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Ausklang in Genf. Eens, 16. Mai. Die Tagung des Völkerbunds rates ist am Donnerstag mit einer geheimen Sitzung abgeschlossen worden, in der der englische Außenminister Mitteilungen über die Zusammensetzung des Ausschusses machte, den die englische Regierung zur endgültigen Regelung der Klagemausr-Angelegenheit nach Palästina entsenden wird. Reichsautzenminister D r. Curtius empfing heute vormittag den finnländischsn Aussenminister Procope zu einer Unterredung über den deutsch finnländischen Handelsvertrag. Anschließend stattete Dr. Curtius dem Direktor des Internationalen Ar beitsamtes einen Besuch ab, an den sich eine Besichti gung des Arbeitsamtes anschlotz. Mittags gibt Dr. Curtius der deutschen Abordnung und der deutschen Presse ein Frühstück. Der Reichsautzenminister verlätzt Genf heute nachmittag, die deutsche Abordnung reist heute abend nach Berlin. Grandi ist bereits am Donnerstag abend abgereist Der französische Außen- minister hat am Freitag früh Genf verlassen. Ne Mmdmg Witts - MO. Rheinlandräumung pünktlich am 30. Juni. Paris, 16. Mai. Der Autzenpolitiker des „Malin". Sauerwein, der zur Zeit in Genf weilt, glaubt Einzel heiten über die zweite Unterredung zwischen Briand und Curtius mitteilen zu können. Hinsichtlich der Räumung interessiere die deutsche öffentliche Meinung natürlich vor allem der 30. Juni. Wenn es auch prak tisch ohne Bedeutung sei, ob Mainz 8 Tage früher oder später geräumt werde, so würden die französischen Behörden doch bemüht sein, den Wünschen des deutschen Autzenministers Rech nung zu tragen. Briand werde den Kriegsminister Maginot bitten, möglichst sorgfältig vorzugehen. Uebrigens Hütten die französischen Militärkommaudostellen die Räumung durch Zurückziehung des Materials sehr geschickt vorbe reitet. Die Zivilbeamten würden, falls es not tue, einige Tage länger bleiben können, um die Bestands aufnahme zu machen. Bei den Saarverhandlunqen handle es sich um eine geschäftliche Frage. Wenn die französische Regierung auch wünsche, diese ; Frage sobald als möglich zu regeln, so seien die fran- zösischen Interessen doch beachtlich. Der Handel mit der ! Saar überschreite zwei Milliarden Franken. Man habe s bereits zugegeben, datz das Zollregime bis zum Jahre - 1935 aufrecht erhalten bleibe. Es handele sich setzt dar- > um, durch ein Kontingentierungsspstem für die franzö- ; fischen und saarländischen Produkte einen Ausgleich für i den Verzicht der Franzosen auf vier Jahre gesicherter ! Gewinne zu erhalten. Der „Petit Parisien" schreibt, s es sei Sache der Deutschen, den Abschlutz der im Gange befindlichen Saarverhaudlunaen zu beschleunigen, in dem sie den französischen Vertretern genügend Vor schläge unterbreiteten, die die Franzosen bestimmen könnten, ohne Aufschub ein Pfand aufzugcben, datz sie s auf Grund des Vertrages von Versailles bis 1935 in ! der Hand behalten könnten. Hier handle es sich um eine grundsätzlicheFraqe.inder auch Briand ! nicht nachgeben könne und in der Tat solle i Briand am Donnerstag die Rolle des Verteidigers test ! vertreten haben. Botschafter v, Hoesch bei Tardieu. Paris, 16. Mai. In der Unterredung zwischen Bot schafter v. Hoesch und Ministerpräsident Tardieu, die am Donnerstag über eine Stunde dauerte, sind hauptsächlich die technischen Einzelheiten der Abwick lung und Uebernahme nach Abzug der französischen Truppen aus dem Rheinland besprochen worden. Es besteht kein Zweifel mehr darüber, datz die Trup pen selbst vor dein 30. Juni das Rheinland ge räumt haben werden, jedoch besteht deutscherseits der Wunsch, datz sich die Uebergabe und Abwicklung vor diesem Datum beendet sind. Hierüber dürften noch Verhandlungen stattfinden, da die französische Regierung feste Bindungen in dieser Hinsicht bisher nicht übernommen hat. Die Frage der Zurückziehung der Rheinlandkommission und des Ueber- ganges des Rechts,zustandes