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WWAMWÄ 84. Jahrg. Sonnlag, den IS. Februar 1S3l Nr. 3S. Freitag, den 20. Sonnabend, den 21. Hruar 1931, für die Nrn. 423 bis 495, den 23. bruar 1931, für die Nrn. 496 bis 568, Montag, Dienstal 24. Donnerstag, den 26. Februar 1931, füi Februar 19.31, fü li die Nrn. 721 bis 799, den 27. ir die Nrn. 800 bis 878, !ontag, den 2. März 1931, für die Nrn. 879 bis 967 ist deutscher Parln während stört! (gurufe rechts: Das tbruar rbruar Mit der beschlossenen Aufhebung der Immuni tät ist es ähnlich, Cs hat Zeiten gegeben, wo die Herren Ge nossen recht reichlich im Genüsse diesen Vorteils waren, obwohl die Staatsanwaltschaft damals di« allergrößte Nachsicht walten ließ. Auch waren die damaligen Gegner der Sozialdemokratie nicht so schnell zur Hand mit Strafanträgen, wie heute die be- leidigten roten Majestäten. Wenn die Reichstagsmehrheit loyal vorgegangen wäre, hätte sie die Gewohnheit der Aus setzung der Strafverfolgung nicht rückwirkend aufheben dürfen, sondern nur für zukünftige Fälle. Es ist ein überall gültiger Grundsatz, daß Strafgesetze erst vom Augenblick der Inkraft- tretung an wirksam werden. Der Sinn dieser Regel ist durch den Reichstagsbeschluß verletzt worden. Man wollte eben die 400, meist gegen oppositionelle Abgeordnete vorliegenden Strafanträge zur Auswirkung kommen lassen, um für all« Fäll« ein Mittel, sie mundtot machen zu können, in der Hand zu haben. Daß damit Abstimmungen und u. U. der sog. Dolks- wille korrigiert werden können, macht den Verfechtern der „Demokratie" keine Kopfschmerzen. Das hat schließlich nie- mand erwartet, dagegen ist es sehr bedauerlich, daß rechtsein gestellte Abgeordnete, unter ihnen auch der volksparteiliche Ab- geordnete Kahl, den sein« Freunde — freilich nicht immer mit Recht — als das juristische Gewissen des Reichstags ansehen, nicht den Mut gefunden haben, dieses unsaubere Spiel zu durchkreuzen. Das ist eine Angelegenheit, die in beson derem Maße das gesamt« deutsche Bürgertum angeht. mentarismus!) Hörsing ist betrunken! Präsident Löb«: Herr Abg. Hoffmann, ich rufe Sie zum zweiten Male zur Ordnung. Gin auch nur annähernd ähnlicher Vorfall, der übri- gens die gerühmte Unparteilichkeit des mit Hilfe von bürger- liehen Parteien auch in dieser Session auf den Präsidentenstuhl gesetzten Genossen Löbe im hellsten Lichte erstrahlen läßt, kann den Nationalsozialisten nicht nachgesagt werden. Dabei han delt es sich bei ihnen meist um parlamentarische Neulinge, während der Genosse Hörsing damals schon ein alter ausge kochter Routinier war. Wie die gegen die Rechte jetzt durch- gesetzte Verschärfung der Geschäftsordnung zu beurteilen ist, dazu bildet das geschilderte Intermezzo einen deutlichen Bei- trag. „Es ist ein -er SPD. Reinkultur. Der Sauherdenton ist von der Sozialdemokratie in die parlamentarische Debatte eingeführt worden, das darf nicht vergessen werden. Wer die Verhandlungen des Reichstags vor dem Kriege und während des Krieges verfolgt hat, für den bedarf diese Behauptung keines Beweises. Auch aus der Zeit, wo die Genossen bereits Regierungspartei waren, sind genug Beispiele vorhanden, daß die Sozialdemokratie in Bezug auf ihren Benimm nicht eine I» verdient. Gewissermaßen klassisch geworden ist folgende kleine Szene aus der Sitzung des Reichs- tags vom 26. Januar 1921: Am Präsidium: Der Mehrheitssozialist Löbe. . Abg. Koenen (Kommunist): Zu dieser barbarischen Tat Ihrer Märker- und Noske-Garden haben. . . Abg. Hörsing (Mehrheitssozialist): Du Lausejunge! Du