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Abschied vom ungebundenem Leben Aus der Geschichte einer kurzen Dienstzeit Von Rudolf Maczurat. Christian stand vor der Torwache. Er hatte seinen Koffer neben sich gestellt, zog den Ge stellungsbefehl aus der Tasche und zeigte ihn dem Wachthabenden. Der gab ihn mit zustim mender Kopfbewegung zurück, wies mit der Hand nach rechts. Christian nahm rasch seinen Koffer auf und ging in den Kasernenhof. In einem Seitengang, der zwischen einer niedrig umzäunten Grünanlage und dem Wachgebäude hinführte, standen die jungen Leute in Grup pen im Gespräch beieinander und hatten ihre Koffer an die niedere Wegzäunung gestellt. Die Gesichter richteten sich auf den Neuankommen den. Christian entdeckte unter den Wartenden keinen der Gefährten -es Untersuchungstagrs, alles fremde Gesichter. Er stellte sich zu einer der Gruppen und kam nach stillem Zuhören mit ins Gespräch. Immer mehr junge Menschen kamen, setzten ihre Koffer ab, warteten. Auf dem Weg, der einige Schritte entfernt am Kasernenhof entlang führte, war ein reges Hin und Her reitender Offiziere, war ein hartes Poltern der Proviantwagen, war das Hupen der Autos, der Schritt der Soldaten. Die Blicke der jungen Menschen richteten sich oft hinüber. Plötzlich kam Bewegung in die Wartenden. Ein Unteroffizier stand vor ihnen und befahl, die Koffer aufzunehmen und ihm zu folgen. In einer Dreier-Reihe schwenkte der Zug aus den grobgepflasterten Weg. Christian sah, der Kasernenhof erstreckte sich weit. Hohe Bäume trennten den holprigen Weg von ihm. Unter ihrem Geäst tappten die Schritte der jungen Leute verhalten hin. Leichte Halbschuhe sind keine Soldatenstiefel. Die jungen Leute wurden in das mittlere Kasernengebäude geführt. Einige Stufen und eine Flügeltür waren Eingang zum soldatischen Leben. Ein Tisch im langen Flur, an dem mehrere Unteroffiziere sahen und die Gestel lungsbefehle abnahmen, war die letzte Schranke. Christian erhielt, als er in der Reihe an den Tisch trat, die Nummer 251 und für zehn Tage Essenmarken. „Sie gehören zur Stube 189!" Christian nahm seinen Koffer auf, ging im Flur entlang, suchte an den Türen die Nummer 189. — 183/34, 136 .. . „Kameraden, wo ist 189?" Die beiden Angeredeten, Lie Christian entgegen kamen und ihre Behausun gen schon haben mochten, blieben stehen. „Dort, um die Ecke, erste Türel Wir wohnen daneben." Christian stand vor der Tür. Auf einem Schild war säuberlich geschrieben eine Reihe Namen zu lesen, der feinige inmitten. Christian klopfte kurz an und ging hinein. Da sahen fünf oder sechs junge Leute, die er begrüßte und Lenen er seinen Namen nannte. Er sah keinen, dessen Gesicht ihm je begegnet war. „Such dir einen Spind, Kamerad, eh' die schönsten weg sind." „Quartier dich neben mich, der hier ist noch frei", sagte einer, Ler sich einen Platz am Fenster gesichert hatte. Christian stellte seinen Koffer in den Schrank und nahm den Schemel von oben herunter. „Es faßt, fcheint's, einer so wenig als der andere." „Wir überlegen schon, wie wir unsern Sack und Pack unterbringen sollen." „Das werden sie dir schon beibringen, mein Lieber." Während die Worte über den blanken Tisch wechselten, kam wieder einer herein, und kurz danach noch einer. Als der zweite hereintrat, erhob sich Christian rasch von seinem Schemel und ging ihm entgegen. „Wir kennen uns doch!" Sie schüttelten sich die Hände. Sie kamen jedoch nicht dazu, einander die Namen zu nennen, denn plötzlich