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eine Weise stöhnt, die zu Libell-Prozessen führt. Es gibt in San Francisco an 60 Zeitschriften, und um den Interessen der verschiedenen Nationalitäten besser dienen zu können, er scheinen dieselben in den verschiedensten Sprachen: englisch, deutsch, französisch, spanisch, italiänisch, russisch, schwedisch und chinesisch, worin San Francisco Wohl allen anderen Orten den Rang abläuft. Der Erfindungsgeist ist in Kalifornien auf das höchste angespannt worden, namentlich auf dem Felde der Mechanik, wovon das Patentamt in Washington sehr viele Belege bietet. Ohne mich auf weitere Details hierin einzulassen, muß ich doch zweier kalifornischer Entdeckungen erwähnen, deren Wichtigkeit sich möglicher Weise auch an anderen Orten be währen dürste; nämlich die Papierbereitung aus der ^ueoa Droeemm (auch Wüstenpalme genannt) welche man in uner schöpflicher Menge im Wüstensande des Mohave-Thales findet, ja die an dieser Küste über einen Flächenraum von 2000 Quadratmeilen verbreitet ist. Die Festigkeit und Zähigkeit der Faser dieses Baumes führte zuerst auf diese Erfindung, und die nach Philadelphia gesandten Proben zeigten den besten Erfolg; obgleich man anfangs nur starkes Packpapier daraus zu bereiten verstand, so wird dies Holz jetzt zu den feinsten Papiersorten verwendet. Die Pflanze wird nur 5 bis 6 Meter hoch, wächst sehr langsam und bedarf geringer Feuchtigkeit. *) Eine andre kalifornische Entdeckung ist die Anwendung des Dynamits zur Lockerung des Bodens in den Weingärten; von besonders großem Werthe für Kalifornien, wo es während acht Monaten des Jahres nie regnet, und daher die Wurzeln der nöthigen Feuchtigkeit entbehren. Vielleicht von noch größerm Werthe ist der Umstand, daß durch die bewirkte Er schütterung bei dem Abfeuern der Patrone die Reblaus so- sort getödtet werden soll. Das Verfahren zu diesem Zwecke ist ein sehr einfaches: es werden in gewissen Entfernungen drei Meter tiefe Löcher gebohrt, in welche man die betreffen den Patronen thut, wobei man darauf zu achten hat, die Wurzeln nicht zu beschädigen, noch denselben zu uahe zu kommen. Welcher Gewinn für die ganze Welt, wenn durch dieses einfache Mittel die Plage der Polyxera mit einem Schlage abgewandt werden könnte! Trotz der vielen Vorzüge, welche Kalifornien bietet, kann man dasselbe im Grunde doch nur als ein Paradies für die jenigen betrachten, welche auf ihrer Hände Arbeit angewiesen sind; vom ersten Tage an ward diese dort höher geschätzt als geistige Arbeit; es ist daher nicht zu verwundern, daß sich dort sehr viele in ihren Erwartungen getäuscht scheu und daß gar manche ihrem Dasein ein Ende machten, während andere durch sonstige Geistesstörungen dem Jrrenhanse ver *) Die Verwendung dieses Baumes zur Papierfabrikation ist übrigens nicht neu, denn ein Londoner Verleger hat schon seit Jahren dasselbe in Algier anfertigen-lassen, wo derselbe eine Fabrik besitzt und ähnliche Spezies auch einheimisch sind. — Diese besitzt den großen Vortheil nicht harzig zu sein, sich daher leicht glätten zu lassen, da der Boden viel Alkali enthält. — In Kalifornien hat die Lick'sche Papierfabrik ein Patent darauf genommen, und ein Zweig-Etablisse ment im Soledad-Canyon in Arizona errichtet, am Eingänge der genannten Wüste. Alle Theile des Baumes können verwendet werden, niit Ausnahme der Blätter und der Rinde. Nach dem Füllen des Baumes kommen neue Sprößlinge aus den Wurzeln hervor, wodurch der Zuwuchs unerschöpflich wird. fielen. Wie in anderen Theilen der Welt, so waren auch in San Francisco die Lebensmüden wählerisch bei ihren selbst mörderischen