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Tharandter Tageblatt : 29.09.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1824139225-193609291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1824139225-19360929
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1824139225-19360929
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Tharandter Tageblatt
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-09
- Tag 1936-09-29
-
Monat
1936-09
-
Jahr
1936
- Titel
- Tharandter Tageblatt : 29.09.1936
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Telegramm SsS FWeerS <m M Kallerswerther Diakonissenanstalt. Düsseldorf, 28. September Anläßlich der Hu.Dertjahrfeier der Zaisers- werther Diakonrssenanstalt hat der Führer und Reichskanzler folgendes Telegramm gesandt: „Den Teilnehmern an der Gedenk feier des hundertjährigen Bestehens der Kaiserswerther Diakomssenanstalt danke ich für die mir telegraphisch übermittelten Grüße, die ich mit meinen besten Wünschen für ein weiteres erfolgreiches Wirken im Dienste der Nächstenliebe herzlich erwidere. Adolf Hitler." * Keine Aenderung der deutschen Währungspolitik. Der Zentralausschntz der Reichsbank ist auf Mittwoch, den 30. September, nachmittags 4 Uhr, einberufen worden, um eine Erklärung des Reichsbankpräsidenten über die deutsche Auf fassung zur Währungslage entgegenzunehmen. Eine Aenderung der deutschen Währungspolitik steht nicht in Frage. * Schneefall im Riesengebirge, in den Allgäuer - Berge« und im Schwarzwald. Auf dem Kamm des Riesmgebirges hat es am Sonntag mehrfach geschneit. Da der Schnee liegenblieb, findet man stellenweise bereits eine dünne Schneedecke. — Auch in den Allgäuer Bergen ist bis zur Baumgrenze herab am Sonntag Schnee gefallen. — Montag früh prangten die höchsten Höhen des südlichen Schwarzwaldes, Feldberg und Schauinsland, im weißen Winterkleid. Das Schaumsland meldet 10 Zentimeter Schnee höhe, der Feldberg 5—7 Zentimeter. Blutige Zusammenstöße zwischen englischen Faschisten und Kommunisten. Am Sonntagabend kam es in der mittel englischen Industriestadt Leeds zu blutigen Zu sammenstößen zwischen englischen Faschisten und Kommunisten. Etwa 50 Personen, darunter mehrere Faschistinnen, wurden verletzt. * Moskau ist der Erzfeind der Menschheit Paris, 28. September In Puy hielt am Sonntag der Reichs verband der Republikanischen Vereinigung (Gruppe Marin) eine stark beschickte Iahres- tagung ab. Der Bezirksverbandsoorsitzende schilderte die Komintern als Spinne, die Frankreich in ihre Netze zu ziehen versuche, um aus dem französischen Volk Kanonenfutter für Deutschland zu machen. Den Haupt- vortrag hielt Senator Lemery. Der Sowjet- stMt, so führte er u. a. aus, fühle seine Läge gezählt, wenn es ihm nicht gelinge, die zivilisierte Welt in sein Fahrwasser zu ziehen. Lemery verwahrte sich auf das heftigste da gegen, daß Frankreich sich zum Borposten des „verfluchten Bolschewismus" mache. In einer von der Versammlung, angenommenen Entschließung wird schärfstes Borgehen gegen verschiedene, von Moskau ausgehaltene Gruppen gefordert. Aufwiegler solle man ohne weiteres abschieben. Dem Rotfront kämpferverband könne man mit dem Straf gesetzbuch zu Leibe rücken. Auch der nationale Frontkämpferverband legte in einer Ent schließung Verwahrung dagegen ein, daß Frankreich zum „ausfuhrenden Sklaven der Absichten Moskaus" gemacht werde. Die Madrider Regierung „säubert" das Beamtentum. Durch eine Verordnung öer Madrider Re gierung werden sämtliche Beamten, mit Aus