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Die Tätigkeit der BIZ. Die Entscheidung über die Besetzung der leitenden Stelle der BIZ. ist gefallen. Die Bank kann nun mit ihrer Tätigkeit beginnen. Worin besteht diese? Die BIZ. ist dafür geschaffen worden, die praktische Durchführung des Poungplanes zu er leichtern. Sie soll insbesondere darauf hinwirken, die Edelvaluten soweit zu stabilisieren, daß unheil volle Kursausschläqe nach oben oder unten ver mieden werden. Sie soll aber nicht ein spekulatives Ge schäft sein, das vermöge der ihm innewohnenden Kapitalkraft, welche durch die dahinterstehenden Zen tralnotenbanken dargestellt ist, die Möglichkeiten einer Hausse oder Baisse an der Börse ausnutzt. Man kann ihren eigentlichen Zweck nur so verstehen, das; sie als ausgleichendes Regulativ dient. Sie würde also im stande sein müssen, Derouten, wie sie in Neuyork, Paris und Berlin im Vorjahr sich ereignet hatten, zu ver meiden. Schon allein diese Tatsache rechtfertigt ihre Existenz: den bekanntlich handelt es sich bei den soge nannten schwarzen Tagen an einer Börse und den damit verbundenen Kurseinbrüchen nicht nur um schwere finanzielle Verluste der Berufsspekulanten und der Bankkundschaft, sondern diese wirken sich vielmehr un heilvoll erschütternd auf die gesamte Wirtschaft aus. Würde heute an irgendeiner Stelle ein Vaissespeku- land mit großem Kapital auftreten, so könnte er unab sehbares Unheil und Elend stiften. Ist die Bank für internationalen Zahlungsausgleich da, so wird sie durch die mit ihr in Verbindung stehenden Korrespondenz banken derartige Machinationen zu verhindern wissen. Das ist nicht mehr als recht und billig. Schließlich soll sie die Interessen der Gläubigerstaaten wahren. Sie kann dies aber nur, wenn sie dafür sorgt, daß die Schuld nerstaaten nicht absichtlich sabotiert werden. Aus diesem ! Grunde allein kann man schon erkennen, daß immer wieder verbreitete Gerüchte über eine neue Inflation der Reichsmark leeres Geschwätz sind. Unsere Gläubiger , haben das allergrößte Interesse daran, daß der Kurs der Reichsmark und die Neichsbank selbst intakt bleiben, und es kann nicht angehen, daß von unverantwortlicher Seite, wie im Jahre 1923 Versuche unternommen werden, um aus der Not anderer für sich selbst Vorteile zu ziehen. Eine besondere Aufgabe hak aber die BIZ. bei der Regelung der Reparationszahlungen zu erfüllen, und zwar sind ihr folgende Obliegenheiten übertragen worden: 1. Die Ban! für internationalen Zahlungsaus gleich soll die von Deutschland auf Grund des Planes gezahlten Jahresraten in Empfang nehmen, verwalten und verteilen. 2. Sie soll die Kommerzialisierung und die Mobili sierung bestimmter Teile dieser Jahresraten überwachen. ! Eine weitere Aufgabe der Bank für internatio nalen Zahlungsausgleich ist darin zu erblicken, daß sie planmäßig Eoldanküufe und -Verkäufe betreibt und außerdem als Eoldverwahrer (Dossiers auftritt, ferner Vorschüsse oder Darlehen an die Banken gegen Eold- garantien gibt. Die Regulierung der Diskontfestsetzung und -Aus gleichung der verschiedenenZentralnotenbanken derWelt soll auch Aufgabe der Bank für internationalen Zah lungsausgleich sein. Es kann nicht angehen, daß zwei so gewaltige Finanzinstitute wie die Bank von England und die deutsche Reichsbank so große Diskontdifferenzen haben, wie es augenblicklich der Hall ist. Auch hier soll die BIZ. als ausgleichender Regulator dienen. Wir wollen hoffen, daß sie in verständiger Zusammenarbeit mit den Weltbanken und den Regierungen der gesamten Erde in der Lage sein wird, planmäßig und tatkräftig vorzugehen. Sie würde sich damit ein ungeheures Ver dienst an der Wohlfahrt der gesamten Welt erwerben. Auflösung des Neparationsausschusses. Paris, 25. April. Die Auflösung des Reparations ausschusses, der durch die BIZ. ersetzt wird, soll in einer am heutigen Freitag im Außenministerium stattfinden den Sitzung in Angriff genommen werden. Der durch das Haager Abkommen zu diesem Zweck eingesetzte Sonderausschuß, der mit derUebertragung der Funktionen des Reparationsaus