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Ottendorfer Zeitung : 30.07.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-194007309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19400730
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19400730
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-07
- Tag 1940-07-30
-
Monat
1940-07
-
Jahr
1940
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 30.07.1940
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Sächsische Nachrichten Geflügelpreise Wie aus einer in Nr. 51 des Sächsischen Verwaltungs- tlattes vom 19. Juli 1940 veröffentlichten Anordnung hervor- aeht, dürfen beim Verkauf von Junghähnchen folgende Ver- »raucherhöchstpreise je 500 Gramm nicht überschritten werden: Iunghähnchen vom 1 Mai bis 30. Juni (mindestens 350 Gramm) 1,75 Reichsmark: Junghähnchen vom 1. Juli bis 31. Oktober (mindestens 500 Gramm) 1,65 Reichsmark. Dresden. Taschendiebin gefaßt. Durch die Auf merksamkeit einer Frau gelang es, in der Anwnsmarkibaüe eine Taschendiebin aus frischer Tat festzunehmen. Durch die Ermittlungen der Polizei war es möglich, auch ihre Mittäte rin sestzunehmen. Dabei wurde eine große Anzahl Geldtäsch chen gesichert, die von Taschendiebstählen herrührten Rosenthal. Tödlicher Kl etter Unfall. Ein 17- iähriger Lehrling aus Dresden stürzte am Stumpfen Kegel bei Rosenthal beim Klettern ab. Er erlitt dabei so schwere Ver letzungen, daß er bald nach seiner Einlieferung in das Kran kenhaus starb. Mügeln. Papiergeld — vom Winde ver weht. Aus der Seldtestraße trieben Papierstückchen unbeach tet im Winde. Ein Invalidenrentner sah sich veranlaßt, näher mit den Schnipselchen sich zu beschäftigen. Dabei ent deckte er. daß es sich um einige Geldscheine handelte, einen Zwanzigmarkschein, vier Zehner und zwei Fünfer, zusammen also 70 Mark Der Mann trug das Geld zum Fundbüro, wo sich auch die Verliererin meldete, eine Hausgehilfin, die auf dem Weg zur Post die „Scheinehen" verloren hatte. Werdau. Diamantene Hochzeit. Robert Reinhardt und seine Ehegattin Pauline, Trägerin des Goldenen Mutter kreuzes, konnten im Kreise ihrer Kinder. Enkel und Urenkel das Fest der Diamantenen Hochzeit feiern. Sechs Jahrzehnte hat der fetzt 83jährige Jubelbräutigam der Freiwilligen Feu erwehr angehört, deren Ehrenmitglied er jetzt ist. Mylau i. V. Umfangreiches Wohnu n a s ba uPro gramm. Ein für die Stadt aufgestelltes großes Wohnungsbau programm, das sofort nach dem Kriege in Angriff genommen werden soll, sieht zunächst zehn neue Wohnhäuser mit insgesamt sechzig Wohnungen vor Ferner wurden in der Ratsherrensitzung die schon projektierte DAF.-Siedlung zwischen Schützen- und Rotschauer Straße zum Sofortprogramm erklärt. Die bereits zugeteilten 27 Grundstücke sollen mit Kriegsende sofort bebaut werden. Außerdem sind noch einige kleinere Bauvorhaben in der Planung begriffen. HermSdorf Kreuzotter erlegt. Auf einem Spazier weg >m Leisegrund sanden Wanderer eine außergewöhnlich große Kreuzotter, die sie erlegen konnten. Beim Oefsnen ses Reptils wurden drei junge Singvögel entdeckt, die es kurz vor her durch Plündern eines Vogelnestes erbeutet hatte. Kirchberg. In der Schlaftrunkenheit abge- stürzt. Tin drrijähriges Mädchen das sich bereits Schlafen gelegt hatte, war