sind vorläufig nicht be handelt worden, doch nimmt man deutscherseits an, datz über diesen Punkt Meinungsverschiedenheiten nicht be stehen und datz auch von französischer Seite Verzöge rungen nicht eintreten werden. Vor dem Ozeanflug des Do. X. Bis Ende dieses Monats werden auf der Dornier- werft in Altenrhein am Bodensee alle zwölf wasserge kühlten Curtitzmotoren eingetroffen sein, deren Einbau ! in „Do. X" dann sofort durchgeführt werden soll, damit > spätestens Mitte Juni mit den Werkstattslügen zur Er probung der neuen Maschinenanlage begonnen werden kann. An die ersten Flüge im Bodenseegebiete sollen sich grössere Unternehmungen anschlietzen, und zwar ist ein großer Küstenflug unter Berührung zahlreicher euro päischer Länder geplant. Einer dieser Fernflüqe soll auch einen Besuch der Reichshauptstadt einschlietzen, für die das Erscheinen des zwölfmotorigen Flugschiffes eine besondere Sensation bedeuten würde. Im Laufe des Sommers wird dann der „Do. X" den angekündigten Ozsanflug über den Nordatlan- tit unter Berührung der Azoren unternehmen. Schon jetzt laufen bei den Dornienverken, hauptsächlich aus Amerika, fortgesetzt telegraphische Anfragen wegen Platzbestellung für diesen interessanten Flug ein, wobei Preise von 10 000 Dollar und darüber für das Billett angeboten werden. Die Wartezeit bis zum Eintreffen der amerikanischen Motoren ist von den Dornierwerken dazu benutzt wor- ven, um mit dem Einbau der komfortablen Innenein ¬ richtung des Flugschifses zu beginnen, die nach den bis herigen Dispositionen alle erdenkliche Neifebeguemlichkeit für 72 Passa giere bieten soll. Im Vorschiff wird eine Bar eingebaut, die auch gleichzeitig als Rauchsalon dient. Daran schließen sich die übrigen Eesellschafts- und Ausenthaltsräume an, die sämtlich mit bequemen Klubsesseln ausgerüstet werden. Die im Hinterteil des Flugschiffrumpfes ge legenen Abteile werden nach Art der amerikanischen Pullman-Wagen so eingerichtet, daß sie mit wenigen Handgriffen für die Rächt in 2 chlafrüume ver - ! wandelt werden können, die durch Vorhänge und ! Zwischenwände immer Abteile für zwei Personen dar- ! stellen. Am Ende des durch das ganze Passagierdeck s führenden Mittelganges liegt die Küche mit elektrischer i Einrichtung. Die Inneneinrichtung soll zu Beginn der großen Fernflüge des „Do. X" fertiggestellt sein, damit > die Einrichtungen für die Passagiere noch vor dem Amerikaflug auf ihre Brauchbarkeit und Bequemlichkeit geprüft werden können. Die Eröffnung der 14. LandessynIde Am Mittwoch begannen in Dresden nach einem Gottesdienste in der Ev.-luth. Domkirche die Verhand lungen der 14. Ev.-luth. Landessynode. Der Präsident des Ev.-luth. Landeskonsistoriums O. Dr. Sectzen er örterte in seiner Eröffnungsrede das Verhältnis von Kirche und Staat. Er bedauerte, datz der schon abge schlossene Vertrag noch immer nicht die Zustimmung des Landtages gesunden habe. Sollte die Stellungnahme des Landtages nicht zu einem angemessenen Ergebnisse führen, so werde die Landeskirche zu erwägen haben, die Entscheidung einer unparteiischen Instanz zu suchen. Der Haushaltplan könne deshalb wieder nur für ein Jahr vorgelegt werden. Auch auf dem Gebiete des Kirchen steuerwesens bestehe der unerfreuliche Zustand weiter. So weise das äutzere Bild der kirchlichen Lage starke Schat ten auf: In einem leidenden Volke eine leidende Kirche. Es zeige aber auch lichte Seiten. Unter Vorsitz des Alters präsidenten Dr. Löbner, Leipzig, wählte die Synode sodann einstimmig den Präsidenten der 13. Landessynode, Grafen Vitzthum von Eckstädt, wieder zum Präsidenten; ebenso einstimmig Prof. D. Hickmann, Leipzig, zum ersten Vizepräsidenten. Wssimg des MWn hUiMMsms. Dresden, 16. Mai. (Draht-Bericht.) In der „Schönen Festhalle" des Deutschen Hygiene-Museums wurde heute die Einweihung dieses wertvollen und zu- kunftsreichen Institutes vorgenommen. Vertreter zahl reicher ausländischer