schusses an dieBJZ. beauftragt worden ist, wird zunächst einmal die juristischen, verwaltungstechnischen und finanziellen Richtlinien aufzustellen haben, unter denen sich diese Arbeitsübertragung vollziehen soll. Es handelt sich hierbei in erster Linie um die Entlastung des Generalagenten für die Uebergangszeit von 31. August 1929 bis 1. Mai 1930, ferner um die Vernich tung der alten A-, B- und C-Reparationsbonds und endlich um die Formulierung des Uebergangsaktes der Befugnisse des Reparationsausschusses an die BIZ. Man rechnet mit einer Arbeitsdauer von ein bis zwei Wochen. Die Mitglieder des Reparationsausschusses werden sich voraussichtlich Mitte Mai zu einer Voll sitzung zusammenfinden, um die offizielle Auflösung des Ausschusses auszusprechen und einen Verwalter zu be stimmen, dem die Regelung der inneren Angelegen heiten obliegt. England mit den Beschlüssen des Ver waltungsrates der B I Z, unzufrieden. London, 25. April. Wie der diplomatische Mit arbeiter des „Daily Telegraph" feststellt, haben die Er gebnisse der ersten Sitzung des Direktoriums der BIZ. in englischen politischen Kreisen starke Unzu friedenheit hervorgerufen. Die Beschlüsse würden tatsächlich verschiedentlich als den britischen Interessen außerordentlich abträglich bezeichnet. Insbesondere die Ernennung eines Franzosen zum Ge neraldirektor werde sehr bedauert. Nach der Wahl eines französischen Generaldirektors habe man es Deutschland nicht verdenken können, daß es als Gegen gewicht auf der Ernennug eines deutschen Vertreters des Generaldirektors bestand. Das Ergebnis sei vom britischen Standpunkt aus sehr bedauerlich. Es scheine, s daß die britischen Mitglieder des Verwaltungsrates der Bank den vor einem Jahre von den englischen Mit- ! gliedern des Poungausschusses gemachten Fehler wieder holt und die britischen Rechte und Interessen nur unzu reichend verteidigt Hütten. Die Uebernahme eines großen Teiles der ersten Reparationsanleihe der Bank durch den Londoner Geldmarkt sei dem britischen Aus fuhrhandel abträglich, da sie die kontinentalen Mächte zum Nachteil Großbritanniens begünstige. Auch vor der Gewährung einer neuen britischen Wiederaufbau anleihe an Oesterreich sollten das britische Schatzamt und die englischen Banken darauf sehen, daß der Ertrag dieser Anleihe in erster Linie für den Ankauf britischer Waren oder die Erteilung von Aufträgen an britische Firmen verwandt werde. Schicksalsschläge der französischen Fliegerei. Ein französisches Großflugzeug vermißt. Paris, 25., April. Seit Dienstag ist man ohne Nachricht von einem Großflugzeug, das in Gao am Nigger aufgestiegen war, um die Wüste Sahara in un unterbrochenem Fluge zu durchqueren. Das Flugzeug hätte bereits am gleichen Tage in Regan, im äußersten Süden von Algerien, eintreffen müssen, da man mit einer etwa zehnstündigen Flugdauer rechnete. Bis Donnerstag lagen jedoch am Bestimmungsort keine Nachrichten vor, so daß man befürchtet, daß sich die Flieger mitten in der Wüste zu einer Notlandung ge zwungen sahen. Die Besatzung hat fast keine Lebens mittel an Bord genommen. Das französische Kriegs ministerium hat die sofortige Nachforschung nach dem Vermißten angeordnet. Sämtliche privaten Luftfahrt gesellschaften haben der Regierung ihre Hilfe angeboten. Sieben große französische Marineflugzeuge verbrannt. Paris, 25. April. Bei einem Eroßfeuer in einem Flugzeugschuppen der französischen Kriegsmarine in St. Raphael, sind am Donnerstag sieben große Marineflug zeuge zerstört worden, die zum Teil für den Transozean dienst bestimmt waren. Zwei Matrosen, die mit dem Reinigen der Apparate beschäftigt waren, trugen Brandwunden an den Händen und im Gesicht davon. Unter den verbrannten Flugzeugen, befindet sich auch der Apparat des bekannten französischen Fliegers Paris, der bereits im vorigen Jahre einen Flug nach den Azoren zur Durchführung brachte und in Kürze zu einem Ozeanflug aufsteigen wollte. Englische ZeppelinGäste. London, 25. April. Der Präsident der britischen Luftfahrtvereinigung wird, wie er der Presse mitteilt, mit seiner Frau und etwa 