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kunstvolles Werk zu schaffen. Er that dies in den Jahren 1420 bis 1422 und empfing dafür 116 Schock Groschen oder 2700 fl. österr. Währung, wie Joseph Wladislav Fischer vermeldet. Das eiserne Werk ist in einem gemauerten Gelaß untergebracht; die Zifferblätter befinden sich in einer 7 Klafter hohen, nach oben spitz zulaufenden Nische an der Nordseite des genannten Gebäudes. Außerdem betrieb das Werk die Zeiger der an den vier Seiten des Turmes angebrachten Zifferblätter, welche die altchristlichen Stunden (von 1 bis 24) angaben. In den alten Quellen wird besonders hervorgehoben, daß ein Mond vorhanden gewesen, welcher wie der Mond am Himmel zu denselben Zeiten ab- und zunahm, daß hölzerne Figuren am Schluffe jeder Stunde allerlei Bewegungen machten, daß endlich ein Glockenspiel von 16 Glocken ange bracht war, das stündlich spielte. Es war auch, wie an der Prager Uhr, ein Sonnenzeit- und ein Mond zeitzeiger, sowie ein Tierkreis vorhanden, wodurch die Stellung der Sonne und des Mondes im Tierkreise angegeben wurde. 1550, also nach 130 Jahren, wirkte indes nur noch die böhmische Stundenangabe und einige Figuren, weshalb der Rat der Stadt Olmütz den Hans Pohl, Uhrmacher in Oels in Schlesien, einen Urenkel des Erbauers, berief, um die Uhr in Stand zu setzen und zu erweitern, wobei ihn der berühmte Gelehrte, gekrönter Poet, öffentlicher Lehrer der Arzneikunde an der Wiener Universität und kaiserlicher Mathematiker Paulus Fabricius Laubensis unterstützte. Fabricius als Mathematiker und Astronom entwarf 1574 das 8tslla-?Iaiwtarium (fälschlich Astrolabium genannt), so wie einen hundertjährigen Kalender vom Jahre 1570 bis 1671. Weiters änderte Pohl die 24 Stundenuhr in eine 12 Stundenuhr um und vermehrte das Ganze durch mehrere mechanische Figuren, sowie besonders durch ein Orgelspiel. Das Aussehen dieser, durch das Zusammenwirken einer Anzahl Meister und Gelehrter entstandenen Uhr wird folgendermaßen beschrieben: Im untersten Stockwerke oder in der ersten Abteilung war eine große, runde, drehbare Scheibe angebracht, auf der die Tage und unbeweg lichen Feste des Jahres mit ihren Buchstaben und Charakterzeichen zu lesen waren; ans den Tag deutete ein seitwärts stehender Engel — wie bei der Prager Uhr. Außerdem erschien ein vollständiger lOOjähriger Kalender von 1746 bis 1849. Für diesen Zeitraum sah man für jedes Jahr den Sonntagsbuchstaben, die Epakten, die goldene Zahl, Sonnenzirkel, Römerzinszahl und Ostersonntag, nach welch letzterem die beweglichen Feste leicht aufzusinden waren. Im zweiten Stockwerke befand sich der Sternenhimmel mit den Fix sternen und astronomischen Punkten und Kreisen, die Pole, Zenit, Nadir, Horizont, Meridian, Aequator, Wendekreise, Ekliptik mit den Koluren, Tier-