rief einer, den Blick von seiner Arbeit am offenen Schrank Hebendf „Abt Hans! Apothekerssohnl Wie kommst du hierher?!" Der Angerufeue, der noch Chri stians Hand hielt, sah erstaunt zu dem Rufer hin. „Werner! Menschenskind!" Er ging hin und begrüßte ihn, begrühte alle anderen und nahm dann seinen Platz neben dem jungen Menschen aus dem Nachbardorf. „Das trifft sich ja gut, Werner. Du hast mir ja gar nichts . . . Wir haben uns eine ganze Zeit nicht gesehen." „Hansl Soldaten! Ari!" Werner lachte und kippte sich mit dem Schemel an den Schrank. Christian sah den beiden gegenüber. Das also war der Schmalgestaltige vom Untersuchungstag. Abt hietz er. Apotheker. Abt sah zu Christian herüber. „Du hast mir noch gar nicht deinen Namen gesagt, Kamerad." „Christian." „Eine lange Warterei bei der Un tersuchung damals, was?" „Und ein guter Zu fall, dah wir uns hier wiedertreffen", fügte Christian hinzu. Abt lachte. „Tatsächlich." Einer nach dem anderen war gekommen. Alle waren beisammen, saßen redend anr Tisch oder waren beschäftigt, das Vielerlei ihrer Sachen in die Schränke zu bauen. Plötzlich schrillte ein Pfeifen im Flur und eine Stimme rief: „Alles raustreten!" Alle schnellten von ihren Schemeln hoch, schoben sie unter den Tisch, warfen die Schranktüren zu, stürmten hinaus, stellten sich in befohlener Gliederung auf. Ein Unteroffizier gebot Ruhe. Er prüfte die Richtung der Reihen. „Sie da, etwas weiter raustreten. Ja, Sie! Vorletzter Mann im dritten Glied zurück. Linker Fuh etwas weiter zurück!" Ein Oberwachtmeister kam. Der Unteroffizier meldete die Mannschaft. Der Die reichhaltige Sammlung im Nagetierhaus des Berliner Zoologischen Gartens ist vor einiger Zeit um eine Pacarana oder Schreckens maus, ein Tier, das wohl noch nie in einem deutschen Zoologischen Garten gezeigt werden konnte, bereichert worden. Die Schreckensmaus hat etwa die Größe eines Pakas, dem sie auch in Farbe und Bewegung sehr ähnlich ist. Das Haar ist ziemlich rauh und mehr mit grau un termischt als bei der Paka. Der Rücken ist schwärzlich und weist einige weiße Längsreihen Oberwachtmeister gab einige Bestimmungen bekannt und ermahnte, Betten, Schränke und Räume in größter Ordnung zu halten. „Lassen Sie Wasch- und Putzzeug fassen!" „Jawohl, Herr Oberwachtmeisterl" An einer Tür er hielten alle Waschschüsseln, Putzzeug, Kaffee töpfe, Bestecks und die Bettbezüge und Schlaf decken. Einer nach dem anderen trug die be ladene Schüssel durch den Flur in seine Stube. „Hast du schon eine Falle, Kamerad?" „Nein." „Was, du warst noch gar nicht . . .? Mensch, hau hin . . . Komm, wir überziehen gleich zu sammen." Christian ging mit dem anderen in den Schlafraum. Einige der Stubenkameraden waren schon dabei, ihre Betten herzurichten. Die Strohsäcke und Kissensäcke wurden aufge schüttelt, daß es nur so knisterte. Die Decken wurden in einen weißen Bezug genäht, der Strohsack sorgfältig mit dem Bettuch verhüllt, und dann überstrichen die Hände das fertige Werk, damit keine Falten blieben. Denn das wußte jeder, auf das Bettenmachen wird bei Soldatens größter Wert gelegt, und keinem war daran gelegen, von vornherein aufzufallen. Christian sicherte sich ein Bett zu ebener Erde, nahe dem Fenster. Und da er dem Kameraden vom darübergelegenen Bett beim Herrichten half, und der ihm wiederhalf, war die Schlaf statt bald in Ordnung gebracht. Wieder schrillte das Pfeifen: „Zum Mittagessen fertigmachen!" Das war ein Laufen durch den Flur, ein Drän