15 anderen englischen Passa gieren den Rückflug des Zeppelins von Cardington nach Friedrichshafen mitmachen. Unter den englischen Güsten befinden sich auch der Erbauer des englischen Luftschiffes „R 100", Oberst Richmond und der Hof marschall des Herzogs von Bork. Brocke. Um die Aufhebung des Stahlhelmverbotes im Rhein land. Berlin, 25. April. Der Reichsregierung sind von verschiedenen Seiten Anregungen und Antrüge auf Aufhebung des Stahlhelmverbotes im Rheinland zu gegangen. Zur Erörterung der durch diese Anträge auf geworfenen Fragen sind die beteiligten Ressorts des Reiches und Preußen zu einer kommissarischen Aus sprache in das Reichsministerium des Innern einge laden worden. Zur Sache liegt eine Stellungnahme des Reichsministeriums des Innern bisher noch nicht vor. Die Sitzung des dentschnationalen Parteivorstandes. Berlin, 25. April. Der Vorstand der Deutschnatio nalen Volkspartei trat am heutigen Freitag um 11 Uhr im Reichstag zu der angekündigten Sitzung zusammen. Verhandlungen in der Berliner Metallindustrie. Berlin, 25. April. In der Berliner Metallindustrie ist jetzt von Arbeitn^hmerseite der Rahmentarif ge kündigt worden. Der" eigentliche Lohntarif läuft noch bis zum 30. September des Jahres, während der Rahmentarif nur bis zum 31. Juli Gültigkeit hat. Seitens der radikalen Teile der Berliner Metallarbeiter ist zwar die Forderung erhoben worden, daß auch der Lohntarif gekündigt werden soll, doch ist der Deutsche Metallarbeitcrverband diesem Verlangen bisher nicht nachgekommen. Die Verhandlungen zwischen dem Ar beitgeberverband und dem Deutschen Metallarbeiter- Verband werden voraussichtlich Anfang Mai beginnen. Erzherzog Leopold stellt sich der Neuyorker Polizei. London, 25. April. Erzherzog Leopold von Oester reich, gegen den wegen der bekannten Halsbandaffäre Haftbefehl erlassen worden war, hat sich der Neuyorker Staatsanwaltschaft gestellt. Kältewelle in Neuyork. Neuyork, 25. April. Neuyork ist ganz überraschend von einer Kältewelle heimgesucht worden. Nach einer Reihe schöner Frühlingstage haben eisige Winde das Thermometer unter den Gefrierpunkt sinken lassen. Oie Herrin vom Mühlenhof Roman von Mörlen K o r ch. 211 iAachdruck verboten.i „Das muß» du wohl überwinden, Palle Hörst du, du mußt." Farmers Stimme zitterte vor Gemütsbewegung, große Schweißtropfen standen aus seiner Stirn, er befand sich in heftigem Aufruhr. „Heute wollen wir nicht mehr davon reden, Väter chen. Es tut dir nicht gut," sagte Palle. „Wenn ich aber au nichts anderes denke, Palle. Ich muß dir etwas erzählen, das ich sonst verheimlicht hätte — ich habe Geld von Olga geliehen. Ich weiß nicht, wie es ansing, vielleicht Hai sie sich selbst gefreut, Macht über mich zu erhalten. Ich habe ihr die meisten Maschinen ver pfändet." „Das ist schlimm, Vater; aber ich muß ja sehen, es zu bezahlen." „Du sagst das so leicht, Palle, du kennst Olga nicht. Sie hat uns in ihrer Hand." „Wie meinst du das, Vater? Wenn sie ihr Geld be kommt, können wir wohl frei werden." Palle starrte den Vater verwundert an, er konnte den Ausdruck in seinem Blick nicht verstehen Es war darin etwas, vor dem er sich fürchtete. „Es ist noch mehr, Palle, jetzt sollst du hören, was mich bedrückt Ich habe gestohlen, Palle — ja, du starrst mich verwundert an, aber es ist wahr. Ich bin ein Dieb und Betrüger." Iarmer hob den Blick und sah Palle zer- quält an. Palle verstand, daß jetzt das Schwere kam, das den Vater Tag für Tag bedrückt hatte; er fühlte plötzlich etwas Unheilschwangeres, das ihn in seine Arme schloß und Macht über ihn erhielt „Kurz nachdem du von Hause fortgtngst, erbte Olga achtzehntausend Kronen. Das Geld kam aus Deutschland von einer alten Dame, einem Fräulein Körner, einer ent fernten Verwandten Olgas. Es wurde mir als Olgas Vormund geschickt; sie wußte selbst nicht das geringste da von, das war damals, als ich Margarine machen wollte. Ich glaubte so sicher an meine Erfindung, mir fehlte nur das Geld, die teuren Maschinen anzuschaffen, und so lieh ich mir Olgas Erbe. Ich wollte es natürlich zurückzahlen. Ich