wieder aufgestanden und zum Fenster hinaus- gekletert von wo es aui das angebaute Dach eines Hinterhauses gelangte Dori lief das Kind über das schräge Dach und stürzte in den Hof. Mi« schweren Verletzungen wurde das Mädchen, das offenbar seine Kletterpartie in der Schlaftrunkenheit aus- -efübrt hat in eine Krankenhaus nach Zwickau gebracht. Plauen Unter Naturschutz gestellt. Mit Ermäch tigung des sächsischen Landesforstmeisters wurden die Baum bestände auf dem Flurstück 119 des Flurbuchs für Rützengrün «rnschließlich der von ihnen umgebenen Felsgruppe sowie das Zcidelweidctal in der Stadtflur Adorß in der Eemeindeflur Arnsgrün sowie im Staatsforstrevier Adorf dem Reichsnatur schutzgesetz unterstellt. Reichenbach i. V. Der erste Lehrgang der NS- Schwesternschule. In der am hiesigen Stadtkrankenhaus eingerichteten NS-Schwesternschule hat jetzt der erste Lehrgang, dessen Ausbildung vor anderthalb Jahren begonnen wurd«. feinen Abschluß gefunden. AMmw, Kriegrgesangenenvokt ürbrrsührung deutscher Kriegsgefangener von England nach Kanada — Postalischer Verkehr über da« Rote Kreuz in U Eens möglich Wie vom Oberkommando der Wehrmacht mitgeteilt wird, ist der größte Teil der an sich nur ganz wenigen deutschen Kriegsgefangenen in England inzwischen nach Kanada Lberge- führi worden. Genaue Lageranschristen find noch nicht bekannt. Es können jedoch ab sofort offene Briefe und Postkarten der Angehörigen an die Kriegsgefangenen aufgegeben werde«. Di« postalische Angriff muß wie folgt lauten: Kriegsgefangenenpoft Erste Zeile: An Unteroffizier Karl Schmidt, Zweite Zeile: German Prisoner os Tanada » Dritte Zeile: T. O. Internationales Komitee vom Roten Kreuz, Palais du Tonseil, Genf (Schweiz). Pakete und Geldsendungen können vorläufig noch nicht be« fördert werden. Amtlicher Teil. Öffentliche Erinnerung. Im August 1940 sind ju entrichten: Bi» K.: Aufwertungssteuer, 10.: Getränkesteuer, Wasierzin» und Bürgersteuer der Veranlagten, 15.: Grundsteuer, Ge werbesteuer, Kirchensteuer und Bürgersteuer für Gefolgschafts- Mitglieder. Schriftliche Mahnungen werden nicht zugefertigt. Die Zwangsbeitreibung beginnt am 20. August 1940. Für Steuerrückstände sind 2 v. H. Säumniszuschlag zu entrichten. Httendars-Htrissa, am 29. Juli 1940 Der Bürgermeister. Kriegsbücherei der deutschen Jugend Preis LV Pfg. Liest äie ytteMorfer A«tuvK Hauptschriftleitung und verantwortlich für den gesamten Text, Anzeigenteil und Lüder! Georg Rühle, Ottendorf-Gkrilla. Vrnck- und Verlag - Buchdrucker,i Hermann Rühl», Inh. Georg Rühl» vtt«nd»»f-»krtl«. -t, sß prtkliß« Ur, z gütig, Blick aus die Leipziger Melle Der Hasen von Rotterdam zeigi feine Leistungsfähigkeit Die Hafenverwaltung von Rotterdam wird an der Recchs- mesje Leipzig, Herbst 1910 (25. bis 29. August) mit einer Ausstellung teilnehmen und einen Ueberblick über die Leistungs fähigkeit der Hafenanlagen geben. Iran mit einer Kollektivausstellung Das Kaiserreich Iran wird zur Leipziger Herbstmesse 1940 (25. bis 29. August) mit einer Kollektivausstellung oertreien sein, die von der Handelsvertretung der Kaiserlich Iranischen Gesandtschaft in Berlin durchgeführt wrrd Im Rahmen der Kollektivausstellung werden besonders Teppiche, Silberjchmiede- arbeiten, Silberfiliqranarbeiten, bedruckte