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Tharandter Tageblatt : 16.12.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1824139225-193612167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1824139225-19361216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1824139225-19361216
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Tharandter Tageblatt
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-12
- Tag 1936-12-16
-
Monat
1936-12
-
Jahr
1936
- Titel
- Tharandter Tageblatt : 16.12.1936
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M MW Mm MWWM Anthonis van Dyck Als der weitaus bedeutendste der Schüler von Rubens tritt uns Anthonis van Dyck ent gegen. Geboren am 22. März 1599 zu Ant werpen, wird er schon mit 18 Jahren Meister in der St. Lukasgilde, nachdem er erst bei Hendrik van Balen, einem tüchtigen Historienmaler Antwerpens, in die Lehre ge gangen war. Kurze Zeit wurde er dann Schü ler von Rubens, den er bei dessen Arbeiten in der Jesuitenkirche zu Antwerpen unterstützte. Auch er wie sein Meister trat zunächst in den politischen Dienst, und zwar im Auftrage Jakobs I. von England. In Italien beginnt alsdann sein Studium der großen italienischen Koloristen, insonder heit Tizians und Veroneses. Der Kardinal Bentivoglio in Rom unterstützt den jungen Künstler mit zahlreichen Aufträgen, bis er von dem Vizekönig von Sizilien, Emanuel Phili bert von Savoyen, nach Palermo gerufen, abermals mit Aufträgen förmlich überschüttet wird. Aber die Pest treibt ihn von dannen, 1623 wendet van Dyck sich nach Frankreich, um dann ein Jahr später in die Heimat zurück- zukehrcn. Hier ist er nun vorwiegend in Ant werpen tätig und schafft neben zahlreichen Bildnissen bedeutender Zeitgenossen die be rühmten großen Altargemälde in den verschie denen Kirchen seiner Vaterstadt. Eine Wendung im Leben van Dycks, auch in künstlerischer Beziehung, tritt ein mit seiner Berufung an den Hof Karls i. von England nach London. In aller Welt bekannt sind seine wundervollen Bildnisse des königlichen Paares und feiner Kinder. Mit Ehren und Reichtümern überhäuft, zum Ritter geschlagen, mit dem Bildnis des Königs in Diamanten gefaßt an goldener Kette ausgezeichnet, be herrscht der gefeierte Meister nun als erster das gesamte englische Kunstleben. Seine noch unter dem Einfluß von Rubens stehende gold braune Palette weicht einem feinen Silberton. Eine ausgesuchte Eleganz in der Auffassung unterscheidet sein Werk immer merklicher von Ser saftig-sinnlichen Behandlungsweise seines großen Lehrers. Die Enkelin des schottischen Grafen von Gowrie und Tochter eines bekann ten Arztes, Marie Ruthven, eine der schönsten Frauen Englands, wird die allgemein gefeierte Gemahlin van DyckS. Zum Vorstand der St.-Lukas-Brüderschast Antwerpens er nannt, steht nun der Meister auf der Höhe sei nes Ruhmes — dem nur allzubald der Sturz folgen sollte. Infolge politischer Wirren geriet der König von England in so große Geldnot, daß er dem Künstler den ausgesetzten Jahresgehält von 200 Pfund Sterling, nebst freier Wohnung und einem bestimmten Preis für jedes seiner Bil der nicht mehr zahlen konnte und darüber hin aus große bereits erteilte Aufträge zurttck- ziehen mußte. In dieser Bedrängnis ging van Dyck mit seiner Frau nach Flandern, dann nach Paris, wo er hoffte, den Auftrag zur Ausschmückung des Louvre zu erhalten. Aber König Ludwig hatte bereits den Maler Nicolas.Poussin mit dieser Ausgabe betraut. Enttäuscht und erschöpft kehrt van Dyck nach London zurück. Aber das Gluck hatte ihm den Rücken gekehrt. Krank von einem stürmischen Leben, von vielen früheren Freunden verlassen mit der Welt zerfallen, stirbt der einst so Ver götterte zu Blackfriars bei London am 9. De zember 1641. Das glückliche Alter seines Mei sters Rubens war ihm nicht beschieden. Anthonis van Dyck besaß eine große Ge wandtheit in der Pinselführung. Er arbeitete ungemein rasch, was ihn freilich zu Zeiten an gesichts der übergroßen Zahl von