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324 * 1. Die mittlere Zeit in wahre Sonnenzeit umzuwandcln; 2. die mittlere Länge des Mondes in die wahre zu ändern; 3. die Länge der Knoten des Mondes zu erhalten, um die Breite des Gestirnes zu finden. Diese Reduktionen bewirken Teile, welche sich einesteils auf die Sonnen-, andernteils auf die Mondbewegung beziehen, letztere zeigt die meisten Un regelmäßigkeiten; denn sie ist abhängig von der Stellung, welche Sonne und Erde gegen den Mond annehmen. Nähert sich der Mond der Sonne, so beschleunigt diese die Bewegung, umgekehrt tritt Verzögerung ein. Die wesentlichsten Störungen bewirken 1. die Anomalie, 2. die Evektion, 3. die Variation, 4. die jährliche Equation, 5. die Reduktion, 6. die Mondknoten Equation. Hinter dem Zifferblatte der scheinbaren Zeit ist noch die wichtige Gleich ung für die Rektaszension des Mondes. Die Anomalie dient dazu, die wahre Länge zu erhalten, die nun in die wahre Rektaszension des Mondes umgewandelt wird. — Die Ausführung des Mechanismus gestattet bis in ferne Zeiten die scheinbaren Sonnen- und Mondbewegungen anzugeben. Unmittelbar über dem Kalender erscheint auf einem Vorsprunge die dem Wochentage entsprechende heidnische Gottheit. Sonntags Apollo auf strahlen dem, von Sonnenpferden gezogenen Wagen, Montags Diana in von einem Hirsch gezogenen Gefährte u. s. w. Wohl um die heidnische Symbolik aus zubalancieren, stellen die daneben angebrachten Malereien von Tobias Stimmer die Erschaffung der Welt, Auferstehung der Toten, das Welt gericht und die Scheidung der Guten und Bösen dar. Endlich finden wir die Tugend und die Sündhaftigkeit durch zwei Frauenbilder vertreten, neben denen darauf bezügliche biblische Sprüche stehen. Ueber dem Sinnbilde der Wochentage ist das Zifferblatt für die Angabe der mittleren Zeit. Die Zeiger treibt das Normalwerk un mittelbar, während die Sternzeit und Sonnenzeitaugaben durch das von letzterem ausgelöste Laufwerk erfolgen. Durch die Mitte des letztgenannten Zifferblattes geht die Löwen galerie, so benannt von zwei Löwen, die an ihren Enden stehen. Einer hält das Wappen von Straßburg, der andere einen Helm. Neben dem Zifferblatte sind zwei Genien angebracht. Der links schlägt niit einem Zepter auf einem Glöckchen die Viertel vor, welche dann je von einem der vier Lebensalter oberhalb der Mondphasendarstellung wiederholt werden; der Genius rechts dreht nach jeder Stunde schnell ein mit rotem Sande gefülltes Stundenglas um, kurz bevor der Tod die Stunde schlägt. Oberhalb der Löwengalerie sehen wir ein nach Kopernikus ausge führtes Planetarium. Ueber einem blauen Zifferblatte, das durch 12 radiale Linien in Felder geteilt ist, welche die Zeichen des Tierkreises tragen, bewegen sich an Zeigern sieben vergoldete kleine Kugeln von Durchmessern, welche der scheinbaren Größe der Planeten entsprechen, um die feststehende Sonne. Wir sehen Merkur, Venus, Erde mit Mond (ihre Umlaufszeit ist 365 Tage 5" 48^ 45"), Mars, Jupiter, Saturn. In den Ecken des Planetariums sind die vier Lebensalter des Menschen abgebildet. Noch einmal sind die Mondphasen in großem Maßstabe über dem Planetarium zu sehen. Den Mond stellt eine große, halb dunkle, halb lichte Kugel in bereits geschilderter Weise dar.