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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Die »Ottendorfer Zeitung" erscheint Diens- tag, Donnerstag und Sonnabend. M Bez«,,-Preis: Vierteljährlich r,Ai Wark, ff »ei Zustellung durch die Boten - Mark, u I« Falle höherer Gewalt (Krieg od. sonst, ll irgendwelcher Störungen de« Betriebes der st Zeit«»,, der Lieferanien od. d. Beförderuags» ff Kt»ncht«ngn>) hat der Bezieher keinen Au- U a« Lieieruna oder Rachlief,ru», der ü »"»ng od.aafBilchjahlnngd.Bezugspreis»«, ff ^ernsprech-Anschluß: Amt Herinsdorf b. Dr. Nr. Zs Nummer H s Sonntag, den Januar ^920 ly. Jahrgang. Vostscheck-Aonto: Leipzig Nr. 2Yf^8. Lchriftleitung, Druck und Verlag: Hermann Rihle, ElroG-Vkrtlk» Amtlicher Teil. Mshlag, L ir Zsnuzr abrnä; r iidr öffentliche «emeinäerM-Sitzung im H«sthof t«m schwarze« Noß (Vereinszimmer). Httevderf-Moritzderf, am 13. Dezember 1919. Der MvmeindevvrMnd. Neuestes vom Tage — Der Austausch der Ratifikationsurkunden wird am 10. Januar im Ministerium des Neustem in Paris statt» finden zugleich wird Fieihelrn von Lersner ein Schreiben Clemenceau» wegen des abzugebenden schwimmenden Material« übergeben werden. Vertreter der Mächte, die den Friedcnsvertrag von Versailler unterzeichnet haben, werden der Unterzeichnung der Protokolle beiwohnen. Lloyd George, Bonar Law, kurzen und Scialojs sind mit einem Sonde.zug von London auf dem Nordbahnhof angetommen. Clemenceau war zum Empfange anwesend. — Lloyd George, Nitti und Clemenceau hatten ihre erste Zuiammenkuntt. Mit dem auf das Inkrafttreten des FriedenSvertrage« folgenden Tage, alfo Sonntag, werden die diplomatischen Beziehungen mit Deutschland wieder ausgenommen, de Mateilly wird nach Berlin abreisen, wo er Frankreich als Geschäftsträger vertreten wird. Freiherr von Lersner wird zweifellos dem Präsidenten Poincnre fein Beglaubigung schreiben unterbreiten. — Der Eisenbahnerausstand hat auch im Laufe des gestrigen Tages eme weitere Ausdehnung erfahren. Rich- nur in den Direktionsbezirken Elberfeld uno Münster, sondern auch im Essener Bezirk ist die Lage bedeutend verschärft. — Auch die sächsischen Eisenbahnbeamten haben der Regierung neue Lohnforderungen unterbreitet. Mit Rücksichl darauf, daß die Uebergabe der sächsischen Eisenbahnen an die Reichsverwaltung unmittelbar bevorsteht, hat das Ge- samtMlNisterium beschlossen, sich wegen der Frage der Lohn regelung mit den zuständigen Reichsstellen ins Benehmen zu setzen und zu den bevorstehenden Verhandlungen Vertreter nach Berlin zu entsenden. — Bei den Slemens-Schuckerl-Werken in Siemensstadt, die am Dienstag mittag infolge Kohlenmangels ihre Be triebe schließen mußten, ist im Laufe dieser Tage eine be- schiänktc Menge von Kohlen eingetroffen. Für heule abend sind vom Relchskohtenkommissar wertere Kahnladungen m Aussicht gestellt worden. Wenn sich diese Zusage erfüllt, dann werden die Werke bald wieder ihren Betrieb in vollem Umfange aufnehmeu. — Auch die Ludwrg-Loewe Weite, die seit dem 30. Dezember feiern mußten, sind seit gestern in- folge eingetroffener Kohlen-Sendungen wieder in vollem Betrieb. — Aus Washington eingegangene drahtlose Telegramme bringen Einzelheiten über die furchtbare Erdbebenkatastrophe, die am Sonnabend und Sonntag Mrttelamenka heimgesuchl hat — Nach einer