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Denison strebte auch diese zu beschränken, und es gelang ihm in seiner Schwerkraftshemmung (Fig. 55—58, Tas. 4). Hier wirkt der Gang auf die Paletten und hebt sie, ohne daß ein Zusammenhang mit dem Pendel besteht. Der Ruheradzahn (Flügel) legt sich auf den Ruhecylinder des Hebels. Das Pendel stößt im Verlaufe seiner Schwingung an den Hebel, nimmt ihn mit, wobei es an den Ruhecylinder unter der Flügelspitze wegsührt, worauf der Hebel mit dem Pendel herab sinkt, ihm den seiner Schwere entsprechenden Antrieb erteilend. Nur die schwache Reibungsarbeit der Auslösung und der Zapfenreibungswiderstand des Hebels kommt hier noch zum Ausdruck. Die Hebung selbst erfolgt, wie be merkt, ohne Zusammenhang mit dem Pendel, hat also keinen Einfluß mehr auf den Gang der Uhr. Der Druck an den Ruheteilen, die Bewegung an der Stelle, wo die Hebung erfolgt sind so gering, daß ein Oelen dieser Gangteile nicht nötig ist, also der Einfluß der Veränderlichkeit der Konsistenz des Oeles entfällt. Der Antrieb des Pendels erfolgt auf demselben Wege mit stets gleicher Kraft, weshalb dieser und ihm ähnliche Gänge als Hemmung mit kon stanter Kraft bezeichnet werden. Die Aufgabe, dem Pendel stets den gleichen Antrieb zu erteilen, ist von vielen Uhrmachern gelöst worden. Stets ging man davon aus, die mit Reibung verbundene Hebung des entweder durch seine Schwere oder mittels Federkraft wirkenden Antriebteiles ohne Verbindung mit dem Pendel erfolgen zu lassen. Hierher gehören die Lösungen von Th. Reid*) mit Hebeln, die a) am Zapfen, d) an Federn, Mudge**), Winnerts Kugelgang, Rüffert***) u. s. w. — In neuerer Zeit hat man auch versucht, den Grahamankergang zur Hemmung mit konstanter Kraft umzubilden. Dies geschah z. B. von Gebrüder Meisters) in Berlin und anderen. Die Wirkung der Hemmungen mit konstanter Kraft ist bei den Uhren des Hausgebrauches und bei astronomischen Regulatoren nicht so günstig als bei Turmuhren. Der Grund dürfte darin liegen, daß die zartere Aus führung der Teile, welche hier unerläßlich ist, Federungen gestattet und Weiterbewegungen vorkommen, die die freiere Beweglichkeit der Teile er möglicht. Ist z. B. die Kraftwirkung der Gangradzahnspitzen zeitweilig größer, so erfolgt die Hebung leicht stoßweise, die Hebel machen einen größeren Weg als bei ruhigem Antrieb, das Gangrad fällt nicht oder un vollständig auf Ruhe, so daß es sich um einen oder mehrere Zähne weiter dreht, ehe einer derselben auffällt. Zur Sicherung einer ruhigen Hebungswirkung ordnete Denison einen Windfang ans der Gangradwelle an, welcher eine zu schnelle Drehung des *) Allg. Journal für Uhrmacherkunst, 1885, Seite 124, 132. Näin. Usokott Olooks, auck liVatebss auä LsUs, 1883, Seite 109, wo noch eine größere Zahl von Schwerkraftgängen für Turmuhren sich finden. Deutsche Uhrmacherzeitung, 1891, Seite 114. Die große Aehnlichkeit des Rüffertschen Ganges mit dem von Mudge ist auffallend und nur ein neuer Be weis, wie tüchtige Fachmänner, in derselben Richtung arbeitend, im wesentlichen zu denselben Lösungen kommen müssen. -f) Deutsche Uhrmacherzeitnng, Berlin 1891, Seite 107.