Tischtücher, Seiden tücher. Wolle und Tabak gezeigt. Aus wachsens Oerichisläleu. Wegen Kindestötung verurteilt Am 8. März wurde, wie damals berichtet, in Limbach an einem nach einer Siedlung führenden Verbindungsweg ein neu geborenes Kind aufgefunden, das von seiner Mutter, die am Fundort geboren hatt^ ausgesetzt und verlassen worden war. Das Kind wurde ins Krankenhaus gebracht, starb aber an den Folgen einer Lungenentzündung, die es sich zugezogen hatte. Die unnatürliche Mutter wurde einige Zeit später ermittelt und stand jetzt in der Person der 30 Jahre alten Martha Frieda Heller aus Limbach vor dem Landgericht Chemnitz. Die An geklagte wurde unter Annahme erheblich geminderter Zurech nungsfähigkeit (8 51, Abs. 2. StGB.) zu anderthalb Jahren Gefängnis verurteilt. Wegen 1050 Gramm auf drei Monate ins Gefängnis Vor dem Leipziger Amtsgericht hatte sich ein Fleischer meister wegen gewinnsüchtiger Fälschung einer öffentlichen Ur kunde in Verbindung mit Vergehen gegen die Verordnung zur Fleischbewirlschaftung zu verantworten. Der Meister haue aus dem Markeubogen sechs Kleinkindersleischkarten mit aus geklebt und dann aus die Vorhaltungen seines Sohnes das „KK" aus den. Kleinkinderkarten ausradiert. Die Fälschung, durch die der Fleischer nur 1050 Gramm Fleisch mehr erhal ten hätte, wurde bei Abgabe des Bogens bemerkt. Gegen den Schuldigen wurde Anzeige erstattet Zu seiner Beschuldigung führte der Angeklagte aus, daß er 65, Jahre alt und ver Ar beit nicht mehr recht gewachsen sei Der Richter hielt ihm entgegen, daß die Vorschriften genau beachtet werden müßten und er eben sein Geschäft aufgeben müsse, wenn er zu dessen Führung nicht mehr in der Lage sei. Die gewinnsüchtige Fäl schung wurde als erwiesen angesehen und mit der Minvest- strase von drei Monaten Gefängnis geahndet. Ein alter Trick noch immer erfolgreich Man muß sich wundern, daß jo viele alte Betrügertricks noch zum Ziele führen. In Chemnitz ist jetzt mehrfach ein Unbe kannter. offenbar unter falschem Namen, aufgetreren. der ver schiedene Leute aufsuchte, die aus Schlesien stammten Ter Be trüger galt sich als „Landsmann" aus dem Kreise Neiße aus und verstand es unter dem Vorwand, sein Reisegeld fei aui- gebraucht. sich größere Beträge zu erschwindeln. Vor dem Betrü ger wird gewarnt. Sport So spielte die Fußball-Bereichsklasfe Sachsens Fußball-Bereichsklasse wickelte ein umfangreiches Programm von Freundschaftsspielen ab, in dem die Begegnun gen zwischen Mannschaften der Bereichsklaüs und Bezirksklaüe am Sonnabend die Regel bildeten. Siegreich blieben dabei der EC Planitz mit 4:1 (2:1) gegen Sportgemeinde Zwickau, der BC Hartha mit 7:2 (4:1) gegen Döbelner SC und die Sport freunde 01 Dresden mit 2:0 (10) gegen VfB 03 Dresden. Mit einem Unentschieden kamen davon Fortuna Leipzig gegen Srnei- vereinigung Leipzig 2:2 und VfB Glauchau gegen SV Nieder- haklau 3:3 (1:0). Geschlagen wurden der Chemnitzer BC von .Preußen Chemnitz mit 4:0 (0:0) und Guts Muts Dresden von der Reichsbahn SG Dresden 2:0 (2:0) Drei auswärtige Mannschaften weilten in Sachsen, darun ter die Bereichsmerster der Bereiche Mitte und Sudetenland. Während der Äittemeister 1. SV Jena gegen Tura 99 Leipzig zu einem 2: 2-Unentschieden kam unterlag die NS.