gen in den Stuben, aus den Schränken Besteck und Essenmarken zu holen. Wer mit seinem Bettenbau noch nicht fertig war, barg Schere, Nadel und Zwirn unter die Decken und lief, um noch Anschluß an den Marsch der Hungrigen zu halten. „Los, los, los!" dröhnte die Stimme des Unteroffiziers. Der Weg zum Speiseraum führte einige Stufen hinab und ließ die Schritte einen langen Kellergang entlanghallen. Ein Heller Raum auf. Besonders auffallend an dem Tier sind die langen weißen Schnurrhaare, die teilweise bis hinter die Schultern reichen. Die Nahrung be steht aus allerlei pflanzlichen Stoffen, die das Tier mit den Vorderpfoten zum Maul führt. Die Schreckensmaus, deren Heimat das Gebiet des Amazonenstromes ist, wo sie eine wohl meist nächtliche Lebensweise führt, zeigt in ihrem Wesen, wie die meisten Nagetiere, ein gewisses Phlegma, das aber nicht ausschließt, daß sie zu traulich und umgänglich zu ihrem Pfleger ist. Staatssekretär Milch bei Mussolini. Rom, 18. Oktober Staatssekretär General der Flieger Milch ist am Sonntag von Mussolini empfangen worden. Nach der Unterredung stellte Ler Staatssekretär die Herren seiner Begleitung dem italienischen Regierungschef vor. Frau mit drei Kindern dom Zuge getötet. Ein Durchgangszug fuhr am Sonnabend in Lunau bei Dirschau an einem Bahn übergang in einen Leiterwagen. Auf dem mit Umzugsgu-t beladenen Wagen saß eine Frau mit ihren drei Kindern. Ihre Leichen wurden fürchterlich zerstückelt 70 Meter von dem Bahnübergang entfernt aufgefunden. Das Unglück ist auf die Unachtsamkeit des Schrankenwärters zurü^uführen. Als er gesehen hatte, was er angerichtet hatte, floh er, konnte aber nach einigen Stunden ver haftet werden. * Die Fabrik Sautter-Harle geräumt- Paris, 19. Oktober. Die seit etwa einem Monat wegen Streik stilliegende und kürzlich vom Kriegsmarine ministerium beschlagnahmte Fabrik Sautter- Harle, die für die Landesverteio.gung wich tige Aufträge auszuführen hat, ist am Sonn tagabend von der streikenden Belegschaft ge räumt worden. Die Arbeit soll bald wieder ausgenommen werden. war aufgetan. Die Gliederung löste sich. Mann stand hinter Mann und rückte schrittweise an die Essenausgabe heran. Christian entdeckte, da er seinen dampfenden Teller vor sich her trug, den Hans Abt. „Ich komm' zu dir, Abt." Sie saßen am sauber überdeckten Tisch und sprachen beim Essen vom Geschehen, das der Nachmittag bringen werde. „Das schmeckt, du." „Ich hol' mir noch mal." Abt hob die Beine über die Bank, ging und ließ den Teller zum zweiten Male füllen. Christian aß mit Behagen und sah, während er Len Löffel zum Mund führte: da drüben sitzen die Unteroffiziere und Wachtmeister . . . Dicke Säulen, die diesen Raum hier tragen. Es ist gut hier . . . Abt setzte vorsichtig seinen gefüllten Teller auf den Tisch. „Du hast einen ganz schönen Magen, Abt." „Das Essen ist prima, du." „Ich warte, wir gehen zusammen." Abt und Christian stell ten ihre Teller auf die Geschirrstapel und rei nigten ihr Besteck im heißen Wasser der Eimer, die bereit standen. Vor dem Hinausgehen nahmen sie kurz Grundstellung zum OffizierS- tisch, wie sie das von anderen Kameraden sahen, und schritten dann nebeneinander im Kellergang hin. Hinter ihnen versank das Ge wirr der Stimmen, das Tellergeklirr. Sie gin gen die Stufen hinauf. Sie traten in die Stube. Ein Unteroffizer lehnte am Tisch, ein junger Mensch. Die beiden hauten die Hacken zusam men. „Macht nur keinen Quatsch, ihr Kerle, ihr bringt's ja