Volltext Seite (XML)
314 Wie S. 303 berechnet, braucht das Mondrad 1,03552 Tage zu einem Umgang. Nach Umgängen muß also dieselbe Mondphase wieder eintreten. Indessen verfließen - 1,03552 Tag ---- 29,5123 Tage. Nach dieser Zeit holt der Mondzeiger die Sonne wieder ein. Da hierzu 29,53089 Tage erforderlich sein sollten, so ist der Fehler 29,53089 - 29,5123 — 0,0186 Tag --- 26" 47", d. h. der Verlauf der Mondphasen erfolgt um 26" 27" für einen synodi- schen Mondumlauf zu schnell. Der zur Mondphasendarstellung verwendete Mechanismus gehört in die Klasse der in der Uhrmacherei sehr beliebten „geheimnisvollen Anordnungen"! Scheinbar fehlt der Antrieb, die Uebertragung u. dergl. Um ein weiteres Beispiel derartiger geheimnisvoller Anordnungen zu erwähnen, nennen wir die Pendel, welche keinen äußerlich sichtbaren Antrieb erhalten, auf deren Linse eben das Zifferblatt und Zeiger angebracht sind. In diesen wirken schwere bewegliche Masten, die im Innern verborgen sind, und mit Hilfe der Feder derart in ihrer Lage verändert werden, daß die Pendelschwingungen erhalten bleiben. Auf den Laien verfehlen alle derartigen Konstruktionen nicht einen ge wissen Eindruck zu machen; denn das Rätselhafte wird zu allen Zeiten seine Bewunderer finden, aber vom mechanischen Standpunkte sind solche Anord nungen bei ernsten Zwecken dienenden Werken zu verwerfen. Es mangelt ihnen an leichter Kontrollierung der Wirkungsweise der einzelnen Bestand teile, es können Unregelmäßigkeiten vorkommen und wieder verschwinden, ohne daß etwas bemerkt wird und dann Fehler von einer unerklärlichen Größe vorhanden sein. Angenommen durch Uureinlichkeiten, Oxydation oder dergleichen bewege sich die Mondkugel nicht so frei wie notwendig. Sie bleibt einmal stecken. Bei der nächsten Zeigerdrehung geht die Bewegung infolge von Erschütte rungen durch Wind u. s. w. wieder vor sich, so ist durch das einnialige Hängenbleiben der eben ablaufende synodische Moudmonat auf 29,5123 -s 1,0355 — 30,5478 Tage gebracht, die Mondphasen treffen um l,0355 Tag später ein, was bei Neumond schon bemerkt werden kann, meist aber erst auffällt, wenn genannte Störungen mehr als einmal vorgekommen sind. Durch ein solches, jeden Augenblick zu gewärtigendes Steckenbleiben werden Fehler hervorgebracht, die einen Tag und mehr betragen, während der Mathematiker mit größter Mühe die Abweichnngen auf wenige Sekunden herabzubringen sich bestrebte. Die Getricbelehre nennt alle solchen Konstruktionen, bei denen äußere Kräfte wie Schwere, Federkraft u. s. w. die zusammenwirkenden Teile in ihrer Lage gegeneinander erhalten, „kraftschlüssig" im Gegensatz zu „ketten schlüssig", wo die Formung der Teile derart ist, daß sie die beabsichtigte Wirkung hervorbriugen müssen. So ist der Sperrkegel durch die Feder kraftschlüssig in die Sperrzahn lücke gedrängt; manchmal bleibt er aber doch hängen. Anders bei den