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327 Außerdem waren eine Anzahl beweglicher Figuren vorhanden. Des Kaisers Majestät und die sieben Kurfürsten traten mittags 12 Uhr aus einer Thür, gingen vorm Heilande vorüber, verbeugten sich vor ihm und erhielten seinen Segen, was eine Handbewegung andeutete; dann gingen sie durch eine zweite Thür fort, welche sich hinter ihnen schloß- Aehnliche Uhrwerke besaßen andere deutsche und österreichische Städte. Das Uhrwerk in Lyon wurde 1598 von Nikolaus Lippius aus Basel angefertigt und 1660 vom Lyoner Uhrmacher Guillaume Nourrison umfassend ergänzt. Es zeigt den Lauf der Gestirne, ihre periodische Bewegung, einen immerwährenden Kalender, Jahr, Monat, Tag; ferner auf besonderem Zifferblatte Stunden und Minuten, . einen Kirchenkalender, der die Festtage und die Vorrichtungen jeden ^ages mit den Kirchengebräuchen anzeigt. Ein Astrolabium stellt die Himmelsfläche vor. Daran sieht man die Gestirne in ihren gegenseitigen Stellungen, die Mondphasen, die Planeten, ihre Konjunktionen und Oppositionen. Jeder Tag wird durch eine Figur bezeichnet, welche in emer Nische erscheint: Sonntags das Bild der Auferstehung, Montags der Tod, Dienstags St. Stephan, der erste Schutzheilige der Kirche, Mittwochs Johannes der Täufer, der zweite Schutzheilige, Donnerstags das heilige Abendmahl, Freitags das Leiden Christi, Sonnabends das Bild der Jungfrau Mana. Je um Mitternacht erfolgt der Wechsel der Bilder in der Nische. Die beweglichen Figuren dürfen auch in welschen Landen nicht fehlen. Ein Hahn verkündet die Stunde durch krähen und Flügelfchlag, was er zweimal wiederholt. Darauf erscheint ein Engel, öffnet eine Thür, begrüßt die Jungfrau Maria, der heilige Geist steigt in Taubengestalt auf sie herab, und Golt Vater segnet sie. ' Löwen mit beweglichen Zungen und Augen bewegen sich und darauf ertönt eine Melodie, hervorgcbracht durch ein Glockenspiel. Das ganze Werk, welches in einem Gehäuse in Gestalt eines Turmes cingeschlossen ist, wird von vier Statuen getragen. Das Uhrwerk in Versailles. Im Jahre 1702 erhielt Versailles ein künstliches Uhrwerk, welches zur Verherrlichung Ludwigs XlV. dient. Astronomische Darstellungen en hält cs nicht. Die wahren Sterne wandelten ja auf dem Parkett des Spiegel saales im Schlosse! — — . Zwei Hähne krähten nach jedem Stundenschlage dreimal und schlugen dabei mit den Flügeln. Dann öffnet sich eine Thür, aus welcher zwei menschliche Gestalten hervortreten, jede mit einer Glocke in Form eines Schildes in der Hand. Auf diese Glocken schlagen zwei Liebesgötter ab- wechselnd mit Kenlen die Viertelstunden. Ans einem besonders prächtig ver zierten Felde erscheint Ludwig XlV. in Wolken schwebend und zieht sich