Aufträgen dazu verleitete, nicht alle seine Kraft an die gestellten Ausgaben zu wenden. Weit über 100 große historische Gemälde und an die 400 Bildnisse entstände., unter seiner Hand. Nicht die Höhe und Ausdruckskraft eines Rubens hat van Dyck erreicht. In den ersten Jahren ahmt er noch stark den Lehrer nach, um erst später, unter dem Einfluß der Italiener und. zuletzt in England sich die für ihn charakteristische Farbengebung und Auffassung anzueignen. Jedenfalls hat er sich als Bildnismaler die größten Verdienste erworben. Diese vorneh men, edel gestalteten und kultivierten Por träts stehen mit in erster Reihe unter der zeit genössischen Bildnismalerei. Fast der gesamte Großadel Englands ist von van Dyck gemalt worden. Aber auch die Bildnisse aus seiner italienischen Zeit, vor allem die ausgezeichnete Darstellung des Kardinals Bentivoglio im Pitti zu Florenz nehmen hier einen bevorzug- te-, Platz ein. Uebrigens hat er auch selbst wie viele zeitge össische Kupferstecher, seine eigenen Bilder in Radierungen vervielfältigt. Betrachten wir die Werke van Dycks, die unsere Galerie bewahrt, so fallen uns wohl in erster Linie die prachtvollen Bildnisse auf, die in großer Zahl (im ganzen besitzt die Galerie nicht weniger denn 26 Arbeiten des Meisters' unsere Aufmerksamkeit fesseln. Die drei Kinder Karls i. stammen ans van Dycks bester Zeit. Das Liebliche, Kindliche kommt überzeugend zum Ausdruck, die Farbe ist vor nehm, die Pinselführung zart, dem Gegen stände verständnisvoll angepaht. Das Bild nis des Königs selbst soll angeblich eine Kopie von Sir Peter Lely, dem Hauptnachfol ger van Dycks, sein, während die Königin Henriette zweifellos von seiner Hand Nach fast genau hundert Jahren wird zum ersten Male in der Geschichte des jetzt in Groß britannien regierenden Königshauses Koburg- Windsor die unmittelbare Thronfolge unter brochen. Die Begründerin des Königshauses ist die Königin Viktoria (1837—1901). Ihr folg ten unmittelbar ihr Sohn Eduard Vli. (1901 bis 1910), ihr Enkel Georg V. (1910—1936) und ihr Urenkel Eduard vm., dessen Regierungs zeit sich auf elf Monate beschränkt. Da er un vermählt geblieben ist, tritt jetzt nach englischem Erbsolgegesetz sein nächstältester Bruder, der Herzog von Bork an seine Stelle. Da werter in England auch die weiblichen Mitglieder des Könishauses thronfolgeberechtigt sind, ist die älteste Tochter des Herzogs von Bork, die jetzt zehnjährige Prinzessin Elisabeth Thronfolgerin und künftige Königin. * Albert Friedrich Arthur Georg Herzog von Bork wurde am 14. Dezember 1893 in York Cottage, Samtdrinkham geboren. Er ver mählte sich am 26. April 1023 mit Lady Elisa beth Bowes-Lyon aus dem Hause der Earls of Strathmore and Kinghorne (geboren 4. August 1000). Der Herzog von Bork, der diesen Titel seit 1920 trägt, hat eine Reihe von Ehrenstellun gen im Heer, in der Marine und in der Lust streitmacht inne. Als nachgeborener Prinz ist er naturgemäß bis jetzt in der Oessentlichkeit nur wenig hervorgetreten. Es ist nicht das erstemal in der englischen Geschichte, daß drei Könige in einem Jahre den Thron bestiege». Ein eigenartiges Namen- zusammcntreffen fügt es auch, daß die drei ein ¬ stammt. Das Gemälde ist zurzeit nicht aus gestellt, wird wohl einer Reparatur unter zogen. Die vier Apostel Paulus, Mat thäus, Bartholomäus und Simon erscheinen weniger bedeutsam, um so glänzender präsen tiert sich der Ritter mit der roten Armbinde, im Ausdruck sowohl wie in der ganzen Auffassung eine sehr kultivierte Arbeit. Noch stark unter dem Einfluß des Rubens steht der trunkene Silen, so daß man dieses Bild wohl erst diesem Meister zuschrieb. Bei der starken Verwandtschaft vieler van-Dyck- Bilder mit Rubens war es überhaupt nicht immer leicht, beide Künstler einwandfrei zu unterscheiden. Auch der Heilige Hiero nymus ähnelt schon rein äußerlich auffallend dem gleichnamigen Bilde von Rubens. Ossen- bar das gleiche Modell, die ähnliche Haltung des Heiligen, derselbe Vorwurf. Bon