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509 — Hamburg. In einer am 18. Juki stattgefundenen Sitzung der Bürgerschaft legte der Senat eine dringliche Vorlage auf, betreffend die Bewilligung von 500,000 Madk Courant. Der Senat betonte, daß Hamburg in Opferfreudigkeit in dem Kampfe um Deutschland« Un abhängigkeit keinem andern Mitglied de« Buntes nach stehen dürfe. Die Bürgerschaft bewilligte statt der 500,000 Mark da« Doppelte: 1 Million Mark, und schloß mit einem donnernden Hoch auf den König Wilhelm. — Ein Hamburger Patriot, Siegfried Schiff, stellte sich an die Spitze der dort eröffneten National-Sub skription mit der Summe von 5000 Thlrn. Bremen. Der Dampfschifffahrtsverkehr zur See ist seit 17. Juli auch hier vollständig eingestellt worden. Baiern. Die Stimmung in unsenn Lande wird trefflich geschildert in einem Artikel der „Augsb. Allg. Ztg."'vom Lech, in welchem eS heißt: Jetzt muß sich erweisen, wie Viele von uns über dem kläglichen Treiben der Parteien noch die Fähigkeit bewahrt haben, unter allen Umständen das Nothwendige zu thun. Nothwendig aber ist nur Eins: der Glaube und das Bewußtsein, daß wir nicht vor einer Episode unserer nationalen Entwickelung stehen; ob wir überhaupt eine Nation sind, waren und sein werden, das ist die Frage. Es wird eine Schlacht sein im Stil von Zülpich nnd Soifsons; vielleicht heißt sie bei unser» Söhnen die Schlacht am Rhein. Nicht um einen leeren Thronsessel wird sie geschlagen, sondern um die Frage, ob wir endlich einmal Frieden haben sollen aus dem ererbten Boden unserer Väter. Es handelt sich nicht um den Zollverein und nicht um die Schutz- und Trutzbündniffe; unsere Freiheit, unser Leben steht aus dem Spiele. — Die bairische Kammer der Abgeordneten be willigte 18,200,000 Gulden. — Die bairischen StaatS- bahnen befördern keine Güter mehr. Wien. 3m Ministerrathe am 18. Juli entschied sich der Kaiser, trotzdem einige Stimmen dagegen waren, für Einhaltung der strengsten Neutralität. Luxemburg. Der Kanzler de« Norddeutschen Bundes hat am. 17. Juli die Anzeige an die Luxem burgische Regierung gelangen lassen, daß der Norddeutsche Bund die Neutralität Luxemburgs so lange respectiren werde, als man französischer Seit« dieselbe achten wird. Kruükteich. Der Gesetzgebende Körper beschloß die Erhöhung der Ausgabe von Schatzbons auf daö Maximum von 500 Millionen FrcS. — Den Schutz der in Frankreich weilenden preußischen und sächsischen Unterthanen hat der amerikanische Gesandte übernommen. Der Kaiser Napoleon soll zum Heere abgereist sein. England. In der Londoner „Times" wird da« Thun und Treiben Frankreichs in sehr scharfer Weise gegeißelt. Sie nennt diesen Krieg da« größte nationale Verbrechen seit den Tagen des ersten Kaiserreichs, den unzweideutigen Act eines einzigen Mannes, der gleich sam wie im Zweikampf den Gegner bei der Gurgel faßt und ruft; „Deine Ehre oder Dein Leben!" Der Diplomatie habe Frankreich keine Zeit gegönnt, seinen Arm aufzuhaltcn und es von der ausgesuchte» Beute zu entfernen. Frankreich gelüste eS nach dem linken Rheinufer, aber Preußen habe oft versichert, wenn wieder zu einem Feldzuge gegen Frankreich genöthigt, nicht eher da« Schwert niederlegen zu wollen, als bis die ehemalige deutsche Provinz Lothringen und der Elsaß dem Vaterlande wieder zurückgegeben sein würden. Rußland. Die St. Petersburger Zeitung bemerkt zu der Nachricht, daß Frankreich den Krieg erklärt hat, u. A. Folgendes: „Seit man überhaupt die Berechtigung hat, von civilisirten Nationen zu reden, ist wohl kein Krieg nm einen so lächerlich unbedeutenden Grund bei den Haaren herbeigezogen, als derjenige, der Europa in diesem Augeblick zu erschüttern droht." — Au- Warschau kommt die Nachricht, daß die im dortigen Lager campirenden Truppen auf das Doppelte verstärkt und »arichbereit gemacht werden. Einige Divisionen sollen sich bereit halten, sofort nach der galizischen Grenze aufbrechen zu können; ein anderer Theil ist be stimmt, falls die Umstände es erheischen sollten, west wärts zu rücken. Das Offiziercorps ist vom besten Geiste für Preußen beseelt. Kirchliche Nachrichten. Altenberg. Künftigen Sonntag öffentliche Communio» »Nd Beichte s8 Uhr) durch Herrn Diaconus Klcinpanl. Vormittags p.edigt über Röm. 6, 3—6 Herr Pastoi Friedrich. Nachmittags über Matth. 5, 1—12 Herr Diaconus Kl ei »P aul. Dippoldiswalde. Am 6. Sonntage nach Trinitatis predigt Herr Superintendent Opitsz. Vorher Cvmmnnion Derselbe. Nachmittags Bibel stunde. Allgemeiner Anzeiger. Bekanntmachung an fämmtliche OrtSgerichte und Gemeindevertretungen des Amtsbezirkes Dippoldiswalde, die Gerichtsferien betreffend. In Bezug auf die mit dem 21. jetzigen Monats beginnenden und i mit; dem 3l. Angnst.d. I. - endigenden GerichtSferien werden die Ortsgerichten und Gemeindevertretungen auf die in dipser.,Hinsicht tztz 3 und 4 der Verordnung vom 10. März 1859 getroffenen'Bestimmungen (Ges.- und Verordn.-Blt. vom Jahre >1859 Seite 46 flg.)i mit der Berattlassuug hingewiesen, sich nicht, nur selbst'während »der. Herten aller Aubvipgsn in dergleichen Sachen, welche nach dercungezogenen § 4 als dringliche nichtazu betrachten, möglichst zu, enthalten, sondern auch darauf, daß solches von den Einwohnern ihrer bezüglichen Ortschaften geschehe, thunlichst hinzuwirksv. Dippoldiswalde, am 15 Juli 1870 ^önigl Gcrrcbtsamt daselbst. Mliuimer.