe. Eine gewisse Rolle spielte auch die Tatsache, datz der Oberbürgermeister eine geraume Zeit vor Beginn des Sklarek-Skandals durch einen angesehenen Berliner Bür ger über den Sklarek-Skandal, der drohte, ins Bild ge setzt worden war. Schließlich hatte man es auch nicht als korrekt angesehen, daß der Oberbürgermeister über den Fall Sklarek und über seine persönlichen Beziehungen zu Sklarek in der Oeffentlichkeit Mitteilungen gemacht hatte, die er später revidieren mutzte. Suspendierung Katz'. Berlin, 20. Mai. Nach der Eröffnung des Diszi plinarverfahrens gegen den Stadtrat Katz hat der Ober präsident dessen Amtssuspendierung verfügt. Der Magi strat erhielt Dienstag vormittag die Verständigung des Oberpräsidenten, die auch an das Bezirksamt Schöne berg weilergegeben wurde, wo Katz seit 20 Zähren das Grundstücksdezernat versieht. Magistrat und Bezirksamt Schöneberg werden im Laufe des Nachmittags über die Besetzung der beiden Erundstücksdezernate Beschluß fassen. Aus aller Wett. * Zu dem Zusammenstoß in Schöneberg. Ueber die Ausschreitungen in Schöneberg bei Berlin in der Nacht zum 17. Mai gibt der Polizeipräsident einen Bericht. Danach wurden drei Mitglieder eines Arbeiterschützen vereins. darunter der Stratzenhändler Heimbürger, auf dem Heimweg von einem llebungsschietzen ihres Ver eins vor dem Verkehrslokal der Nationalsozialisten „Zur Ameise" von einer erheblichen Anzahl National sozialisten verprügelt. Heimbürger sei durch einen Dolch stich in die Herzgegend schwer verletzt worden und sei im Krankenhaus gestorben. Die beiden anderen seien zu Boden gestoßen worden, hätten aber fliehen können. Etwa eine Stunde später sei gegenüber dem Lokal „Zur Ameise" ein gewisser Spandau von Nationalsozialisten, insbesondere von einem gewissen Timpe, angerempelt und verfolgt worden. Timpe sei als am Vorfall her vorragend beteiligt festgenommen worden. In seinem Besitz sei ein Dolch gefunden worden. Gegen ihn sei Haftbefehl erlassen worden. * Wassereinbruch auf einer Ruhrzeche. Auf der Zeche Augusta Viktoria I/II in Hüls bei Recklinghausen war vor einigen Tagen auf einem Querschlag, der nach einer abgeteuften Zeche führte, eine Wasserader verlegt worden, aus der sich Wasser mit einer minütlichen Ge schwindigkeit von 200 Litern ergoß. Es gelang, das ein dringende Wasser zunächst auszupumpen. Am Dienstag vormittag mutz diese Wasserader beim Sprengen wieder verletzt und weiter aufgerissen worden sein, so datz sich das Wasser in Strömen ergötz. Das Wasser hat eine Wärme von 60 Grad. Es gelang rechtzeitig 350 Berg leute auszufördern, so datz Menschenleben nicht in Ge fahr sind. Es wird versucht, das Wasser einzudämmen * Haussuchungen bei Deutschnationalen in Glad- bach-Nheydt. Die Polizei hat am Dienstag in Glad bach-Rheydt bei dem Leiter der Ortsgruppe des Bis marck-Bundes und einigen Vorstandsmitgliedern der Deutschnationalen Volkspartei Haussuchungen abgehal ten. Dabei wurden einige Schriftstücke beschlagnahmt, die nach Ansicht der Polizei den Beweis liefern sollen, datz die hiesige Gruppe des Bismarck-Bundes eine il legale Fortsetzung des verbotenen Stahlhelms sei. Autzerdem wurden bei dem Gauwart Dr. Hampel in Rheydt vier Eierhandgranaten beschlagnahmt, die er als Kriegsandenken aufbewahrt hatte. * Der Wohnsitz des norwegischen Kronprinzen paares niedergebrannt. Der Wohnsitz des norwegischen Kronprinzenpaares, das Rittergut Skaugum bei Oslo, ist am Dienstagnachmittag zum größten Teil abge brannt. Der Brand vernichtete das aus Holz gebaute Hauptgebäude, ehe die Feuerwehren aus Oslo und der Umgebung eintreffen konnten. — Kronprinz Olaf und und Kronprinzessin Martha waren in Skaugum und nahmen an den Löscharbeiten teil. Oie Herrin vom Mühlenhof Roman von Morten Korch. 