nahme der Militärbeamten, ihrer Posten ent- hobm. Insgesamt werden einige Zehntausend Personen von dieser Maßnahme betroffen Offensichtlich will die Regierung, wie es in einer Havasmeldung aus Madrid heißt, eme strenge Auslese treffen und nur solche Beamte im Dienst belassen bzw. neu einstellen, deren „republikanische" <lies: marxistische) Gesinnung außer Zweifel steht. Französische Mobilgarde übernimmt den Schutz Andorras. Entgegen einem früheren Beschluß hat der Rat von Andorra angesichts neuer von den spani schen Anarchisten ausgehender Drohungen be schlossen, die Hilfe Frankreichs in Anspruch zu nehmen. Der beim französischen Außenministe ¬ rium eingegangene Antrag auf Besetzung der kleinen Pyrenäenrepublik durch französische Truppen ist sofort mit der Entsendung einiger Abteilungen Mobilgarde nach Andorra beant wortet worden. * Portugal wiiÄ an den Arbeiten des Londoner Nichteinmischungsausschusses teilnehmen. Zwischen dem englischen und dem portugie sischem Außenminister ist am Sonntag eine Ver einbarung getroffen worden, wonach Portugal günstig an den Arbeiten des Londoner Nicht einmischungsausschusses teilnehmen wird. Por tugal hat für diese Teilnahme bestimmte Be dingungen gestellt, deren Erfüllung zugesagt wird. Dresdner Sezession Ausstellung bei Kühl. Aus der Sturm- und Drangperioüe im all gemeinen heraus, hat gleichwohl die Dresd ner Sezession ihren eigengerichteten Ge staltungswillen sich bewahrt. Ein jeder geht seinen persönlichen Weg und allen gemeinsam ist das Streben nach einer mehr oder minder starken Umformung des Naturbildes. Wenn auch der eine oder andere dabei noch im Experiment stecken bleibt und den endgültigen Ausdruck noch nicht gefunden hat, so erkennt man doch in der Mehrzahl starke Persönlich keiten auf dem Höhepunkt ihres Schaffens. Wenn Erna Lincke eine „Katze, durchs Farnkraut streichend" darstellt, dann will sie das Motiv offenbar ornamental gestalten und gibt ihm dabei einen vornehmen herbstlichen Farbenklang. Frische Lebendigkeit dagegen verleiht Erich Fraaß seinen ländlichen Szenen. Ganz mit der Natur verbunden sind bei ihm Menschen, Land und Tier; kräftig stellt er die Figuren in den Raum. Mehr abstrahie rend, auf letzten Umriß gebracht, stellen sich die Bilder dar bei Heinrich Burkhardt, wobei freilich da „Kühe unter Bäumen", wohl ungewollt, an das Komische streifen. Hans Beutner geht mit feinem Gefühl den zarten Formen weiblicher Körper nach, erreicht in seinem Gemälde eines Frauenaktes jene Größe der Auffassung, die seine meisten bis herigen Werke auszeichnet. Auch Robert Schaller steht seine Landschaften in ruhiger geschlossener Einsachheit. Als einen ernsten Künstler haben wir von jeher Friedrich Skade geschätzt. Hier wieder tritt sein Selbst bildnis eindringlich, fordernd vor den Be schauer, indes deutsche Romantik in der zärt lichen Zeichnung eines Mädchens sich offenbart, ein großer Liebreiz aus seinem Mädchen mit der Blume spricht. Rein zeichnerisch, ohne ma lerischen Einschlag auch geben sich die Arbeiten von Ern st Bursche und in fast ergreifender Innigkeit gibt sich uns das Gemälde „Mutter und Kind". Unwillkürlich an Edward Munch wird man erinnert, wenn man vor Paul Berger-Verger steht) eine starke Ver innerlichung macht zumal seine Zeichnungen wertvoll und tief. Von der strengen Form zum rein Malerischen über geht hier Hans Jüchser; ganz vornehm wird er dabei in dem sehr geschmackvollen Bildnis „Irmgard". Auch Walter Sperlings Dorsstratze zeigt malerische Qualitäten. Ein feines