-Turngemde. Eraslitz gegen VfB Leipzig mit 2:6 (1:4). Polizei Chemnitz fertigte den 1. SV Gera überlegen mit 12:0 (5:0) ab. Sachsen für den Adlerpreis gut gerüstet — Sachsens Handballer schlugen Mitte 12:8 (5:4) Die im deutschen Handball führenden Bereiche Mitte und Sachsen standen sich am Sonntag mit ihren Auswahlmannschaj- ! ten in einem Freundschaftskampf in Weißenfels gegenüber. Vor 2500 Zuschauern feierte die Sachsenelf nach schönem Sorel einen glatten Sieg von 12:6 (5:4). der die Gewißheit gibt, datz Sach sen auf die bevorstehenden Spiele um den Adlerpreis gut vrüstet ist. vier Groß Tage für das Kriegshilfswerk für das Deutsche Rote Krenz Donnerstag, 1. August 1940, 19 Uhr Freitag, 2. August 1940, 19 Uhr Sonnabend, 3. August 1940, 19 Uhr Sonntag, 4. August 1940, 17 Uhr auf der Jllgeukampfbahn Darbietungen: Dresden Grobkonzert des Stabsmusikkorps der Luftwaffe unter Leitung von Stabsmusikmeister Penzel, des Gaumusikzuges des Reichsarbeitsdienstes unter Leitung von Obcr- musikzugführer Tittel und der weltbekannten Lamilio Mayer-Truppe Camilio Mayer-HochsciltrnPPe, die toll kühnsten Luftsetlartisten der Welt. Camilla Mayer II, auf 42 m hohem, schwan kendem Stahlmast; die Nachfolgerin der allen Dres dnern bekannten, in der Deutschlandhalle tödlich ab gestürzten Camilla Mayer I. Riesen-Todesfahrt im Genickhang über die Kopfe der Zuschauer. Botts- und Heimatspiele Eintrittspreis RM. —,4V, Abendkasse RM. -,80 Vorverkaufsstellen r Freiheitskampf Bismarckdenkm ff, Verkehrsbüro Altmarkt, Verkehrsbüro Hauptbahnhof, Reise büro Hessel Altmarkt. Anregungen für de« Küchenzettel Mittwoch früh: Gebrannte Grießsuppe, Fettbrote; mit tags: Krautwickel, Pellkartoffeln; abends: Kaltschale aus ver billigter Marmelade, evtl, mit frischen Früchten. Vollkornbrot mit Käse und Tomaten. — Kaltschale aus verbilligter Mar melade: 200 Gramm Marmelade, 75 Gramm Kartoffelmehl, evtl, etwas Zucker und frische Früchte, 1^ Liter Wasser. — Was ser kochen, das kalt angerührte Kartoffelmehl einrühren, einmal aufkochen, erkalten lasten, die Marmelade unterrühren, abschmek- ken (abgeriebene Zitronenschale) evtl, frische, zerkleinerte Früchte zugeben. Donnerstag früh: Hafersuppe, Vollkornbrot mit But ter; mittags: Eraupenrand mit Erbsen und Möhren; abends: KLmmelkariofseln, Kräutertunke, Streichwurstbrote, Stauden salat. Kümmelkartosfeln: 1 Kilo neue Kartoffeln, 30 Gramm Fett. Kümmel. — Kartoffeln waschen, evtl, abbür- sten. auf ein gefettetes Blech geben, mit Fett bestreichen und Kümmel bestreuen, in der Röhre garen lasten. Freitag früh: Milchkaffee, Vollkornbrot mit Marmelade; mittags: Gemüsegulasch mit Fisch oder dänischem Schweinefleisch und Kartoffeln; abends Nudeln oder Makkaroni mit Pilztunke, Knäckebrot mit rohem Kohlrabi, Milchmischgetränk. — Ee- m u i e g u l a s ck> «lit dänischem Schweinefleisch: 250 Gramm evil. gewässertes dänisches Schweinefleisch 750 Gramm verschie dene Gemüse, eine Zwiebel. — Das am Fleisch befindliche Fett in Würfel schneiden, kleingeschnittene Zwiebel darin anschwitzen, Fleisch in Würfel geschnitten dazu geben, wie Gulasch zübe- reiten, Vas rohe zerkleinerte Gemüse darangeben, evtl, etwas Master zugießen, wenn nötig nor dem Anrichten durch eine rohe geriebene Kartoffel sämig machen. Sonnabend früh: Buttermilchluppe, Vollkornbrot