Zweites Kapitel. Ter Bau des Dramas. 1. Spiel und Gegenspiel. Das Drama stellt in einer Handlung durch Charaktere, vermittelst Wort, Stimme, Geberde diejenigen Seelenvorgänge dar, welche der Mensch vom Aufleuchten eines Eindrucks bis zu leidenschaftlichem Begehren und zur That durchmacht, sowie die inneren Bewegungen, welche durch eigene und fremde That aufgeregt werden. Der Bau des Dramas soll diese beiden Gegensätze des Dramatischen zu einer Einheit verbunden zeigen, Ausströmen und Einströmen der Willenskraft, das Werden der That und ihre Reflexe auf die Seele, Satz und Gegensatz, Kampf und Gegenkampf, Steigen und Sinken, Binden und Lösen. In jeder Stelle des Dramas kommen beide Richtungen des dramatischen Lebens, von denen die eine die andere unab lässig fordert, in Spiel und Gegenspiel zur Geltung; aber auch im Ganzen wird die Handlung des Dramas und die Gruppi- rung seiner Charaktere dadurch zweitheilig. Der Inhalt des Dramas ist immer ein Kampf mit starken Seeleubewegungeu, welchen der Held gegen widerstrebende Gewalten führt. Und wie der Held.ein starkes Lebengewisser Einseitigkeit und Befangenheit enthalten muß, so muß auch die gegenspieleude Gewalt dur^) menschliche Vertreter sichtbar gemacht werden.