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3 — Thicrhaut in eine Auflösung von Gerbsäure eingelegt, entzieht dieser nach und nach alle Gerbsäure, wobei sie selbst sich in Leder ver wandelt. Lcimlösungen, durch anhaltendes Kochen von Häuten mit Wasser erhalten, werden durch Gcrbstofflösungcu gestillt. Gerbsäuren. Scbr viele Pflanzen und die verschiedensten Organe derselben, wie Galläpfel, die Rinde von Eichen, Kastanien, Ulmen, Weiden, die Blätter mancher Bäume, die Hullen mancher fleischigen Fruchte, Su- mach, Katechu und andere, enthalten cigenthumliche adstringirende Stoffe, die sowohl durch ihre Zusammensetzung wie auch durch ihre Eigenschaften von einander abweichen. Diese Stoffe haben die Natur schwacher Säuren, und werden mit dem allgemeinen Namen „Gerb stoff oder Gerbsäure" bezeichnet. Die allen diesen verschiedenen Gerbstoffarten zukommenden Eigen schaften sind: sie orydiren sich sehr schnell an der Luft, besonders be Gegenwart von Alkalien oder alkalischen Erden, und verwandeln sich dabei in bald mehr oder weniger dnnkel gefärbte Körper; sie fällen die Eisenozydsalze, damit, je nach ihrem Ursprünge, blaue, schwarze, grüne oder graue Niederschläge bildend; sie verbinden sich mit der thierischen Haut zu einer der Fäulniß nicht unterworfenen Substanz. Neben diesen allen Gerbstoffarten gemeinschaftlich zukommcuden Eigenschaften giebt es noch andere, durch die sie in zwei Klassen zer fallen, die sielt vor allem dadurch von einander unterscheiden, dass nur die eine die Eigenschaft besitzt, die thicrischc Haut in technisch brauchbares, der Fäulniß widerstehendes Leder zu verwandeln, die andere dies aber nicht thut. Die letztere Art, pathologische Gerbsäure oder Tannin ge nannt, ist mit Sicherheit nur in pathologischen, d. h. krankhaft erzeug ten Gebilden der Gattungen (Zuoi-enn (Eichen) und Kbus (Sumach) nachgewiesen worden, nämlich in den in Folge des Stiches der Weib chen der Gallwespe sich bildenden Galläpfel an den jungen Zweigen Nlld Blattstielen von (^UVI'OM mloetoi-ia, ()nei-cu8 eerem, (Liierens austei-ma, (Zaoiou» Ilex, ferner in den unter dem Namen der Knoppern bekannten, aus dem Saft der jungen Eicheln, ebenfalls durch Veran lassung einer Wespe sich bildenden Auswüchse, endlich in den chinesi schen und japanischen Galläpfeln, welche durch Blattläuse auf zwei Sumachartcn, Klum javanica und Klum 8umialatit hcrvorgerufen wer den. Daß diese Gerbsäure in andern Rhusarten, in der Eichenrinde, im chinesischen Thee sich finde, ist eine irrthümliche Wahrnehmung. Die pathologische Gerbsäure ist dadurch charaktensirt, daß sie sich bei Einwirkung verdünnter Säuren, sowie durch Gährung spaltet und als Spaltungsprodukt Gallussäure liefert, außerdem bildet sich bei der Spaltung, durch Wasseraufnahmc, ein zuckcrähnlichcr Körper, wahr. Ichcinlich Fruchtzucker, welcher jedoch bei der Spaltung weiter zersetzt als Alkohol und Kohlensäure, bei höherer Temperatur auch wohl als Milchsäure, Buttersäurt auftritt. Ferner ist die patbologische Gerb säure die einzige unter den Gerbsäuren, welche bei der trocknen Destil lation Pnrogallussäure liefert; sie fällt den Leim vollständig aus seinen l*