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Das zweite Bild von oben ist ein alegorischer Koloß, darstellend die vier Monarchen nach Daniels Weissagung in Gestalt eines Kriegers mit Zepter und Krone. Das unterste Bild zeigt den Astronomen Niko laus Kopernikus, dem fälschlich die Konstruktion der zweiten Uhr zu- geschrieben wurde. — An den Nebenseiten sind auch noch Gemälde, so dem Chor gegenüber die drei Parzen, den Lebensfaden spinnend und abschneidend Die Wendeltreppe rechts gestattet die einzelnen Teile der Uhr ge nauer zu betrachten und führt auf einen Altan, von wo man zur eisernen Treppe gelangt, die zum gotischen Zifferblatte führt, das außen am Münster, dem Schloß gegenüber angebracht ist und mit gotischem Zierrat und einer steinernen Galerie versehen ist. — Zwei ebenfalls in gotischem Stile ausgeführte Weiser zeigen einer die Stunden mit Unterabtei lungen von fünf zu fünf Minuten, der andere die Wochentage und die entsprechenden Planeten. Da der Münster nicht genau nach den Weltgegenden orientiert ist, konnte nahe der Uhr im Innern an der Mauer eine Mittagslinie gezogen werden, welche, wenn Sonnenstrahlen durch den über der Eingangs- thür angebrachten Gnomon fallen, eine Kontrolle des Ganges der Uhr erlaubt. Bei der Mittagslinie sind in der Nische zwei Tafeln aufgestellt, auf denen in goldenen Buchstaben der Name des Erbauers, Joh. B. Schwilgue und die in weltlichen und kirchlichen Angelegenheiten an der Spitze von Straßburg und dessen Bistum 1838 bis 1842 gestandenen Personen verzeichnet sind. Das Räderwerk besteht aus Hauptwerk und Normaluhr. Die letztere hat acht Tage Gangdauer, Sekundenpendel mit Kompensation und Steinpaletten. Es löst das Hauptwerk aus. Das Hauptwerk ist entsprechend wie bei der restaurierten Prager Uhr ein Laufwerk. Das Gewicht ist ver hältnismäßig gering, man muß aber bedenken, daß die Uhr in geschütztem Raume steht und nur das gotische Zifferblatt mit zwei Zeigern sich außerhalb des Münsters befindet. Zur Automatenbewegung dienen fünf Räderwerke, die voneinander ab hängen. — Wenn die Stunde schlagen soll, löst das Normalwerk das Haupt werk aus, welches, dann das dritte in Bewegung kommen läßt; sind die Viertel geschlagen, so tritt wieder das zweite in Thätigkeit (durch das dritte ver anlaßt), damit die Automaten ein- und austreten, und wenn dies geschehen, bewirkt das vierte den Stundenschlag. Endlich löst jeden Mittag das Stunden werk das fünfte Werk für die Apostel und den Hahn aus. Das ganze Uhrwerk hat etwa 20 m Höhe. Seine Berechnung soll einen Zeitraum von 25804 Jahre umfassen. Leider war es uns trotz aller Mühe nicht möglich, Einblick in das eigentliche Räderwerk zu erhalten. Wer besonders Interesse daran nimmt, könnte sie vielleicht ans der Bauhütte des Münsters erhalten, in der die Berechnung der Uhr in einem Exemplare aufbewahrt wird. Tas Uhrwerk in der Marienkirche zu Mbcck wurde 1405 gebaut, 1562 bedeutend erweitert, und zeigt die Tag- und Nachtstunden, den Lauf der Planeten, die Finsternisse und den immerwährenden Kalender.