den repräsentativen Bildnissen aus englischen Hof- kreiscn stehen die Dame mit dem Kinde, der Herr, der sich den Handschuh an zieht — man beachte hier vor allem die wun dervoll gemalten Hände! —, ferner die Dame mit den goldenen Bru st schnüren und einige vornehm anfgefaßtc Herrenporträts, u. a. der Mann mit der Pelzmütze mit an erster Stelle. Die etwas konventionell ge staltete Danae wird, wohl nicht mit Unrecht, als eine Kopie bzw. Nachahmung angesehen. Verschiedene kleine Brustbilder zeigen uns dann noch Bildnisse von Männern und Frauen aus der Umgebung des Künstlers. Unter ihnen ist als das bemerkenswerteste das Por trät des Sir Thomas Parr hervorzu heben. Der ausdrucksvolle Greisenkopf dieses seltsamen Mannes ist mit großer Liebe und Aufmerksamkeit gemalt. Er soll damals be reits 100 Jahre alt gewesen seine und seine Grabschrift in der Westminster-Abtei besagt, daß Sir Thomas Parr das respektable Alter von — 152 Jahren erreicht habe! Der Je- jsusknabe, eine Schlange zertre- zigen Könige aus dem Hause Bork stammten, Eduard IV., der 1483 starb, dem Eduard v. mit nur kurzer Regierungszeit folgte - nd Richard m. noch im gleichen Jahre sich an- schlotz. Nunmehr ist zum zweiten Male das denkwürdige Ereignis eines doppelten Thron wechsels in einem Jahr eingetreten. Mit König Georg VI. erscheint kein neuer Königsname. Die meisten englischen Könige haben, wie schon die Ziffern zeigen, die Namen He nrich, Eduard, Georg oder Wilhelm ge tragen, Daneben tauchen noch Karl und Jakob auf. Der Name Albert hätte an den Gemahl der Königin Viktoria erinnert, des sen Todestag sich am kommenden 14. Dezember zum 75. Male jährt. Durch den Prinzgemahl Albert trafen Kusin und Kusine aus dem Hause Koburg im Zuge des Hauses Hannover zusammen. Es kam 1714 mit Georg l., dem Kurfürsten von Hannover, zur Regierung. Dis längste Regiernngszeit hatte Georg III. von (760 bis 1820. Von seinem Nachfolger Georg IV. spricht man in England nicht gern. Erst Wilhelm IV. (1830 bis 1837) gilt wieder als echter Vertreter des englischen Königs gedankens. Mit seinem Tode endigte übrigens die Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover. Die große Zeit der neueren englischen Ge schichte beginnt mit der Königin Viktoria (1837 bis 1901), die in ihrer Person die Verbindung zwischen dem Hause Hannover und dem von ihr auf den englischen Königsthron gebrachten Hause Koburg darstellt. Ihr Enkel König Georg v. nahm am 17. Juli 1917 für sich und seine Familie an Stelle des Namens Koburg den Namen Windsor an. Drei Könige in einem Fahre! Ein alter Fall der englischen Geschichte wiederholt sich. Eisenbahnränber Erich Schüller verübt Selbstmord. Görlitz, 13. Dezember Der vom Sondergericht in Breslau wegen des Eisenbahnüberfalls in Rothwasser (Ober- lausitzs zum Tode verurteilte Eisenbahnräuber Erich Schüller hat in seiner Zelle des Gerichts gefängnisses in Görlitz Selbstmord verübt. * GeheimelommMstischeWerbe- Sistos in der Tschechoslowakei Der Nachrichtenabteilung der Prager Pvlizei- direktion wurden in der letzten Zeit zahlreiche Meldungen, vor allem aus Ostböhmen, zu geleitet, daß von dort viele Staatsangehörige die Grenze überschreiten. Die Gendarmerie- sahndungsstelle in Königgrätz nahm daraus so fort eingehende Ermittlungen aus, aus Grund deren festgestellt wurde, daß das Ziel dieser Auswanderer Spanien, und zwar Barcelona und Valencia sei. Einer Meldung des „Vecer" zufolge gelang es der Fahndungsstelle, >echs Personen sestzunehmen. Bei ihrem Verhör stellte sich heraus, daß sie vom Werbebüro Prag-Caro- linental, wo sich die Zentrale der Kommunisti schen Partei in der Tschechoslowakei und auch der Sitz des kommunistischen Blattes „Rude Pravo" befinden, für Spanien angewopben waren. Auf Grund dieser Feststellungen wurde in Gegen wart von Gendarmerie in Prag-Carolinental eine Haussuchung vorgenommen. In den Parteisekretariatsräumen wurde zahlreiches belastendes Material beschlagnahmt, das klar und deutlich den Beweis