mit Butler, mittags: Kartoffeln mit Kräuterquark; abends: Kraut salat mit Haserflockenplätzchen, Vollkornbrot mit Rettich oder Radieschen. — Krautsalat: 750 Gramm Kraut, 40 bis 50 Gramm Speck, eine Zwiebel, Essig. — Kraut sein hobeln, den Speck auslasten, die Zwiebel darin leicht andünsten, über dar Kraut «eben, stampfen, mit Estia abschmecken. Hinweis aus die Verwertung von dänischem Schweineflnsch (Bacon): Der Salzgehalt bei den Anlieferungen von dänischem : Schweinefleisch kann verschieden jein, so wird auch die Nolwen- diakeit des längeren oder kürzeren Wässerns gegeben iein. Eine Salzzugabe an die Gerichte wird sich ««doch auf alle Fälle erübri gen. Bei allen Zubereitungsarten ist darauf zu achten, daß dar Fleisch nicht zu lange gart weil es sonst trocken wird. o« wo lakrs«! sEngkffche Gewinnsucht einst wie jetzt.) Our wenige wissen, daß noch zu Anfang de« vorigen Jahr hunderts das gesamte Lebensversicherung-Wesen in Deutschland rn englischen Händen lag, da England dank seiner überlegenen Geldmacht auch auf diesem Gebiet in Europa ein« fast unbe schränkte Herrschaft ausübte, und daß die Sprengung diese« M«' nopols in Deutschland einer schäbigen englischen Prozeßkomödu zuzuschreiben ist. Die kapitalkräftigen Finanzdiktatoren der Lon doner City befassen dieses Monopol in Deutschland in den erste» Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts, während sich di« Deut schen mit der Genugtuung abfinden durften, die wertvollsten Am regungen gegeben und die geistigen Voraussetzungen für diqe Einrichtung geschaffen zu haben. Und dabei wär« e« vermutlich noch lange geblieben, hätte nicht jene berrits erwähnt« englisch» Prozeßkomödie den Deutschen die Augen geöffnet. In Sachsen-Gotha hatte im Jahre 1322 eine Anzahl von Kam* leuten und Bankiers beschlossen, das Leben ihre« Lanoesvater« m Höhe von 20 000 Pfund bei mehreren englischen Gesellschaften zu versichern, da Friedrich IV., der Letzte seines Geschlechts, bei st'' nem Tod« nur Schulden hinterlasten würde, die er bereits von seinem Bruder und Regierungsvorgänger geerbt hatte. Herzog Friedrich IV. war zwar mit seinen Gläubigern übereingekommen, seine Schulden, es handelte sich insgesamt um 14OV0O Taler, m jährlichen Raten abzutragen. Doch dies beruhigte die Gläubiger wenig, denn der Herzog litt an schwerer körperlicher und geistige Schwäche, so daß mit seinem baldigen Ableben gerechnet werbe» mußte. Durch den Abschluß einer Lebensversicherung hofft« ma»- diesem Risiko entgegenzutreten. Als vier Jahre später der Herzog starb, wurde die Verficht' rungssumms fällig. Allein die Engländer bewiesen wieder einmal, wie es um ihre Vertragstreue und ihre Geschäftsmoral bestellt ist Sie behaupteten plötzlich, der aller Welt bekannte, schlecht« Et» sundheitszustand des Herzogs sei ihnen verheimlicht worden, Ww lehnten die Auszahlung der Versicherungssumme ab, obwohl du Gläubiger einwandfrei nachweisen konnten, daß sie bei Abschum des Vertrages ihre Beweggründe ausführlich dargelegt hatte». Es kam zu einep^ Prozeß, der in London ausgetragen werbt» mußte. Einer der herühmtesten englischen Advokaten, der spat«» Premierminister Lord Brougham, vertrat die Deutschen, doch g«? lang es ihm nicht, die englischen Richter umzustimmen, di« fi? von vornherein