Erstes Kapitel. Geschichtliche und statistische Angaben. Draht ist nach Karmarsch das Produkt einer Operation, bei welcher Metalle durch Oeffnungen von bestimmter Form gewaltsam durchgezogen werden, so dass sie im Querschnitte die Grösse und Ge stalt dieser Oeffnungen annehmen, während ihre Länge auf Kosten der übrigen Dimensionen sich vergrössert. Diese Definition ist durchaus zutreffend, da sie sowohl für Walz draht, wie auch für alle Sorten gezogenen Draht, passt; auch ist eine bessere bislang nicht aufgetaucht. Die Ursprünge der Drahtfabrikation, welche wir im Harze und namentlich in der Mark (Westfalen) zu suchen haben, scheinen in das Mittelalter zu reichen; die ersten sichern Nachrichten darüber bekom men wir aus Eversmann »Die Eisen- und Stahlerzeugung auf Was serwerken zwischen Lippe und Lenne”, Dortmund 1804. Nach ihm bestanden damals im Altenaischen Kreise und in der Umgegend 79 Hämmer mit 88 Osemundfeuern. Die märkische Osemundschmiederei, welche das Material für den Draht lieferte und irrtümlicherweise von der schwedischen Osmund- schmiederei abgeleitet worden ist, war, wie Eversmann nachgewie sen bat, von dieser ganz verschieden. Das märkische Osemundeisen wurde ursprünglich unter Handhäm mern gemacht und wurden die Bälge dazu getreten. Die ganze Tages produktion eines solchen Feuers scheint ca. 20 kg gewesen zu sein; man nannte das ein Becken. Wann die ersten Wasserhämmer angelegt worden sind, ist nicht zu ermitteln gewesen; indessen haben solche schon 1444 im Siegen- sehen bestanden und 1525 hat der Herzog von Cleve verordnet, dass keine neue Schlachten (Wehre) auf den süderländischen Flüssen ange legt werden, vielmehr alle neuen Schlachte, welche seit Menschen gedenken in diese Wässer gelegt worden, weggeschafft, die alten Schlachte aber, so über Mensch en gedenken daselbstgewesen, zwar Fehl and , Eisen- und Stahldraht. 1