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Verlorenes Glück. Sknze von WK^oona Kemter. Sie war von rurzer Vauer. Der alte Mann erklär!, ihm, daß Grete gestern die Heimat verlassen habe, um in weiter Ferne, in einem anderen Lande das Vergessen zu lernen. Er habe seiner Tochter die Sachlage so darge stellt, wie sie in Wirklichkeit sei, und Grete hätte eingesehen, daß ihre Neigung zu dem fremden Offizier für sie kein Glück und ganz aussichtslos fet und zu nichts rechtem führen könne. Ihr ehrlicher Mädchenname aber sei schon in höchster Gefahr, denn fckwn habe man in der Stadt von ihren heimlichen' Zusammenkünften getuschelt. Mit tränenerstickter Stimme hatte Gretes Vater ihn um sein Ehrenwort gebeten, daß er die Ruhe seines Kindes nicht mehr störe. Grete hätte schwer genug entsagt. „Ich bin/-' so hatte Gretes Vater weiter gesprochen, „ein kränklicher Mann. Grete war t>er Sonnenschein meines Hauses und meiner alten Tage, ich habe auf der weiten Welt nichts mehr wie sie. Trotzdem habe ich sie gehen geheißen, ich möchte mein Kind nicht unglücklich sehen. Herr Leutnant, so ehrlich Sie es mit Grete gemeint haben, denken Sie nach und auch Sie werden emsehen, daß Ihre und Gretes Lieb? aussichtslos war. Sie werden Ihren Beruf nicht lafsen wollen, und Grete paßt nicht in Ihre Kreise, abgesehen davon, daß sie ein blutarmes Mädchen und eines Schneiders Tochter ist. Sie läßt Ihnen Lebewohl sagen und bittet Sie, sie zu vergessend Erschüttert hatte er dem alten Manne den Willen getan und ihm sein Ehrenwort gegeben, Grete nicht aus- zusuchen, und hatte das Wort bis zum heutigen Tage ge halten, hatte Grete nie mehr gesehen und nie mehr von ihr etwas gehört. Heute aber, da die Sehnsucht nach emem bescheidenen Glücke in ihm übermächtig wurde, dachte er von allen, die er einst in überschäumender Jugendlust geküßt hatte, nur an Grete Marner, die schlichte Schneiderstochter. Klar trat die blühende Gestalt des anmutigen Geschöpfes vor seinen Geist und er wurde sich so recht in diesem Augen- blicke bewußt, daß er Grete geliebt und nicht vergessen hatte. Damit aber kam es wie eine Erleichterung über oen einsamen Mann. Heute galt dak einstige Ehrenwort nicht mehr, er hatte den bunten Rock für immer ausgezogen und war schon durch seinen heutigen Berus aus jener Gesellschaft ausgeschiedcn der er einst angehört hatte. Heute konnte es ihm kein Mensch mehr verwehren, die schlichte Schneiderstochter zu seinem Weibe zu machen. Kurt Schmittbachs Entschluß war gefaßt. Bald war er so weit, sich eine bescheidene Häuslichkeit zu schassen, und er sah heute schon im Geiste Grete darin walten. Gleich morgen wollte er an ihren Vater schreiben und sich nach Grete erkundigen. Hossentlich war auch sie noch einsam wie er, hossentlich hatte das Schicksal dieses Glück für ihn ausgespart . . . Fast ein halbes Jahr war seitdem wieder vergangen. Kurt Schmittbach war aus seiner letzten Tour in Hue kleine, süddeutsche Stadt gekommen. Während er, oen schönen Feierabend genießend, vor die Stadt hinaus- spazlerte, wo in hübschen Gärten prächtige Familiensitze waren, und dan:. eine Höhe gewann, von der aus er die Stadt zu Füßen hatte, da dachte er daran, daß sie Zeit seines Wanderlebens nun bald zu Ende sei. Diese Woche schloß er seine Reise ab, um dann in das Atelier seines Hauses einzutreten. Es kamen dann ruhigere, freilich nicht minder einsamere Zeiten für ihn, den jein schönster Wunsch war nicht in Erfüllung gegangen, er hatte Grete Marner nicht gefunden. Wohl hatte er sich damals gleich an ihren Vater gewendet, der Bries war gar bald mit dem Vermerke: „Adressat schon vor Jahren gestorben", zurückgekommen. Auch ein Schreiben an das Polizeiamt jener Stadl hatte leinen Erfolg. Der Aufenthalt der Tochter des Schneidermeisters Marner war nicht bekannt, ! angeblich, so hieß es noch in dem Berichte, habe sie sich nach Deutschland gewendet. Deutschland war groß. Wo foNte er anfragen? Er - hatte sich noch an ein paar Orte gewendet, aber