amtlichen Mitteilung ist Coutzalan bei dem Erdbeben am Sonnabend zerstört worden. Zweitausend Menschen sind zu Schaden gekommen, davon find über tausend tot. — Die Erdbeben, die am Sonzitag in Mexiko (tätige- funden haben, haben besonder« in Veracruz, Oaxa, Tamau lipas und NoreloS große Verheerungen angertchtet. Die Ansiedlung San Juan wurde vollständig verwüstet. Zahl reiche Menschen sind umS Leben gekommen. Der Kirchturm stürzte ein und tütete viele Kirchgänger. In Jalapa ist der größte Teil cher Häuser zerstört. Auch andere Orte haben mehr oder minder weniger schwer gelitten. Insgesamt wurden 10 Erdstöße beobachtet. Die Bürger, die auf die Straße geflüchtet waren,^.wurden von den einstürzenden Häusern erschlagen. Oerittches uns sächsisches. Vttendorf'Gkriüa, den jv Januar ,^20. — Der Kleintierzüchter-Verein Ottendorf-Okrilla und Umgegend veranstaltet am kommenden Sonntag rm Gasthof zum schwarzen Roß eine Kaninchen-Ausstellung, in welcher die Züchter unseres Ortes ihre Erzeugnisse der Bevölkerung vorsühren werden. Die Ausstellung ist geöffnet Sonntag von vorm. 10 Uhr au. Der Eintritt ist ein äußerst Mäßiger und betrüg« für Erwachsene 50 Pfg., für Kräder 25 Pfg. Ein Besuch oer Ausstellung kann bestens empfohlen werden. — Am Sonntag soll die Weihnachtsaufführung in der Kirche nochmals wiederholt werden, da viele wegen des ungeheuren Andranges nicht alles gesehen haben. Die erste Aufführung findet 4 Uhr statt für Kinder und deren Ange hörige, die zweite um 5 Uhr nur für Erwachsene, ohne Kinder. Erwachsene zahlen mindestens 20 Psg. Eintritt. Da« gezahlte Geld wird für die Kirche und bedürftige Konfirmanden verwendet. Die mitwirkenden Kinder sollen um 3 Uhr vor der Kirche von Herrn Bär abgenommen werden, aber nur bei günstigem Wetter. Am Hohneujahr sind 76 Mark eingekommen. — Auf die Anmeldung zur Kirchenvorstandswahl wird nochmals hmgennesen. Anmeldezetlel für solche, die noch nicht eingeschrieben find, sind zu haben und abzugeben im Pfarrhaus, Leichyaus, bei Herrn Peuckert und Herrn Leon hardt. Es wählen Männer und Frauen über 21 Jahre Nach Konststonal - Verordnung sollen auch Vertreter der Arbeiterschaft für die Wahl ausgestellt werden. Wählbar sind Männer und Frauen, die das 30. Lebensjahr vollendet haben. — Kürzung der Brotwochenmenge infolge Nothilse für Deutschösterrerch. Angesichts der Hungersnot in Deutsch- öuerrerch hatte die Nationalversammlung einstimmig be schlossen, trotz der Notlage in Deutschland den Deutschöster reichern, insbesondere der Stadl Wien, mit Mehl auszu- yelfen, damtt der Hunger nach Brot durch deutsche Hilfe gelindert werde. Nach einem weiteren Beschlusse her Nationalversammlung sind diese Mehlmengen dadurch wieder einzusparen, daß die Brotmenge für die deutsche Bevölkerung vorübergehend gekürzt wird. Im Gemeindeoerbund Dresden und Umgebung wird in der Werse etngefpart, daß alle Personen im Alter von 6 Jahren und darüber, denen nach der jetzigen Regelung wöchentlich 5 Pfund .Brot zustehen, in der Woche vom 25. bis 31. Januar 1920 nur Brot karten über 4'/, Pfund Schwarzbrot erhallen werden. Der Brotbezug der Kmoer im 1. bis 6. Lebensjahre bleibl un verändert. — Ueber unsere Brot- und Getreideoerforgung im neuen Jahre gibt das sächsische Wirtschaftsminlstenum die folgende Darstellung: Das abgelausene