glaubte, es würde mir schnell glücken, das Geld wieder zu verdienen; es mißglückte völlig, ich setzte eine Menge Geld zu, und alle Anstrengungen, die ich machte, um mir die Summe zu verschaffen, brachten mich nur immer tiefer in Schuldeu Ich glaubte, daß niemand etwas davon wüß;e. denn die Behörden waren umgangen, wegen der Sienern, die das alte Fräulein nicht bezahlt hatte Abei nackt einiger Zeit kam Olga mit einigen Andeutungen, die mich bange machten, und da tat ich etwas ganz Dummes. Ich ver brannte das Dokument, daß mit dem Geld gekommen war, und machte ein neues, auf das ich deinen Namen statt des ihren schrieb. Das alte Fräulein Körner war die Kusine deines Großvaters. Du warst ebenso nah verwandt mit ihr wie Olga. Verstehst du jetzt, wie schlimm es ist?" Als ich m den Keller htnunterging, bemerkte ich, daß sie bewußtlos in einem dunklen Winkel lag. Palle antwortete nicht. Er starrte vor sich hin, als kämpfte er, um ein Bild festzuhalten, das entschwinden wollte. „Und das schlimmste von allem ist, daß Olga es weiß, ich habe es längst in ihren Augen gesehen. Ehe ich krank wurde, wollte ich die Papiere heraussuchen, ich dachte daran, alles zu offenbaren, aber sie waren fort. Palle." „Du hast sie vielleicht verlegt," sagte Palle mit schwerer Zunge. „Nein, ich bin sicher, daß Olga sie hat. Da waren Briefe, die den Betrug augenblicklich entlarven würden; die waren auch weg, und wenn Olga unser Feind wird, dann schont sie weder Tote noch Lebende." „Und doch findest du, daß ich sie heiraten soll, Vater." Ium ersten Male in all diesen Tagen Höne Iarmer einen Vorwurf in der Stimme seines Sohnes. „Das tue ich, Palle, und glaube nicht, daß ich es meinet- oder der Ringmühle wegen tue. Ich bitte dich um deiner selbst willen, du kenust doch die alte»Geschichte von der Mllhlenfrau, sie Hai die Macht über die Frauen hier in der Ringmühle, bis einmal die beiden kommen, die sie besiegen können. Wir glauben natürlich nicht daran: aber du weißt doch, wie es gegangen ist. Meine Groß mutter wurde von der Welle in der Mühle erschlagen meine eigene Mutter kam so unglücklich ums Leben, wie du weißt, und keine von ihnen halte wohl recht viele frohe Tage hier in der Mühle. Und Else, mein Pflege schwesterchen, die Wir alle so liebten! Eines schönen Tages lief sie fort von hier. Die Leute glaubten, sie sei ertrunken, aber das war sie nicht. Doch ins Unglück kam sie und es wurde nie mehr von ihr gesprochen Ich will dir etwas anvertrauen, aber damit wollen wir bis morgen warten. Und endlich deine Mutter, ihr ging es am aller- schlimmsten, sie war unglücklich, Palle Wir haben immer versucht, es dir zu verheimlichen, aber sie verlor zum Schluß ihren Verstand völlig." „Das habe ich nie recht gewußt," sagte Palle und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Nein, du warst glücklicherweise fort an dem Tage, als es geschah. Deine Mutter war schon lange wunderlich gewesen und das nahm immer zu. Sie hielt sich gern in der Arbeitsstube oder in der Schleusenkammei »nie» aus, und immer allein. Der Tag, an dem das Unglück geschah, war ein Sonntag. Du warst in der Mühle be> Sara. Und als ich abends Heimkani, war sie fort: ick' suchte sie gleich im Keller, fand sie aber nicht Erst als ich später wieder hinunterging, entdeckte ich, daß sie gelähmt und bewußtlos in einem dunklen Winkel lag Ihr Ver stand war vollkommen verwirrt und sie sagte die selt samsten Dinge. In der Nacht starb sie und du bekamst !st nicht zu sehen. Sieh, das ist die Wahrheit, Polle, um die wir nicht herum können Ich habe nie au Zauberei ge glaubt; aber dennoch habe ich mich mein ganzes Lein'» vor der Mühtenfrau gefürchtet, und jetzt fürchte ich micb für dich, Palle. Wenn du Olga trotzt und Sara zur Frau in der Mühle machst, dann wird es euch beiden schlecht gehen, und am schlimmsten wird der Fluch Sara treffe» Ich habe sie von kleinauf iiebgehobt und deshalb finde ich, daß sic von dem Los verschont werden sollte. Und es ist noch mehr, Palle, etwas, das Sara betriff«; aber daS kann ich dir jetzt nicht sagen." lFortsetzung folg«)