Hund! Du Schwein! Abg. Braß (Kommunist) zu Hörsing: Sie haben sich wohl heute gerade gekämmt? Abg. Koen« n (Kommunist) redet unentwegt weiter. Abg. Hörsing holt mit der Faust aus, um Braß ins Gesicht zu schlagen, worauf der Abg. Braß (Kommunist) ihn auf den Platz niederdruckt mit den Worten: Mensch, sind Sie doch wenigstens hier vernünftig, wenn Sie auch total besoffen sind! Abg. Hörsing (Mehrheitssoz.) ruft weiter: Lause junge! Abg. AdolfHoffmann (damals gerade Kommunist) mischt sich in den Streit zwischen Braß und Hörsing «in, erhält von Hörsing einen Stoß vor die Brust und ruft: Herr Präsident, hier ist ein Desoffener im Saale. PräsidentLöbe: Herr Abg. Hoffmann, ich rufe Sie dafür zur Ordnung. Abg. Hoffmann (Kommunist): Rufen Sie doch den Betreffendert zur Ordnung, der hier stört! Präsident Löbe: Herr Abg. Hoffmann, es hat sich außer Ihnen niemand in diesem Augenblick einer Störung der parlamentarischen Ordnung schuldig ge- macht. (II) Abg. Hoffmann (Komm.): Der Redner kann nicht zur Geltung kommen, wenn der Betrunken« hier fort- Sämtlich« Gutscheine find bi« spätesten« Sonnabend, den 21. Februar 1831, im Fürsorgeamte abznholen. Die Ausgabe an den obengenannten Tagen erfolgt von vormittag 8 Uhr ab auf dem Güterbahnhofe — Oelgleis. Aue (Sachsen), 13. Februar 1931. Der Rat der Stadt — Fürsorgeamt. Wenn demgegenüber Ler Genosse Stampfer vom „Vor wärts" in einer der letzten Reichstagssitzungen zu dem Kanz ler gewendet seine Rede mit den Worten schloß: Die Füh rung des Reiches darf nur ein Ziel kennen: „Deutsches Volk, deutsch« Freiheit und deutsche Zukunft" und der Bericht Lazu „lebhaften Veifall bei den Sozialdemokraten" verzeichnet, so dürft« sich heute niemand mehr durch solche Mätzchen über die wahre Gesinnung d«r SPD. täuschen lassen. Für. Herrn Stampfer gilt Ler Satz: Der Zweck heiligt das Mittel, er wollt« b«i seinen bürgerlichen Koalitionsfreunden Eindruck schinden. Wieder rote „Patriotismus" in Rein kultur aussieht, dafür noch ein Beleg. Die „Volkszeitung für das Vogtland" veröffentlichte in diesen Tagen folgend« landesverräterische Denunziation, di« natürlich völlig aus den Fingern gesogen ist: „Es gibt in Zürich eine Moschinengewehrfabrik, die völlig in deutscher Hand ist und in einem neuen Verfahren eine neüe Ar« Maschinengewehre herstellt, sind das nun deutsche Waffen- fabriken im Ausland öder nicht? Nach amtlichen deutschen Mit teilungen wirb in Deutschland von der Firma Heinkel ein reine» Bombenflugzeug hergestellt. Au« einer Photographie ersteht man, daß das Flugzeug mit einem Lufttorpedo ausgerüstet ist. Nach französischen Mitteilungen sind viele der deutschen Landflugzeuge in Wirklichkeit maskierte Bombenflugzeuge, die jederzeit entspre chend umgewandett werden können. Zu, Ergänzung: Deutschland hat heute etwa 3000 verwendungsfäbige Piloten . .. Wir er warten, daß unsere Fraktion ein« scharfe Kampfstellung gegen diese verhängnisvolle Politik des deutschen. Militarismus «in- nimmt." , Wer hat den Mut, dem bürgerlichen Reichskanzler'zu olchen „Freunden" zu gratulieren? Bei den Verhandlungen Uber Len Wehretat wird er noch sein blaues Wunder erleben. ' listische Zukunstsstaat, mit dem die Bonzen Las Volk «in halbes Jahrhundert hindurch an Ler Nase herumgeführt haben, hat kein« Zugkraft mehr, besonders nicht seitdem die Führer für ihre Person in der Mehrzahl Lie Grundsätze des Parteiprogramms v«rraten und sich, bis in Lie örtlichen Verhältnisse hinein, als Nur-Postenjäger entpuppt haben. Nun soll die große Offensive gegen rechts den