Staaten, der Reichsregierung, der sächsischen Negierung, von Kunst, Wissenschaft und Me dizin hatten sich dazu eingefunden. Nach musikalischen Vorträgen wurde das „Schöne Fenster" enthüllt, das die Freunde Lingners zu seinem Andenken gestiftet haben. Oberbürgermeister Dr. Blüher dankte dem Reich, dem Staat und der Stadt für die Förderung des Mu- seun sbaues und teilte mit, daß bisher Stiftungen in Höhs von 800 000 Reichsmark gemacht worden seien. Der wärmste Dank am heutigen Tage gelte einem Toten, L-ngner. Der Stoff der Hygiene, habe sich erweitert, d - Methoden der Darstellung hätten gewechselt, aber der Geist Lingners sei noch heute lebendig. Das Ziel Ling ner; war, die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschun gen auf dem Gebiete der Gesundheitspflege in volkstüm lichen Formen der breiten Masse zugänglich zu machen. Das Museum habe die Absicht, einen internationalen Gesundheitsdienst einzurichten mit Vertretern in allen Kulturstaaten. Durch Wanderausstellungen, Vorführun gen und Veröffentlichungen solle die Volksbildung in alle Welt getragen werden. Der heutige Tag sei ein Tag der Arbeit am Wohle der Menschheit. Dann sprach Ministerpräsident S ch i e ck. Er dankte im Namen der sächsischen Regierung dem Reich und der Stadt Dresden, sowie allen Stiftern für die Hilfe und Mitarbeit. Die Regierung wolle ihre Anerkennung der bedeutsamen wissenschaftlichen Arbeit, die das Museum bisher schon geleistet habe, dadurch zum Ausdruck brin gen, datz sie den wissenschaftlichen Direktor des Museums, Dr. Vogel, zum Professor ernenne. Der Minister präsident begrüßte dann die Vertreter des Auslandes, des Reichstags, des Reichsrats, des sächsischen Landtags, der Berufsstände und der Presse. Die Gesundheit sei Reichtum, gegenüber dem alle an deren materiellen Güter der Welt nichts bedeuteten. Das Hygienemuseum schürfe die Gewissen und stelle dar, datz die Hebung der Volksgesundheit nur erreicht werden kann, wenn alle zur Mitarbeit gewonnen würden. Nach Schieck sprach Reichsinnenminister Dr. Wirth, der u. a. ausführte, Reichspräsident v o n H i n d e n b u r g habe ihn beauftragt, seine Glück wünsche zu übermitteln. In einem Handschreiben danke der Reichspräsident für die vaterländische Arbeit, die an der Vollendung des Werkes geleistet worden sei. Das Deutsche Hygienemuseum sei eine Angelegenheit des ganzen deutschen Volkes. Dr. Wirth fuhr fort, er habe auch die Glückwünsche der Reichsregierung zu über- Oie Herrin vom Mühlenhof Roman von Morten K o r ch. 37I lNachdruck verbalen.! „Aber weißt du eigentlich, was du willst?" ertönte Ludvigs Stimme scharf Tel Angriff kam ein wenig plötzlich, denn die Seite der Sache batte Ritola, noch nicht überdacht; er hielt einen Augenblick inne, aber nicht lange denn eigentlich war er ein kluger Kopf „Tas will ich dir sagen, Ludvig, ich will, daß wir nehmen, was wir kriegen können, aber ich werde natürlich vorfühlen Ich habe große Pläne daraus könnt ihr euch verlassen " „Können wir etwas davon hören?" fragte der kleine Mikkel trocken „Om, natürlich sollt ihr sie hören Seht mal, was sagt ibr dazu, wenn wir in der Mühle ein bißchen mit regiereu könnten, bei allem, was mit machen sollen, Arbeitszeit und dergleichen? Tb wir das nicht ebenso gut verstehen wie der Zunge? Za, ich frage nur Oder soll der versoffene Madsen hier regieren?" Nikolai sah sich mit einem seiner Feldherrnblicke um mr- denen er seine Schlachten zu gewinnen pflegte „Tu kannst ja das Kommando übernehmen, Nikolaj, das ist es ja wohl, was du willst," sagt« Ludvig scharf „Piel schlimmer, als es bisher gegangen ist, könnte es wohl nicht werden: aber ich denke nicht an mich, ich denke an alle," Nikolaj machte eine weitausladende Hand- bewegung „Tie Ningmühle ist wahrlich nicht schlecht, wenn wir sie nur aufs richtige Gleis bekommen." „Tu bist ein Schwätzer, Nikolaj," sagte Ludvig kurz: er konnte sich jetzt nicht