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Freitag, den 31. Mai 192S 82. Iahrg Der amerikanische Vorsitzende der Pariser Reparations- lonferenz, OwenPoung, macht jetzt offenbar seinen ganzen Einfluß geltend, um eine Entscheidung der Konferenz herbei- zuführen. Die Stimmung war am Mittwoch sogar so opti mistisch, daß man an leinen einheitlichen Bericht der Delegier ten an die Regierungen glaubte. Allerdings haben sich schon in früheren Stadien der Konferenz wiederholt im letzten Augenblick große Schwierigkeiten ergeben, so daß es unklug wäre, schon jetzt mit einer einstimmigen Lösung zu rechnen. Auch ist noch nicht klar ersichtlich, auf welchem Boden die zweifellos noch vorhandenen großen Gegensätze zwischen den deutschen Zugeständnissen unb den alliierten Forderungen ausgeglichen werden sollen. Immerhin macht sich der Druck der amerikanischen Delegierten sehr stark bemerkbar, die sich besonders dadurch eine gute Position geschaffen haben, daß Amerika auf die Bezahlung der fälligen 400 Millionen Dollar durch Frankreich am 1. September einstweilen verzichtet und die Zahlung auf einen späteren Termin hinausschiebt. Am Mittwoch abend wurde folgende von den Delegationen gemeinsam verabredete Mitteilung ausgegeben: Die Sachverständigen der Gläubigermächte und die deut schen Sachverständigen haben sich schon seit einiger Zeit bereit erklärt, die Annuitätszifser von 2050 Millionen Mark, wie sie vom Vorsitzenden vorgeschlagen ist, anzu- nehmen, obwohl bezüglich einiger Anslegungsfragen noch Meinungsverschiedenheiten bestanden. Diese Meinungsver- schiedenheiten sind jetzt geklärt und eine Auslegung, die sowohl für die Gläubige? wie für Deutschland annehm bar ist, ist gefunden worden, vorbehaltlich allerdings der Einigung über die ungeklärtenBedingungen, deren Entscheidung noch offensteht. Der En-spurl in Paris. Einigung über die Ziffernfrage. 1W8 Millionen durchschnittliche Jahreszahlung Aeber die deutschen Vorbehalte ist noch nicht entschieden. Was Deutschland zahlen soll. Paris, 29. Mai. Nach der heute erfolgten Einigung würde Deutschland folgende Summen zu zahlen haben: Der Dawesplan bleibt weiter in Kraft bis zum 1. September d. I. Don da. ab tritt der Plan Doung in seiner neuen Form an seine Stelle. Dieser Plan sicht für die ersten zehn Jahr« folgendeAn- nuitäten vor: Dom 1. September 1929 bis zum 31. März MO 742,8 Mill., vom l. April 1930 bis 31. März 1931 1707,9 Mill., für das Jahr 1931/32 1685 Mill., für 1932/33 1738,2, für 1933/34 1804,3, für 1934/35 1866,9, für 1935/36 1892,9, für 1936/37 1939,7, für 1937/38 1977, für 1938/39 1995,3 und für das Jahr 1939/40 2042,8 Millionen. In diesen Zahlen ist der Zinsendienst für die Dawesanleihe nicht enthalten. Dom elften Jahre ab wird also die Zweimilliardengrenze er reicht. Die Ziffern steigen dann noch weiter lan^am an und bleiben auf der ungefähren Höhe von 2,2 bis 2,3 Milliarden, so daß sich ohne den Zinsendienst für die Dawesanleihe eine Durchschnittsannuität von 1988,8 Millionen ergibt. Die Uebergangsperiode dient dazu, die Bedürf- vijje, die sich aus der Ueberlettung des «inen Systems in das andere ergeben, zu decken. Ueber diese Uebergangsperiode er folgt eine besondere Abrechnung. Die Beträge, die nicht verbraucht werden sollten, werden Deutschland zurück vergütet. Alles andere wird von den Regierungen be stimmt. Sollte das Inkrafttreten des neuen Poungplanes nicht bereits am 1. September d. I. möglich sein, falls nämlich die Regierungsverhandlungen bis dahin noch nicht soweit ge diehen sind, so wird der neue Plan äs taoto später in Kraft treten müssen. Dadurch wird jedoch nichts an den deutschen Zahlungen geändert. Dre heute getroffene Lösung hat die politische Lage und politische Zweckmäßigkeit sehr stark