Jahr ist, was die Ernleverhüllniffe angeht, für Sachsen eines der ungünstigsten seit langen gewesen. Es charakterisiert sich so: Verspätete Frühjahrsbestellung wegen langen Nachwinters. Verspäteter Ernlebegmn und Gefährdung der Mehl- uno Brotversorgung rn der Uebergungszeil. von der letzten zur neuen Ernte, wo- ourch sich ore Einführung der AbtteferungspräMien für früh ausgevroschenes Getreide nölig gemacht yat. Dann wieder Verspätung oer Hackfiuchlerme wegen Kalte, Frostes und Schneesalls uno damit Vernichtung eines erheblichen Teils unserer Karlosfet- und Rübenernle. Dann ist infolge wiederholt eintretenden Frostes die Kartoffelversorgung der Großstadt sehr in Verzug geraten, zumal auch der Kohlen mangel und Transportstockungen nicht aufgehört haben. Im letzten Vierteljahr haben Behörden und Landwirtschaft der gefährdeten Hackfruchternte ihre Hauptsorge zuwenven müssen. Deshalb haben der Ausdrusch und die Lieferung von Brotgetreide, ou.ch Kuhlenmangel und verkürzte Arbeits zeit ohnehin behindert, erheblich zurückgestunoen. Bis vor kurzem ist die Lieferung von Brotgetreide um etwa eine Million Tonnen gegenüber dem Vorjahre im Rückstand ge- wesen. Jetzt kommt es darauf an, die tatsächlich vor handenen Brolgetreidevorräte sobald als möglich zu erfassen, damit wir im Frühjahr keine schwere Krisis unserer Brot- versorgung erleben. Mil Zustimmung des Reichstag und der Nationalversammlung Hal das LanowirtschaflSmmistecium mit Rücksicht auf bie erheblich gestetgerlen Betriebskosten der Landwirtschaft vor kurzem neue Lleserungsprämien für Brotgetreide, Gerste und Kartoffeln mit sofortiger Wirksam keit sestgefetzt. Je mehr ern Landwirt abliefert, desto höher ist die Prämie. Diese Ablieferungsprämien bedingen auch eine Erhöhung der Brotgetreide« und Kartoffelpresse. Bel Kartoffeln beträgt der Zuschlag 2,50 Mt. für den Zentner, bei Brotgetreide durchschnittlich 46,50 Alk. für den Doppel zentner Mehl. Vom 1. Januar 1920 ao wird daher em BrolprerS von durchschnittlich etwa 1 bis 1,10 Mk. für das Kilogramm bestehen. Die im Besitz der Bäcker und Mehl- hänüler am 1. Januar befindlichen Vorräte werden, um sowohl dem Kvmmunalverbanb gelbliche Einbuße zu er- sparen, als auch crnen etwaigen ungerechtfertigten Gewinn der BaHer und Mehlyandler bei der plötzlichen Preiserhöhung huuanzuhalten, zu dem erhöhten Presse nachberechnel. Die neue« Presse blechen wett hinter dem zurück, was ausge« wendet werden müßte, wenn infolge mangelhafter Ab lieferung das fehlende Getreide im Ausland aufgekauft werden müßte. Bei dem äußerst geringen Stands der Valuta hätten wir für ausländisches Getreide den fünffachen B-trag des Jnlandpreises zu zahlen. Unser Volk muß sich klar darüber werden, daß wir uns so gut wie möglich auf eigene Füße stellen müssen. Die Förderung der Eigen erzeugung, die im Kriege hinter der wichtigeren Sorge der gerechten Verteilung der vorhandenen geringen Mengen zurückgehalten werden mußte, muß jetzt wieder mit aller Kraft erfolgen, denn nur die erhöhte Eigenerzeugung kann uns vor dem Schicksal Wiens und Oesterreichs retten. — Staatlicher Kraftwagenbetrieb. Vom,10. Januar an tritt auf der staatlichen Kraftwagenlinie Radeberg— Bischofswerda ein erweiteter Fahrplan sin Kraft, der neben den bisherigen Fahrten zwei Fahrtenpaare zwischen dem