42s (Nachdruck verboten ) Es waren so viele« Fragen, die sich lhm prangten. — Sara, die hier in seinen Armen la sein Glück. Sie liebte ihn und seine ganze < „Aber warum?- unterbrach Sara ihn heftig, „ich war io glücklich, du weißt gar nicht, wie ich mich nach dir Sesehnt habe, Palle, und wie ich zum lieben Gott gebetet habe, mir mein Glück zu erhalten. Warum soll Olga das alles rauben? Weißt du nicht, daß sie böse ist? Ich kann dich nicht lassen, Palle, hörst du, ich kann nicht." Sara schlang ihm plötzlich die Arme um den Hals und klammerte stch heftig an ihn. Bald heftig und bald ängstlich und zitternd kämpfte sie um ihr Glück. .. „Laß uns fortgehen," bat sie, „weit fort in die Welt hinaus. Ich will dir folgen, wohin du willst." Palle schüttelte den Kopf und sah sie an. Seine Augen waren tränenlos, aber sein ganzer grenzenloser «ümmer war in ihnen zu lesen. , „So laß uns sterben," flüsterte sie schaudernd. „Dann dat die Mühlenfrau doch Buße genug erhalten." Aber W fürchtete sie sich vor ihrer eigenen Heftigkeit, schwieg ue plötzlich und sank in einem herzzerreißenden Schluch ten zusammen. . Palle hielt sie fest umschlungen, ihr Kops lag an mner Brust und ihr feiner Körper bebte im Weinen. Sie war ja so unfaßbar schön, fand er, und nie war sie lhm so teuer gewesen. Er strich behutsam über das ^aune Haar, das wie ein spielendes Rauschen ihr um ?ürn und Wangen lag. Wie merkwürdig, wie die Atte Hand des Schicksals zerreißen konnte. Sara, die immer geliebt hatte ihr sollte er jetzt so viel Kummer »lachen. Es waren so viele« Fragen, die stch ihm auf- orangten. — Sara, die hier in seinen Armen lag, sie ",ar sein Glück. Sie liebte ihn und seine ganze Seele Ahorte ihr. Palle hatte das Gefühl, daß sie auf geheim- ,, ^Zolle Art von Kind auf füreinander bestimmt waren, "uv dennoch sollten sie sich trennen. Er sollte wohl nur geprüft werde» und leiden, das ihm sicher von Kind auf bestimmt; seine Mutter U"te es geseyen. sie hatte es in seinen Augen gelesen und darauf vorbereitet. - Es rauschte wild in seinem jungen Blut, ein heftiger »Apf tobte in seinem Gemüt, es war so vieles, das das ' aber er errang den Sieg. Er mußte treu gegen alte Rad sein, er mußte tun, wozu er bestimmt war. L. Es war nicht allein um des Vaters und des alten vnms willen, auch etwas anderes zog ihn mit geheim nisvoller Macht an; er fühlte, daß Tante Benta recht hatte; er hatte eine Aufgabe erhalten, er sollte die Träume seiner Mutter und die Worte des alten Probstes wahr machen; er war es, der den Fluch von der Mühle und seinem Geschlecht nehmen sollte. Aber Sara durfte nicht zugrunde gehen, er mußte ihr helfen; sein ganzes Wesen strömte von Mitleid für sie über. Er kniete im Grase und sprach so zärtlich und innig zu ihr. Palle wurde es im Grunde schwer, sich zu erschließen, jetzt aber tat er es. Er flüsterte ihr so sanft ins Ohr. Sara verstand ihn, sie verstand, daß er sie liebte; aber sie verstand auch, daß er das Gelöbnis, das er seinem sterbenden Vater gegeben hatte, halten und seinem Heim treu sein mußte. Sie kannte selbst die Macht der alten Mühle über die Herzen und sie kannte Olga. Ihr Weinen wurde milder und plötzlich wußte sie, daß es für ihn weit, weit schwerer war als für sie. Etwas in feinen Augen und in seiner verschleierten Stimme sagte ihr, was er litt und welcher Kampf in ihm tobte. Sie trocknete sich die Äugen und erhob sich. „Jetzt will ich stark sein, Palle, jetzt weine ich nicht