berücksichtigt. Das wird in dem Gutachten der Sachverständigen unzwei deutig zum Ausdruck kommen. Mit der Annahme der Zahlen ist selbstverständlich, wie das bereits in der heute ausgegebenen Mitteilung angedeutet ist, noch nicht entschieden, ob man zu einem einstimmigen Bericht kommen wird. Für die deutsche Delegation sind neben der Zahlenfrage auch die Mo - dalitäten, unter denen der Plan laufen soll, v o n grüß- terWichtigkeit. Es besteht aber allseitige Hoffnung, daß man in den nächsten Tagen zu einer Einigung auch über die noch schwebenden Fragen gelangen kann. Berlin, 29. Mai. Im Auswärtigen Amt ist man jetzt davon überzeugt, daß es in Paris zu einem Einheits- bericht der Sachverständigen über das Reparationsproblem kommen wird. Man verhehlt sich aber nicht, daß dieser soge nannte Einheitsbericht doch nur nach außen hin diesen Cha- rakter hat. Man rechnet damit, daß am kommenden Freitag der Bericht zustande kommen wird, so daß er vielleicht schon am Sonnabend der Oeffentlichkeit mitgeteilt werden kann. Die großen Probleme der Sachverständigenkonferenz werden aber erst in Madrid eine Nolle spielen. Es werden die ge samten politischen Fragen, die Näumungsfrage, Reparationsfrage und die belgisch« Markforderung in den Be sprechungen zwischen Stresemann und den alliierten Außen ministern zur Erörterung kommen. Man verhehlt sich im Auswärtigen Amt nicht, daß es einen harten Kampf in Madrid geben wird. Begegnung Stresemann-Schacht? Die deutsche Delegation für die Ratstagung wird am Sonntag abend Berlin verlassen und am Montag mittag in Paris eintreffen. Unter der Voraussetzung, daß di« außen politische Lage die Reis« Stresemanns nach Madrid ermöglicht, kann angenommen werden, daß Dr. Stresemann in Paris vom Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht Uber die Situation der Konferenz mündlich unterrichtet wird. Die Weiterreise nach Madrid ist für Montag abend angesetzt. Sin Dementi. Pari«, 29. Mai. In der Presse sind heute Nachrichten verbreitet worden, Reichsbankpräsident Dr. Schachtsei krank und habe sich deshalb nach Versailles zurückgezogen. Wie WTB meldet, sind diese Nachrichten unzutreffend. Schacht sei weder niedergeschlagen noch krank. Er habe sich, weil durch die Kalkulationsarbciten der Gläubigerdelegationen eine ge wisse Pause in den Verhandlungen eingetreten ist, nach Ver- sailles begeben, und zwar auch deshalb, weil die Gegenseite ihn gebeten hat, seine Antwort auf das Memorandum vom 21. Mai zuriickzustellen, bis man sich Uber gewiss« Fragen ge- einigt habe, die noch schweben. Amtliche Anzeigen. Die Kreishauptmannschaft Zwickau hat aus Verkehrs- und sicherheitspolizeilichen GrUnden die fUr den Kraftfahrzeug, verkehr an Sonn- und Feiertagen in der Zeit von früh 8 Uhr bis abends 8 Uhr ängeordnete Sperrung de« Komm.-Weges von Albernau nach Burkhardtsgrün dahingehend erweitert, daß dieser Weg von jetzt ab auch für die übrigen Sonntags- Stunden sowie an Wochentagen für den Durchgangsverkehr mit Kraftfahrzeugen aller Art gesperrt ist. Dies wird mit dem Hinweis bekannt gemacht, daß Zu widerhandlungen nach 8 21 des Gesetzes über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Mai 1909 (RGBl. S. 437) in Ver bindung mit 8 50 der Reichsverordnung über Kraftfahrzeug, verkehr vom 16. März 1928 (RGBl. I S. 91) bestraft werden. Die Amtshauptmannschaft Schwarzenberg, am 29. Mai 1929. Freitag, den 31. Mai 1929, vorm. 149 Uhr sollen in Eechsenfeld mehrere Kannen Emaillelack (verschiedene Farben) öffentlich meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. O 631/29 Sammelort der Dieter: Döhlers Restaurant. Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Schwarzenberg. Freitag, den 31. Mai 1929, vorm. 9 Uhr sollen in Lrünhain 1 Elektromotor (14 ?8), 1 Pseilerspkegel und Bei der Aufstellung der Vorschlagslisten ist darauf Rück sicht zu nehmen, daß di« diesjährigen Elternratswahlen auf zwei Jahre gelten. Außerdem sind für die zu wählenden neun Mitglieder des Elternrates bis zu neun Ersatzleute vorzu schlagen. Di« Dorg«schlagenen haben durch Unterschrift zu er- klären, daß st« mit der Aufstellung der Liste einverstanden sind und eine auf sie fallende Wahl annehmen werden. Die Wahlkartei jeder Schule liegt vom 12. bis 22. Juni während der Unterrichtszeit im Schulleiterzimmer zur Einsicht nahme aus. Aue, am 29. Juni 1929. Die Wahlkommissare für die Elternratswahlen ! »sE! an den Auer Volksschulen. ' i. A.: Wegener. BullenkSrung betr. Anfang Juni d. I. soll die diesjährige Bullenkörung stattfinden. Zu diesem Zwecke werden alle Bullenhalter de» hiesigen Stadtbezirks aufgefordert, umgehend im hiesigen Polizeiamt, Stadthaus II, Zimmer Nr. 6, während der übt lichen Geschäftszeit sämtliche körpflichtigen Bullen anzu melden. Bei der Anmeldung sind Geburtsjahr oder Alter, Farbe, Abzeichen und Schlag, der zu körenden Bullen anzugeben. Schwarzenberg, am 29. Mai 1929. Der Rat der Stadt — Polizeiamt. Das DerhSllnis -es Bauern zum Staal. Kann der Bauer den Staat noch bejahen? Halle, 29. Mai. Auf einer Tagung des Landbundet d«r Provinz Sachsen sprach der Präsident des Reichslandbun des, Minister a. D. Schiele, über das Einheits pro- gramm der deutschen Landwirtschaft. Schiele legte dar, daß sie vier Anträge der Reichs bauern front, die kurz vor Pfingsten durch die Deutschnational« Volkspartei, die Christ, lichnationale Bauernpartei und die Deutsche Bauernpartei im Reichstag «ingebracht wurden, den ersten Schritt auf dem Wege zur Verwirklichung des Gemeinschaftsprogramms der Reichs bauernfront darstellen. Wenn diese Anträge nur von den koalitionsmäßig nicht gebundenen Fraktionen eingebracht wor den sind, so berechtigt dies nicht zu Kritik gegenüber anderen landwirtschaftsfreundlichen Parteien innerhalb der Koalition, die durchaus grundsätzlich auf dem Boden der gestellten agrari schen Anträge stehen. Im Laufe des Monats Juni sollen dis übrigen Teile des Arbeitsprogramms in parlamentarisch« Arbeit genommen wevden, so insbesondere die Forderungen auf dem Gebiete der Milchwirtschaft, des Rüben- und Kar toffelbaues. Wenn ich den Inhalt des Einheitsprogramms, führte Schiele aus, auf eine knappe Formel bringen soll, so heißt sie: Gebt der Landwirtschaft das gleiche Recht wie allen anderen Berufsschichten. Gebt auch uns die Valorisierung der Preise. Auch wir haben «in Recht auf Leben. Auch wir machen unseren Anspruch aus den allgemeinen Lebenshaltungsindex geltend. Die mangelnde Anpassung des agrarischen Preisniveaus an die gesunkene Kaufkraft des Geldes komme am deutlichsten in der soge nannten Preisschere zum Ausdruck. Sie habe sich seit 1927 in immer stärkerem Maß« geöffnet und klaffe zur Zeit um 30 Punkte auseinander. Bei einem Marktumsatz von 9 Mil liarden Mark betrage das Defizit der Landwirtschaft infolge der unzureichenden Preise über 1,5 Milliarden Mark. Man müsse sich diese Zahlen einmal vergegenwärtigen, um zu be greifen, daß dem Uebel mit kleinen Mitteln nicht beizukommen sei. Diejenigen Kreise, die glauben, der Landwirtschaft immer nur die Selbsthilfe empfehlen zu sollen, verwies Minister Schiele auf die Präambel oes Programms der Neichsbauern- front, in der es heißt, daß «ine nachdrückliche Verstärkung des landwirtschaftlichen Zollschutzes im ganzen die entschei dende Voraussetzung für den Erfolg jeder Selbsthilfe sei. Schiele gab dann noch einmal einen Ueberblick Uber den In halt der bereits bekannten Anträge und wies darauf hin, daß es sich bei der Erörterung dieser Anträge im Parlament nicht nur um ein parlamentarisches