von Grete Marne keine Spur gesunden. Da mußte er endlich das Suchen aufgeben, aber ein Fünkchen Hoffnung war doch - immer noch in ihm, daß ihn der Zufall oder das Leben einma aus eine Spur führen werde. Am nächsten Vormittage besuchte Kurt Schmittbach die Landhäuser vor der Stadt. Als er am Tore eines kleinen, rebenumraukten Eiusamilienhäuschens die Glocke zog, da öffnete ihn: eine ältere Magd. Zuvor hatte Kurt Schmittbach aus einem kleinen Prozellanschild au der Türe den Namen des Bewohners dieses Hauses gelesen: Karl Friedrichsen, Buchhalter. Als er sein Begehren vorgebracht hatte, da meinte die Magd lebhaft: „Könnte der Herr nicht um rin Uhr wiederkommen. Herr Friedrichsen kommt erst um l2 Uhr aus-dem Bureau, aber er hätte schon lauge gerne solch eine Vergrößerung machen kaffen." Kurt Schmittbach versprach, nm ein Uhr wieder bor- zusprechen, und läutete auf die Minute genau am Tore des Landhauses. Wieder öfsnete ihm die Magd und führte ihn mit den Worten: „Herr Friedrichsen erwartet Sie bereits", in ein kleines Wohnzimmer zu ebener Erde. Bei Kurt Schmittbachs Eintritt erhob iich aus einem Lehnstuhl am Fenster, wo er ofsenbar gelesen hatte, ein älterer Herr. Die gebeugte Haltung und ein überaus schmerzlicher Zug um die Lippen ließen wohl erkennen, daß er schon Schweres mitgemacht und baß ihn das Schicksal nicht gerade mit Freuden überschüttet hatte. Kurt Schmittbach stellte sich vor, und bald waren die beiden ins Gespräch über den Zweck des Besuches vertieft. Kurt Schmittbach zeigte ein Probebild, das Herrn Fried- richfen so gefiel, daß er sich sofort, nachdem ihm auch der Preis zusagte, geneigt erklärte, solch eine Vergrößerung eines Bildes seiner Fran machen zu lafsen. Er trat an den Schreibtisch und entnahm einer Lade ein Lichtbild, das er Kurt reichte, der inzwischen oen Bestellschein ausge fertigt hatte. „Ich bitte, diesen Schein zu . . . er verstummte jäh, denn er hatte einen Blick auf das Bild geworfen. Grete Marner. Boll erblüht, schöner noch wie einst, aber stark verändert. Der sonnige Frohsinn der Jugend war einem sinnenden Ernste gewichen und in oen dunklen, schönen Augen, die einst so hell und lachend in die Welt geschaut hatten, war ein Ausdruck schmerzlicher, schwer mütiger Trauer. Plötzlich gab es ihm einen Stich im Herzen. „Seiner Frau" hatte der Mauu gesagt. Grete war Älo längst schon verheiratet und tbm für immer verloren. Ottenckorf-OkrMs, im Januar 1930. llle neue, »iebont» aullago In 12 Ualb- Iv6»i»bän6en «W6 ^ltt» 1S30 vollslSn- rNg sein unck etwa 383 It^ kosIsn vonbinckvt roitgemiiö knapp« Possung unck ObsnsiokUiokksit mit gröölsn Ualvk- kattlgkvit in Taxt, SUcksrn unck UsMon gibt aut j«6e Ppag« sokoM untekibar Mvkllgo ^ninoM unck lat ä«n ruvsr- Issslgsi« Sonatsr In jsclan l-edenalags ckie vielen (älüekwünscke, QesekLnsie unck Ehrungen anläßlich unserer Verlobung sagen vir Ellien, auek lm dismen unserer Eltern, Napgapeie körne«- l^aa^e. Mk-Attdeabenü des Fuukverems im Gasthof z. Hirsch am S. Ja». abends V- 8 Uhr , Uebertragmrg deutscher und ausländischer Sender anschließend Krier Lanr. Eintritt mit Tanzsteuer 7b Pfg. 7. "E vor MI» dem oussükrUckstsn kunkprogromm UsrWsM 80 Zsitsn kür 50 8k - 2.— ksstsklsn 8is keim 8O5tomt 06er öuchlaovcjlung umsonst v.Vsrlag vorlm ^124 empfiehlt SucdaruÄttrrl k. küble. Istckurok jvkl« Suokksncklung ru dvrlsksn. /lnkllnckigungon mit ksrugsbscklngungsn Ko8t«nkr»l. S„t«H»n SI» novb k«ut» eravtrt «ino umtangnoivbv Süokorsi unck Ist cksskslb billig. Sequam« raklungon erwioklsrn ckis -tnaokakkung Diese Gedanken gingen in Sekunden durch seinen Kopf. Er war tief erblaßt und hatte Mühe, seine Fassung zu bewahren. Kark Friedrichsen aber hatte seine tiefe Bewegung gesehen; zögernd fragte er: „Haben Sie vielleicht meine Frau gekannt?