mehr," sagte sie mit einem leisen Lächeln. „Es ist schwer, daß wir beide scheiden müssen, Sara, aber dein Glück darf nicht zugrunde gehen; all die guten Gaben, die du hast, dürfen nicht vergeudet werden. Du sollst ein Heim haben, Sara, ein Heim, das du mit Sonnenschein füllen kannst. Nimm Nikolaj, er ist treu und gut, und er hat dich immer liebgehabt." Palle bemühte sich, ruhig zu sprechen, aber Sara hörte gut, wie schwer es ihm wurde, die Worte herauszubringen. „Nein, Palle, ich habe Nikolaj lieb; aber nicht so, daß ich ihn heiraten könnte. Nie. nie will ich einem andern Mann gehören als dir, Palle, hörst du, — nie." Sie lehnte sich an Palle und küßte ihn „Unsere Liebe kann uns niemand rauben; Olga soll nicht glauben, daß sie so leicht Macht über mich erhält, ich will ihr trotzen; ich bleibe in der Mühle, ich will dich jeden Tag sehen, hörst du. Palle, jeden Tag. Und jeden Abend, wenn es zehn Uhr ist. sollst du nach meiner Lampe sehen dann winke lch damit, das heißt, daß ich dich liebe. Und wir wollen uns an geheimen Orten treffen. Wenn sie auch glaubt, daß sie dich mir genommen hat, so sollst du doch mein sein." Sara stand aufrecht und geschmeidig vor ihm, sie richtete ihren schlanken Körper auf und ihre Augen leuchteten. Sie war wieder von Eifer entflammt, sie war ein Weib, ein reifes Weib, das bis zum Äußersten um seine Liebe kämpfen wollte. Palle antwortete nicht, aber er küßte sie noch einmal. „Jetzt müssen wir zurück, Sara, es ist spät," sagte ei endlich, und auf einem schmalen, einsamen Pfade gingen sie heim zur Mühle. Palle lauschte beständig; er war nicht sicher, ob Olga nicht im Walde herumstreiste, um ihn zu suchen. Sie gingen still, einer den 'Arm um den andern ge legt; der Nachtwind spielte sacht im Laube; ein einsamer Vogel zwitscherte leise, sonst mar alles ganz still. Sie waren traurig bei dem Gedanken an die Trennung, aber beide waren froh, einander nahe zu sein, und das Be wußtsein ihrer Liebe erfüllte sie mit einem Reichtum, den keiner von ihnen aufgeben wollte. Kurz vor der Mühlenhütte blieben sie stehen. Palle blickte sie an und sagte: „Ich danke dir, Sara, daß du die vielen Jahre aus mich wartetest und weil du mir so willig dein Jawort gabst. Wie es auch geht, so bist du doch in meinen Träumen, dort bist du immer gewesen und dort sollst du weiter sein." „Jch träume auch, Palle, wenn ich flechte, dann flechte ich dich in meine Schnüre ein. Glaube mir, du bist in viele, viele Peitschen eingeflochten." antwortete Sara. Als sie sich Lebewohl sagten, mußte Sara wieder weinen; sie kämpfte aus aller Macht mit den Tränen, konnte sie aber nicht besiegen Palle mutzte wieder lange mit ihr reden, ehe es ihm glückte, sie so weit zu beruhigen, daß er sie verlassen konnte. Sobald er allein war, ging er in den Park, zum Mühlensee hinunter und aus diesem Wege zur Mühle. Er starrte auf das Rad; dessen eine Hälfte war vom Mond schein beleuchtet; der schwere Kranz und die Schaufeln funkelten wie Silber, aber tief unten, wo das Dunkel und die Schatten herrschten, schimmerten die Planken gespensterhaft. Jetzt hatte er dem Mühlenrade wohl das Teuerste geopfert, das ein Mann geben kann, und dennoch haßte er es nicht; es ward ihm eher teurer, je mehr es kostete. Während er so, alles um stch vergessend, dastand, hörte er ein leises Geräusch und Olga trat aus dem Dunkel unter den Bäumen auf ihn zu. Palle trat vor, daß sie ihn erblicken konnte. Sie ging schnell auf ihn zu und packte ihn am Arm. „Wo warst du?" fragte sie mit zitternder Stimme und richtete sich hoch und schlank vor ihm auf. (Fortsetzung folgt.)