Stück Stim mungsmalerei bringt Otto Westphal» Rudolstadt, den wir schon seinerzeit im Kunstverein mit vortrefflichen Proben seines Könnens bemerkt haben. Die herbe Strenge im Selbstbildnis Kurt Querners, der auch mit einer kraftvollen Landschaft und einem gut charakterisierten Bauernjungen be zeichnend vertreten ist, verrät uns neben dem fast religiös-feierlichen Klang eines Familien- bilbes von Otto Griebel den tiefen Ernst, Ser die meisten Ser Dresdner Sezessionisten beseelt. Gesucht dagegen erscheint Las Selbst bildnis von Mary Hemberg. Diese Art lehnt die heutige Generation ab. Ein eigen williger Künstler ist Edmund Kesting. Seine im Abstrakten wurzelnde Kunst durch dringt auch Gegenständliches mit jener visio nären Krast, die jede Erscheinung des Lebens ins Ornamental-Geistige übersetzt und steigert. Stets neue Probleme sucht Joachim Heuer, die verschiedensten Anregungen verwertend. Das Bildnis einer alten Dame ist farbig reiz voll, formal aber noch nicht ganz bewältigt. Zwei Bildhauer sind vertreten. Der außer ordentlich begabte Hermann Alfred Raddatz äußert eine elementare Kraft, die im Monumentalen gipfelt auch dort, wo er kleine Formate bringt) bedeutend im Bildnis. Von Eugen Hoffmann, der sein einst durchgehendes Temperament gezügelt hat, ist neben einem lebenstrotzenden weiblichen Akt das Bildnis des Malers I. beachtenswert. S. „Was du nicht willst» das man dir tu.. Kleiner Knigge im Umgang mit andere«. Es ist leider so im Leben, daß das, was einem selbst angenehm, meistens den anderen unangenehm ist. Darauf sollte -man ein wenig Rücksicht nehmen. Es ist zum Beispiel so leicht und hört sich so gut an, wenn man das Familienleben als das heiligste und tiefste auf Erden preist. In Wirklichkeit aber ist man sehr gern geneigt, sich in diesem Kreis aufs äußerste gehen zu lassen und fügt dann sehr unloglsch hinzu, daß man ja nur unter sich wäre. Dieses Wort „Unter sich sein" ist etwas sehr verschieben Deutbares. Der Herr des Hauses betrachtet es als eine angenehme Ausspan nung, kragenlos mit aufgekrempelten Aermeln am Tisch zu erscheinen und dem Jüngsten wird gestattet, den Knochen zu benagen — weil man ja doch nur unter sich sei. Die Geschwister zanken miteinander, der liebe Sprößling klemmt sich vor der Mama aus der Tür und läßt sie dann mit lautem Klapp vor der Nase der lieben Mutter zufallen. Man hält es fast für „affig", immer „bitte" und „danke" zu sagen, als koste das Aussprechen dieser Höf lichkeitsworte gar eine Taxe. Man bewahrt sich solche Höflichkeitsbezeugungen für Sie Oeffentlichkelt auf. Nichts ist ja so unerfreulich und im ge wissen Grunde sogar verderblich, als dieses zur Schau stellen von Einmütigkeit und Wohl erzogenheit vor anderen, es haftet dem immer die Gezwungenheit an, man merkt ohne wei teres das Gestellte dieser Szene und man muß schon freundlichst daran erinnern, Saß eine ge wisse Uebung nötig ist, um Larin wirklich voll kommen zu wirken. Es ist eben schon ganz und gar zu ver- urteilen, wenn Höflichkeit nur aus Rücksicht auf die Umwelt ausgeübt wirb. Die wahre Höflichkeit des Herzens richtet sich gegen alle: Familie, Vorgesetzte «nd Untergebene. Aber es ist so schön, sich gehen zu lassen- — Unordentlich gekleidet im Hause herumzulau fen und mit der Eilfertigkeit von Mäusen da vonzuschlüpfen, wenn sich zufällig ein Fremder nabt — wie man sieht, muß man solche Nach lässigkeiten doch immer mit peinlichen Ent schuldigungen bezahlen. Schon viele Weise haben festgestellt, daß Gedankenlosigkeit zu den