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' LokalanZeiger und Anzeigeblatt für Ottendorf-Okrilla u. Umg. Erscheinungstage: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Bezugspreis monatlich 1.10 Ki einschließlich Trägerlohn. Im Falle höherer Gewalt (Stömngen des Betriebes der Zeitung, der Lieferanten oder der Beförderungseinrichtungen) hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugs preises. Diese Zeitung veröffentlicht die amtlichen Bekanntmachungen der Gemeinde »Behörde zu Ottendorf-Okrilla und de» ^WWWSSWo M SAlWWg. Kauptschriftleitung: Georg Rühle, Ottendorf-Okrilla Vertreter: Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla Verantwortlich für Anzeigen u. Bild«: Germann RüUe, Ottendorf-OkäMi Postscheckkonto: Leipzig 29148. Druck und Verlag: Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Girokonto: Ottendorf-Okrilla 13L Nummer 24 Fernruf: 231 Sonnabend, den 26. Februar 1938 DA.: 1.265 37. Jahrgang Anzeigenpreis: Die 6 gespaltene mm-Zeile oder deren Raum Alles weitere W« Nachlaß usw. laut aufliegender Anzeigenpreisliste T Anzeigen-Annahme bis 10 Ahr vor« mittags des Erscheinungstages. Bei fernmündlicher Anzeigenannahme uürd für Richtigkeit übemommen. Bei Konkurs und ZwangKvergleich-e Keine der LollsluW Die Feierohmd-Schau lebt in mannigfachen Artikeln, die führende deutsche Zeitungen veröffentlichen, nach. Seit Wochen werfen sich einzelne Blätter gewichtige Themen und Argumente zu. um die Problematik der Volkskunst zu erörtern. In diesem Zusammenhang sind treffliche Meinungen ausgesprochen worden, die weiler getragen werden sollten; es wurden aber auch Folgerun gen aufgestellt, die von irrtümlichen Auffassungen aus gehen. Die Diskussion begann mit einem Aufsatz, in dem ge fragt wurde, ob Volkskunst zu teuer sei; schon in dieser Fragestellung lag ein Mißverstehen, das namentlich der erzgebirgischen Situation nicht gerecht wurde. So man es grundsätzlich sehen will, müßte man sich vielleicht zu der Anschauung bekennen, daß für Erzeugnisse dieser Gattung überhaupt kein Preis bestehen dürfte, es sei denn ein zufälliger? Denn der Arbeiter oder Bauer, der seine Freizeit benutzt, um irgendwelche künstlerische For men zu entwickeln, müßte dies nur zu seiner Muße und zu seiner eigenen Freude tun. Sobald er gewerbliche Absichten verfolgt, verliert das Werk in einem gewissen Sinn den volkstümlichen Charakter. Dieser strenge Maßstab hat seine Geltung verloren, seit die Volkskunst in Mode kam. Seit ein Bedarf be steht: das Beispiel Oberammergau gibt hier vielleicht gründlichsten Aufschluß. Die .Herrgottsschnitzer der bay rischen Berge waren einmal Feierabendkünstler; nun ist der Umgang mit Holz und Messer zu ihrem Beruf ge worden. Diese Entwicklung hat sich beinahe allgemein durchgesetzt, und darum wäre es ungerecht, hiermit das Ende der Volkskunst zu beweisen. Sachsen kann einen, wenn freilich anders gelagerten, Parallelfall aufzeigen. Die Spielzeugmacher von Seiffen, Olbernhau Und Grünhainichen gehen mit ihrer Produktion einem Broterwerb nach. Wer aber wollte bestreiten, daß sie eine bestimmte, allgemein vorhandene Begabung be sitzen? Eine Begabung zu volkskünstlerischcm Schaffen, die sich in ihrer Leistung fortwährende Bestätigung er wirbt? Das Erzgebirge kann jedoch noch eine andere, ein zigartige Tatsache reklamieren: in seinen westlichen Be zirken lebt die verbreitetste wirkliche Volkskunst, die auch UN den skizzierten präzisen Richtlinien gemessen werden kann. Die Schnitzer, die den „Feierohmd" beschickt hatten, waren zum überwiegenden