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Darüber befindet sich eine lateinische Inschrift, welche zu deutsch lautet: „Was ist wohl gleich der Morgenröte, schön wie der Mond und glänzend wie die Sonne?" Zu beiden Seiten der Inschrift find wieder Gemälde, eines, welche die christliche Kirche in eines Weibes Gestalt vorführt. Darüber steht „Uedema 6kristi sxulan^; das andere zeigt den Antichrist unter dem Bilde eines siebenköpfigen Drachens und trägt die Ueberschrift ^Zorpons sntignu8 Xnti- okrwtrm". Fast in gleicher Höhe lesen wir die Jahreszahlen dll)606XXXVIIl und ND660XUII, welche Beginn und Vollendung des Baues der neuen Uhr angeben. Zu beiden Seiten des über letzteren Gemälden befindlichen Vorsprunges sind rechts ein Greifgeier, links ein Tier, halb Bär, halb Löwe in Stein gemeißelt. Noch weiter oben sehen wir einen gotisch verzierten, horizontal geteilten Raum; im unteren die vier Lebensalter und den Tod, im oberen Christus und die 12 Apostel. Von den vier Statuen, welche die vier Lebensalter darstellen, tritt je eine mit zwei Schritten vor, ein Kind schlägt mit dem Tyrsus das erste Viertel, ein Jüngling in Jägertracht mit dem Pfeile die halbe Stunde, ein Mann als geharnischter Krieger mit dem Schwerte die drei Viertel, endlich ein gebeugter Greis mit der Krücke die vier Viertel, worauf der Tod, der in der Mitte steht, feierlich mit einem Knochen die Stunde schlägt; die vier Statuen ruhen in der Nacht, der Tod kennt keine Rast. — — In der Mitte des oberen noch reicher geschmückten Raumes thront das Bild des Heilandes. Er hält in der Linken das Siegesbanner und er hebt die Rechte zum Segnen. Täglich mittags, während der letzte Glocken schlag ertönt, ziehen die 12 Apostel vor Christus vorüber, wenden sich gegen den sie segnenden Erlöser, neigen das Haupt und ziehen auf der entgegen gesetzten Seite ab. Sie tragen das Werkzeug des von ihnen erlittenen Martertodes oder ein anderes Sinnbild. Wenn die Apostel verschwunden sind, gibt Christus auch den versammelten Zuschauern seinen Segen. Auf dem Gewichtstürmchen links sitzt der Hahn, der so groß wie der frühere ist. Während die Apostel vorüberziehen, kräht er dreimal, vor her aber schwingt er die Flügel, bewegt Kopf und Schweif und bläht den Hals auf. Das Gebäude der Uhr krönt eine Kuppel, in deren Mitte sich die Statue des Propheten Jesais erhebt. Um ihn stehen die vier Evan gelisten mit ihren symbolischen Tieren. Etwas höher vier Seraphim, die auf verschiedenen Instrumenten Gottes Lob verkünden. Ganz oben aber befindet sich der Herold der Steinmetzenzunft des Münsters mit dem Wappen des Frauenhauses in der Hand. Links von der Uhr sehen wir ein Türmchen, in dem sich die Trieb gewichte des Werkes bewegen, rechts die Wendeltreppe. Das Türm chen ist mit von der alten Uhr herrührenden Gemälden geziert. Das oberste zeigt Urania, die Muse der Mathematik und Astro nomie; sie trägt himmelblaues Kleid und ist mit Sternen gekrönt. In einer Hand hält sie einen Globus.