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Gasthof zum Hirsch. SvN'Uag, den 28. September Gastspiel der beliebten Dresdner Vobe-Sanger Erstklassige Herrengesellschaft 1896. Neues originelles Programm. Einlaß 7 Uhr. ^Lvkäsm L»U l Anfang 8 Uhr. Eintrittskarten zu 80 Pfg. sind in der Buchhandlg. Rühle und im Gasthof Hirsch zu haben. Erwerbslose haben gegen Vorzeigung ihrer Karte an der Abendkasse Ermäßigung Es ladet freundlichst ein K. Lehnert. Aoöe-Sänger. veittWanä-Naä Im Handumdrehen zeigt dieses kleine drehbare Nachschlagewerk alles wichtig« über die siebzehn deutschen Länder, wie Oberfläche, Ein wohnerzahl, Wappen usw. an. Als Lehrmittel Ale Hilfsmittel für Schüler unentbehrlich. für Jung u. Alt willkommen Preis nur 1— Mk. ülManMng fierm. Dfile. LM lcdsa letzt ScfteNiiMi »» M prima gewneis»ige Speile - siartotteln rum kinkellern. Heubner u. Jungnickel vorm. Düngerhandels-A.-G. Zweigstelle Httendorf - Hkrilla Fernmf 210. Verlag de- Bibliograpyischen Institut- in Leipzig 8 Arni«. Byron. Shamiffo MeyerS Klassiker - Ausgaben In A end rucken auf holzfreiem Papier wieder lieferbar: »d«. . 8 Weibel 8 Vrtllparzer. . . . . b Hauff 4 Hebbel « Hein«, Klein« LuSg. 4 Hölderlin 2 Kell« ....... S Kleist 5 KLra« 2 wd«. Lesstng. ...... 7 Ludwig 8 Luther » Mörike 8 Nibelungenlied . . 1 Deuter 7 Scheffel 4 Schill«. Kl. Au«aab« » — Grohe Au-gab«. .15 Shakespeare ... .10 Storm....... Wieland 4 wmd I« Sri»«« ^dund« 1.» ««7, dl paldlib« -Ebund»» «u G»w»d«c1chuM 7^0 »« »1 wä»d« m»s«g«d«» «ein«!»»« 7»p««ki«« Mart- Schwan Bleichen und Klarspülen der Wäsche Stifil Paket 1L Pfg. d-W. die daraus bereitete reinigungEWlllMafle MMHonWmß Zerkaute 1,S-i rclv. -liitzkU 1,4 kiU-hrwiftüItr UNvan-dtUkit. 1.4 ptzrnllk. lrerr« LlLrvdstr. SS. Visiten - iszrten empfiehlt »uÄllkuclretel Is. «üble. «E- Ul test« Onaütät prima Brocken Aatterien —n hemomtgend« Leuchtkraft sowie Weialkfaden - Aknen yrmaim NVVIe, bmasottommH. Sächsischer LanKiag. Sitzung des Zwischenausschusses. Nm Mittwoch nahm der ZwischenauSschuß des Land tags Stellung zu verschiedenen Vorlagen der Regierung. IM Vordergrund stand die beabsichtigte Notverordnung über die Gemeindebiersteuer, Bürgersteuer und Getränke, steuer. Geschäftsordnungsgemäß erklärt der Kommunist Renner, daß nach seiner Ansicht der Zwischenausschuß sich mit dieser Materie nicht zu befassen habe. Die kom munistische Fraktion werde sich an der Beratung mcht beteiligen, Neber die sachlichen Gründe für den von der Re gierung beschrittenen Weg gab Ministerpräsident Schieck eine Erklärung ab, in der er u. a. sagte: Gegen ems abwartende Haltung der Sächsischen Regierung spricht die außerordentliche finanzielle Notlage, in der sich die ganz überwiegende Zahl der sächsischen Gemeinden befindet- Komanc/ie/»», Ker/tn u? ZS ^«5boten Koman von Luskav ttockstette» 40. Fortsetzung. „Iwan, der Schreckliche!" rief Kramer dann all dem Schlafzimmer herüber, „das mußt du dir auch anschcn!" „Latz mich zusridden!" rief der Russe zurück. „Also, i sag dir, du mußt!" kam's von drüben noch einmal. „Tu dem Cello den Gefallen!" sagte Gaston. , ' - ' e hinüber. Gaston blieb für einen Augenblick allein. „Pssst!" machte der Wiener noch immer, als er wieder in die Wohnstube trat. „Das geht uns gar nichts an!" verwies ihn der Russe. „Und weißt du, wie schwer die Kleine ist?" fragte Gaston dem Cellovirtuosen. „I kann's ja mal nachwiegen!" meinte der. »Eine halbe Million!" lachte der Franzose und schlug sich mit der schmalen Rechten auf den mage ren Schenkel. „Da schaut'S her!" lobte Franz Kramer. „Um wieviel kann man dich am Hochzeitstag anpumpen?" „So weit bin ich noch nicht," gab Gaston de Coppöe zu Der Wiener Cellokünstler wurde warm. „Was ich für dich tun kann, wird getan. Aber was wär'S denn?" „Eh bien," sann de CoppLe nach, „vielleicht wäre das gar nicht so übel... wenn der Papa Bank- direktor . und Mama Schwiegermutter. .. jetzt auf ihrer Reife ... «in paar Briefe bekämen, die ihnen erzählten, was ihr Töchterchen treibt, während sie an der sonnigen Azurküste lustwandeln." „Da schau her," lachte der Wiener, „ein paar Brie- serln — gar net schlecht wär'S." „Doch," sagte der Russe ernst, „das wäre schlecht. Zu so etwas gibt kein Kawalirr seinen gutten Namen!" „Aber schau, Pctroff, die G'schichten is doch so: erstens schreibt man natürlich ohne Namen, und zwei tens: datz dös Madel zum Gaston will, das hast doch eben selber g'sehn, nit wahr?" „Habbe ich gesehen!" bestätigte der Russe, „aberr ich bin Kawalirr!" „Glaubst, dös Madel lauft dem Baron von Coppee nach, weil er ihr zhvidcr is?" „Nein", gab Petrvff zu, „aberr ich bin Kawalirr!" „Iwan der Schreckliche, schau: jetzt können doch bloß die Eltern von dem Madel gegen 's Heiraten sein — nit wahr? Und die kriegen wir eben herum mit den Briefcrln, nit wahr?" „Ich schreibe keine Zeile," beharrte der Russe, „er stens habe ich viel zu miserabblige Handschrift, und zweitens bin ich Kawalirr!" „Aber Iwan, der Schreckliche! Einem Madel zu seinem Liebsten zu verhelfen . . . auch noch legitim — also so was darf ejder Kavalier mit 'n schönsten G'wisfett! Davon kann die wcißeste Weste nit das kleinste Fleckerl kriegen!" Dieser Beredsamkeit hielt der Russe nicht stand. „Is gutt," versprach er dem Wiener, „ich schreibe — trotz die miserabblige Handschrift." Ignaz Kramers Brust hob sich in blühendem Stolze. Der Sieg war edlen Schweißes wert . . . „Weißt du die Adresse von den Eltern?" fragte der Russ« den Franzosen, bereit zur Erfüllung seiner Freundespflicht. „Nein. Aber halt — jetzt kann Veronika noch nicht zu Hause sein. Ich geh zum Zigarrenhändlcr hinunter und klingle bei Gassens an." Flink kam er, mit einer kleinen Schachtel Ziga retten, zurück. In Der Begründung der Vorlage ist däcgelegt, wl« er schreckend die Zahl der Wohljahrtserwerbslo'en und Kri- senunterstützungsempfänger gewachsen ist. Für die un geheueren Lasten der Gemeinden muß Deckung geschaffen werden. Mag bei dieser oder jener Gemeinde noch manches erspart werden können, — dem Rieseuauswand gegen über, der aus der langandauernden Arbeitslosigkeit den Gemeinden erwächst, sällt das nicht ins Gewicht. Die Negierung würde die Vorlage jetzt nicht angebracht haben, wenn sie es für gewiß ansähe, daß die Reichsver ordnung etwa wieder außer Kraft träte. Durch jeden Monat Aufschub entgehen den Gemeinden dreiviertel Mil lionen Mark. Darum ist es dringend nötig, die Verord nungen sofort zu schaffen, damit die Gemeinden ab Ok tober die Steuerquellen ansnutzen können. Hernach erklärte Innenminister Richter: Die Fi nanzlage der Gemeinden sei durchweg sehr ernst uno ge biete dringende Hilfe. Die Schulden der sichsifchen Gemeinden insgesamt könnten auf 1 Milliarde geschätzt werden. Ende August dieses Jahres habe in Lachsen die Arbeitslosenrisfer 400 000 überschritten. Die Empfänger von Krisen- und Wohlfahrtsunter stützungen seien besonders in Zunahme begriffen. Beides belaste teils oder ausschließlich die Gemeinden. Abg. Böschel (SPD.): Tie sozialdemokratische Frak tion lehnt die Notverordnung über die Gemeinoebürger« steuer, Gemeindcbiersteuer und Getränkesteuer aus ver fassungsrechtlichen Gründen ab. Die Notverordnung der Regierung Brüning, die gerade die erwerbstätigen Schich' ten auss stärkste belastet, und wichtige sozialpolitische Er rungenschaften aushebt, ist gegen Recht und Verfassung zustande gekommen. Bei der Neuwahl des Parlaments hat die Regierung keine parlamentarische Mehrheit be kommen. Abg. Dr. Dehne (Dem.) betont, daß diejenigen Parteien, die im Reiche hinter der Regierung Brüning ständen, im Landtag nicht gegen die Verordnung der säch sischen Regierung Stellung nehmen könnten. Für die nationalsozialistische Fraktion erklärte Abg. v. Killinger: Wir sprechen der sächsischen Regierung das Recht zu der geplanten Notverordnung ab. Wir haben im Reiche gegen diese „Doung-Berordnung" ge stimmt und wenden uns in Sachjen ebenfalls dagegen. Diese Haltung enthebt uns weiterer Stellungnahme. Abg. Aßmann (Wirtsch.