Volltext Seite (XML)
70 der Verzahnung muß seinen Ausdruck in der Veränderung der Schwingungs dauer finden. Auch bei den ruhenden Gängen ist eine Wirkung des Räderwerkes auf die Schwingungen vorhanden, sie ist aber bedeutend schwächer, da hier kleine Schwingungswinkel und daher schwere Pendel zulässig sind. Der Einfluß der Schwerkraft, welche die Schwingungen des Pendels hervorbringt, überwiegt dem der Kraft gegenüber, welche die Steigradspitzen haben, so daß die Pendelschwingungen vom Räderwerke weniger beirrt wer den. Dennoch ist eine gewisse Einwirkung unverkennbar und bedeutende Theoretiker, wie der englische Astronom Airy und namhafte Praktiker wie Dent, Kessels u. a. haben in dieser Richtung den ruhenden Ankergang zum Gegenstand ihrer Forschungen gemacht. Ehe wir weitere Betrachtungen anstellen, wollen wir die Wirkungsweise des ruhenden Ankerganges betrachten. Während der Schwingung des Pendels durchstreicht es 1. den Ruhewinkel, 2. den Hebungswinkel, 3. den Ueberschwungswinkel. Während Ruhewinkel und Ueberschwungwinkel durchstrichen wird, hat das Pendel den Anker zu führen und eine Arbeit zu leisten, welche wächst mit der Reibung auf der Ruhefläche und dem Wege, welchen diese Fläche auf der Steigradzahnspitze macht. Während der Hebung erhält das Pendel die verlorene Energie zurück. Die Reibung auf der Ruhefläche und Hebfläche wächst mit dem Druck der Steigradzahnspitze auf den Anker. Sie ist also für dasselbe Uhrwerk — sei es nun mit längerem oder kürzerem Anker versehen — stets die selbe, dagegen ist der Weg der Ruhefläche auf der Steigradszahnspitze um so kleiner, je kürzer der Ankcrarm ist. Fragt man sich aber, ob der kürzere oder längere Anker die geringere Betriebskraft, also leichteres Gewicht erfordert, so findet sich auf Grund der Erfahrungen, daß die Anker mit langen Ankerarmen günstiger wirken und nur etwa 2/z Betriebsgewicht als die mit kurzen Armen benötigen. Dies Ver hältnis wird indes bei kleinen Schwingungswinkeln, wie sie Uhren mit langer Gangdauer haben, weit unterschritten. Trotz vorstehender Ausführungen ist die Frage, ob kurze, ob lange Ankerarme vorteilhafter sind, nicht geklärt. Es werden Regulatoren für Sternwarten der allgemeiner verbreiteten Kesse Ischen Ansicht entsprechend meist mit kurzen Ankern hergestellt, es gibt aber auch bedeutende lebende Meister, welche lange Anker verwenden und niit ebenso gutem Erfolg. Im allgemeinen werden Uhren mit langer Gangdauer mit langem, solche mit besonders genauem Gange mit kurzem Anker ausgeführt. L. Strasser gibt an, daß im günstigsten Falle (bei langen Anker armen) an den Hebflächen 24^ Prozent Reibungsoerlust vorhanden ist, die Reibung an der Ruhefläche ist außer Betracht gelassen. Der Reibungs koeffizient ist — 0,14 angenommen, was uns als etwas groß erscheint. Es ist bekannt, daß die Hemmungen und insbesondere der ruhende Ankergang Gegenstand zahlreicher Versuche und wissenschaftlicher Abhand lungen geworden sind und erwähnen wir der Vollständigkeit wegen noch die