länger halten. Nikolaj wurde zornig, in feierlichem Tone bat er Ludvig, ihm zu sagen, was er damit meinte. „Zch finde, du hast nicht ein einziges vernünftiges Wort geredet," antwortete Ludvig Ludvig drehte sich halb um, nachdem e5 Nikolaj durch ein Kopfnicken bestätigt hatte, daß er die Unterredung mit ihm für beendet hielt, und da wußten alle, datz er kein Wort mehr sagen würde Er war fertig, das konnten sie ihm ansehen Aber das war Nikolaj nicht; er hatte noch seinen besten Trumpf in der Hand. „Du bist ja nicht schlecht, Ludvig, aber du bist un modern," sagte er „Heutzutage müssen wir die Augen Aufmachen Was meint ihr zu dem Felde, das hinter dem Walde liegt, was wachst darauf? Glaubt ihi nicht, es wäre bessei für beide Teile, wenn u. u jeder einen Morgen Land bekämen? Na, was meinst du, Rasmus Dlund, und du, Mikkel ja, ich frage nur." Nikolaj sah die Betreffenden an und es war zu merken, daß das letzte Argument ihm den Sieg in die Hände gab. Zetzi zollten sie Nikolaj eifrig Beifall und selbst Zulius wankte. Nikolaj wollte die Sache in Ordnung haben: er wollte NaUe Mabten stohnu uno bearveuete jemen ounn- haarigen Scheitel daß zwei Leute ernannt würden, die im Namen der Arbeiter mit Palle verhandelten. „Es gilt nur, ihn richtig zu behandeln und gleich von Anfang an du zu ihm zu sagen," sagte er; er war nicht im Zweifel, wer der Wortführer sein sollte. „Was meinst du dazu? Tu hast noch nicht ein Wort gesagt," wandte Karen sich plötzlich zu Niels Nikolaj. „Ja, laß uns hören, Nikolaj," schloß Juliane sich an Zuliane wohnte bei ihrer Großmutter, der alten Stine im Walde Sie war jung noch keine achtzehn, hatte aber von Kind auf in der Mühle gelebt und war geschickt im Schnürenflechken. Sie war rot und rund mit Grübchen und kräftigem, blonden Haar Ihre Augen waren groß und blau und sie sah Nikolaj an. als erwartete sie alle Weisheit der Welt aus seinem Munde Ter junge Nikolaj hatte ruhig dagesessen und gegessen; aber er halte jedes Wort aufmerksam verfolgt Jetzt warteten sie aus seine Antwort. „Ich meine, au sollst deinen Willen haben, Pater: aber ich wette, du ziehst den kürzeren, wenn du dich mit Palle einläßt; er geht nicht einen Teui von dem ab. was er will, und es ist auch am besten so " Tei alte Nikolaj wollte eine heftige Antwort geben, kam aber nicht dazu, weil Palle plötzlich eintrat. Er blieb ein kleines Stück vom Tisch entfeint stehen und betrachtete sie, und jede, einzige von ihnen haue aas Gefühl, daß ei gerade ihn ansah Er war unansehnlich im Vergleich mit dem alten Farmer, fast zan: aber etwas in seinem schmalen, nachdenklichen Gesicht und in seiner kühlen Ruhe flößte Respekt ein Er grüßte freundlich und wünscht« gesegnete Mahl zeit; es war wie es sein sollte und dennoch wahrte er irgendwie den Abstand Er gab dem jungen Nikolaj ein paar Auftrage, die besorgt werden sollten: dann aber wandte er sich direkt zu dem alten Nikolaj „Denken Sie an die Scheiben, Nikolaj, ich sagte es schon gestern, aber sie sind noch nicht eingesetzt, wie ich sehen kann Es hat heute nacht hineingeregnei " Er sah zum Dach hinaus, wo eine Scheibe entzwei war Der alte Nikolaj wollte antworten, ehr cr aber die Worte fand, war Palle schon fori „Wir wollen mii ihm anbinden und das schon heute," murmelte er endlich und spie halb verlegen einen Priem aus, den er gerade genommen Hail« „Ja, das meine ich auch," sagte Ludvig mit einem breiten Lächeln und streckte den Hals in seiner ganzen Länge aus, und dann polterten die Maschinen, die Niels Nikolaj in Gang gesetzt hatte Sechzehntes Kapitel Im Kontor des alten Jarmer saßen Palle und Madsen und arbeiteten; ein großer quadratischer Tisch war ans Fenster gerückt, der war von Büchern und Papieren bedeckt, an denen sie arbeiteten Kalle Madsen stöhnte und bearbeitete seinen dünnhaarigcn Scheitel. Es war das erstemal, daß er sich an wirklicher syste matischer Arbeit versuchte. Morljetzung folg,)