meistverbreitetsten Fehlern des Menschen geschlechts gehört. Man schwankt, wenn man mit Bestimmt heit feststellen soll, ob das Oeffnen von frem den Briefen zu den Verfehlungen öer Gedan kenlosigkeit oder schon der gröbsten Neugier gehört. Daß es eine kriminelle Verfehlung ist, ist ja wohl den meisten bekannt. Man hütet sich wohl, an fremde Briefe zu gehen, — aber die Briese in der Familie — du lieber Gott — da ist doch nichts dabei. Im allgemeinen beschränkt man sich ja auf das Lesen schon geöffneter Briefe bas ist ge wiß kein Verbrechen, denkt man. Daß es aber ein ganz häßlicher Vertrauensbruch ist, daran denkt man ganz und gar nicht. Unö doch würde man außer sich sein, wenn jemand aus der Familie die an einen selbst gerichteten Briese öurchlesen wollte. Es ist wohl sicher anzuneh men, daß der andere, falls er es für richtig hält, den Inhalt seiner Briefe schon von selbst mitteilen wird, und tut er es nicht, so ist es ein sicheres Zeichen, daß er etwas für sich be halten will aus tausenderlei Gründen. Wenn das auch vielleicht manchmal weder angenehm noch richtig ist, so ist ein zwangsweises Eindrin gen in Lie Geheimnisse anderer bestimmt weder angenehm noch richtig. Nachstöbern Ler Schubladen, Durchwühlen der Taschen, Horchen an Türen sind solche un angenehmen Dinge, derentwegen oft viele Leute auf das Halten von Hausangestellten verzichten — schließlich hat jeder Mensch eine gewisse Scheu, seine Angelegenheiten in aller Welt ausposaunt zu sehen — aber alle diese Vorsichtsmaßregeln nützen nichts, wenn Schwestern die Angelegenheiten der Geschwister zum Gegenstand der vertraulichsten Mitteilun gen an beste Freundinnen wählen, oder wenn die Frau des Hauses beim Kaffeeklatsch be ginnt: „Ich habe doch da neulich durch Zufall einen Brief, der an den Bruder meines Man nes gerichtet war, in die Hand bekommen und denken Sie sich bloß! —" Jedenfalls die Stimmung des Betroffenen kann man sich denken. Mißtrauen und Verdächtigungen sind die Folge solcher Indiskretionen, und die nach herige Entrüstung oder Reue nützt gar nichts Die Vertrauenswürdigkeit ist erschüttert und durch nichts wieder ins Gleichgewicht zu bringe«. Ueber die üble Angewohnheit der Frauen, ihre Männer bei Verabredungen warten zu lassen, sind schon dicke Bände voller Witze fabriziert worden. In Wirklichkeit ist es aber nicht so heiter für den unglücklichen anderen, und wenn natürlich auch das meiste übertrie ben ist, so neigt die Frau gern zur Unpünkt lichkeit. Man muß es ihr aber lassen, daß sie. seit sie durch Beruf und veränderte Lebens weise ernster und vernünftiger geworden ist. diese kleine schlechte Angewohnheit verloren hat. Aber auch Unpünktlichkeit im allgemei nen ist so nett für einen selbst. Man beeilt sich nicht gern, mag der andere doch ruhig ein wenig warten, es wird ihm ja nicht gleich schaden. Daß es ihm die Laune verdirbt, baß es peinlich für ihn ist, Las spielt keine Rolle. Gegen Leute, von Lenen man etwas erwar tet, gegen Persönlichkeiten, die von Wichtig keit für einen sind, hütet man sich brav, solche Uninteressiertheit zu zeigen, aber was tut es schon, eine Freundin warten zu lassen oder gar einen Bruder, — Mütter scheinen für viele Kinder geradezu dafür bestimmt zu sein, aus ihre lieben Kinderchen zu warten . .. Man soll doch daran denken, daß in solchen kleinen Verstößen die Geringschätzung für die Person des andern zum Ausdruck kommt, das macht diese Sache so peinlich. Aus solchen winzigen Gelegenheiten lernt der aufmerksame Beobachter mehr als