Volltext Seite (XML)
Text unck Zeichnungen: Trieckrich Koenen, Köln (dlachliruclc verboten) Eier zer mit beiden nie. Wundervoll ist das Gestade des Flusses in Schutz dem Eisvogel! war er gesund zurückgekehrt und hatte eine des User- Der Eisvögel Liebesspiele durch das schimmern wie spielt; manche Silber, wenn der Wind darin sind von wildem Hopfen über ¬ traf, erstrahlten aus dem Dunkel Hanges zwei funkelnde Opale. Bald darauf ging der Frühling Tal. Er weckte die schlummernden mit au.' Weißdorn- und Haselbüsche vis zum Ranft des Fluffes hinab. Dazwischen wachsen Weiden aller Größen. Ihre lanzettförmigen Blätter metallisch glänzenden Schilden paaren sich ihren gerippten Blättern. daß ein Erdbrocken ihre kostbaren trümmert hatte. Dieses Mißgeschick vergaßen die Eisengart dachte bereits an die Liebe, ehe die jungen Schossen des Schilfrohrs aus dem Wasser ragten. Nach langkr Winterwanüerung nicht, wc die Röhre durch sein ungeschicktes Stochern cinstürzte; allein als die entfetzten Vögel in fieberhafter Eile einen neuen Stol len zum Neste trieben, mußten sie feststellen, wuchert und halb erstickt. Weniger noch als diese Büsche scheinen die Erlen sich vor der feuchten Umarmung des Flusses zu fürchten. Sie wagen sich mit den Füßen bis ins nasse Element, das ihnen hier und da den Boden unter den Füßen wcggespült hat. Sie wußten sich aber zu helfen, streckten Wurzelbeine aus Gefährtin erkoren. Stürmisch, wie es seine Art war, trieb er die Erwählte unter lautem Geschrei die Ufer seines Reviers auf und nie der. Und die Funkelnde gab ihm an Schnellig keit nichts nach, ja sie schien so viel Gefallen an diesem wilden Liebesspiel zu finden, daß sie gar nicht genug bekommen konnte und den Gatten zu immer neuen Hascheflügen ermun terte. Wie smaragdne Lichtfunken pseilten die beiden dicht über die Wasserfläche dahin — tiet tiet titititi — gedankenschnell sausten sie durchs raschelnde Rohr, fegten quer über den Fluß und dann mit Hellem Schirken durchs Weiden gezweig in die hohen Uferbäume hinein. Da saßen die schmucken Hochzeiter eine Weile, be trachteten einander mit aufmerksamem Kopf drehen und Flügelwippen, wunderten sich schließlich über die ungewohnte Umgebung der Baumkrone und glitten bald wieder, laut pfei fend, zur vertrauten Wasserfläche hinab. So feierten die Eisvögel ihr bewegtes Liebesfest, bis der Wind sich legte, das Flüstern im dürren Schilf erstarb und der stille Mond seine Silberbrücke über das Wasser schlug. Da wurden sie still, setzten sich nebeneinander auf «inen niederen Ast ordneten das gleißende Ge fieder und nickten ein. Als das Licht des Nachtgestirns auf seiner Wanderung die Körper der schlafenden Vögel wahre! Seine Sippe besaß ja das Fischrecht weit länger als die Dörfer standen, sondern aus Gründen ererbter Vorsicht und persön licher Erfahrungen. Eisengart war kein Men schenfreund. sonderlich seit dem letzten Jahre. Da hatte einer dieser flügellosen Unholde Donner und Blitz aus seinem dritten blinken den Arm hcraussahren lassen, wobei eine rau schende Lchrotgarbe bas Wasser rings umher aufgepeitscht hatte. Bald darauf hatte ein an derer Mensch versucht, Eisengarts Gelege mit «inem Holzstück freizulegen. Zum Ziel kam er auswaschend, in deren sauerstoffsatter Tiefe gedankenschnelle Forellen wohnen. An ihrer Breitseite vorbei aber fließt das Wasser ruhig und hat kaum Gefälle. Im Winter, wenn der Fluß im Rauhfrost klirrt, wechselt das Schwarz wild hier vom Westerwald zum Oberbergischen hinüber. So ist Eisengärts Reich voller Reize, zaube risch in der Vielfalt der Beleuchtungen im Ab lauf der Jahreszeiten, erfüllt vom nie abrei ßenden Gemurmel der Wellen und dem geheim nisvoll erdgeisthaften Rascheln der Gräser im Wisperwind. , . , . Pflanzen, schmückte die Birken, daß sie wie glückliche Bräute aussahen und warf tanzende Sonne»- kringel durch das unwahrscheinlich Helle Gr' n der Buchenkronen, die, durchleuchteten Kirchen fenstern gleich, prunkvoll vor dem Dnnkel der Fichten standen. Dem Boden des Hanges ent sproß der Sauerklee, und die beiden