Teil Arbeiter, Männer, die tagsüber an Maschinen und Handwerksgeräten stehen, um ihren Unterhalt zu verdienen. Der erste Staatspreis träger Albert Hänel aus Lauter, ist Stubenmaler, der Staatspreisträger Tümpel arbeitet in einer Schuhfabrik. An diesen Beispielen zeigt sich die Verwurzelung ihres volkskünstlerischen Tuns in Alltag und Volks tum. Es bleibt die Gefahr, daß diese Inseln wirklicher Volkskunst allmählich von modischen, ja, konjunkturellen Einflüssen ergriffen werden und ihre Eigenart verlieren. Das Heimatwerk Sachsen hat bei aller praktischen Arbeit stets versucht, diesen Tendenzen entgegenzutreten. Wo Feierabendschnitzer mit dem Plan spielten, Bildhauer zu werden und von den Erlösen dieser Tätigkeit zu leben, wurde regelmäßig — und mit Erfolg — versucht, hiervon Ubzuraten. Gerade die erzgebirgische Volkskunst ist eine so Überzeugende Bestätigung gesunder Volks tumskräfte, daß eine Verpflichtung darin liegt, sie in diesen Formen zu erhalten. Gerade heute, da die starke Neigung besteht, solche Werte in falsch veo» standener Weise zu übertragen, sie an Plätze zu verpflan zen, an denen sie nicht gedeihen können, ist es eine um so ernstere Aufgabe, für den Bestand der zwang- los gewachsenen Brauchgüter einzutreten. Dazu gehört nicht allein das Schnitzen, ein anderer Fall, der sich aus der Praxis der Feierabendarbeit er- stab, muß in diesem Zusammenhang genannt werden. Am für die Schwarzenberger Ausstellung zu werben, waren einige Schwibbögen in Berlin ausgestellt: in Schaufenstern, die an Brennpunkten des Verkehrs gele- üen sind. Viele, die an diesen wundersamen Meisterwer- ken gebirgischer Schmiedekunst Gefallen fanden, schrieben auf Umwegen an die Ausstellungsleitung* oder an das ^cimalwerk, um zn erfahren, wo diese Stücke erhältlich und. Es mag erinnerlich sein, daß die Nachbildung des Schwibbogens verboten wurde, und es mag unverständlich gewirkt haben, daß dies geschah. Auch wer ging es um die Erhaltung eines landschafts- und Uolkskunstgebundenen Symbols, eines weihnachtlichen Wahrzeichens der erzgebirgischen Bergleute. Es sollte verhindert werden, daß sich Hiera-s ein kunstgewerblicher Gegenstand entwickelte, der um irgendeinen Preis in ir« stendwelchcn Läden verkauft würde. , Die echien Zeichen des Volkstums, die wirklichen Leistungen der Volkskunst müssen vor einer Inflation bewahrt bleiben. Was vor'wenigen LordpriWent Halisar englischer Außenminister Wie zu erwarten war, ist Lordpräsident Halifax noch im Laufe des Freitag offiziell zum Außenminister ernannt und auch bereits vom König bestätigt worden. Der bisherige Unterstaatssekretär im Arbeitsministerium R. A. Butler wurde zu seinem parlamentarischen Unterstaatssekretär ernannt. Empfang beim Führer Die Führerschaft der Partei bei Adolf Hitler Die NSK. meldet: Am Freitag abend fand der all jährliche große Parteicmpfang beim Führer statt Es waren der Stellvertreter des Führers, die Neichs- lciter mit den führenden Persönlichkeiten der Neichslci- tung, die Gauleiter mit ihren Stellvertretern, die Obcr- gruppen- und Gruppenführer der SA., U, des NSKK. und NSFK., die höheren Arbeitsführer, die Gcbictsführer und Obergebietsführcr der HI. sowie andere führende Persönlichkeiten der NSDAP, mit ihren Frauen geladen. Der traditionelle Parteiempfangsabend beim Führer fand in diesem Jahr erstmalig in den festlichen Raumen des Hauses des Führers am Königlichen Platz in Mün chen statt. Eertrud SKoltz-Klink 4 Fahre im Amt Wie die „Nationalsozialistische Parteikorrespondenz" meldet, fand im Alten Rathaussaal in München eine vom Stellvertreter des Führers einberufene und geleitete Füh- rerschaftentagnng der NSDAP, statt. Die Neichsfrauenführerin Frau Gertrud Scholtz- Klink entwickelte ein anschauliches Bild von der national sozialistischen Frauenarbeit, die heute über zwölf Mil lionen deutscher Frauen organisatorisch erfasse und in den Dienst der Bewegung stelle. Die Führerinnen-Aus- lese in der NS.