Abstimmen über irgend welche wirtschaftliche Interessen der Landwirtschaft handeln werde. Er handele sich um weit mehr, um das Verhält nis desBauern zum Staat. Der von Natur staats- bejahende Dauer sei durch seine nicht endenwollende Not am heutigen Staatswesen irre geworden. Die nächst« Zeit werde zeigen, wie stark Dauer und Staat aufein ander angewiesen sind. Es gebe kein anderes Mittel, di« vor handen« Kluft ziwschen Bauer und Staat zu überbrücken, als die Beachtung und Wiederherstellung der Lebensmöglichkeiten der Landwirtschaft. Regierung und Parteien, schloß Minister Schiele, ruf« ich in zwölfter Stunde zu: Fort mit den politi- schen parlamentarischen Hemmungen. Es geht um die Frage, die an die Wurzeln des Staatslebens rühren. Es geht um die organische Gesundung unseres Staates durch Wiederauf bau einer lebensstorken Landwirtschaft. Berlin, 20. Mai. Die Berufung des im Bergmann-Prözeß zu 9 Monaten Gefängnis verurteilten Staatsanmaltschaftsrats Dr. Walter Jacoby I wurde auf dessen Kosten verworfen, da er der Beihilfe am fortgesetzten.Betrug Bergmanns schuldig ist. 1 Schneidermaschine öffentlich meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Q 4441/28 Sammelort der Bieter: Gasthof zum Löwen. Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Schwarzenberg. Ellernrakswahlen für -le Auer Volksschulen. Die diesjährigen Elternratswahlen finden für sämtliche Auer Volksschulen Sonntag, den 23. Juni 1929, in der Zeit von 10—15 Uhr statt. Die Wahlräume sind: in der Pestalozzischule (an der Schwarzenberger Str.) das Lehrerzimmer (Nr. 8), in der Dürerschule (am Ernst-Gcßner-Platz) das Lehrer- zimmer (Nr. 11), in der Lcssingschule (an der Gabelsberger Straße) das Schulleiterzimmer (Nr. 12). Die Erziehungsberechtigten können nur an der Schule wählen, wohin sie Kinder schicken. Die Wahlvorschläge sind bis zum 8. Juni 1929 mittags 12 Uhr im Amtszimmer des Schulleiters der betr. Schule ein zureichen. Die Vorschlagslisten müssen deutlich erkennen lassen, von welcher Vereinigung sie aufgestellt worden sind, und sie sind von mindestens 20 Wahlberechtigten der betr. Schule zu unterzeichnen. Nr. 124 NlkilWirWIWiÄ « enthaltend die amttich«« «ekannlmachnngrn der Amkshauvlmannschaft und der Staatsbehörden In Schwarzenberg, der Staats- u. städtischen Behörden in Schneeberg, . Lößnitz, Neustädtel, Grünhain, sowie der Finanzämter in Aue und Schwarzenberg. Ss werden außerdem veröffentlicht: DI« Bekanntmachungen der Stadlrät« zu Aue und Schwarzenberg und der Amtsgerichte zu Au« und Sohanngrorgenstadt. v«r .«»„»dlrgllch« «al»lr«»nd- Eelnl IlgNch ml, «Immadm« dir lag« nach Laan- »ad l4«stlagm. Dir Vr«l» für dl» 24 mm tritt» Lolontt. -vnzttgmzttl« Im ^ml»tlalid»,irt Ist so cgamMmanzrlgrn »ad Sl,Img«luch« B«d0rlllg«r I»), mmwSrl, IS. für dl« »0 mm drrll« P»M- N«diom,ztti« so, au-würl, >00, lor dl« lx> mm dr«Il« a«N. Svlonilzttl« «I. au-wliri- SS Rttch«>l<nal» V»sts<d«U-Sa«t», VUpzlg Ur. 1222«. -am«l»d«-»tr»-S»nt», r»«> Srzgid. 41». S. Verlag L. M. Gärtner, Aue, Srzgeb. S«mldr»«,r: «la« »1 and »L «»al« («ml «u«> 440, Sch»««»«, «U Schwar»«>t«»g rsa«. vrahlanschrlst! Dostdfreund «»»»rigedlrg«. 4l»I«lg«»-stlmiahm« für dl« am Nachmittag «rschilnrnd» Namm«» dl» vormittag, v Uhr in dm kaupig-ichSst«. st,Um. Sin« Srwdhr für dl« «ulnahm, dir Antigen am vorgischrl«dm«n Lag« lowi, an b«stimml«r Sl«ll« wird nlchl g«g«dm» auch »ich! liir dl« Richttgttti d«r durch F«mli>r«ch<r a»tg«g»dmm Nnzttam. — Für Nachgab« un- virlrngl «Ingttandirr Schriftstück» üdrrmmmi di« Schrlst- Ittlung d«in« Diranlwvriimg. — Unlndmchungm dm S«- lchüst,dttrl«bm d«gründm tttn, vnlprüch«. Btt Zahlung^ v»rzug und Kontur, gillm Nadal!, al, nlchl «rttnd-rl. ya»pts«fch»ft»ft«a«« l»! vu«, Ahnlh, Schn„b«rg <mt Schwarz«nb»rg.