-P.) spricht sich gegen die allgemein Einführung der Biersieuer von Landes wegen aus und verweist auf die Lage im Gaststättengewerbe. Abg. Dr. Blüher (DVP.) gibt in längeren Aus führungen Einblicke in die Lage der Gemeinden im Zu sammenhang mit der rückläufigen Entwicklung in nnrt- fchastlicher Beziehung. Die volkspartciliche Fraktion werde sich der Notverordnung nicht entgegenstellen. Bedenken beständen natürlich gegen jede neue Steuer. Den Grün den der Regierung könne sich aber niemand verschließen. Aba. Dr. Wallner (Volksr.-P.) lehnt für sei« Partei die geplante Notverordnung ab, ebenso Abg. Siegert (Dn.Vp.), der bemängelt, daß die Regierung nicht gewartet habe, bis der Landtag zusammen- tritt. Kleine Mittelchett, wie jie hier vorgesehen sind, lö.m- ten keine Hilfe bieten. Innenminister Richter vertritt nochmals die Vor lage. Die Interessen der Gemeinden Md namentlich der ausgesteuerten Arbeitslosen erieifchten schnelles Handeln. Eine Abstimmung kam nicht in Frage, da der Zwischenausschuß vor Er a; vv l Notverordnungen ledig' lich zu hören ist. Lb sich sväter im Laud age ciue Mehrhcit finden wird, scheint nach der heutigen Be.atnng zweifelhaft. Einer anderen Notmaßnahme, die die Re gierung plante, widersprach keine Fraktion. Es handelt sich um die Uebernahme einer Bürgschaft in Höhe vo» 1 Million Mark gegenüber der deutschen Gesellschaft sie öffentliche Arbeiten A.-G., die von der ReichsreqirrUNi zur Finanzierung von NMandsarbeiten eingerichtet wor- den ist. Hierzu erklärte die Regierung, daß sie ^ie Aw spräche Sachsens bei dieser Gesellschaft energisch vertrete- werde. Ferner kündigte die Regierung eine Vorlage an zur Erhöhung der staatlichen Garantiesumme für die Inter nationale PelzausstcUUttg in Leipzig. „Kinder, wir haben Glück. Morgen treffen die Alten wieder im Grunewald ein. Da können sie als Will- kommgrutz gleich unsere Briefe kriegen. Morgen muh der Blitz in die Villa Gassen schlagen!" In der gleichen Viertelstunde, in der Veronika klopfenden Herzens vor der vertrauensseligen Tante Frrda stand und die lange Dauer des englischen Unter richts mit dürftigen Ausreden begründete, in der gleichen Viertelstunde verwandelten sich in Gastons Wohnstube die koketten, weißlackierten Möbel — bi« so klein waren wie die „Mikroben" — in Schreibtische- an denen eifrig gearbeitet wurde. An Tintenbehältern war allerdings nur ein einziges Exemplar vorhanden, aber zwei brauchbare Federhalter "fanden sich — in di« teilten sich Frankreich und Oesterreich: der Russe Ps' troff trug — wie jeder studierende Russe — seinen Füllfederhalter bet sich. DaS Cello schrieb ohne Namen, und das Piano forte unter einem falschen; sie enthüllten Herrn uno Frau Gassen das schamlose Treiben der ungeratene» Tochter. Die Violine schrieb mit ihrem eigenen, wohlkli»' genden Ausländernamen; sie verfaßte einen Brits, der erst am nächsten Tag abgeschickt werden, aber vH ganze Werk als Krone schmücken sollte: einen Brtci- worin der edelgeborene Schreiber, der Enkel des ru fischen Generals, um die Hand der Haustochter av- hielt, damit — wie es da so schön hieß —, "bau'' ich durch das lebenslängliche Tragen von Hymen» Rosenketten Buße leiste für das strastvürdigste, aber köstlichste Verbrechen meiner Jugend . . Veronika fuhr am nächsten Tag, um di« Elt«» abzuholen, zur Bahn mit Tante Frida, die noch gleichen Abend das Hausregimcnt wieder an Fra Gassen zurückgeben und nach der kleinen Gxoßlicyter selber Villa zurückkehren wollte. Pünktlich entstiegen die Erwarteten dem Sükl' preßzug. Die Begrüßung unterschied sich durch Ntop von ähnlichen früheren Begrüßungen. MrMWL