Bahnhof Großröhrsdorf und dem Postamt bezw. Gasthof Klinke in Bretnig enthält — Ueber dre Auseinandersetzungen mit dem vormaligen sächsischen Königshause sind die Arbeiten noch nicht soweit vorgeschritten, daß der Volkskammer schon in der nächsten Zeit eine dementsprechende Vorlage unterbreitet werden könnte, weil infolge der verwickelten Beziehungen zwischen dem ehemaligen Königshause und dem Staat die Vor arbeiten äußerst schwierig sind. Es soll ein weitestgehender Vergleich angestrebt werden, über den gegenwärtig noch mit den Beteiligten verhandelt wird. Dresden. Der sächsischen Volkskammer wird dem nächst ein Gesetzentwurf über die Aufhebung der sächsischen Sonderfeiertage (Hohneujahr, Frühjahrsbußtag und Refor mationsfest) zugeyen. Die Annahme der Vorlage erscheint als fichergesteüt. — In einer Donnerstag abend in Dresden vom Zentraloerband der Angestellten abgehaltenen Versammlung der Versicherungsangestellten wurde mit 532 gegen 78 Stimmen der Streik beschlossen. Las Abstimmung«, ergebnis drückt allerdings nicht einwandfrei die Stimmung unter den Angestellten aus, weil vor der Abstimmung alle dem Zentralverband der Angestellten nicht Angehörigen ge waltsam aus dem Saal entfernt wurden. Seitens der Veranstalter der Versammlung wurde das damit begründet, daß die übrigen Angestelltengewerkschaften, wie z. B. der deutschnationale Handlungsgehilfenverband, arbeitgebersreund- lich seien und deshalb nicht mit ihnen gemeinsam vor- gegangen werden könne. Radeberg. Seit dem 1. Januar setzt sich da» Stadlratskollegium, das bisher 5 bürgerliche und drei sozial demokratische unbesoldete Stadträte zählte, aus 3 bürgerlichen und 6 sozialdemokratischen unbesoldeten Stadträten zusammen. Es icheioel ein verdienstvolles Ratsmttglied, Stadtrat Hugo Muller, dessen Name 30 Jahre lang mit der Stadt verwaltung eng verknüpft war, aus. Gesau. Ein hiesiger Gutsbesitzer hat den Bezirks verband 100 Zentner Brotgetreide mit der Bestimmung überwiesen, daß da» Brot aus diesem Getreide den be dürftigen Einwohnern der Gemeinde zugute kommt. Bautzen. Ein Unfall mit tödlichem Ausgang er eignete sich im nahen Schluckenau bei einer Probe de» dortigen Turnvereins. Bei Stellung einer lebenden Pyramide stürzte der 18 Jahre alte Sohn des Turnlehrer« Opitz ab und erlut eine Gehirnerschütterung, der er bald varauf erlag. Zittau. Ein entsetzliches Ende hat in Engelsorf (Böhmen) der 33 jährige Arbeiter Emil Hirschmann ge funden. Er rannte sich beim Schlachten einer Ziege ein dalchartiges Messer derart in den rechten Oberschenkel, daß er sich dre Schlagader vollständig zerschnitt und infolge der großen Blutverluste bald verschied. Nieder-Berna b. Zittau. Hier kam es zu einem Zusammenstoß zwischen Zollbeamten und Reichswehrsoldaten. Die Zollbeamten machten auf einen Wagen der 8. Kompanie des Freikorps Görrrtz Jagd. Es wurden Spirituosen be- schlagnuhmt, die aus Oesterreich stammten, und den Soldaten die Waffen abgenommen. Da die Soldaten mehr mir nach dem Zollamt Serdenberg gehen wollten, kam es zu lebhaften Auseinandersetzungen, m deren Verlaufe die Zollbeamten von der Waffe Gebrauch machten und einen Soldaten verwundeten. Borna. Die ehemalige hiesige Kaserne ist vom Fabrikbesitzer Göllnitz als Maschinensabrik, Reparaturwerk' > gälte uno Gießerei eingerichtet worden.