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bewegte. Auch ein Glockenspiel mit Zimbeln war angebracht. Das Gehäuse war von Holz. Der Erbauer der Uhr ist unbekannt. Sie war im Münster der jetzigen gegenüber aufgestellt. Die zweite Uhr ward 1547 nach dem Plane von Michael Heerns und Nikolaus Brucknerus in Verbindung mit dem ausgezeichneten Mathematiker Christian Herlinus, Professor an der Straßburger Hoch schule, begonnen und mit der Ausführung mehrere Künstler und geschickte Arbeiter beauftragt; doch mußte das Ganze bis 1570 unterbrochen wer den, da die beiden ersten starben. Der Plan des Astrolabiums war bereits fertig, und die Steinmetze hatten das Gehäuse für die neuere Uhr bis zum Helme fertig. 1570 übernahm Konrad Dasypodius die Fortführung der Arbeit, wobei er einen neuen erweiterten Plan zu Grunde legte. Den Brüdern Isaak und Tobias Habrecht wurden die mechanischen Werke, dem Straßburger Tobias Stimmer die Maler- und Bildhauerarbeiten über geben. — Dasypodius mit Arbeiten allzu überhäuft, berief noch den Breslauer Astronomen David Wolkenstein zur Mithilfe, wodurch das Werk so vorschritt, daß es am 24. Juni 1574 in Gang gesetzt werden konnte. — 1669 wurde die erste, 1732 die zweite Reparatur nötig; von 1789 ab aber stand das Werk still. Am Fuße des Werkes drehte sich eine auf vier Säulen ruhende, 50 leg schwere, aus Gips hergestellte Himmelskugel in einem Tag einmal herum und stellte die schon zu Zeiten des Ptolomäus bekannten Sterne dar, die in 48 Konstellationen geteilt waren. — Zwei Kreise drehten sich um die Himmelskugel, einer für die Sonne, einer für den Mond, ersterer in 24, letzterer in nahezu 25 Stunden. Hinter dem Globus befand sich eine große runde hölzerne Scheibe, auf der ein Kalender für 100 Jahre gemalt war, der Monate, Tage, Sonntagsbuchstaben, Namen der Heiligen und einige beweg liche Kirchenfeste trug. — Zu beiden Seiten derselben standen zwei Statuen: Apollo und Diana; ersterer wies mit seinem Zepter auf das Datum, letztere auf den um *2 Jahr entfernten Tag. Dieser Kalender hatte 366 Tage, war also nur in Schaltjahren richtig und mußte in ge wöhnlichen Jahren am 1. März, wo er erst den 29. Februar anzeigte, nm eine Teilung von Hand weiter geschoben werden. — Wie bei der Prager Uhr, war der mittlere Teil der Scheibe unbeweglich und stellte hier Gegen den längs des Rheines und den topographischen Plan Straßburgs dar; auch trug er die Namen der Gelehrten und des Malers, die beim Baue dieses Teiles der Uhr thätig gewesen. — Rechts und links vom Kalender zeigten zwei große Tafeln die Sonnen- und Mondfinsternisse für den Zeitraum von 1574 bis 1605. Diese Tafeln wurden dann durch an dere ersetzt, welche den ersten ähnlich, aber in origineller Weise die Finster nisse abgebildet enthielten. Gerade über dem Kalender kamen auf einem halbrunden Vorsprunge die heidnischen Vorbilder der einzelnen Wochentage zum Vorschein; Sonntags Apollo, Montags Diana u. s. w. Ueber dem Vorsprunge befand sich eine Galerie, und über ihr ein Zifferblatt, das die Viertelstunden und Minuten anzeigte, wäh rend man die Stunden ans dem Astrolabium ersah. Dietzschold, Turmuhren. 2l