^ „Grete Marner!" „Das war ihr Mädchenname." „In Gretes Heimatstädtchen, wo ich ost aus Besuch bet meinem Onkel war, habe ich sie kennen gelernt." „Verzeihung," bat Karl Friedrichsen, „ich habe, wie das zu gehen Pflegt, bei der Vorstellung Ihren Namen nicht recht gehört. Dürfte ich nochmals bitten?" „Kurt Schmittbach!" Da erblaßte Karl Friedrichsen. Leise, mit zitternder Stimme sprach er: „Kurt, das mar ihr letztes Wort." Kurt Schmittbach zuckte zusammen. „Grete — Ihre Frau ist. . ." . . . „schon seit zwei Jahren tot. Bitte, nehmen Sie Platz, Sie werden näheres wissen wollen." Als Kurt Schmittbach der Einladung Folge geleistet batte, fuhr Karl Friedrichsen sort: „Zwei Jatzre vor Kriegsausbruch kam Grete als Kassiererin in einen hiesigen Großgasthof, wo ich täglicher Stammgast war. .Nach einem lieb- und freudlosen Leben voll Entbehrungen und Sorgen, ich hatte für fünf Geschwister zu sorgen, halte ich endlich mit sechsundvierzig Jahren ein Einkommen er reicht, das es mir gestattete, mich nach einer Lebensge fährtin umzusehen. Damals gerade war Grete in meinen Gesichtskreis getreten. -Das liebe Mädchen, dessen stets w traurig blickende Augen mich unsagbar ergrifsen, hatte in der ersten Stunde einen Eindruck aus mich gemacht, wie nie zuvor eine andere Frauengestalt. Damals schon be gann meine anfangs stumme und schüchterne Werbung. Grete hat es mir nicht leicht gemacht. Zweimal wies sie mich ab. Sie achte mich wohl, könne mir aber nicht jene Gefühle entgegenbringen, die zu einer Ehe nötig seien. Das zweitemal sagte sie es mir offen, ihr Herz sei nicht mehr frei. Im dritten Knegsjahre hatte sie eine Differenz mit einem Stammgäste, ,,mm zudringlichen, uNanSstehlbl Menschen. Er war aber ein guter Gast, um ihn nicht zu verlieren, mußte der Wirt ihm recht geben nno Grete kündigen. Als sie mir ihr Leid klagte, jetzt itt diesen Zetten eine neue Stelle suchen zu müssen, da bat ich zum ontten- male, sie möge mein Weib werden. Damals willigte sie ein." > Karl Friedrichsen schwieg. Endlich sprach er mit ge preßter Stimme weiter: „Ein lieber Wunsch war mir in Erfüllung gegangen, Grete war mein geworden, die Er füllung des höchsten blieb mir versagt. Mein Her^ es war trotz aller meiner Bemühungen nicht in meiner Macht gelegen, Grete glücklich zu machen. Sie hat wohl nie ge klagt, war lieb und freundlich und aufmerksam gegen mich, es war kein Mißton zwischen uns, aber, das habe ich mit wehem Herzen gespürt, glücklich war sie nicht. Ich erhoffte mir von dem Augenblicke viel, da Grete Mutter werden würde. Aber es kam anders. Das Kind kam tot zur Welt und Grete verfiel in ein schweres Fieber, dem ihr zarter Körper und, ich weiß es wohl, auch ihr Wille, keinen Widerstand entgegensetzten. Acht Tage später war sie nicht mehr. In den schweren Fisberfantasien kehrte immer Ihr Name wieder, mit ihm auf den Lippen ist sie hiuüber- gegangen." Bis ins innerste erschüttert saß Kurt Schmittbach regungslos. Dann erhob er sich, reichte seinem Gegen über die Hand und sprach: „Herr Friedrichsen, ich danke Ihnen, wir beide werden Grete nie vergessen. Nun ge statten Sie, daß ich draußen noch Abschied nehme." Stumm nickte der andere. So sührte die letzte Spur von Gretö Marner Kurt Schmittbach zu einem Grabe ans dem Friedhöfe der kleinen süddeutschen Stadt, aus dem Zwei Rosenbäumchen in üppiger Fülle prangten, als wollten sie mit ihrem reichen Blühen die Stätte des Todes verbergen, an der Kurl Schmittbach seine schönste Hoffnung für immer begrub.,. frallenverein Am 2. Januar 1930 im Hast-ofzum goldenen King MMck-srirr des Herrn Pfarrer Gräf. Um zahlreichen Besuch bittet die AarstHe«de. 750 ccm Aanürrer- Motorrad mit Seitenwagen komplett ausgerüstet, Ersatz rad, in gutem fahrbereiten Zustande ist sofort zu ver kaufen. Näheres in der Geschäfts stelle dss. Bl. Max Ldroniclie Bildhauer u. Steinmetzmstr. Läusa? am frieüdsf empsiehlt sich zur Ausführung von Denkmälern. Gin- fassunAe», Erneuerung alter Mouumente usw. Bauarbeiten jeder Art „Immer mit cior 2sit sekrsitsnck unck kür ckis 2sit." „üias Husüo dsrrsrquicksncksn frobsinna." Wöelisntliesi sins rsiesisisliigs summst. 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