-Frauenschaft, die Probleme der weib lichen Berufsausbildung und andere für die Partei arbeit der deutschen Frauen bedeutsame Fragen wurden dabei eingehend erläutert. Der Stellvertreter des Führers erinnerte in seiner Ansprache daran, daß in diesen Tagen vier Jahre ver gangen seien, daß Frau Scholtz-Klink an die Spitze der NS.-Frauenschafi berufen wurde, und gab der Genug tuung der Partei über die ist den vergangenen Jahren geleistete Arbeit der Reichsfrauenführerin Ausdruck. Am Nachmittag unternahm Rudolf Heß mit der Parteiführerschaft eine Fahrt nach Augsburg, um dort den Bayerischen Flugzeugwerken einen mehrstündigen Besuch abzustatten. Les Führers Mr««» hark heMet Die Hinweise auf die Hetzer in der englischen Presse Der neue Hinweis des Führers auf die verderbliche Wirkung der Pressehetze und die friedenstörenden Ab sichten der Greuelsabrikamen wird von allen englischen Blättern stark beachtet. Ausführlich werden auch deutsche Blälterstimmen wiedergegeben. Schon aus der Aufmachung, die diese Meldungen in der englischen Presse finden, ist ersichtlich, daß sie ihren Eindruck nicht verfehlt haben. Zumal auch Chamberlain in der kürzlichen Unterhausaussprache davor gewarnt hatte, jeden Anlaß zur Verbreitung und Verdichtung von Gerüchten zu benutzen, kann man die Hoffnung Hearn, daß den Brunnenvergiftern allmählich das Wasser abge graben wird und der anständige Teil der Menschheit env- lich die hinterhältigen Absichten der Lügenerfinden er kennt. Auch Mussolini gegen die Lügenuresse Die Wirkung der Warnung des Führers an die ' Hetzpresse dürfte noch verstärkt werden durch eine Unter redung, die Mussolini anläßlich der bevorstehenden Ta gung des Internationalen Zeilungsverleger-Verbandes in Rom dem Präsidenten der internationalen Verleger- Organisation, Dr. Rietmann (Verleger der „Neuen Zür cher Zeitung") gewährte, der augenblicklich zur Vorbe- reitnna des Konaresies in Rom weilt. Tagen von umerricineter Seile gegen das Neberhand- nebmen von sogenannten Bauernstuben in Großstadt- wohnungen gesagt wurde, gilt mit noch stärkerer Beto nung für dieses Kapitel. Gerade Sachsen ist hieran maß geblich beteiligt, denn es hat in höchsten: Ausmaß solche j Volkstumswerte zu wahren. Es ist dürum^befriedigeud, ! zu wissen, daß eine Ausstellung erzgebirgischer Volks« ' fnnst diese Probleme wieder erweckt Md m das öffent« . siche Blickfeld gestellt hat. tz. » Nach Angaven der „Neuen Zürcher Zeitung", die ja oft genug an der Greuelhetze gegen Deutschland beteiligt gewesen ist. erinnerte der italienische Regierungschef an eine Reihe von Vorgängen aus der letzten Zeit, um dar- zutun, wie stark' das Uebel der tendenziösen Bericht erstattung verbreitet ist. So sei z. B. gemeldet worden, er Mussolini, habe vor der Rede Adolf Hitlers ein zwan zig Minuten langes Telephongespräch mit Schuschnigg geführt. An dieser Behauptung sei kein wahres Wort. Oesterreich sei übrigens ein deutsches LanS, «nd es sei töricht, das zu verkennen. Alle diese unrichtigen oder gar unwahren Pressemel dungen schafften einen geistigen Zustand, der nicht un bedenklich sei, und den im Interesse des Friedens zu be seitigen alle Länder helfen