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zwei Stunden verrichtet. In den ersten Tagen laufen die Seile trocken; hinterher werden sie mit einer erwärmten Mischung von Stockholmer Teer, Graphit und Talg von Zeit zu Zeit eingeschmiert. Selbstredend sind auch die Seile sorgfältig vor dem Benetzen der selben durch Wasser zu schützen. Bei dem nunmehr bereits seit Jahren eingeführten Seilbetrieb hat sich herausgestellt, dass die Kosten desselben pro Tonne Draht etwa 15 bis höchstens 20 Pfennige betragen und erheblich niedriger siud, als die des Riemenbetriebes. Obgleich mir ein Eisenwalzwerk bekannt ist, welches auch zwei Drahtstrassen betreibt und circa 40 Prozent der Produktion dieser letztem an Stahldraht liefert, ohne einer Nachheizung oder besonderer Stochkessel zu bedürfen, so sind letztere doch allgemein erforderlich; für blosse Stahldrahtstrassen ohne Puddlingswerk natürlich immer. Um die Kosten für Nachheizung möglichst herabzudrücken, würde man schon dahin geführt werden, für die Stahldrahtstrassen Betriebs maschinen mit dem geringsten Dampfverbrauche in Anwendung zu bringen, also Compound-Maschinen. Sie sind aber auch noch insofern den Einzelmaschinen vorzuziehen, als sie nur eines leichten Schwung rades von geringem Durchmesser bedürfen und dabei einen sehr regel mässigen ruhigen Gang haben, welcher sich auch auf die Seile über trägt, so dass dieselben wenig oder einen kaum nennenswerten Schlag haben, während sie bei Einzelmaschinen oft recht unruhig laufen, in eine andere Rille über- oder gar ganz abspringen. Letzteres geht nun freilich fast immer ohne Betriebsstörung vor sich, da man von vornherein soviel Seile anwendet, dass in jeder Ueber- setzung recht gut selbst deren zwei fehlen können, ohne die übrigen zu sehr zu belasten, so dass man für das Aufziehen abgefallener Seile eine gelegene Zeit ab warten, auch ein etwas stark gelängtes Seil ab- nehmen kann. Das erste Schnell walz werk, mit Compoundmaschine und Seiltrans mission wurde von Gebr. Klein auf dem Hüttenwerke der Aktien gesellschaft Phönix in Ruhrort im Jahre 1881 in Betrieb gesetzt. Nach der Vorwalze laufen neun, nach der Fertigwalze sieben Seile aus Manilahanf von 50 mm Stärke. Die Dampfeylinder haben 600 und 900 mm Durchmesser; der Kolbenhub der Maschine beträgt 1000 mm, ihre Tourenzahl 85 — 90. Der Dampfdruck in den, für den Betrieb des Walzwerks besonders vorhandenen, Kesseln ist 5 Atmosphären Ueber- druck. Für die heute verlangten schwereren Drahtringe und die vermehrte Zahl der Walzgerüste hat man nun zwar den Kolbenhub von 1000 und auch obige Tourenzahl beibehalten, doch gibt man den Dampfeylindern Durchmesser von 700 und 1050 mm. Eine Maschine dieser Art zeigt Fig. 2 auf Taf. VII in 1100 und Fig. I, Taf. VIII, in 1/30 natürlicher Grösse. Beide Cylinder haben doppelte Kolbensteuerung, welche am kleinen Cylinder durch einen Porterschen Regulator beeinflusst wird, am grossen dagegen nur von Hand verstellbar ist. Die von der Kolbenstange des grossen Cylinders aus betriebene doppeltwirkende Luftpumpe hat 400 mm Durchmesser. Der Kesseldruck ist zu 5 Atmosphären anzunehmen.