liefert, daß die Prager Zentrale der Kommunistischen Partei ein gehei mes Werbebüro für die spanischen roten Horden unterhält. (!) Das Material ist, wie der „Vecer" berichtet, so eindeutig, daß es die Grundlagen für eine Anklage wegen des Verbrechens nach dem tschechosloawakischen Republikschutzgesetz darstellt. Die Sicherheitsorgane haben auf Grund dieser Vorgänge ihr Augenmerk ganz besonders auf diese geheimen Werbebüros ge richtet und eine großzügige Fahndung über das ganze Land angeordnet. damit zu rechnen, daß noch mehr solcher st. cher kommu ¬ nistischer Nester aufgeüecki werden. * Frankreich zahlt nicht! Frankreich hat die fällige Kriegsschulden rate an die Vereinigten Staaten nicht gezahlt. In einer Note an das Staatsdepartement teilt die französische Regierung mit, daß sie die fäl lige Rate nicht zahlen könne und daß es die derzeitige Wirtschaftslage leider auch nicht zu lasse, der amerikanischen Regierung einen Vor schlag zur Regelung dieser Schulden zu unter breiten. il,ll tcnd, ist wohl ursprünglich als Altarbild ge- dacht gewesen, ein liebenswürdiges, glücklich komponiertes Bildchen. Noch zwei Apoftek- köpfe, Petrus und Paulus, führen wir hier an, gleich den oben genannten aber offen bar nicht mit allzuviel innerer Anteilnahme gemalt Zwei weitere Herrenporträts, das des Engelbert Taie, Baron v. Wem - m e l und der Kopf eines blonden jungen Man nes mit Spitzbart sind noch als charakteristische Persönlichkeitsschilderungen zu erwähnen. Allen diesen Bildnissen, insonderheit den weib lichen, ist der scheinbar ins Innere dringende Blick eigen, ein stark beseelter Ausdruck der Augen, die den Beschauer teils fragend, teils mit unverkennbarem Interesse zu betrachten scheinen. Und dies Moment gibt im Verein mit der durch und durch kultivierten male rischen Behandlung den Schöpfungen van Dycks len ganz persönlichen Zauber, den intimen Reiz, der aller großen Kunst eigen. Otto Sebaldt. Der tägliche Weg Von Karl Andreas. Der kleine Laden, an dem Erich Ponter täg. lich viermal vorüberging, stand ieit drei Mo naten leer. Ein kleines Schild: „Laden zu vermieten", hing seit vielen Wochen in dem schmalen, weißen Schaufenster. Erich Ponter las cs jedesmal beim Vorübergehen, und er wunderte sich, daß sich niemanb fand, der den kleinen Laden mietete. Eines Morgens hing das Schild „Laden zu vermieten" nicht mehr im Fenster. Erich Pon ter hatte es schon von weitem wahrgenommen. Wenn man täglich den gleichen Weg ging, dann waren die Augen so geschärft, daß sie selbst die kleinste Veränderung sahen, die in der Straße vor sich ging. Erstaunt, daß sich nun doch ein Mieter ge sunden hatte, blieb er eine Weile vor dem Laben stehen und machte sich Gedanken, welches vbsn Zss Rr'aBo yskstl QekFspaäs kmübek, nickt sckisf. 5isk snrt links bis «cm /Hitts, olonn nscktr unci Geschäft in ihm eröffnet werden würde. Viel leicht ein Zigarrengeschäft. Nun. dann würde er in ihm des öfteren auch seine Zigaretten kaufen. Es konnte aber auch ein Schreibwaren geschäft sein, eine Molkerei, eine Wollhanö lung, eine Seifenhandlung, ein Konfitürcn- oder ein Uhrengeschäft Eine Woche später hing ein neu angefer tigtes Firmenschild Uber der Ladcntttr. Erich Ponter blieb stehen und las: „Mathilde Blü tenschein, Blumenhandlung." Ein Blumen geschäft würde also in dem Laden eröffnet wer den. An alles hatte er gedacht, nur an eine Blumenhandlung nicht. Pünktlich mit dem Ersten des Monats war das kleine Schaufenster voll Blumen, Schnitt blumen, Rosen, Nelken, Levkoien. Lilien und vielen anderen Sommerblumen in großen und kleinen farbigen Vasen. Die wenigen Blumen stöcke, die in dem Fenster standen, waren blaue, rote und weiße Hortensien mit farbiger Krepp papierverzierung. Erich Ponter blieb nun fast täglich einmal vor dem Schaufenster stehen und betrachtete 'die vielen schönen, alle Tage wechselnden Blumen. Die Inhaberin des Ladens hatte er aber, ob wohl er nun schon einen Monat daran vor- überging, noch nicht zu Gesicht