durch große Anlässe. Bei wichtigen Dingen zeigt sich der Mensch gern heroisch, aber bei nichtigen — wie er sie nennt — läßt er sich gehen. Sie sind viel mehr ein Gradmesser für die Wertschätzung, in der man bei dem andern steht. Sicher ist es, daß alle diese kleinen Ver stöße nicht aus böser Absicht entspringen, daß sie nur kleine Gedankenlosigkeiten sind, kleine egoistische Regungen im Herzen sonst aus gezeichneter Menschen. Man strebt zwar heute mehr nach Erfolg als nach menschlicher Vollkommenheit — aber man sollte sich doch vorhalten, daß bas größere Glück in der Harmonie öer eigenen Brust zu finden ist. Dres-ner Presse Spiegel Der Herbst ist da! Trari, trara! Der Herbst ist La! Ja, mir wäre es auch lieber, ich könnte ein Schnee glöckchen in die Hand nehmen und für euch den Frühling einklingeln! Doch so gern ich euch gefällig bin und bei allem „Dienst am Kun den", das geht nun doch nicht! Am 23. Sep tember ist der Herbst einmarschiert, es läßt sich nicht verschweigen! Die Straußsederastern haben schon recht zerzauste Bubiköpfe, und wenn der Wind durchs Elbtal braust, dann raschelt's in den Blättern der Feuerbohnen am Zaun, als wären sie von Papier. Wir Dresdner sind Lebenskünstler. Wir lächeln nicht nur dem Schneeglöckchen zu, son dern hießen in einem Konzert des Richard- Wagner-Verbandes Deutscher Frauen, das unter dem Motto stand: „Herbstanfang im Schloß Albrechtsberg" selbst den Herbst willkommen, als er am Mitt woch voriger Woche einzog und in die Hänge, di« von den Albrcchtsschlössern gekrönt zur Elbe hinabsehen, seine lohende Fackel warf. Gelb, rot und braun stehen die Wipfel, die er traf, im Sonnenlicht, große Farbflecke zwischen dem Grün Ler anderen Baumkronen, ein erstes Bild, Las Maler Herbst uns malte. Im Park von Albrechtsberg tanzten am Mittwochnach mittag Mitglieder des Staatsovernballetts, am Abend brachte im Festsaale ein Konzert wun dervolle Stimmen zum Tönen, Marta Fuchs, Lie Teschemacher, Burg sangen herrlich) In strumente, von Meisterhand zum Klingen ge bracht, schufen eine eigene Stimmung, in Ler der abschiednehmende Sommer hinüberglitt in L«t Herbst. Der Herbst ist La ... Die Kastanien lassen in grüner Schale ihre braunroten, prallen Früchte zu Boden pras seln. Erste Pelzjäckchen spazieren durch die Stadt, und Hannelore hat das Filzhütel wie der hervorgesucht, das Jägerhütchcn mit der Juchhei-FeLcr! Weidmannsheil! Trari- trara! Wo ist der Jagdhund, wenn man fra gen darf? Nicht Jagdhunde, dafür Polizeihunde, schnei dige Burschen, sahen wir beim Werbemarsch der Schäferhunde, der am „Tag des Deutschen Schäferhundes" seinen Weg durch die Stadt nahm. In Dreier reihen, jeder Mann einen Hund an der Seite, schritt unter Mnsikklängen ein Zug von Poli zeibeamten, SA. und anderen, den Schäfer hund als Gebrauchshund verwendenden Grup pen durch Sie Straßen. Auf dem Industrie- gelünde traten die Hunde zur Arbeit an und zeigten in Gehorsamsübungen, in Such- und Springtätigkeit ihre Tüchtigkeit als Polizei hund. Helfer des Zoll- und Bahnbeamten, so wie der SA. Sehr gefielen ein Meldelauf, den SA. durch gut abgerichtete Hunde unter nehmen ließ, ferner die Sucharbeit nach Ver wundeten durch Sanitätshunde und das Stel len eines „Schmugglers", sowie Festhalten von „Verbrechern" durch Bahn- und ZollLienst- hunde. Kamerad Hund schnitt wieder einmal vor züglich ab, und die Freude war bei den Zu schauern wie bei den stolzen Besitzern und Führern der vierbeinigen Reichssieger gleicher maßen groß. Den 1., 2. und 3. Preis erhielten