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— 312 — Im Zeichen des Widders stehend, schneidet sie den Aequator und durch eilt den Stier und die Zwillinge, um zum Wendekreis des Krebses zu ge langen; hierbei ändert sich Deklination und Mittagshöhe in starkem Maße. Die Malerei der Uhrplatte ist ebenfalls von Bedeutung. Der größere obere Teil ist licht und stellt den Tag dar, der dunkle die Nacht. Wenn die Sonne aus dem dunklen in den lichten Teil tritt, ist Sonnenaufgang, dann wandert sie am Firmamente und geht endlich im Augenblicke des Sonnenunterganges wieder in die dunkle Fläche; die Grenzlinie trägt an der linken, Sonnenaufgangsseite die Bezeichnung Oscasns (Aufgang) und Ortn8 (Niedergang). Da beim Verweilen der Sonne in dem dunklen Raume dieselbe für Prag unsichtbar ist, so stellt die Linie Oscssn» und Ortu» den Horizont von Prag dar. Tritt der Mond in den lichten Teil, so ist eben Mondaufgang, tritt er in den dunklen, so ist Monduntergang. Im Momente des Sonnenunterganges ist der altkirchliche oder alt böhmische Tag vorüber und die Uhr schlägt die 24. Stunde. Aber auch die Morgen und Abenddämmerung findet bei dieser Uhr eine Darstellung. Bevor die Sonne auf- oder nachdem sie untergegangen ist, herrscht Halblicht, und ist dies angedeutet durch einen Streifen, dessen Begrenzung einerseits die Linien Ortns und Osanns*), anderseits Aurora (Morgenröte), arspusenlam (Abendröte) bilden. Wenn das Sonnenbild sich in ihnen bewegt, ist Dämmerung. Im höchsten Stande der Sonne tritt es für Prag gar nicht in die die Nacht bezeichnende Fläche, d. h. am 21. Juni hat Prag überhaupt keine Nacht, sondern Dämmerung. Da bei der Renovierung der Tierkreis etwas kleiner, die Exzentrizität auch nicht richtig gewählt wurde, so stimmen die Angaben nicht genau, und der Durchmesser der Sonnenbewegnng ist im Winter etwas kleiner. Das Sonnenbild überschreitet die Linie des Ortus erst eine Stunde nach Sonnen aufgang. Bei der Renovierung wurde die Angabe des Kalenders vom 27. Februar 1866 erfüllt, sie ändert sich aber im Laufe des Jahres bis um mehr als und um soviel steht dann auch das Sonnenbild unter der Kurve. Um das feste Zifferblatt ist beweglich der Stundenring für die alt kirchlichen oder böhmischen Stunden. Da am 21. Juni der Sonnenuntergang abends 8 Uhr 5 Minuten erfolgt, so bewegt sich die 24. Stunde zwischen diesen beiden Zeitpunkten und die 24 des Zifferblattes muß am Beginn des Sommers bei Xlll^5'", bei Beginn des Winters bei III^ 5'" des mittleren Zifferblattes stehen. Die Verschiebung des Zifferringes für die böhmischen Stunden besorgte früher das Uhrwerk täglich; jetzt erfolgt sie erst, nachdem die Differenz gegen die letzte Einstellung auf 8 Minuten angewachsen ist. Ueber den Zifferblättern bewegen sich der Weiser für mittlere Sonnen zeit, der Tierkreis und Mond; letzterer auch mit Darstellung der Phasen. Die Achse der Sonnen und Mondbewegung geht durch das Zifferblattmittel. *) In der Zeichnung Fig. 140» nicht aufgenommen, um dasBild nicht zu überladen.