bekommen Eines Mittags aber, als er vom Geschäft nach Hause ging, trat sie mit einer Kundin, die einen großen Blumenstock gekauft hatte, aus der Türe, um dieser draußen den großen, in weißes Papier eingeschlagenen Stock in den Arm zu gebe«. Erich Ponter wunderte sich, daß die Inha berin der Vlumenhandlung, die er sich eigent lich ein wenig ältlich vorgcstellt hatte, fast noch ein junges Mädchen war. Er sand, daß sie außergewöhnlich hübsch und das Mädchen war in das er sich verlieben könnte. Daß sie groß und schlank und brünett war, war für ihn von gleicher Bedeutung wie ihre Freundlich keit. Mehr als vierzehn Tage waren vergangen, bis er sie ein zweites Mal vor dem Laden stehen sah, und als er sie dann nahezu drei Wochen nicht ein einziges Mal sah, wußte er, daß er sie liebte. Er beschloß nun. sich täglich ein paar Blumen zu kaufen, um auf diese Weise Gelegenheit zu haben, das Mädchen zu sehen und zu sprechen. Bei seinem ersten Blumeneinkauf stellte er fest, daß sie ihn wohl sehr freundlich bediente, ihn aber sonst kaum beachtete. Wie sollte sie ihn wegen dreißig Pfennig auch besonders be achten, dachte er und ging trotzdem etwas ent täuscht aus dem Laden. Das Erfreulichste für ihn war, daß er ihre schönen zarten und schma len Hände gesehen hatte. Als er eine Woche täglich in den Blumen laden gekommen war, kannte sie den schlanken jungen Mann schon, und sie wußte auch, was sein Wunsch war. und ohne daß sie es selbst merkte, sprach sie Hinfort ein paar Worte mehr mit ihm, bis er sie eines Tages fragte, ob er sie nach Geschäftsschluß erwarten dürfte. Sie nickte nur mit dem Kopf, und da sie sich er röten fühlte, versteckte sie sich unauffällig hinter einem großen Georginenstrauß, indem sie sich daran zu schaffen machte. Von diesem Tage an trafen sic sich nun öfters, und sie gingen entweder in eine kleine stille Gartenwirtschaft wo sie ein Glas Wein tranken, oder sie gingen zusammen ins Kino, ins Theater, oder sie machten auch nur einen Spaziergang. Erich Ponter kannte nun, obwohl er Büro angestellter war. bald alle Blumen bei ihren Ra ">n. und er wußte auch, wie man sic irisch hi^t beschnitt, zu Sträußen band, die S'ccke um? anzte und das farbige Kreppapier gefällig um den Stock anorönete. Und je öfter er in den kleinen Blumenladen kam, um beim Be dienen mitzuhelsen, um so mehr lernte er daru. Und darüber verging der Herbst und der Winter, in dem es nur Treibhausblumen, Myrten, Immergrün, kleine Tannen, Christ rosen und künstliche Kränze gab. Das schwarz-weiße Firmenschild hing nun genau ein Jahr und zwei Monate über der Ladentüre. Da kam eines Tages ein Maler und überstrich das Schild erst mit dunkelgrü ner Farbe, und als diese am anderen Morgen trocken war, schrieb er in großen leuchtenden gelben Buchstaben: „Mathilde Ponter. Blu menhandlung", darauf. Viskuittorle (Nachdruck verboten.) Eine gute Biskuikmasse, die sich vielseitig ver wenden läßt, stellt man aus folgenden Zutaten her: Ein halbes Pfund seinen Zuckers, eine halbe abgeriebene Zitronenschale, 6 ganze Eier und vier Eigelb, eine kleine Prise Salz werden eine halbe Stunde gleichmäßig gut gerührt. Nach diescr^Zeit gibt man ein halbes Pfund feines gesiebtes Mehl hinzu, verarbeitet alles gut miteinander und zieht zuletzt den festgeschlagenen Schnee der vier Eier langsam darunter. Eine Tortenform wird mit Butter ausgestrichen, die Masse hineingefüllt und langsam bn mäßigem Feuer 1 Stunde ge backen. Je nach Größe der Backform kann man diese Torte. 1—2 mal durchschncidcn und sie be- liebig füllen. Z. B. mit einer Mandel-Vanille- creme, Haselnuß- oder Kafseecreme. Während der Sommerzeit wird man natürlich zu einer Frucht- fülluna greifen. Nach der Füllung setzt man die Torte sorgfältig zusammen, bestreicht sie oben und rundherum mit derselben Masse, die man innen verwendet hat, und verziert sie nach Belieben Diese Torte ist nicht teuer und kann auf jeder Festtafel bestehen. <N.
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