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Bei einem grössern Gehalte an Phosphor und Silicium im Roh eisen wird man übrigens auch ohne Verschulden der Puddler Kalt brucheisen erzeugen. Die Luppen werden, wenn sie vom Hammer kommen, sofort in sogenannte Knüppel von 50 — 65 mm im Quadrat ausgewalzt, unter Fallhämmern oder sonstigen Apparaten zerbrochen und nach dem Bruchansehen in drei Haufen sortiert, als reines Fein korn, gemischtes mit Sehne und teilweise oder ganz Kaltbruch. Ob man das eine oder andere erzielt, hängt wesentlich vom zu verarbeitenden Roheisen und von der Geschicklichkeit der Puddler ab; da aber zum Gelingen des Frischprozesses auch ein guter Ofen gang absolut notwendig ist, so soll hier auf die Konstruktion der Pud delöfen näher eingegangen werden und zwar um so mehr, als ich ge funden habe, dass bei dem Bau dieser Oefen, welcher von Unwissen den häufig als grober Buchstaben bezeichnet worden ist, vielfach ge sündigt wird. Ich darf dies dreist aussprechen, da ich die Fabrikation des Pud- delstahls, also des Feinkorneisens in höherem Grade, in fast allen In dustrieländern eingeführt, aber einzig und allein in Low Moor (York shire) Puddelöfen gefunden habe, welche ich direkt gebrauchen konnte, während die Oefen in allen andern Werken für meine Zwecke zu kalt gingen und umgebaut werden mussten. Die Fig. 2, Taf. II, zeigt den Grundriss eines Puddelofens, wie er für Puddelstahl und Drahteisen gebaut werden sollte. Es ist hier ein Planrost angenommen; Oefen mit andern Rosten sollen später angeführt werden. In der Vorderwand (Arbeitsseite) des Ofens ist die Thüröffnung a, Fig. 2, zum Ausziehen der Luppen, 420—450 mm hoch und breit. Sie ist in Fig. I, als im Längendurchschnitt nicht sichtbar, punktiert angegeben; in Fig. 4 steht die Thür vor derselben. Fig. 6 und 1, Taf. III, zeigen die Thür in grössern Massstabe. In die untere Oeffnung e derselben wird ein gusseiserner Einsatz ein geschoben und mit zwei Schrauben an der Thür befestigt; der Einsatz ist auch in Fig. 4, Taf. II, ersichtlich und hier mit b bezeichnet. Der viereckige, auch wohl oben etwas abgerundete, Ausschnitt des Einsatzes bildet die Arbeitsöffnung, durch welche die Puddelgeräte, Haken und Spitzen, in den Ofen eingeführt werden. Die Thür selbst bewegt sich zwischen zwei Rippen des Thürrah mens a, Fig. I, Taf IV, und wird nur bei dem Ausbringen der Lup pen, Einsetzen des Roheisens und dem Abkühlen und Ebnen des Bo dens gezogen. Die Arbeitsöffnung wird, wenn man im Ofen nicht arbeitet, mit einem vor dieselbe gesetzten Winkel aus dickem Eisenbleche geschlos sen, in welchem sich ein Schauloch befindet, um in den Ofen sehen zu können. Natürlich strömt durch die Arbeitsöffnung während der Arbeit kalte Luft in den Ofen, welche die vom Roste in den Ofenraum ge langenden heissen Gase nach der Hinterwand drängt und auch am Ab ziehen aus dem Ofen hindert. Um dem entgegenzuwirken, legt man das Gewölbe des Ofens an der Hinterwand, der Thürmitte gegenüber, ca. 80 mm tiefer, als an