Wertes Kapitel. Hie Hemmungen. Die Aufgabe jener Gruppe von Teilen, welche man als „Hemmung oder Gang" der Uhr bezeichnet, ist, das Pendel in seiner schwingenden Be wegung zu erhalten und ihm die, während letzterer verlorene Energie zurück zugeben. Mit Hilfe der Hemmung regelt das Pendel den Ablauf des Uhrwerkes. Für jede Regulatorschwingung bewegt sich das Hemmungsrad und meist auch das Uhrwerk weiter. Während der gesamten Bewegung des Pendels war bei den ältesten so genannten rückführenden Gängen die Hemmung beständig in Thätigkeit. Ist das Hemmungsrad eben an die Palette angefallcn, so wird es zu nächst so lange zurückgedrängt, bis der Regulator seine äußerste Lage erreicht hat, worauf während des Rückschwunges desselben die Steigradzahnspitze so lange auf Antrieb wirkt, als sie an der Palette sich hinbewegt. Mit Zu nahme des Pendelschwingungswinkels wächst auch die Bewegung der Hemmungs teile, die Reibung u. s. w. Hierzu tritt, daß das Pendel große, 10° und darüber betragende Schwingungen machen muß. Es kann daher — will man nicht unmäßig schwere Zuggewichte verwenden — nur leicht sein. Bei der geringen Masse des Pendels ist die Schwingung nicht nur von der Schwerkraft, welche die Schwingungen zunächst hervorbringt, sondern auch sehr stark durch die in der Hemmung auftretenden veränderlichen Kraft wirkungen beeinflußt. Nur als die Pendelmasse größer, dasselbe also schwerer gemacht werden konnte, trat der Einfluß der Kraftwirkung in der Hemmung zurück. Dies gelang als ruhende Gänge erfunden waren, welche ge statten, dem Pendel einen kleinen, 1^/r —betragenden Schwingungs- winkel zu geben. Die Engländer empfehlen 2^2" als am günstigsten. Der von Georg Graham etwa 1720 erfundene ruhende Anker gang bedeutete einen eminenten Fortschritt auf dem Gebiete der Hemmungen. In den genau gehenden Pendeluhren wird der ruhende Anker fast ausschließ lich verwendet, für große Uhren ist noch der von Mannhardt erfundene, 1823 zuerst an einer Uhr in Warngau angewendete Stiftengang von Wich tigkeit. Die Wirkungsweise des ruhenden Ankers ist nun folgende: 1. Der Regulator führt den Anker über den Ruhe- und Ueberschwungs- winkel und löst dabei das Räderwerk aus. Das Steigrad bleibt hierbei unbeweglich, die zur Ankerachse konzentrische Fläche gleitet an der Steigrad zahnspitze hin. Je nach dem Drucke der Zahnspitze, dem Zustande der Gleitfläche, der Größe der Gleitung ist die vom Regulator zur Ueber- windung des hier entstehenden Widerstandes aufzuwendende Energie eine veränderliche. 2. Der Regulator erhält den Antrieb, indem die Steigradzahnspitze an der Hebfläche hingleitet. Auch hier hat die Länge und der Zustand der