übrigens eine Centa, eine Sonia und eine Lore. Ja, ja: Lie Frauen! So was macht Freude, was, meine Damen? Dresden war überhaupt eine Stadt der Freude in diesen Tagen. Das ging gleich zu Wochenansang loS mit dem Tag Les Deutsche» Volkstums, der bestimmt war, die Blicke wieder einmal ganz besonders auf die Millionen deutscher Volksgenossen zu lenken, Lie außerhalb der Reichsgrenzen den Kamps um ihr Deutschtum und ihre Geltung in Ler Welt führen. Ueberall sang und klang es auf den Plätzen Dresdens. Ueberall ertönten die Volkslieder der Aus ländsdeutschen aus Kärnten und Mähren unö Deutschböhmen. Schlesische Weisen hallten über die Brühlsche Terrasse. Im Kaufmann schaftssaale gab es fröhliche Volkstänze, eine Veranstaltung, die aus Lem geschlossenen Rah men dann heraustrat und sich in einem „offenen Tanzen und Singen" im Zwinger fortsetzte. Die Dresdner sind nur so sehr schüchtern und zurückhaltend! Ehe die sich alle zum Mitsingen entschlossen haben, sind die flot ten Burschen und Mädels längst wieder ab getreten vom Tanzplan. Dresdner, ihr müßt mehr aus euch Herausgehen! Lustig sein, fröhlich sein! Ein Tänzchen, ei, das wird zumeist auch dort riskiert, wo fröhliche „Blaufahrer" lzum Unterschied von Blauheimkehrern!) vor Anker gehen. Soll ich euch mal was verraten? Also merkt's euch vor: Am S. Oktober wird die 25V. Dresdner Taren-Bla«sahrt stattfinden! Hinaus in den schönen Herbst! Der Winter wird lang genug sein, um in der Stube zu hocken, heimsen wir darum jetzt noch Licht und Sonnenschein ein, wann und wo es nur geht! Herrlich stnL solche Fahrten! Wie bald läßt man die große Stadt hinter sich, über Land straßen schlängelt sich die Reihe der Wagen, in Lenen es sich so gemütlich fährt) vorüber an weidenden Kühen und Schafen, Lurch herbst ¬ buntes Land führt der Weg. An allen Zäu nen blühen die Dahlien, es ist eine Pracht! Daneben leuchten Golüball und Goldrute, lachen bunt die Astern, pastellfarben die Zin nien! Wie schnell kommt man vorwärts auf solchen Fahrten, wie abwechselungsreich ist solch ein Ausflug mit Pferdekrästen! Der Hochwald nimmt uns auf, ragende Stämme zu Seiten der Straße, braun-grünes Dunkel rechts und links, wie ein Märchenwald ist's, ein Hänsel- und Gretelwald, bald zum Fürch ten! Aber keine Bange, schon sind wir wieder in einem kleinen, traulichen Nest, fahren an blühenden Gärtchen vorüber, in einem kleinen Leiterwägelchen fährt ein alter Großvater einen blonden Buben die Dorfstraße entlang, vorm Erbgericht steht einsam ein Motorrad, „Heute Schellfisch" kündet an der Tür ein Zettel, und dumm-neugierig äugt vom Bache eine Herde Gänse zu uns herüber. Beschau licher Herbst! Laßt ihn uns genießen! Uird wer hat sich denn nun eigentlich herangewagt, als die Jahresschau im Nahmen ihrer Veranstaltung „der gedeckte Tisch" dieser Tage zum Preiswettkoche« aufrief? BDM. und HI., sowie im dritten Jahre lernende Kochlehrlinge stellten je 1S Wettbewerber auf, während am ersten Tage, als wir Töpfchengucker spielten, Mitglieder der Frauenschast Hammelfleisch und Kraut und Möhren mit Kartoffeln kochten. War das «in Geriihre und Gequirle! Wasser wellte, Dampf wallte! Auf den Kochtopf losgelassen, offen bart sich doch erst die richtige Frau! Großartig gelungen war alles, und die drei Ehrenpreis«, sowie die Trostpreise waren redlich erkocht"! Außerdem war's eine feine praktische Uebung auf den wieder herannahenden Eintopf! Denn: Der Herbst ist da! Kannst du kochen, I-Hanna? K.
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