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Während dieser kleinen Ankerbewegung muß die Wirkung auf das Uhrwerk erfolgen. Die Mängel dieser Anordnung sind: 1. die Abreißfeder oder der schwere Anker fordern zu ihrer Bewegung allein mehr Strom als sonst zum Betriebe erforderlich wäre, 2. die geringe Bewegung des Ankers macht die Uhr gegen Erschütte rungen empfindlich und fordert eine genaue Ausführung, 3. die Bewegung des Ankers erfolgt nicht gleichförmig, sondern be schleunigt ; denn die Anziehungskraft des Magneten ist umgekehrt proportional dem Quadrate der Entfernung. Diesem Uebelstande hat Houdin in sinnreicher Weise abzuhelfen ge sucht, indem er mit dem Anker einen gebogenen Hebel verband, welcher einen zweiten Hebel derart berührte und trieb, daß das Drehmoment des letzteren stets nahezu das Gleiche blieb. 4. Der Eisenkern behält Magnetismus (remanenter M.), der mit der Zeit anwächst, so daß der Anker manchmal am Elektromagneten haften bleibt, wodurch ein Nachgehen der einzelnen Uhr erfolgt. Mit Hilfe des Wechselstromes hat man diesen Mangel beseitigt. Hier durch ist aber die Notwendigkeit entstanden, den Kontakt mit einem Strom wender zu versehen, was eine Erweiterung darstellt, die nicht bedeutend, doch immerhin eine solche ist. Um nicht nur die anziehende, sondern auch die abstoßende Kraft des Elektromagneten zu verwenden, hat Steinheil bereits 1839 vorgeschlagen, den Anker nicht von weichem Eisen, sondern von Stahl zu machen. Ein leicht beweglicher Anker mußte auch wenig Gewicht haben. Da ein kleiner Körper aber nur wenig Magnetismus aufzunehmen vermag, blieb nur übrig einen permanenten Stahlmagneten einwirken zu lassen und so den Anker durch Influenz zu einem kräftigen Magneten zu machen. Die Vorteile dieser Gattung sind: 1. der Betrieb ist mit weit schwächerem Strome als bei erstgenannten Uhren möglich, 2. der Einfluß der atmosphärischen Elektrizität soll auf 0 reduziert werden, 3. kann man dem Anker eine relativ große Bewegung erteilen. (In der Anordnung von Hipp beträgt die Drehung 60", bei Grau sogar 90".) Allerdings haben viele hierher gehörige Konstruktionen recht geringe Ankerwege. Bei ihnen tritt eine neue Fehlerquelle auf, welche Wichtigkeit für den genauen Gang der Werke hat, namentlich wenn eine größere Zahl in Betrieb ist. Beim Oeffnen des Stromes entstehen Jnduktionsströme. Der Oeffnungs-Jnduktionsstrom hat dieselbe Richtung, wie der Primärstrom; er kann also keine Ankerbewegung Hervorrufen, da hierzu die entgegengesetzte Stromrichtung nötig ist. Der Jnduktionsstrom erster Ordnung dagegen hat diese entgegengesetzte Richtung und steigt oft zu einer Intensität an, daß er sofort nach Bewegung des Ankers durch den primären Strom, ersteren wieder zurücktreibt, so daß die Zeiger zweimal nacheinander sich bewegen. — Der folgende primäre Strom findet dann seine Arbeit schon verrichtet; er bewegt den Zeiger nicht mehr, und das Werk zeigt wieder richtig. Da die Verhältnisse, wie beim vorigen Strome dieselben blieben, so wird auch der In-