verfahrenen Karren wieder flott machen. Wir glauben, daß dies auch dann nicht gelingt, wenn verblendete bürgerlich« Parteien dabei Handlangerdienste leisten und sich die rote Anerkennung verdienen. Amtliche Anzeigen. Brlkettverteilung. Vie weitere Ausgabe von Briketts an Erwerbslos« und Wohlfahrtserwevbslose findet statt: Denn schließlich muß sich der nationale Gedanke doch durchsetzen, dessen schärfster Gegner die SPD. ist. Ihr« wahr« Natur wird wieder in einer der letzten Nummern der sozialistischen Zeitschrift „Das freie Wort" enthüllt, in der offen bekannt wird, daß es für einen richtigen Sozialdemo, kraten weder Vaterland noch Volksgemeinschaft geben darf. Mr lesen dort: „Bekenntnis zum Vaterland? Sollen wir wieder von dem schmeichelnden Sirenenklang „Vaterland" uns betören lassen? ... Es war im Taumel jener ersten Kriegswochen . . . Streiflichter. Der Fel-zug gegen rechts. Die Erfinder -es Sauher-enl-nes. Besoffener im Saale". Unsauberes Spiel. Miese Stimmung bei Der nationale Ge-anke wir- sich -urchfetzen. Roter Patriotismus in Es liegt in der moralischen Linie der SPD., daß sie in der O«ffentlichkeit bestreitet, die anwachsend« Rechte könne ihr gefährlich werden. Dem widerspricht schon di« in der politischen Praxis noch nicht dagewesene lügnerische und ver leumderische Hetze, welche dies« Partei in den" letzten Monaten gegen die NSDAP, in Len Parlamenten, in der Presse und in Versammlungen in Szene setzt. Wie mies in Wahrheit di« Stimmung ist, darüber hat vor. der allgemeinen Rechtsoffensive in Düsseldorf ein führender Genoss« seinem bekümmerten Herzen Lust gemacht. Er sagt«: „Die SPD. Der Feldzug gegen die Rechtsopposition, der in der vergangenen Woche in voller Schärfe eingesetzt hat, weist eine Reihe von Merkmalen auf, die ihn von sonstigen parlamentarischen Streiffällen scharf unterscheidet. Während bisher den Kämpfen der Parteien untereinander wenigstens «fne gewisse sachliche Note zu Grunde lag, ist. der. Anlaß , zum Zerwürfnis diesmal rein parteiegoDi^ch«: Natur. Die ein- z«ln«n Teile der Regierungskoalitio'n fürchten bei Auflösung des Reichstags und Neuwahlen für ihren Bestand. Sie haben sich deshalb zu einer Interessengemeinschaft verbunden und da durch die parlamentarische Demokratie in ihrem tiefsten Sinne verletzt, der darin besteht, daß sich alles politische Geschehen in erster Linie auf dem Willen des Volkes aufbaut. Ferner fällt ins Gewicht, daß die Beschneidung der parlamentarischen Rechte mit Hilfe einer Partei beschlossen wurde, die auch heute noch überall dort, wo sie selbst in Opposition steht, die Störung der parlamentarischen Ordnung als ein wesentliches Kampfmittel anwendet. zum deutschen Volk, zur deutschen Nation, zur deutschen Wesens art? Hüten wir uns vor solchem Rationalstolz ... Bekenntnis zur Gemeinschaft aller Deutschen? Genosse, Proletarier: Fühlst du Gemeinschaft mit jenem Kapitalisten, der wie du ein ,Meißer" ist,. . . oder fühlst du dich mehr WHezogen zu jenem chinesi schen Kuli, der zwar rin „Gelber" ist, ein« andere Sprache hat, aber der al« Hafenarbeiter in San Franzisko im amerikani- scheu Hochkaprtalismus den Zerstörer seine« Lebens sieht, dem das Licht der sozialistischen Erkenntnis leuchtet? Uns verbindet Ge sinnung! Formieren wir di« geistige Gemeinschaft aller soziali stischen Kämpfer weit hinaus über die Schranken der Völler und Vaterländer. Es lebe der internationale Sozialismus!" . . . Die gleiche Gesinnung brachte kürzlich das sozialdemo kratische Reichsbannermitglied Berson-Düsseldorf ebenfalls im „Freien Wort" mit folgenden Worten zum Ausdruck: „Wir Sozialdemokraten sollten dis letzten sein, di« Bestre bungen nach einer Nationalhymne zu unterstützen oder auch nur zu dulden. Hinweg mit den Liedern, die die Volksgemeinschaft und den nationalen Staat verherrlichen, hinweg mit dem Deutschlandlied! Das Lieb der Sozialdemokratie war, ist und bleibt die Internationale. Wir jungen Genossen, die wir sozusagen gezwungenermaßen wegen des Nichtvorhanden seins einer sozialistischen Wehrorganisation im Reichsbanner sind, hören das Deutschlandlied mit zusammengebissenen gähne n! gegen vorherig« Abholung der Gutscheine im FUrsorgeamte,, Ede bei Len nächsten Wahlen di« Hälft« , ihrer Sitze ver- Ueren und auf den 4. Platz zurückgedrängt werden, die «ämtii». «uti^in- n»d bi- svöteNen« Sonnabend d«n Mrde fast dreimal so stark wie die SPD. werden, und zwar gerade auch auf deren Kosten, denn die Flucht Ler' Parteimitglieder habe nach dem 14. September «inen er schreckenden Umfang angenommen." Daß der Mann richtig gesehen hat, wissen di« Kenner der Verhältnisse. Der sozia- v« ^«.»Ir^lch« «»IMlimm»- «^«eu »U U»«ah«a d«r Sa» »a» «-m- —» NM««. v« pr«!> «r dl« »4 mm br.II« I» h>u1»»1<>W«M IN »0 lg-mMum,«»«» SUUmo«!»»« «.dlM^ 15), „»«Irl, »5, »r »I« «0 mm br«»« P.M- -MlamziN« »0, -uiwikt» 100. wr dt< 00 mm tr«ll« -mll. «dl»«!»«!« 55. -um-LU-or R«l»vl«nnl^ V»1tlch«a-»omo > vMzl« «r. irre« »«»aluda^Ira-U,»«», Uu«. ««41«. Nr. M. » enlhaNend die ««Niche« brr Amkshauptmannschafi und des * Bezirbsverdands Schwarzenberg, der Amtsgericht« in Au«, Lößnitz. Schneeberg und Schwarzenberg, der Stadträl, in Sränhain. Lößnitz, Neusiädlel und Schneeberg, der Finanzämter in Aue und Schwarzenberg. Es werden außerdem veröfsenNicht: Bekanntmachungen der Stadträl« zu Au« und Schwarzenberg und des Amlsgerichls zu Johanngeorgenstadt. Verlag L. M. SSrlner, Aue, Sachsen. A»mf»r«ch«r: v« »1 vvd »1, ldßvltz ou»! UM) ««a, v-n««»«r, 10, Sch»akM»«k« »51«. vrahtanschrlfl! DoMsmmd Uv-lachse» 1931, für die Nrn. 569 bis 640, 1931, für die Nrn. 641 bis 720, Dienstag, den 24. Mittwoch, den 25. heut« indes sehen wir unverschleierten Blickes Lie Begriffe „Volk" und „Vaterland" ihrer romantischen Hüll« leib et, - »u»«t« «».«,»«»«« wr am «ME« «»Ich«!,«»« Aumvur dk oanulN«, 9 Uhr k dm Sau»la.«schts»- ft,»«. «In« »««Hk flk dk «ukahm« d«r am °°ra«schr!«d<nen Tag, !«»l, an b«fil»ml«r SUI, wird ntchlg«g«d«u. auch nicht ftr dl« NlchllatiU d«r »mch 8«rnlxnch«r ausg«4,d«am Vn,«Iam. — Mr «Och«»»« in- N'rlangl 0n,«landln SchrlltsNlch, üdrrnlmmk dl« Schrlft- ltllun« d«ln« Dnanlworlun,. — Unl«rbrrchun«m d« »«- lchiftädUrl«»« d«,r»nd«n ««IniUnsprü««. B«t gahlung,- »«'»« und Nondun „l,m Radatl« als nicht v«k«lndarl. -av»t,«s««ft»ft«n« lnr vu», Lehnitz, Schänd«», und Schwarz«nd«ra. Abg. Hörsing (Mehrheitssozialist) wird von seinen . , ... . Hreumde« L5t.s,d^a»-La»Ltch- K«-f üch»t. - r": Äbg^ Braß (Kommunist):- Dessen Zustgnd hatte iö gleich gerochen." Dienstag, den 17. Februar 1931, für di« Nrn. 99 bis 169, Mittwoch, den 18. Februar 1931, für die Nrn. 170 bis 236, Donnersiag, den 19. Februar 1931, für die Nrn. 237 bis 331, Februar 1931, für die Nrn. 332 bis 422, Hiesige Arme, die für das Jahr 1931 einen Leseholzschein wünschen, wollen sich persönlich bis spätestens zum 21. Februar 1931 im Stadthause, Zimmer 21, melden. Die abgelaufenen Lese- Holzzeichen sind bei dieser Gelegenheit zurückzugeben. Aue (Sa.), den 13. Februar 1931. Der Rat der Stadt — FSrforgeamt. Weitere amtliche Brkanntmachungen befinden sich im ersten Beiblatt.