17 zu variieren. Die ausschließliche Berücksichtigung von Akkordpassagen gewährleistet anfangs am sichersten eine Reinheit im Tonsatz. Der Kenner des Elementarunterrichts weiß genau, wie häufig sich Kinder im Anfang, beim langsamen Studium von Stücken, über Dissonanzen, die im Augenblick befremdlich wirken, entsetzen. Und das nicht mit Unrecht. Normal musikalisch veranlagte Kinder haben ein vollkommen richtiges Verständnis für normale Klangwirkungen. Sie sind unan genehm berührt, wenn im ruhigen Tempo zu nachschlagenden Akkord tönen in der einen Stimme schroffe Durchgänge in der andern auftreten, oder wenn Wechseltöne vorkommen, die ebenso, wie die Durchgänge, den Klang trüben. 3m lebhaften Tempo und bei häufigem Anhören schwächen sich solcherlei Härten derart ab, daß die Dissonanz nicht mehr unangenehm empfunden wird. Dem Kind, welches auf den Zu sammenhang weniger achtet, das eben Zusammenklingende dagegen mehr aus sich wirken läßt, ist es anfänglich außerordentlich schwer, das Ver ständnis für berechtigte Dissonanzen zu gewinnen. Gute Kindermusik muß die Konsonanzen entschieden bevorzugen und die Dissonanzen so vorsichtig behandeln, daß sie nicht bedeutsam hervortreten. Die Rücksicht auf Wohllaut, auf Verständlichkeit möge nun auch bei der Improvisation die Art der Kadenzverschönerungen bestimmen. Der Schüler muß erst vollständige Sicherheit in akkordischer Figuration haben, ehe er die zahlreichen Dissonanzmöglichkeiten in Betracht zieht. Nach und nach sind dann längere musikalische Gedanken, etwa große und erweiterte Sätze harmonisch zu exzerpieren. Mit den Kadenzen verfährt man wie bei den Elementarübungen, d. h. man transportiert sie und schmückt sie aus. An das Abspielen schließt sich als erste selbständige Übung das Bilden und Durcharbeiten von Kadenzen. Zu nächst kommen kleine, dann große Sätze in Frage. Ein kurzes Präludium kann einleiten, in einem Nachspiel mag die Stimmung ausklingen. Von der Begabung und dem Interesse des Schülers wird es abhängen, wie lange und in welchem Umfang diese vorbereitenden Exerzitien vorzu nehmen sind. Je länger man dabei verweilt, um so besser für die weitere Ausbildung. Zweiteilige und einfach dreiteilige Formen werden des weiteren in gleicher Manier wie die einfachen Sätze zu behandeln sein. Es wird sich nach der Fertigkeit, nach den Fortschritten des Schülers richten, ob auch jetzt noch die harmonischen Grundlagen vorweg zu spielen sind, oder ob gleich die melodische Ausführung in Angriff genommen wird.