Absichten, und da deren mehrere in letzter Zeit die Fähren nach dem benachbarten Oakland zu diesem Zweck benutzt hatten, so sah sich der Kapitän genöthigt, eigens jemanden anzustellen, um das Deck zu bewachen, und einen jeden wegzuweisen, dessen melancholisches Aussehen zu dem Glauben berechtigen könne, er beabsichtige sein Grab in den Fluten zu suchen. Obgleich Kalifornien seit dem Beginn seiner politischen Existenz gegen Sklaverei protestirte und nichts von der Dixon-lino wissen wollte, welche vor dem Kriege gegen den Süden an der Ostküste als rechtskräftig bestand, so herrscht doch ein merklicher Unterschied zwischen dem Norden und Süden dieses Staates, indem ersterer mehr der wahren Nankee-Elemente enthält, und in Manufakturen, Ackerbau und Schifffahrt seinen Reichthum begründete, während der Süden sich noch lange Zeit dem äoloo wr mente hingab, der mexi kanische Caballero — in den meisten Fällen nur ein aus gedienter Soldat, — den Hidalgo spielte und mehr der Vieh- und Obstzucht als dem Ackerbau auf seinen ausgedehnten Besitzungen huldigte. Jetzt ist freilich ein großer Theil dieser Besitzungen in andere Hände übergegangen, aber der indolente Geist ist den meisten Bewohnern geblieben: ihnen fehlt durch gehends der praktische Sinn und sie haben zu ihrem Schaden jetzt erst erkannt, daß es nicht genügt einer Eisenbahn-Ge sellschaft große Landkonzessionen zu machen, damit diese aus eigenen Mitteln die Kosten der Ausführung trüge und aus dem schönen Hafen von San Diego ein zweites — west liches — Neu Orleans schaffe. Zwar haben sich jetzt größten- theils Amerikaner der nördlichen und Mittelstaaten in den südlichen Theilen dieser Küste angesiedelt, jedoch sind ihre Interessen sehr verschieden von denen der nördlichen Hälfte, sowie viele der Produkte, zu denen auch die Petroleum quellen gehören. Bis jetzt besteht noch ein lebhafter Aus tausch dieser Erzeugnisse; allein bei zunehmender Bevölkerung wird sich unzweifelhaft das Bedürfniß der Theilung des Staates zeigen, wenn politische Fragen auftauchen sollten, welche die betreffenden Interessen verschiedentlich berühren, und welche in den Vereinigten Staaten, wie in jeder Re publik, nur zu häufig Trennungen herbeiführen. Der Flächeninhalt Kaliforniens ist bei weitem größer als der der östlichen Staaten, denn es mißt 7093 Quadrat meilen gegen 2211 des Staates Neuyork, und zieht man eine Linie vom Westen nach Osten unter der Breite von Santa Cruz (ungefähr dem 37. Parallelkrcis) so würde für den Süden eine Durchschnittsbreite von 51 Meilen heraus kommen bei ungefähr der doppelten Länge, also eine sehr achtbare Größe bei sehr verschiedenen klimatischen Verhält nissen. Auch bei den Männern, welche bisher das Schicksal Kaliforniens leiteten, zeigte sich, daß sich diejenigen des Südens geistig mehr hervorthaten als die des Nordens; sollte aber die Frage der Theilung über kurz oder lang auf tauchen, so würde die bei weitem größere Bevölkerung des Nordens gewiß nichts dagegen haben, wenn es auch nur wäre, um nicht von den durch sie bezahlten bedeutenderen Staatsabgaben fernerhin einen Theil an den Süden abgeben zu müssen. Aus Henry Stanleys Briefen. Im Auszug von Htto Pekitsch. In rascher Aufeinanderfolge hat jetzt der „Daist-Iolo- ! und unbeschränktem Kredit für den Reisenden —, die Briefe grapb" in London, dessen Redakteur gemeinsam mit dem des ! Stanley's veröffentlicht, und wir können es uns nicht versagen, in Amerika die Kosten der „Anglo- wenn auch zum Theil nur im Auszuge, diese Nachrichten amerikanischen Expedition" bestreitet — mit vollem ! unsern geehrten Lesern mitzutheilen. Es sind dies zunächst