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auf einem schwachen Bretterboden stand, so daß es der Schlag, mit dem die Auslösung geschah, immer stark erschütterte. Diesen Mängeln war durch keine Reparatur im gewöhnlichen Sinne abzuhelfen; einsichtsvolle Aufsicht konnte sie erträglicher machen, aber im Laufe der Zeit mußten Stockungen und endlich der Stillstand des Werkes eintreten. Das geschah denn auch! Ein Teil nach deni andern versagte den Dienst. Das eben in der Prager Uhr Geschilderte, findet sich ziemlich häufig in Uhrwerken, welche mit ungenügenden Hilfsmitteln ausgeführt werden oder aber wo eine unangebrachte Sparsamkeit die Mittel für die Herstellung beschränkt. Gestell, Befestigung und Lagerung lassen zu wünschen übrig und hieraus ergeben sich dann die Ursachen von mit der Zeit immer be deutender werdenden Mängeln. Für die Wiederherstellung der Prager Rathausuhr wurden nun folgende Gesichtspunkte aufgestellt: 1. waren, wie bereits bemerkt, die Teile des alten Werkes möglichst beizubehalten; 2. die Anlage zu trennen in Regulator und Lanfwcrk, welchem letzteren die Bewegung des Zeigerwerkes und Auslösung des Schlagwerkes, Apostel bewegungslaufwerk u. s. w. zufiel; 3. der Regulator vor Temperatureinfluß u. s. w. unabhängig zu machen und ihm eine solche Regelmäßigkeit des Ganges zu geben, wie sic ein monumentales Werk, welches ja die Prager Uhr darstellt, haben soll und nach dem heutigen Stande des Turmuhrenbaues auch haben kann. Dieses Programm wurde von den Firmen Danek, Maschinenfabrik in Prag, und L. Hainz, Turmuhrenfabrikantcn ebendaselbst, durch die von ihnen vorgenommene Renovierung des Werkes in mustergültiger Weise erfüllt. Als Regulator dient ein kräftiges Werk, Fig. 140l>, Taf. 1l, mit Denisongang und Hilfsaufzug. Dasselbe löst nach je einer Minute sowohl das Laufwerk des Hauptwerkes als die beiden Nebenuhren aus, welche an der Ecke des Turmes sich befinden; letztere haben transparente Zifferblätter und werden nachts beleuchtet. Das Auf- und Emdrehen des Gashahns wird vom Sonncnzeitrade aus besorgt, welches in 24 Stunden einen Um gang macht. Der Regulator ist täglich auszuziehen, sein Zuggewicht beträgt 45 kg. Die Uhr steht in einer Nische, die mit Holz verkleidet und durch eine Glas wand abgeschlossen ist. Es ist, um die Schwingungen des Pendels möglichst gleichmäßig zu machen, außer dem mit konstanter Krait wirkendem Dcnisongange noch Hilfsaufzug angeordnet, dessen Triebrad 120 Zähne hat und nach je Um gang aufgezogen wird; hierbei dreht es die bewegliche Hülse auf der Welle weiter, welche das Ende der Spiralfeder führt und zieht diese auf, so daß das Steigrad einen gleichmäßigen Antrieb erhält. Während des Aufzuges erfolgt mittels Drahtleitung die Auslösung des Hauptlaufwerkes. Ein großer Windfang verhütet die zu schnelle Wirkung.