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322 Zu beiden Seiten des Zifferblattes befanden sich zwei Genien. Wenn die Stunde schlagen sollte, bewegte der rechts das Zepter nnd der links drehte die Sanduhr um. In der zweiten Abteilung befanden sich die Räderwerke. Sie ent hielt ein großes nach dem System des Ptolomäus erbautes Astro labium. Sechs Planetenzeiger bewegten sich über den 24 Eintei lungen des astronomischen Tages. Ein noch größerer (Sonnen) Zeiger vollzog in einem Tag einen Umlauf um die in der Mitte angebrachte kleine Weltkugel. Letztere enthielt die 12 Tierkreiszeichen. — Oben am Astro labium sah man die Mondphasen. Im dritten Stockwerke standen auf einem horizontalen Rade Statuen — die vier Lebensalter. — Sie sollten je ein Viertel auf Zimbeln schlagen, das Kind, der Jüngling, der Mann, der Greis, letzterer die vier Viertel. — Weiter oben befand sich die Stundenglocke zwischen dem Tode und Christus. Bei jeder Stunde trat Christus vor, das Skelett wich zurück, doch kaum war dies geschehen, so wandte sich der Heiland schnell ab, worauf der Tod zurückkehrte und die Stunden auf der Glocke schlug. Links von der Uhr befand sich das Türmchen für die Gewichte und den Mechanismus, welcher das Krähen des Hahnes bewirkte. Der Hahn und sein Mechanismus wurden mit bei der neuen Uhr verwendet. Nachdem er 1789 verstummt und die Drei-Königs-Uhr ihre Thätigkeit abgeschlossen, erhob er am 2. Oktober 1842 im neuen dritten Uhrwerke wieder seine Stimme. Die gegenwärtige und dritte Uhr wurde über Ratsbeschluß vom 7. September 1836 am 24. Juni 1838 von Johann Baptist Schwilgue, Uhrmacher in Straßburg, begonnen und am 2. Oktober 1842 in Gang gesetzt. — Sie stellt eine zeitgemäße Erweiterung der zweiten Uhr dar und ist vollständig in das Gehäuse derselben eingebaut. Unten am Boden befindet sich die aus Kupferblech hergestellte, von vier schönen metallenen Säulen getragene Himmels kugel. Sie gibt auf einem Zifferblatte die Sternzeit an, da sie in einem Sterntag einen Um gang vollendet. Auf dem für die geographische Breite von Straßburg ein gerichteten Globus befinden sich alle Sterne der ersten sechs Größen — beiläufig 5000 — in 110 Konstellationen auf himmelblauem Grunde grup piert. — Die Kreise Aequator, Ekliptik, der Kolorus der Sonnenwenden, sowie der der Nachtgleichen bewegen sich mit der Kugel — fest stehen da gegen die Kreise des Meridians und des Horizontes, so daß man denAuf- und Niedergang, sowie den Durchzug der Gestirne durch den Straßburger Mittagskreis beobachten kann. Außerdem vollbringt die Himmelskugel eine zweite Bewegung, die Präzission, wodurch das Vorrücken der Nachtgleichen stattfindet. Die Aequinoktialpunkte gehen längs der Ekliptik zurück und beschreiben jährlich 0° 50'2", so daß nach ungefähr 25804 Jahren der Frühlingspunkt wieder dieselbe Stelle erreicht. Hierdurch rücken die Sternbilder nach Westen vor, was seit Hipparch (150 vor Chr.) bis heute 30° beträgt. Hinter der Himmelskugel befindet sich der Kalender. Auf metallenem Kreisringe von 3 m Durchmesser stehen die Angaben des ewigen Kalen- ders. Monat, Datum, Sonntagsbuchstabe, Namen der Heiligen, beweg liche Feste. Täglich springt er um einen Tag weiter. Die Statuen von Apollo und Diana der alten Uhr zeigen auch hier, ersterer auf das Datum,