Dörfer, bi? Eisengaris Revier begrenzten, schimmerten gläsern durch den lichtflimmernden Schleier und stehen nun wie auf Stelzen in der mur melnden Flut Grünblaue Blattkäfer Am Kopf der Insel rauscht di« Sieg .. wildem Ungestüm über den Grund. Löcher Eisengarts Reich. Das Wasser umströmt eine flache, langgestreckte Insel, die nur zur Zeit der Schnceschmelze überflutet wird. Im Som mer liegen dürre Aeste daraus, die wie ge bleichte Gebeine aussehen und praktische Ruhe plätze für Eisvögel abgeben. Dicke Steine ragen aus der knietiefen, glasklaren Flut, und das Ufer nach der Straße zu ist durch dichtver filztes Gebüsch gegen jede Sicht abgeschloffen. In diesem Gestrüpp gibt es zahllose Zweig lein, die ellenhoch über dem Spiegel stehen. Manche sind für Eisengart wertlos, viele aber befinden sich just an den Stellen, welche die Fischbrut liebt und sind dadurch des kleinen Jägers beste Hochsitze. Jenseits der staubigen Straße, auf der tagaus lagern Autos und Motorräder dahinfauchen, steigen die grünen Bergflnnken empor. Mischwald zieht sich in abwechslungsreicher Zusammensetzung zur Höhe. Da stehen freundliche Birken in Ge sellschaft wortkarger Tannen, würdige Eichen neben mürrischen Kiefern, deren struppige Häupter sich dunkel aus dem goldig durch wobenen Grün ihrer Umgebung herausheben, dort wuchern im üppigen Jungwuchs Geis blattgeschling, Ginster und undurchdringliche Brombeerdickichte. Zahlreiche Vögel brüten in diesen Hängen, in denen um die Pfingstzeit der glockenklare Doppelpfiff des scheuen Pirols erklingt. Das Ufer der Sieg ist abwechslungsreich wie nur eines. Felsige Steilufer wechseln mit flachen, kiesigen Stellen, auf denen flinke Ufer läufer und Regenpfeifer herumtrippeln. An derorts dehnen sich weite Viehweiden oder sumpfige Zonen mit zahllosen Lilien, deren glänzende Blätter wie Schwertklingen empor starren, mit schwankenden Binsen und selt samen Pfeilkräutern, die so steil aus dem Was ser streben, als wollten sie sagen: „Mit den Wurzeln stehen wir zwar im stickigen Schlamm, da wollen wir wenigstens mit den grünen Tei len Sonne schlemmen und Luft genießen." Wenig weiter duften sahnefarbene Syringen, mannshohe Nesseln bilden undurchdringliche Bollwerke, der tropisch anmutende Pestwurz wuchert, Ampferstauden schießen geil ins Kraut, und an vielen Stellen wagen sich Faulbaum-, Ein Mensch und ein Vogel teilten sich in das Fischrecht auf der vier Kilometer langen Flußstrecke zwischen den beiden Siegvrten. Der Mensch pflegte viel an jenen Uferstellen zu stehen, wo das Wasser infolge seines starken Gefälles Mulden in di« kiesige Flußsohle ge- wafchen hatte. Hier mühte er sich mit einem Dutzend verschiedener Angelsorten und Köder. Allein was er zutage förderte, waren meist fingerlange Fischchen, die er ärgerlich loslöste und mit elegischem Schwung in ihr Element zurückbesörderte. Hier lauert« der Hecht, der die Verwundeten ergriff, um sie in seinem gro. ßen Magen zur letzten Ruhe zu bestatten. Der gerissene alte Wafferwolf wußte um die Schliche der Menschen und dachte nicht daran, einen der Köder zu verschlingen, so verlockend sie auch vor seinen Kiefern herumtanzen moch ten. Er kannte sie alle, die grünlich schillern den Pfrillchen, die roten und stahlblauen Pal mer, die beweglichen Spiunfliegen und die ver führerischen lebenden Köder an wassergrüner Seidenschnur. Mochten andere darauf herein fallen! Fragte man den Mann mit der Angel, ob die Fischerei sich verlohne, so antwortete er mit hcrabgezvgcnen Mundwinkeln, es sei nicht mehr viel herauszuholen aus dem Fluß da. Ja — früher — da habe man aus dem tiefen Mühlengumpen Hechte von zwanzig Pfund und darüber landen können, allein leit kurzem fingen sich nur noch Weißfische und halbwüch sige Forellen. Wie das käme? Nun, die Fa- brik zu Wissen leite ihre giftigen Abwässer in den Fluß, und dann habe er leider einen un gebetenen Teilhaber, den Eisvogel, der unter den Jungfischen aufräume, wie der Sperber unter den Drosseln. Der Teufel möge den ganzen Naturschutz holen, der sich nicht ent- blöde, für solches