sollten. Mussolini, so fährt das Blatt fort, verkannte in der Unterredung nicht die Schwierigkeiten zur Beseitigung dieses Uebels, aber er begrüßte es sehr, wenn in Rom die Verleger-Organisationen einen praktischen Weg such ten, soweit als immer möglichst bessere Zustände zu schaf fen und vor allem für die Aufnahme von richtigen Dar stellungen zu sorgen. Tas Blatt berichtet weiter, daß Mussolini auf viele Fälle hingewiesen habe, in denen schweizerische Blätter es nicht nur an Objektivität hätten fehlen lassen sondern sich sogar bewußt unfreundlich über Italien und italieni sche Verhältnisse geäußert hätten. Er habe auf die Gefayr einer daraus entstehenden Trübung des Verhältnisses zwischen den Ländern aufmerksam gemacht. - - - ------ r Der imterWagene Nobelpreis . . . und Deutschland hing man Lügen an Eine gewisse Auslandspresse, die ihren gutgläubige» Lesern vorgelogen hatte, Karl von Ossietzky habe den Erlös aus dem ihm zuerkannten „Nobel-Preis" nicht er halten, weil das Geld beschlagnahmt worden sei, hat jetzt Gelegenheit, der Wahrheit die Ehre zu geben. Ob sie davon Gebrauch macht, kann ihr getrost überlassen bleiben. Vor dem Berliner Schöffengericht wurde nämlich ein Fall verhandelt, der in mehr als einer Beziehung auf schlußreich ist. Im Dezember 1935 wurde — wie erinner lich — dem berüchtigten pazifistischen Schreiberling Karl von Ossietzky der sogen. „Friedens-Nobel-Preis" für 1935 verliehen. Es lag klar auf der Hand, daß das national sozialistische Deutschland herausgefordert werden sollte, als man dem bereits 1931 wegen Landesverrats verurteil ten Herausgeber der salonbolschewistischen früheren Zeit schrift „Die Weltbühne" diesen Preis zuerkannte. Um diesen Geldpreis — es handelt sich um 163 849 norwe gische Kronen (das sind etwa 100 000 Mark) — wurde nun prozessiert. Ossietzky, der damals in einem Berliner Sanato rium lag, hatte dem 51jährigen Angeklagten, einem Tr. Kurt Wannow, eine Generalvollmacht erteilt, den Geld preis nach Deutschland zu bringen. Nachdem Wannow sich zunächst eine Provision von 20 000 Mark gesichert batte vergeudete er auch bis auf einen Rest von 16 500 Mark gegen den Willen Ossietzkys den Preiserlös. Allein einer Freundin steckte er 40 000 Mark zu. Wannow ist be reits vorbestraft: Ende vergangenen Jahres hat er als Angestellter einer Patentverwertungsfirma 2500 Mark unterschlagen. An der Verhandlung nahmen zahlreiche ausländische Pressevertreter teil, die sich von der Blödsinnigkeit der Lü gen, Ossietzky sei tot, persönlich überzeugen konnten. Os sietzky trat nämlich als Zeuge vor Gericht auf. — Im Verlauf des Prozesses kam zur Sprache, daß in der Aus landspresse auch Gerüchte breitgetreten worden waren, die Geheime Staatspolizei habe das Geld aus dem „No bel-Preis" beschlagnahmt, „um damit Kanonen bauen zu lassen". Demgegenüber wurde niln einwandfrei, und von Ossietzky dankbar bestätigt, festgestellt, daß die deutsche Polizei im ausschließlichen Interesse des Preisträgers zugriff, um ihn vor dem Totalver lust des Geldes zu schützen. Die restlichen 16 500 Mark waren nämlich polizeilich sichergestellt worden, bevor der Vertrauensmann Ossietzkys auch dieses Geld noch unter schlagen konnte. — Die Verhandlung wird fortgesetzt. Gegen Kriegsgewinne in USA Nach wochenlangen Schwierigkeiten billigte der Mi litärausschuß des Abgeordnetenhauses eine Gesetzesvor lage, die den Präsidenten der Vereinigten Staaten er mächtigt, im Fall eines Krieges bestimmte Maßnahmen zur Kontrolle der Wirtschaft sowie zur Verhinderung von KriegLgewinnen zu ttejjen. —— —...