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s. Mrg. sm ^äni>er- mr> Wmkmde. 5. Host. Zu beziehen durch alle Luchhandlungen des In- u. Auslandes, sowie Postämter. Redakteur: I)!-. Otto Delitsch, Profesior an der Universität zu Leipzig. Der Jahrgang erscheint in Müls Monatsheften von vier Logen, das Heft 80 Pf. Grenoble, die Hauptstadt des Dauphins. Von Kngo Koeppen. Savoyen verlassend durchfließt die Jsore, neben der Durance des Rhoncstromes mächtigster Nebenfluß auf der linken Seite, auf einer Strecke von 60 Kilometern das Thal Graisivaudan*), welches einen nach Norden offnen Winkel, mit Grenoble an der Spitze, bildet. Der nordöstliche Schenkel übertrifft den nordwestlichen (bis Voreppe gerechnet) um das doppelte an Länge. Wenn auch nicht ewiger Schnee die Gipfel bedeckt, welche das Thal begleiten, und keine Gletscher sich in den Seitenthälern herabziehen, so kann es sich doch mit manchem der vielbesuchten Schweizerthäler messen, denen cs an Fruchtbarkeit weit voransteht. Edle Weine, Maulbeerbäume, reiche Getreideernten, herrliche Obst arten, ja selbst Südfrüchte bringt das Uferland der Jsöre hervor und in nächster Nähe des üppigen Kulturlandes der Thalsohle kann man die Reize anziehender Gebirgspartien genießen. Dunkle Wälder bedecken die unteren Bergregionen **), kleinere Bäche und größere Bergströme eilen allenthalben der kalten, graugefärbten, hastig dahinströmenden Jsvre zu, kühle Gründe bereiten dem Wanderer, welcher der drückenden Sommerhitze der Thalebene entflohen ist, angenehme Er quickung, zahlreiche mineralische Quellen, welche aus dem Innern der Berge hervordringen, gewähren Kranken Linderung und Heilung und haben die Entstehung mehrerer zahlreich be suchter Bäder veranlaßt. Nicht umsonst ist ferner die Menschenhand in das Innere der Berge gedrungen um dort nach Schätzen des Mineralreiches zu suchen; man gewinnt Eisen, Kupfer, Blei, Silber, Gold und andere Metalle; die Steinkvhlengruben von La Mure (und La Motte St. Martin)***) versorgen fast das ganz Departement der Jsüre mit Brenn *) Man schreibt auch Gräsivaudan, Gressivaudan. **) Non den über 800,000 Hektaren (150^ Q.-M.), welche das Departement der Jsüre umfaßt, find 133,742 Hekt. mit Wald be standen; 27,698 Hektaren find der Kultur der Rebe gewidmet. ***) Jährliche Produktion über 1000 Tonnen. material; bei Vizille wird Gips, bei Corps und Valsenestre Marmor gebrochen. Das Thal Graisivaudan ist Wohl bewässert durch die Jsvre und deren Zuflüsse; die Jsöre kommt vom Mont Jsöran und mündet zwischen Tain und Valence; nur wenig unterhalb Grenoble empfängt sie links einen ihrer bedeutendsten Zuflüsse, den Drac, der ihr, ein echtes Kind des Hochgebirges, in tollem Laufe zueilt. Seine Wasser schwellen im Frühjahr und Sommer oft so bedeutend an, daß sie gefährliche Ueber- schwemmungen verursachen; wir erinnern nur an das Jahr 1875. Ein Theil der Ebene des Drac südlich von Grenoble ist mit den früheren Ablagerungen des Flusses bedeckt, welche ein Land von nur geringem Kulturwerth bildeten: der Romanche-Kanal, welcher diese Gegend durchzieht (er wurde 1793 begonnen und ist 12 Kilometer lang), ist für sie Quelle und Bedingung der Fruchtbarkeit. Das Thal Graisivaudan wird seiner ganzen Länge nach von der Eisenbahn durchzogen. Der nordöstliche Schienen strang verbindet Grenoble mit der Weltlinie Paris-Mont- Cenis-Turin, der nordwestliche theilt sich bei Moirans und vermittelt den Verkehr nach Norden hin mit Lyon und Paris, südwärts über Valence und Avignon mit Marseille. Eine dritte Linie, die noch im Bau begriffen ist, wird direkt süd wärts gerichtet sein und eine nähere Verbindung mit Mar seille Herstellen. Dem Reisenden, welcher im Bahnzuge das Thal durcheilt, fallen in nächster Nähe Grenoble's besonders drei Bergspitzcn in die Augen, sämtlich aus dem rechten (nördlichen) Ufer der Jsere: der Casque-de-Nöron, nord westlich von Grenoble, mit einer lange für unersteiglich ge haltenen und, wie der Name besagt, originell geformten Kuppe, der Mont Rachais (Rächet) nördlich von Grenoble, und endlich im Nordosten der Stadt, sich anschließend an den vorigen, der Mont St. Eynard, welcher die anderen überragt, und bis zu 1347 m. Meereshöhe ansteigt. Dem Aus allen Welttheilen. IX. Jahrg. 17