Das Glühen des Drahtes geschah bis zum Winner bei Holz, für gröbern Draht im offenen Feuer, für dünnere Sorten in Kesseln von Blech mit Steinkohlen. In Altena ist 1797 ein Magazin eingerichtet, an welches der Ose- mund abgeliefert, probiert und demnächst au die sogenannten Draht- reidemeister abgegeben wurde. Die zur Untersuchung der Güte des Materials augestellten Personen hiessen Klinker. Zu jener Zeit wurde auch schon Stahldraht in Altena fabriziert und zwar war dies ein ausschliessliches Recht. 1800 produzierte Lüdenscheid ca. 64 t, Altena ca. 542 t Eisen- und 154 t Stahldraht; Iserlohn an Kratzendraht 94 t! Diese gesamte Erzeugung würde heute einer Walzstrasse für Eisendraht etwa einen Monat und daneben einer für Stahldraht 3 bis 4 Tage Beschäftigung bieten. Weun ich weiter oben nach älteru Schriftstellern angegeben habe, dass die ersten Drahtwalzwerke drei Gerüste gehabt haben, so schrieb mir dagegen der Kommerzienrat Heinr. Thome zu Werdohl, dass im Jahre 1827 zu Uetterlingsen bei Werdohl ein Walzwerk errichtet worden sei, welches den etwas früher in Elverlingsen und Eschweiler entstandenen genau nachgebildet worden wäre, nur zwei Gerüste gehabt und 250 Umgänge bei einem Kraftverbrauche von effektiv 25 Pferdekräften an einem mittelschlächtigen Wasserrade von 5 m Durchmesser unter einem Gefälle von 2,2 m netto gemacht habe. Die Produktion dieses Walzwerks ist pro Schicht etwa 1380 kg oder pro Jahr ca. 700 t gewesen, die gewöhnliche Dicke des Drahtes 7,5 mm und das Gewicht der Schienen 6 — 7 kg. Das Material war Osemund oder auch abgeschweisstes Puddel- eisen, beides von etwa 2,5 — 3 cm käntig, welches in kleinen Oefen und nur zu guter Weisshitze anzuwärmen war. Dieses so vorgefundene Walzwerk ist von Herrn Thome in der Mitte der fünfziger Jahre durch Steigerung der Geschwindigkeit auf 300 Touren und Hinzufügung eines dritten Walzgerüstes nebst Anlage eines grössern Schweissofens dermassen verbessert worden, dass Lup penstäbe von 4 cm im Quadrat in Schienen von 7 — 10 kg auf Draht von 6,5 mm gewalzt und in der Schicht ca. 2000 kg ausgebracht wer den konnten, unter welchen Umständen dann das Werk noch bis An fang der sechziger Jahre mitlaufen konnte, zu welcher Zeit es zur Drahtzieherei umgebaut wurde. Neben jenem alten Walzwerke wurde aber 1852 und 53 zu Uetter lingsen von Herrn Thome ein Puddlingswerk für Draht eingerichtet, bei welchem zuerst eine von der Fertigwalzstrasse getrennte Vorwalze angelegt wurde. Die Fertigwalzstrasse hatte vier Gerüste mit 21 cm starken Wal zen, welche in der Minute 400 — 500 Umgänge machten; die Vorwal zen hatten 23,5 cm starke Walzen mit 200—250 Umgängen. Die Betriebsdampfmaschine für diese Walzenstrassen hatte bei einem Konzessionsdrucke der Dampfkessel von 41/3 Atmosphären 42 cm Cylinderdurchmesser bei 78 cm Hub und machte 80 —100 Umdrehun gen in der Minute. Die Produktion dieses Walzwerks war ca. 3000 kg pro Schicht.