der Sache der Londoner Finanzdiktatorcn anschwr sen und deren Winkelzüge mehr gelten ließen, als die schlüssigst^ Beweise der Deutschen. Der Prozeß zog sich stark in die Länge um die Prozeßgebühren stiegen beängstigend. Endlich, nach eiitt«»' halb Jahren, schickte der Court Of King's Bench eine Gericht»' kommission nach Gotha, die dort fünf volle Monate auf Kofit» der Deutschen tagte, im Grunde aber doch nur Komödie sp»^ denn so günstig die Sache der Kläger auch stand — di« Rich»» in ihren mittelalterlichen Perücken verharrten hartnäckig bei ihu* vorgefaßten Urteil. Die Deutschen sahen sich veranlaßt, di« Klag' zurückzunehmen. Beinahe hatten die Prozeßgebühren die Höht d" ringeklagten Summe überschritten! Die Reaktion auf diesen grotesken Prozeß aber könnt« rusbleiben. Der Bogen war überspannt, dem Begriff Treu uv« Klauben zu übel mitgespielt worden. Allenthalben brach sich n Deutschland die Erkenntnis Bahn, daß man eine Institution von sc reichem wirtschaftlichem, sozialem und menschlichem StM wie die Lebensversicherung nicht englischen Krämers überlapp durfte. So fand denn auch der Großkaufmann und Bankier Ernst Wilhelm Arnoldi aus Gotha, einer der Hauptgläubiger de« storbenen Herzogs, sehr bald verantwortungsbewußte und vM blickende Männer, die ihm das erforderliche Anfangskapital A Verfügung stellten, als er mit dem Plan hervortrat, das englisH* Monopol in der Lebensversicherung zu brechen. Der Plan konnte verwirklicht werden, die erste deutsch« bensversicherungsgesellschaft wurde 1828 gegründet und damit -Anstoß gegeben zu einer, wohl nur vo« den Wenigsten g«ayw^ gewaltigen Entwicklung eines ganz neuen Wirtschaftszweig«»,^, heute bei 2S Milliarden Mark Versicherungsbestanden d»«w» waltung eines wesentlichen Teil« des deutschen Boltsvennog«" unvertraut ist. Don Anfang an leistete die Wiffenschcfft beim Ausbau der A, bensversichcrung wertvolle Mitarbeit. Die Versicherung-ma'?. matik, die Bevölkerungsstatistik, di« Methoden der Rifikospe-m. sieruna fanden in Deutschland di« höchste Vervollkommnung » , verliehen der Lebensversicherung denkbarste individuelle „ sungsfahigkeit und rationellste Wirksamkeit. Mit der Leistung wuchs aber auch di« Zahl der Menschen, die ihr d- versicherten. Die deutsche Lebensversicherung konnte dadurch K, einem Bollwerk d«r Wirtschaftsstcherheit und zu einem zuv«»^ sigen Bürgen der Volkswohlfahrt werden. Da« erkannt« Staat, der das Sein« zur größeren Sicherung der beitrug, indem er eine strenge Beaufsichtigung der Unterney" einführte. Blondere eindringlich tritt die Leistungsfähigkeit der deuv^, Lebensversicherung im jetzigen Krieg« vor Augen, da es auch terhin jedermann sreisteht, sich der großen Schutzgemeinschoff , zuschließen, und da dem Kriegsteilnehmer mit aller Selvstv-, ständltchkeit voller Versicherungsschutz gewährt und di« D«°>M rungssumme im Kriegssterbefall wie bei jedem anderen stervci ^ ausbezahlk wird. So können wir mit Fug und Recht durch die Folgen der englischen ReGsbeugun^ durch dft zeitige Sprengung des englischen Monopol« und den AM einer eigenen deutschen Lebensversicherung unschätzbar«! S«g»^, stiftet worden ist. — Und da« hatten di« Perücken <«s h«t den«! Richt«rbLnte« -au« Wviß «WWM ...»
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