Raubgesindel noch eine Lanze zu brechen! Eisenaart, der also Geschmähte, war ein Fischer von Format und fühlte sich als der eigentliche Beherrscher der Flußstrecke. In seiner Jagdart lag Methode. Verzichtend auf die den Dörfern angrenzenden Zonen, bejagte er nur den Mittelteil des Reviers. Das tat er nicht aus Rücksicht auf die Menschen — be- rosiger Obstblüten. In duftigem Delfterbla« ruhten die Berge Der Eisvögel Liebesspiel hatte aufgehört; sie schienen verschwunden zu sein. Wer aber die Lötzwand kannte, die dem Jnselkops gegen, über einen Steinwurf lang mannshoch aus dem Wasser ragte, konnte die beiden Bögel bet einer seltsamen Tätigkeit beobachten. Sie waren dabei, einen tiefen Stollen in die harte Schicht zu treiben, wobei sie einander in regel, mäßigen Zeiträumen ablösten. Einer von ihnen saß jeweils als Sicherheitsposteu in der Nähe, beobachtete scharf die ganze Geg«nd und erfreute sich am Geriesel des Erdreichs, das der Gefährte mit dem Schnabel loshackte und ge schickt ins Freie beförderte. Zeigte sich etwas Verdächtiges im Bereich der Steilwand, io stieß der Wächter einen scharfen Pfiff aus. Dann sauste der arbeitende Vogel aus dem Boden wie ein Geschoß aus dem Nohr, und mit schrillem „Srieh srieh" fegten die scheuen Vö- gel reißenden Fluges über die Wasserfläche, um außer Sichtweite zu warten, bis der Feind sich entfernt haben würde. Zwei Hände lang hatten die Unermüdliche« den Stollen bereits vorgetrieben. Da kam Eisengart, der gerade arbeitete, plötzlich mit auffälliger Hast ans Tageslicht. Seine Gattin, die sofort erkannte, das etwas Ungewöhnliches vorgefallen sei, stieb leise, schickende Töne aus und verschwand dann ihrerseits in der Höhle; aber auch sie kam schon nach wenigen Sekunde« in höchster Erregung wieder hervor. Welch ein Mißgeschick! — Olle Mühe ver geblich! Dort saß Fels, harter, glatter Fels, der jeder Bearbeitung unzugänglich war. Die enttäuschten Vögel hielten ein längeres Zwie gespräch, wobei sie ihr Entsetzen durch heftige« Flügelschlagen ausdrückten. Dann flogen sie pfeifend die Ufer entlang, allen Krümmungen folgend, um einen geeigneteren Nistplatz aus zusuchen. Lange irrten sie umher, ohne etwas zu finden, gerieten flußaufwärts ins Nachbar revier, wurden von den erbosten Besitzern in heftiger Attacke zurückgeschlagen und kehrten schließlich ermattet zu ihrer Ausgangsstätte zurück. Nochmals berieten sie mit pfeifenden und vibrierenden Lauten, was zu tun sei, standen nach Dorndreherart rüttelnd vor der Wand und entschloßen sich schließlich, knapp zwei Me- ter von der Unglücksröhre entfernt, nochmals ins Erdreich vorzustotzen. Eifengart machte den Anfang. Mit den kleinen mennigroten Füßen sich anklammernd, hackte er wacker ge gen den harten Löß. Erst verschwand sein Kopf, dann der kurze Rumpf, nun rückte er mit den Füßen nach, und bald darauf war er ganz im Erdinnern verschwunden. Nach einer Stunde emsiger Arbeit schlüpfte er staubig und müde hervor, wurde abgelöst und versah zur Abwechslung den Sicherheitsdienst. Je weiter die beiden vordrangen, desto an strengender wurde die Arbeit; denn abgesehen davon, daß der Boden in der Tiefe härter war, mutzte der losgelöste Schutt nun mühsam hinausbefördert werden. Erstaunlich, dah die kleinen Bögel das Werk mit ihren schwachen Kräften überhaupt zu Ende führen konnten! Indessen, sie schafften es; nach vierzehn Tagen war der Tunnel fertig. Er wies am Eingang zwei Furchen auf, war gut einen Meter laug und in der Tiefe zu einem geräumigen Kessel erweitert, der zur Aufnahme des Geleges be stimmt war. Infolge der schweren Arbeit, die den Tag fast ganz ausgefüllt hatte, waren die Eisvögel aus Mangel an Nahrung und Körperpflege etwas abgekommen Sie sahen ungepflegt aus und bemühten sich nun stundenlang, ihr Gefieder durch Striegeln und Oclen zu glät- ten, bis cs wieder funkelte wie ehedem. An einem Stein wetzten sie die schartigen, durch das lange Meißeln erheblich verkürzten Schnä bel und prüfte» hin und wieder die Brauch barkeit der Röhre durch Aus- und Ein schlüpfen. (Schluß folgt.,