noch gar nicht." Die andern grinsten. „Gehört ihr hier rein?" ,Aawohl!" „Wie heißen Sie?" „Christian." „Und Sie?!" „Abt." „Ihr gehört zu mir!" „Jawohl." „Har das Essen geschmeckt?" „Jawohl." „Wer ist der älteste von euch? Wie alt sind Sie?" „27." „Sie?" „81." „Wer ist älter?" „Ich bin 84. Herr Unteroffizier." „Wie heißen Sie?" „Böhm." „Sie sind Stubenältester, Böhm, und folgen für Veste Kameradschaft und Ordnung." „Jawohl, Herr Unteroffizier." „Ist der Betten bau fertig?" fragte der Unteroffizier, „den seh ich mir an!" Zwei, drei verschwanden. „Nach her geht's auf Kammer!" Der Unteroffizier ging hinaus. Alle standen in Achtungstellung. „Mensch, Böhm, du mußt Achtung brüllen, wenn er rausgeht", sagte einer danach. Böhm griff sich verlegen hinters Ohr. „Wie heißt unser Unteroffizier?" fragte Christian. „Kolb." Eine Schreckensmaus im Berliner Zoo Dresdner Preffe-Spiesel Schluß mit Himbeereis! Natürlich war ich mir vollkommen klar darüber, den Frauen etwas besonders Nettes zu erzählen, als ich vorige Woche von den Handarbeiten unserer Urgroßmütter berichtete. Es liegt nun mal in meiner Natur, daß ich Frauen gern was Hübsches sage! Außerdem ist gerade jetzt das Thema „Handarbeiten" recht aktuell, ist doch wieder einmal die Zeit gekommen, in der selbst die friedfertigste Frau sich zu „Sticheleien" hergibt, in der Häkel-, Strick- und Sticknaüeln heiß gearbeitet wer den, alles nur zu dem einen Zweck, „Ihn", den Herrlichsten sVerzeihung: wir heißen nun einmal soüs, mit Weihnachtshandarbeiten zu um„garuen", zu ..bestricken". Ganz ohne acht-appeal, bloß mit Wolle oder seidenen Fäd chen. Borm Handarbeitsladen wird getüftelt: Was mach' ich ihm? Hauptsache, daß es noch fahrplanmäßig bis zum Feste fertig wird, so ^wenn olv übsr Zis FtvaSs ystiskj 6eki A67'c«js tnnvbsr, nickt sckisf. 5isk erst links dis rem Stitts, ücmn nscktr unct rrüN mitten cknr Saß die Szene unterm Weihnachtsbaum happy- eudig in tosende Bewunderung seitens Les beschenkten Männervolkes ausarbeitet! Doch zuvor heißt es: Maschen gabeln, Kreuzstiche abzählcn, Muster nachsticken, daß die Nadel raucht. Wie günstig, daß der Ok tober uns wieder in die Stuben gejagt hat und das abendliche Herumschwtrren im Wald und auf der Heide und im Großen Garten sich nach und nach von selber verbietet! An der Scheibe in unserer Haustür klebte heute früh ein graubraunes, verblichenes Ahorn blatt. Viele Blumen haben abgeblüht und sind wieder schlafen gegangen. Die Dauer karte ist auch abgelaufen! JahreSschau — ade! hieß es am 11. Oktober, der noch einmal 54 009 Fremde und Eingeborene auf das aus gedehnte Gelände und in die Hallen unserer unvergeßlich schönen Jahresschau 1936 führte Es war ein „Abschied in Sonne" — kein Kunststück, war doch Rennsonntag, und da haben wir Dresdner das mit dem guten Wet ter ja kontraktlich! Mehr als 314 Millionen Besucher waren es im ganzen, die durch dis Tore ins große Gartenglück geichritten sind im nun verklun genen Sommer. Ein Trost: 1937 werden die Blumen wie der blühen, noch einmal soll diese wundervolle Jahresschau ihre Pforten für einen Sommer öffnen. Wir freuen uns drauf. Es ist so schön, etwas zu haben, worauf man sich freuen kann! Dieser Tage bin ich — und sowas freut einen ja denn auch! — mit einem bekannten amerikanischen Springkünstler verwechselt wor den. Fein, was? Schade nur: ich mußte leise weinend eingestehen, daß ich mir allzu große Sprünge leider — nicht erlauben kann! Doch einen Sprung von Ler Jahresschau