320 das vierte Männchen — der Hirt — hielt eine Trompete in der Hand und blies stündlich eines von fünf Hirtenliedern. In der obersten (vierten Abteilung) sah man das Bildnis der Kaiserin Maria Theresia; über derselben erschien die Zu- und Abnahme des Mon des, jedoch viel größer als im zweiten Stockwerke. Die zur Zierde angebrachten Malereien stellten die freien Künste dar. Ueber das Räderwerk dieser Uhr, welche 1810 bis 1811 nochmals eine Renovierung und Veränderung in dem Figurenbeiwerk über sich ergehen lassen mußte, verlautet nichts. Viele Teile sind abhanden gekommen. Ein eigener Verein hat sich nun unter dem Protektorate der Stadt gemeinde gebildet, welcher bis längstens 1896 eine Ausschreibung ergehen lassen wird, uni zunächst ein zur Ausführung geeignetes Modell des neuen Werkes zu erhalten. Für das beste Projekt sollen 300 fl., für das zweite 200 fl. als Preise ausgeschrieben werden. Die Bedingungen sind: Der alte trationelle Inhalt der Uhr, welcher aus dem vorhandenen Reste und aus Abbildungen und Beschreibungen zu ersehen ist, muß beibehalten werden; der astronomische Teil muß insbe sondere die Grundlagen der Zeitmessung (Achsendrehung der Erde, Sonnen bahn in der Eklyptik, Mondesphasen re.) in leicht faßlicher Weise versinn lichen und einen auf 100 Jahre vorausberechneten Kalender enthalten; der dekorative Teil muß dem Baustile, der altertümlichen Ausschmückung des Rathauses entsprechend gewählt sein und in einzelnen Darstellungen mit be weglichen Figuren, Bilder aus der biblischen Geschichte und Symbole des religiösen Lebens zur Anschauung bringen. Da die reichere oder einfachere Gestaltung des Projektes wesentlich davon abhängt, wie weit das festgesetzte höchste Ausmaß der Kosten von 16000 fl. bei der Ausführung zu gehen gestattet, so bleibt es jedem bei der Bewerbung auslretenden Meister überlassen, für die gestellte Aufgabe im astronomischen Teile und geschmackvolle Lösung innerhalb der aufzuwen denden Kostensumme zu finden. Außerdem sind noch plastische Modelle und für das Uhrwerk selbst die Wahl des besten Materials vorgeschrieben. Es ist zu wünschen, daß der Gedanke Verwirklichung finde! Die Uhr des Straßburger Münsters. Sieben Wunderwerke zählte das Altertum, sieben auch das heilige römische Reich deutscher Nation. Eines derselben war die kunstvolle Uhr des Münsters in Straßburg. Wir wollen sie im folgenden betrachten. Das älteste Uhrwerk wurde 1 352 unter Bischof Johann von Lichten berg im Straßburger Münster erbaut und enthielt einen Kalender, daneben eine Planetentafel auf der die Eigenschaften der Planeten zu lesen waren. — Die mittlere Abteilung umfaßte ein Astrolabium mit Sonnen- und Mond bewegung, sowie — jedenfalls mit Hilfe des Sonnenzeigers — Angabe der Stunden. Oben befand sich ein Bildnis der heiligen Jungfrau Maria, vor dem täglich zur Mittagstunde die heiligen drei Könige sich vorbeugien und vor überzogen. Zu gleicher Zeit krähte ein künstlicher Hahn, wobei er die Flügel