Erstes Kapitel. Die dramatische Handlung. 1. Vie 2dee. In der Seele des Dichters gestaltet sich das Drama all mählich aus dem rohen Stoff, dem Bericht über irgend etwas Geschehenes. Zuerst treten einzelne Momente: innerer Kampf und Entschluß eines Menschen, eine folgenschwere That, Zu sammenstoß zweier Charaktere, Gegensatz eines Helden gegen seine Umgebung, so lebhaft aus dem Zusammenhänge mit anderen Ereignissen heraus, daß sie Veranlassung zur Um bildung des Stoffes werden. Diese Umbildung geht so vor sichT' daß die lebhaft empfundene Hauptsache in ihrer die Menschenseele fesselnden, rührenden oder erschütternden Be deutung aufgefaßt, von allem zufällig daran Hängenden los gelöst und mit einzelnen ergänzenden Erfindungen in einen einheitlichen Zusammenhang von Ursache und Wirkung ge bracht wird. Die neue Einheit, welche dadurch entsteht, ist die Idee des Dramas. Sie wird der Mittelpunkt, au welchen weitere freie Erfindung wie in Strahlen anschießt, sie wirkt mit ähnlicher Gewalt, wie die gehcimnißvolle Kraft der Kry- stallbildung, durch sie wird Einheit der Handlung und Be deutung der Charaktere, zuletzt der gesammte Bau des Dramas hervorgebracht. Wie der rohe Stoff zu einer poetischen Idee vergeistigt wird, soll das folgende Beispiel zeigen. Ein junger Dichter