zum Zwinger will ich jetzt mit euch riskieren! Hopp!! Seid ihr mitgekommen? Ja, hier fand nun am Dieustagmittag im Marmor saal der Gemäldegalerie die Feier der Zwinger-Bauvollendung statt, nachdem 25 Jahre lang die Steinmetzen die Hände rührten, Bretterplanken bald um diesen, bald um jenen Teil des herrlichen Bau werkes standen und ein Pavillon nach dem anderen eingerüstet war. Rundherum ging die Reise erneuernder Hände, nun ist es geschafft. In neuer, alter Pracht steht unser Zwinger, Grund genug, dies fröhliche Vollenden feiernd zu grüßen! Im Anschluß an die Feier im Zwinger wurde ein Pöppelmann-Eriuncrnngsmal in der Schloßstraße am Hause Nummer 32, dem Wohnhause Pöp pelmanns, geweiht. Manchem guten Dresdner ist dabei überhaupt erst ein Seifensieder auf- geaangen, was Pöppelmann für unser Stadt bild und Dresdens Bauten eigentlich war und wie viel von der steinernen Schönheit unserer Heimatstadt wir ihm verdanken Wenigstens habe ich allerhand „Ahas" und „Ach-soos" auf geschnappt, als ich meine wissenshungrtgcn Ohren in einige fremde Gespräche mit hinein hängte, während die Menge sich zerstreute und wieder jeder eilig seines Weges trabte, irgendwohin, durch Straßen, in Lenen jetzt wieder bittende Latcrnenpfähle an das neue Winterhilfswerk mahnen. Wir iahen sie schon im letzten Jahre, aber sie sind so hübsch und wirkungsvoll, daß sie unbedingt erneut Erwähnung verdienen, die bunten Pla kate mit ihren Sprüchlein: „Ein Teller warme Suppe macht manchen froh" — „Oeffne Herz und Hand". Ein braunes Brot dabei,^ein rotes Herz neben einer Hand oder ein Sup penteller erinnern unablässig an den Winter. Ja, der rückt an, verlaßt euch drauf, da kommen wir nicht drumherum! Muttchen quengelt schon alle Tage an Vati rum, er soll am Sonntagvormittag eine Tieftour hinab in den schwarzen Grund des Hauses unterneh men und die Doppelfenster aus dem Keller heraufholen. Auch die Straßenbahn hat schon was für unsere werten Podexe getan und Winterauflagen aus die Sitze gebreitet. Beim Eisladen gegenüber ist zum letztenmal der Rolladen vor der Tür heruntergeprasselt, die kleine Leuchtreklame hat Lie Augen zugemacht, das Schwungrad mit Ler roten Spirale im Schaufenster steht still, kein Radio und kein Stammkunde flötet mehr in Schlagertönen: „Fräulein! Noch ein Himbeereis!" Hinter den geblümelten Vorhängen sitzen des Abends an den Marmortischen nicht mehr die Pärchen, Sie einen Sommer lang dort kaltes Eis auf die Liebesglut ihres Innern hinabzischen ließen. Im Eisbüdchen ist der Winterschlaf ausgebrochen. Auch der Schnupfen wird wie der Mode und mit ihm das bekannte Lied von den Nasentropfen — die auf dein Vorhemd klopfen — denn die Dresdner Nächte sind keine Tropennächte, auf so 'ner Bank im (noch) Grünen kriegt man schnell kalte Füße — und was nützt bann das warme Herz! Man gehe daher zu nächtlicher Stunde lieber aus eine -er Elbbrücken und himmele die Nachtbeleuch tung der Dresdner Baulichkeiten an. schwärme von Schloß und Hofkirche im Flutli htschcin, das hat mehr Nährwert fürs Gemüt! Wissen Sic schon, daß unser „Ober" jetzt Dresden bei Nacht — im Film sesthaltcn läßt? Zum Zwinger, zum Rathaus, zu allen möglichen schönen Gebäuden rückten die Männer mit dem Kurbelkasten hin. Ein Kulturtonfilm ist hier im Entstehen, der die Anleuchtung Dresdens, die Stadt im Feftlichte und noch mehr des nächtlichen Zaubers vom Elbestrand auf Sem Zelluloidbande einfängt und auf Len wir schon jetzt mächtig scharf sind. K.